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wege in der Fron- und Badergasse beweist 46 . 1937 bis 1938 fand man hier eine Reihe von Rundschächten bis zu 6,60 m Tiefe und Gruben (auf Tafel 36 links durch Punkte bezeichnet), deren Zweck noeh nicht geklärt ist 4 '. — Die Gegend galt als ärmlich und verrufen. Sie hieß das 5. Viertel (1517); ihre Gassen hatten noch 1551 keine eigenen Namen. Das alles weist darauf hin, daß der Südosten später bebaut worden ist. Wahrscheinlich ist auch die Ostseite- des Altmarktes später angelegt worden, so daß der Markt anfänglich doppelt so groß war und bis an die Ratsbaderei reichte. •* Trotz dieser Abweichungen vom Schema einer ostdeutschen Kolonialstadt ist aber Dresden von größerer Regelmäßigkeit als andere Städte, die wie Freiberg und Meißen die alten Siedlungen, aus denen sie erwachsen sind, in ihren Mauerring aufgenommen haben. Dresden hat im Gegensatz dazu das Dorf um die Frauenkirche (mit Ausnahme der Frauengasse) ausgeschlossen und zur Vorstadt Altendresden herabgedrückt, obwohl dadurch die einzige Pfarrkirche der Stadt außerhalb der Umwallung zu liegen kam. Die sorbische Volkszugehörigkeit der Dorfbewohner hat anderwärts die Aufnahme in die Stadt nicht gehindert. Einen wichtigen Grund bildeten wahr scheinlich die Geländeschwierigkeiten am Frauentorsee. Ob das Verhältnis des Markgrafen zum Burggrafen mitgespielt hat, wissen wir nicht; doch ist darauf hinzu weisen, daß 1251 der Burggraf Otto von Donin in Dresden enthauptet wurde 48 . Die Elb brücke Zur Einheit von Burg und Stadt gehört auch die Elbbrücke. Sie wurde bei der Stadtgründung in die Planung mit einbezogen, aber erst später gebaut. Urkundlich bezeugt ist sie zuerst 1275 bis 1276, als Steinbrücke 1287. Sie steht von Anfang an in engster wirtschaftlicher Verbindung mit der Nikolaikirche, die nach einem seit 1234 hier verehrten angeblichen Splitter vom Kreuz Christi später Kreuzkirche genannt wurde. Diese Kirche wurde nach Ansicht der Stadtgeschichtsschreiber deshalb dem heiligen Nikolaus geweiht, weil er der Schutzpatron der Fischer und Schiffer war. Aber gerade deren Siedlung wurde nicht in die Stadt aufgenommen und besaß in der Frauenkirche ihr altgewohntes Gotteshaus. St. Nikolaus, dessen Kult um 1200 aus Flandern und dem Rheinland in Obersachsen eindrang, galt aber besonders auch als Siedlungs- und Brückenheiliger und als Beschützer der inter nationalen Land- und Wasserstraßen 49 . Nikolai- (Kreuz-) Kirche und Elbbrücke gehörten seit den Anfängen der Stadt als selbständige fromme Stiftung zusammen, Im Brückenamt, das erst 1909 aufgelöst wurde, hat diese jahrhundertelange Zu sammengehörigkeit ihren Ausdruck gefunden. Die Dresdner Stadtkernforschung hat die Möglichkeiten, die ihr durch die Ent trümmerung der Stadt geboten wurde, noch nicht voll auswerten können. Dennoch treten die Grundzüge der Dresdner Frühgeschichte hervor und lassen erkennen, daß die Eibaue trotz ihres Wasserreichtums kein unwirtliches und unwegsames Sumpfgebiet war, sondern ein alter Kulturboden, der in dem linkselbischen Dorf an der Frauenkirche—nicht in einer Siedlung auf dem Neustädter Markt — be reits vor Gründung der Stadt seinen wirtschaftlichen und kulturellen Mittel punkt hatte. *• 0. Richter, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte I, S. 25. O. Richter, Die frühesten Dresdner Straßenanlagen. Dr. Gcschbl. 1906, S. 84. 47 s. Anm. 18. *“ L. Schmidt, Das sog. Chronicon parvum Dresdense. Dr. Geschbl. 1919, S. 203. 40 K. Meisen, Nikolauskult und Nikolausbrauch im Abendland, 1931.