Volltext Seite (XML)
Landungsgelegenheit. Der Weg durch die Münzgasse bricht jedoch heute hoch über dem Elbspiegel senkrecht ab. Das Terrassenufer (an der Kaimauer gegen 107,5 m, an der Terrassenmauer gegen 108,5 m hoch) erhebt sich 5,50 m über die Elbsohle (102 m) und ist ein ausgesprochenes Hohlufer. Bis 1852 bespülte der Strom unmittel bar die Terrasse, nur im Mittelstück durch eine kleine Böschung, an der Brücke durch die Appareille vom Wasser getrennt. Die Elbe war also damals 20 bis 25 m breiter. Eine Rekonstruktion der Uferverhältnisse der Frühzeit ergibt aber ein ganz anderes Bild: Der Hang senkte sich von der Frauenkirche in ziemlich gleichmäßigem Fall bis an das flache Ufer, das bequeme Gelegenheit zum Anlegen bot. Je mehr sich aber der Elbbogen nach Süden schob und dort ein Prallufer ausbildete, um so mehr griff die Strömung das Ufer an und höhlte es aus. Die Elbe drang in das Land ein und hatte Ende des 16. Jahrhunderts die Terrassenlinie erreicht. Als 1589 der Grundstein zur „Neuen Festung am Ziegeltor“ (Jungfernbastei) gelegt wurde, mußte ein großer Pfahlrost in den Strom versenkt werden, um die Bastion sicher zu gründen 38 . Die Festungsmauer verhinderte das weitere Vordringen der Elbe und nötigte sie, sich tiefer in den Grund’ einzugraben. Das Dorf Um das Jahr 1000 lag das Ufer ein Stück vor der jetzigen Kaimauer. Es erhob sich flach aus dem Wasser und stieg rasch von etwa 106 m auf 113 m an. Dort lag auf der hochwasserfreien Fläche das Dorf mit seiner Kirche. Das Weidengebüsch, das den Strand gesäumt haben mag, setzte sich in dem Auenwald fort, der das Weißeritz delta unterhalb des Taschenbergs bedeckte. Die Siedler in dem Dorf waren wirklich Drezdzany, Sumpf- oder Auenwaldleute. Nur sie trugen diesen Namen mit Recht, nicht aber die Einwohner des rechtelbischen Dorfes, das erst später Altendresden genannt wird. Das linkselbische Dresden an der Frauenkirche war nicht ein arm seliger Fischerkietz, nicht eine Kolonie des gegenüberliegenden Ortes, sondern eine selbständige bäuerliche Siedlung, deren Bewohner Ackerbau und Fischfang, ge legentlich vielleicht auch Handel trieben. Die Erweiterung der Frauengasse an den „Brotbänken“ läßt vermuten, daß schon vor Gründung der Stadt an Festtagen ein bescheidener Marktverkehr stattgefunden hat, vergleichbar dem Meißner „Jahr markt“, jener vom Meißner Burggrafen gegründeten Siedlung auf dem Theaterplatz in Meißen. Nehmen wir nur an, daß das Dorf Dresden schon im 12. Jahrhundert eine größere wirtschaftliche Bedeutung hatte, so wissen wir bestimmt, daß es schon eine Kirche besaß, die spätere Frauenkirche — vielleicht die einzige Pfarrkirche der ganzen Gegend; die Briesnitzer Kirche wird erst 1273 urkundlich. Die Frauenkirche Die Kirche stand bis 1727 an der Stelle des 1945 zerstörten weltberühmten Kuppel baues von George Bähr als ein überaus schlichtes Gebäude mit einem Dachreiter. Das Innere war eine schmucklose, dreischiffige Halle wohl romanischen Ursprungs mit einem 1477 angebauten gotischen Chor. Über die Gründung der Frauenkirche haben wir keine Nachricht. Nach einer Notiz Wecks 36 ist sie angeblich um 1030 errichtet worden. Aus dem großen Umfang ihrer Parochie — Ende des Mittelalters 22 ganze und 2 halbe Dörfer, dazu noch Vorwerke und Wüstungen — können wir 36 J. Chr. Hasche, Umständliche Beschreibung Dresdens I, 1781, S. 738. 36 A. Weck, Dresden, Beschreibung und Vorstellung, 1680, S. 245