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DIE CERAUNIAE DES ARZTES JOHANNES KENTMANN IN TORGAU Von Walther Schulz Wer in der Nordischen Altertumskunde von Sophus Müller, S. 173, Abb. 87, zur Illustrierung des Kapitels über das Studium der Steinaltertümer einen Holzschnitt aus dem Museum Wormianum sieht, wird ohne Kenntnis der Zusammenhänge nicht auf den Gedanken kommen, daß er die ältesten Abbil dungen von Steinwerkzeugen aus dem sächsischen Lande vor sich hat. Diese Zusammenhänge seien zur Ergänzung meiner Angaben in der Bibliographie zur Vor- und Frühgeschichte Mitteldeutschlands, Bd. 1, Sachsen-Anhalt und Thüringen, Teil 1, Nr. 168 und 169, hier dargelegt, da sie dort nicht so aus führlich behandelt werden konnten, wie sie es verdienen 1 ). Die abgebildeten Steingeräte stammen bis auf das undurchlochte Steinbeil aus der Sammlung von Johannes Kentmann. Dieser für seine Zeit bedeutende Arzt und Physiker wurde am 21. April 1516 in Dresden geboren, war auch in Torgau tätig und wirkte dann bis zu seinem Tode am 14. Juni 1574 als Arzt in Meißen 2 ). Er besaß eine systematisch geordnete Mineraliensammlung, die in der Veröffentlichung: Nomenclaturae rerum fossilium, quae in Misnia praecipue et in aliis quoque regionibus inveniuntur, 1565, behandelt wird 3 ). Bei der Angabe des Inhaltes seiner Sammlung führt er unter „Cerauniae" an: eine schwarzblaue Donneraxt, mit der ein Blitz im Jahre 1560 bei Torgau mit großer Gewalt einschlug; ein schwarzgrauer Donnerkeil, der bei Eilen burg durch die Kraft des Blitzes eine starke Eiche vor einem Jahrzehnt spaltete; ein lichtgrauer spitziger Donnerkeil, der in der Flur Süptitz (in pago Siptio) in einen Baum mit der Gewalt des Blitzes einschlug. Die Stücke wer den im einzelnen beschrieben, aber Abbildungen sind hier nicht beigegeben. Abbildungen dazu finden wir aber in der Schrift von Conrad Gesner: De rerum 1) Da die in den Abhandlungen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Klasse, erscheinende Bibliographie noch die bis 1952 gültige Einteilung, Bd. 1, Sachsen-Anhalt und Thü ringen, Bd. 2, Land Sachsen, zugrunde legt, sind die zwei genannten Nummern in Bd. 1 aufge nommen. 2) Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 15, Leipzig 1882, S. 306, Gümbel: Keutmann, Johannes. 3 ) Bibliographie wie Anm. 1), Nr. 168; die in Betracht kommenden Textteile sind dort im Wortlaut lateinisch wiedergegeben.