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Setzung des Grundmetalles zeigen, das einem Rollkupfer entspricht. Aus den Analysen 203 und 178 und den Analysen 212 und B läßt sich ganz zwanglos der Schluß ab leiten, daß in den beiden letzten Metallen das Zinn absichtlich zugesetzt wurde. Das Grundmetall ist in allen Fällen das gleiche: Rohkupfer, mit verschiedenen, sehr kleinen Beimengungen. Für jene frühen Zeiten der beginnenden Metalltechnik ist es wahrscheinlich, daß Zinnerz zugesetzt wurde und daß darauf der Zinngehalt zurück zuführen ist. Metallisches Zinn ist sicherlich erst in sehr viel späterer Zeit bekannt geworden. Trotzdem muß aber die Metalltechnik eine beachtliche Höhe gehabt haben und die Erzkenntnis des vorgeschichtlichen Metallhandwerkers muß schon ziemlich eingehend gewesen sein. Die oft erwähnten Metallfunde aus der Jordansmühler Kultur (Analysen 50, 48, 141, 363) bestehen im Gegensatz dazu aus einem noch weniger verunreinigten Rohkupfer als dem, welches das Grundmetall der oben erwähnten Funde bildet. Es sind demnach sehr reine oxydische Erze verschmolzen worden. In Schlesien gab es auch derartige Erze 4 . Der Einfluß des Zinns war sicherlich noch unbekannt. Die Benutzung ver schiedener Metalle (silberhaltige Metalle, Rohkupfer mit kleinen Verunreinigungen, Zinnerzzusatz zum Rohkupfer) ist dagegen bereits aus schnurkeramischer Zeit bekannt. Die Metalltechnik muß also hier weiter fortgeschritten sein. Die lagerstättenkundlichen Hinweise bezüglich der Herkunft der zinnhaltigen Metalle deuten alle auf das Vogtland. Von hier kennt man auch heute noch derartige Erze, die solche Metalle liefern. Die Analysen A und B beweisen also, daß ganz bestimmte Kupfersorten zur schnur- keramischen Zeit benutzt worden sind. Es fehlen aber hier die arsenhaltigen Kupfer sorten, woraus z. B. die bekannten Funde aus Byghohn bestehen, die 0,3 bis 1,2 % Arsen enthalten 5 . Zusammenhänge mit diesen Funden sind also nicht vorhanden, wenn man die Metallzusammensetzung betrachtet. Die Zusammenstellung des Materials schnurkeramischer Gefäßfunde aus der Ober lausitz hat ergeben, daß die Oberlausitzer Schnurkeramik eine gewisse Sonderstellung einnimmt. Es kommen nämlich Sonderformen wie tonnenförmige Henkelgefäße und Tonlöffel vor, und die typischen fazettierten Äxte fehlen bisher. Trotzdem müssen aber ziemlich rege Beziehungen zu anderen Gegenden bestanden haben. Das beweisen nicht nur die Bernsteinfunde, die auf nordwestliche Einflüsse deuten, sondern auch die aufgefundenen Metalle, die sicherlich eine westliche Herkunft haben. Zukünftige Forschungen müssen diese Verhältnisse berücksichtigen. Der einzeln gefundene Ring (Analyse C) besteht aus einem Metall, das ganz geringe Mengen an Zinn, Silber und Arsen enthält. Aus der Zusammensetzung läßt sich wiederum ableiten, daß ein Metallfund aus einer Metallsorte vorliegt, die ebenfalls zur beginnenden Metallzeit benutzt wurde. Eine Doppelaxt aus Zabitz (Analyse 312) besteht nämlich aus einem Rohkupfer, das in allen Einzelheiten demjenigen des Ringes von Niederkaina entspricht. Aunjetitzer Grabfunde konnten bisher auf dem Gräberfeld von Niederkaina nicht nachgewiesen werden, obwohl man sie eigentlich erwarten könnte, da sie auch auf dem benachbarten Friedhof von Burk vertreten sind. In diese Zeit gehört nun aber 4 W. Witter, Über vorgeschichtliche Kupfergewinnung in Schlesien. Altschlesien 7, 1938, S. 201—213 6 H. Otto und W. Witter, Handbuch: Analysen von Arsenkupferlegierungen Nr. 218—389. Analysen von Bygholm Nr. 218—221, 293, 296, 360, 361.