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Kumme mit breitem, leicht eingekniffenem Boden und unregelmäßigem Rand. Grau bis bräunlich hell, schattiert, stark gemagert, mittelhart gebrannt. Maße: Höhe 5,4—6,1 cm; Bodendurchmesser 5,2 cm; Mündungsdurchmesser 7,9 cm. Landesmuseum Dresden (Zug.-Kat. 1939/8/10) (Abb. 9) Flache, etwas grob gearbeitete Schale, ergänzt. Grauschwarz bis bräunlich, gemagert, mittelhart gebrannt. Maße: Höhe 4,0 cm; Bodendurchmesser 7,6 cm; Mündungsdurchmesser 15,9 cm. Landesmuseum Dresden (Zug.-Kat. 1939/8/4). (Abb. 1) Ließen alle bisherigen Aunjetitzer Funde des Dresdener Gebietes die charakteristi schen Tassen vermissen, so weist unser Grab gleich fünf Exemplare auf. Betrachten wir sie im Hinblick auf die Typologie Neumanns, so fällt auf, daß keine die klassische Knickung zeigt, sondern alle entsprechend dem gerundeten Bauchumbug zu Neu manns „erweichten Nebenformen“ zählen 2 . Auf den ersten Blick könnte man geneigt sein, die kleine Tasse Abb. 6 an den Anfang der Entwicklung zu setzen. Bei näherem Hin sehen jedoch muß man erkennen, daß wir von keinem Kugelbauch sprechen können. Der Umbug ist bewußt geformt und der Hals deutlich eingezogen. Ziehen wir dazu als Vergleichsstücke Neumanns Abbildungen heran (a.a. 0., Tafel VI, 21, 7 und 24) und bedenken, daß es sich um eine ausnehmend kleine Form handelt, so dürfen wir auch diese Tasse nach HA 9 b setzen. Einwandfrei in dieses Stadium gehören die Tassen Abb. 4 und Abb. 5, während Abb. 2 nach HA 7b zu stellen ist. Die Eingliede rung der verzierten Tasse (Abb. 2) bereitet in gewissem Sinne Schwierigkeiten. Ins besondere erscheint die Henkelstellung abnorm. Wir dürfen jedoch vermuten, daß die umlaufenden Rillen an dieser weichgerundeten Tasse den Absatz im Gefäßaufbau ersetzen wollen, und können damit auch hier das Stadium HA 7 b annehmen. Besinnen wir uns nun darauf, daß Neumann seine Stadien als kontinuierlich fließen den Ablauf verstanden wissen will und dabei selbst daran denkt, daß sich das 8. Sta dium streichen ließe 3 , so erscheinen unsere fünf Tassen überraschend einheitlich, und wir stellen fest, daß der vorliegende Grabverband die Entwicklungsreihc Neu manns bestätigt. Eine einzigartige Besonderheit in der Aunjetitzer Keramik stellt die Fußschale unseres Grabes dar. Schon ein rascher Blick zeigt, daß unser Stück sich von den sonst üblichen Füßchenschalen stark abhebt. Will man unsere Fußschale eingliedern, so wird man zuerst auf die Saalegruppe der Glockenbecher schauen, da Neumann den Glockenbechereinfluß auf die Aunjetitzer Kultur gerade in Thüringen recht eindring lich darstellt 4 , und auf der anderen Seite die Fußschale eine lokale Besonderheit der Saalegruppe der Glockenbecherkultur ist 5 . Diese Fußschalen zeigen jedoch gerundete Wandungen und sind teilweise verziert. Wir finden aber weder Knubben noch die betonte konische Fußbildung. Ein Blick auf die Jordansmühler Fußschalen Mittel deutschlands dagegen lehrt uns sofort, daß hierzu unser Stück wesentlich besser paßt 6 . Gegen eine Beziehung der Aunjetitzer Kultur zur Jordansmühler erheben 2 A. a. O., S. 77. 3 A. a. 0., S. 76. 1 A. a. 0., S. 112ff. und G. Neumann, Die Gliederung der Glockenbecherkultur in Mitteldeutschland, Prähistorische Zeitschrift XX, 1929, 8. 28. 5 F. Schielte, Die neuen Funde der Glockenbecherkultur im Lande Sachsen-Anhalt, Strena Praehistorica, Halle 1948, S. 60. • Eine äußere Ähnlichkeit mit den Trommeln des mitteldeutschen Neolithikums ist nicht zu ver kennen, eine innere kulturelle Verbindung aber ist kaum herzustellen. Neumann weist die Be ziehungen zwischen Bernburger und Aunjetitzer Kultur, die N. Niklasson annahm, ausdrücklich zurück (a. a. O., S. 113).