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auf ein hohes Alter schließen. Das Kirchspiel umfaßte den größten Teil des alten Burgwards Pesterwitz mit Ausnahme von Plauen, das im 13. Jahrhundert ausge- pfarrt wurde, und den Dörfern der Parochie Pesterwitz 37 . Hinzu kommen noch die Eiborte bis Wachwitz und Laubegast und (bis 1321) das Heidedorf Klotzsche. Es erweckt den Eindruck, als sei das Kirchspiel entstanden, als die Burgwards- Verfassung noch in Kraft war, also im 11. Jahrhundert, und als seien ihm als Ersatz für die abgetrennten Dörfer im Süden Orte an der Elbe zugeschlagen worden. — Einen weiteren Hinweis auf sein hohes Alter gibt uns die Art seines Pfarrlehens. Es bestand nicht wie in anderen Orten aus einem Pfarrgut, sondern aus einem ganzen Dorf, das noch dazu bei der Übereignung nicht deutsch, sondern sorbisch benannt wurde: Poppitz, Priesterdorf (s. S. 148). Das versetzt uns in die Zeit vor der allge meinen deutschen Bauernkolonisation zurück, als es noch keinen deutschen Klein besitz in Nisan gab und der König großzügig ganze Dörfer verschenkte. Vielleicht besteht auch ein Zusammenhang zwischen der Gründung der Frauenkirche und der Stiftung des Garbenzehnten im Burgward Pesterwitz an den Dekan von Meißen, nicht an den Pfarrer von Dresden, der zwar das Dorf Poppitz besaß, aber nicht dessen Herrengut Lonnßewitz, das dem Dekan gehörte. Wir setzen aus diesen Gründen die Stiftung der Frauenkirche sehr früh an, etwa in die Zeit von 1050 bis 1100. Das Hospital Die Kirche war vom Frauenkirchhof umgeben, der ältesten und lange Zeit einzigen Dresdner Begräbnisstätte. In seinem nordöstlichen Teil stand bis 1743 das Materni- hospital, nahe dem Coselpalais. Das Hospital, ein Altersheim für 24 arme Frauen, war vor 1286 von dem Markgrafen Heinrich dem Erlauchten gestiftet worden. Ursprünglich stand es an anderer Stelle, mehr nach der Elbe und der Münzgasse zu 38 . Als es dort 1429 von den Hussiten zerstört wurde, baute man es nahe der Kirche im Garten eines Einwohners wieder auf. Der Pulverturm, der bis 1744 auf der Ost seite des aufgebauten Hospitals stand, ist wahrscheinlich auch erst nach der Zerstörung des Dorfes im Hussitenkrieg zu dessen Schutz erbaut worden; 1490 wird er zum ersten Mal erwähnt 39 . Es ist ausgeschlossen, daß der Markgraf ein Versorghaus für alte Frauen nahe dem Elbufer neu erbaut hätte. Viel wahrscheinlicher ist es, daß er ein altes Gebäude, das seinen bisherigen Zweck erfüllt hatte, zur Verfügung stellte. So wurde in Meißen die alte Wasserburg bis 1217 dem Nonnenstift zum Heiligen Kreuz überlassen. Der „Pirnische Mönch“ Johannes Lindner berichtet nach Wecks Chronik 40 , „daß Dres den ein Flecken gewesen, allda es eine Taberne oder Schankstätte und eine be festigte Überfahrt an der Elbe gehabt“. Wie alle alten Chronisten verlegt er diese Stelle an das rechte Ufer. Bei aller Vorsicht gegenüber seinen Angaben weist die Notiz uns auf die Möglichkeit hin, daß das erste Hospital vorher ein festes Haus zum Schutz von Überfahrt und Kirche war. Ein Beispiel dafür bietet uns Briesnitz mit seinem Wall, der sich unmittelbar vor der Furt am Ausgang des Borngrabens befand (nicht auf dem heutigen Kirchberg). Das kleine Dresdner Kastell war nach Osten durch einen Sumpf abgeriegelt, der zwischen Münzgasse und Albertinum ungefähr auf dem Boden der Kunstakademie lag. Er hieß der „Neithart“ oder die 37 L. Bönhoff, a. a. O., S. 196. 38 O. Richter, Verfassung»- und Verwaltungsgeschichte III, S. 188. 38 .1. Chr. Hasche, Umständliche Beschreibung Dresdens I, 1781, S. 330. 33 A. Weck, a. a. 0., S. 13.