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Berliner Effektenbörse. Auch am Aktienmarkt der Berliner Effektenbörse vom Frei tag trat die widerstandsfähige Haltung der Borlage in Erschei nung. Für eine Reihe von Spczialwcrten bestand wiederum stärkeres Interesse. wenn auch die Umlage zurnckgegangen sind. Bevorzugt waren n. a. Bemberg (plus 2)4 Prozent) und Kokc- wcrke (plus 1-24 Prozent). Bei den Monlanwcrten waren durch weg Besserungen zu verzeichnen (Stolberger Zink plus I'/» Pro zent). Auch Braunkohlcnakticn stiegen an (Rhein. Braunkohlen plus 2 Prozent), Kalauerte tendierten dagegen schwächer, die Ab schläge gingen bis zu 1)4 Prozent (Salzdetfurth) Am Markt der Papiere blieben IG. Farben vernachlässigt, die -X Prozent cm- bllsztcn. Nicht einheitlich war die Haltung der Elcktroakticn (Ac- cumuiatoren plus 2)4 Prozent, Elektrisch Licht und Kraft plus (ZH Prozent, Chade bis zu 2'/» RM niedriger, Lahmcyer minus 1 Prozent). Stärker gebessert waren noch Stöhr (plus 2)4 Pro zent), Deutsch-Atlanten und Westdeutsches Kaujhaus (je plus 12, Prozent). Brauereiwerte büßten bis um 1'/« Prozent ein (Schult- heiß-Patzcnhoscr und Dortmunder Union). Zellstosf Waldhos 2 Prozent und Thüringer Gas 2)4 Prozent. Am Rentenmarkt blieb das Geschäft still bei nur unbedeutend veränderten Kursen. Am Geldmarkt gab Blankogcld für erste Adressen aus <1 bis 4,25 Prozent. Am internationalen Devisenmarkt konnte der Dollar seine Erholung vom Vorlage gul behauplcn. Für die englische Wäh rung meldele das Ausland leichl erhöhte Kurse. Der amtliche Berliner Dollarkurs stellte sich auf 2,488 (2,484), der Pfundkurs aus 12,405 (12,415). Devisenkurse. Belga (Belgien), 58.545 (Geld) 58,665 (Bries), engl. Pfund 12,39 12,42, franz. Franken 16,50 16,54, holl. Gulden 169,73 170,07, ital. Lire 21,68 21,72. norm. Krone 62,27 62,39. österr. Schilling 48.95 49.05, poln. Zloty 47,40 47,50, schwed. Krone 63,89 64,01, schwciz. Franken 81,67 81,83, span. Peseta 34,32 34,38, tschcch. Krone 10,44 10,46, amcr. Dollar 2 481 2,488. Amtlicher Großmarkt . für Getreide und Futtermittel zu Vertin. Das geringe Noggonangcbot sand am Berliner Gctrcidcgroß- markt vom Freitag glatt Untcrkunst, während der reichlich offe rierte Weizen schwieriger abzusetzcn war. Mehle halten lausendes Bedarfsgeschäft. In Hafer war die Nachfrage stärker als das Angebot. Am Gerstenmarkt bestand fast ausschliesslich für gelbe Braugersten und Futlergcrsten Interesse. Am Futtcrmiltelmarkl konnte die rege Nachfrage nach Kleie, Oelkuchen und Soyaschrot infolge mangelnden Angebots nicht befriedigt werden. Notierungen vom 7. September 1SZ4: Für 1000 Kg.: * Welzen, märk. frei Berlin W V (Vlll) 200 do. vicrzeilig srei Berlin 174—179 189 (192 ab Station 165—170 W Vl (IX) W Vll (XI) 190 (194) Industricgcrstc 191 196! srei Berlin 185—190 Mühleneinka..:sprcis ab Station 176—181 plus 4 RM Futtergerste Roggen, märk. srei Berlin 160 Preisgcbict V do. Vl 149 150 R V (VIII) 149 (15„, do. VII 152 N VI (IX) 150 (154) do. VIII 155 R VII (XI) 151 (156) do IX 157 Mühleneinlaufsprd.s Hascr, deutscher plus 4 NM H IV (XI) 143 (152) Braugerste, gute H VII (XIII) 147 (155) srei Berlin 191—201 H X (XIV) 150 (157) ab Station 182—192 Raps 310 Wintergerste, zweizlg. frei Berlin 179-19, ab Station 170—18. Für lOO Kg.: Wcizcnmcyl Weiz-ttkleie 10,85 (11.05) V (VIII) 26,35 (26,80) V (VIII) VI (IX) 26,50 (27,10) VI (IX) VII (Xl) 10,95 (11.15) VII (XI) 26,65 (27.40) 11.00 (11,25) Noggcnmehl V (VIII) 21,40 (21,80) Roggen lloie 9,30 (9,50) VI (IX) Vll (XI) 21,50 (22,10) v/ox? 9,40 (9.65) 21,65 (22,40) VII (XI) 9,45 (9,75) Für 50 Kg.: Biktoriacrbscu 28,50—31,50 Erdnußkuchen 7,15 Alkerbohnen 10,50—11,50 Erdnußkuchcnmehl 7.50 Wicken 10,50—11,50 Soyaschrot Lupinen, blau. 7,50—7,90 ab Hamburg 6,40 Leinkuchen 7,55 ab Stettin 6.60 Neue Hektolilergewichte für Getreide (lpr.) Das Sächsische Wirtschaftsministerium hat unter Aufhebung seiner Verordnung vom 16. August die Natural gewichte für Getreide gesunder trockener Ware von durch schnittlicher Beschaffenheit der Ernte 1934 hiesiger Herkunft anderweit wie folgt festgesetzt: für Weizen 76 bis 77 kg, für Roggen 72 bis 73 kg, für Futtergerste 59 bis 60 kg, für Hafer 48 bis 49 kg. Für die Festsetzung von Zu- und Ab schlägen für Mehr- oder Mindergewicht bei Lieferung besserer oder schlechterer Qualität von inländischem Roggen und inländischem Weizen sind die Richtlinien der Haupt- vereinigung der Deutschen Getreidewirtschaft vom 27. August 1934 maßgebend. Siedeln in unbewohnten Gegenden (lpr.) So förderungswert an sich das Siedlungswesen ist, ebenso sehr muß aber im Interesse der Siedler davor gewarnt werden, weitab von bewohnten Ortsteilen, ins besondere auch auf Gebieten, für die Bebauungspläne noch nicht genehmigt sind, zu siedeln, ohne dabei an die Kosten kür Straßen, Schleusen und Versorgungsleitungen zu denken. Die Kenntnis des dafür nötigen Aufwandes würde die Siedler wohl fast regelmäßig veranlassen, von dem Bau vorhaben abzusehen und an Stellen zu siedeln, wo diese Kosten ein Mindestmaß betragen. Außerdem entstehen den Gemeinden dabei u. U. Vorausleistungen, die ihnen in der heutigen Zeit nicht zugemutet werden können und die sie durch Anliegerleistungen oder Bauabgaben bei der Mittel losigkeit der Siedler schwer erstattet bekommen. Das Säch sische Ministerium des Innern hat deshalb im „Sächsischen Verwaltungsblatt" die Gemeinden gewarnt, derartige Sied lungen zu fördern, und ihnen empfohlen die Siedler vor dem Ankauf des Grundstücks entsprechend zu beraten, da mit sie vor unliebsamen Enttäuschungen bewahrt werden. Die AWe aller amerikanischen Textilarbeiter streikt. Zu Beginn des vierten Streiktages werden die streiken den Textilarbeiter von unparteiischer Seite auf ungefähr die Hälfte der in Betracht kommenden 700 000 Arbeiter geschützt. Die Streikleitung selbst beziffert die Streikenden auf 475 000. In Unternehmerkreisen werden angesichts der immer mehr um sich greifenden Gewalttätigkeiten, die auch bei Gelegenhei ten, die nicht unmittelbar mit dem Streik zusammenhängen, ausbrechen, offen Besorgnisse geäußert. So kam es in Phönix (Arizona) zu mehrstündigen Kämpfen zwischen der Polizei und radikalen Elementen, die sich vor dem Gebäude der Bundesnothilfe angesammelt batten. Es trat erst Ruhe ein, nachdem die Polizei ausgieoig von Tränengas Ge brauch gemacht hatte Frankreichs Saardenkschrist Die französische Regierung hat dem Völkerbund in diesen i Tagen eine Denkichrift zugehen lassen, die sich mit der Beendi gung des Völkerbundsregimes an der Saar befaßt und Vor- s schlüge für die Liquidation dieses Regimes enthält. Diese Denkschrift ist in mehr als einer Hinsicht von allgemeinem In teresse. Sie enthält zunächst das rückhaltlose Eingeständnis, daß Frankreichs Saartraum ausgeträumt ist. Daran ändert nichts die Tatsache, daß in der französischen Darlegung die Möglichkeit einer Angliederung des Saarge biets an Frankreich berührt wird. Das geschieht aber nur nebenher und ohne inneren Glauben. Um so deutlicher kommt aber die Ueber^eugung zum Ausdruck, daß das Saargebiet durch die Abstimmung am 13. Januar kommenden Jahres Deutschland zurückgegeben werden muß. Trotzdem macht Frankreich noch einen letzten Versuch, sowohl auf den Völkerbund cinzuwirkem um ein Zwischen- stadium im Sinne derer van Braun, Hoffmann und Genossen zu schaffen, wie auch die Saarbevölkcrung irrezuführen durch das scheinbar „hochherzige" Angebot Frankreichs, einen Teil der Saargrubcn einem „autonomen Saargebict" in Eigen tum zu überlassen. Man will die Bevölkerung also mit einem „Geschenk" ködern, das aber kcins ist. denn die Saargruben in Ihrer jetzigen Verfassung sind in jeder Hinsicht ein Verlust- aeschäft und würden in Kürze den Ruin des Saarbudgets herbeiführen. Das Ziel dieses Vorschlages Frankreichs ist. das Saarstatut insofern abzunndern. daß statt der >m Para graphen 34 als LösungsmöglichkeitaufGrundderVolksabstim- mung vorgesehenen ..Beibehaltung des gegenwärtigen Regi mes" ein „autonomer Saarstaat" ins Auge gefaßt wird. Frankreich verlangt also vom Völkerbund eine Revision des Saarstatuts, die von der Bevölkerung nicht gewünscht und selbstverständlich van Deutschland nicht anerkannt werden würde. Der größte Teil der Denkschrift aber befaßt sich mit der auch von Frankreich nicht mehr angezweifelten Tatsache, daß das Saargcbiet durch den Willen seiner Bevölkerung an Deutschland zurückgegeben werden muß Deshalb versucht Barthou, dem Völkerbund die Schwierigkeiten auscinander- zusetzcn, die entstehen müßten, wenn das jetzige — !m übri gen van vornherein befristete — Regime durch ein anderes ersetzt werden müßte. Als Frankreich in Versailles in voller Kenntnis der engsten Verbundenheit des Saargebiets mit Deutschland die Saarannexian und — als diese Absicht miß lang — die Saarabtrennung verlangte, hat es sich nicht einen s Augenblick Gedanken über die Schwierigkeiten gemacht, die s dadurch der Saarbcoölkerung auf wirtschaftlickzem, sozialem ! und kulturellem Gebiet erwachsen mußten. Damals hat Frankreich und mit ihm der Völkerbund gegen den leiden- ! schaftlichen Protest der Bevölkerung mit rauher Hand in die - gesamte Lebensstruktur dieses Gebietes eingegriffen. Es hat , auch nach der Abtrennung rücksichtslos alles zerstört, was le- i bensfähig nur in Verbindung mit dem deutschen Vaterland sein konnte. Wenn aus Grund des Volksurteils am 13. Januar 1935 die Rückgliederung des Saargebiets zum deutschen Vaterland erfolgen wird, dann werden nicht annähernd derartige i Schwierigkeiten eintreten wie 1918/19, weil eben der natur- s gegebene und geschichtlich entwickelte Zustand einfach nur ! wiederhergestellt zu werden braucht. Wenn sich irgendwo ae- ! wisse Schwierigkeiten ergeben sollten, dann nur als Folge ! von Maßnahmen Frankreichs, der Saarregierung und des > Völkerbundes, weil diese damit die Saarabstimmung zu beein- ' flussen versuchten. Das gilt sowohl für die Einführung der Francwährung an der Saar, die Barthou jetzt als Grund für die Schaffung eines Zwischenregimes anführt, das gilt ebenso für die zwangsweise Ueberfromdung der Saarwirt schaft mit französischem Kapital, das gilt ferner für die Ver pachtung von Kohlenfeldern über die Frist des 15jährigen Schwebezustandes hinaus usw. Trotzdem sind von deutscher Seite bereits alle Vorkehrungen getroffen worden, um die Rückgliederung so reibungslos wie möglich durchführen zu können. Ganz erhebliche Schwierigkeiten allerdings müßten sich ergeben, wenn unter Mißachtung des Vevölkerungswillens und unter Bruch der Saarstatutsbestimmungen die Rückglie derung verhindert und ein sogenannter autonomer Saarstaat geschaffen werden sollte. Deutschland würde dann gezwun gen sein, die Zollgrenze gegen das Saargebiet abzuschließen, die bisher gezahlten Sozialrenten einzustellen u. a. mehr. Denn Frankreich hat das Saargebiet lediglich als Ausbeu tungsobjekt betrachtet und weder soziale Aufwendungen ge macht noch auch der Saarwirtschaft die Möglichkeit gegeben, sich gemäß der Zugehörigkeit zum französischen Zollgebiet auf dem französischen Inlandsmarkt entsprechend ihrer Lei stungsfähigkeit auszudehncn. Im Gegenteil, die französische Vinnenwirtschaft hat sich gegen die Konkurrenz der Saar wirtschaft mit Erfolg zur Wehr gesetzt. Durch die Lohndrük- kerei des französischen Grubenfiskus ist zudem nicht mir das Einkommen der Saarbergleute bis zur Elcndsgrcn.ze hcrab- geschraubt worden, cs wurde auch das ganze Kaufkraftvolu- incn der Gcsamlbcvölkerung verkleinert und dadurch der Le bensstandard des Saarvolkes im Durchschnitt wesentlich ge drückt. Wenn der Völkerbund sich die Grundgedanken der Bar thouschen Saardenkschrist zu eigen machen will, dann wird er auch den Punkt beachten müssen, den Barthou mit den Wor ten heraussieilt: „Es werden Entscheidungen zu treffen sein hinsichtlich der Nationalität der Einwohner und hinsichtlich des Optionsrechtes." Dem Völkerbund ist selbstver- jtändlich bekannt, daß unter de» rund 830 000 Bewohnern des Saargebiets mindestens 820 000 deutsche Staatsangehö rige sich befinden. Es widerspricht in stärkstem Maße dem Grundgedanken des Selbstbestimmungsrechts der Völker, wenn man aus wirtschaftlichen oder politischen Gründen eines interessierten Staates diesen mindestens 820 000 Deutschen zumuten wollte, ihre deutsche Staatsangehörigkeit aufzuge- öen und für einen fremden Staat zu optieren. Ist es mora lisch und völkerrechtlich überhaupt denkbar, daß man wegen einiger tausend Geschästsinteressenten die Staatsbürgerrechle der eingesessenen Bevölkerung antastet? Denn Barthou be-^ zweifelt selbst nicht die einheitliche nationale Zusammen setzung der Saargebietsbeoölkerung, wenn er in seiner Denk-, schrift u. a. sagt: „Seine Einwohner haben heute schon nicht mehr a l l e die gleiche Nationalität." Damit gibt er zu. daß sie vordem alle die gleick-c Nationalität, nämlich dies deutsche, hatten. Man kann sich die Barthoujche Denkschrift von der einen wie von der anderen Seite betrachten, ste führt zu folgenden grundsätzlichen Feststellungen: Frankreich weiß, daß es an der Saar keine politischen Erfolge erringen kann. Es ver sucht jetzt durch das Angebot von besonderen Rechten, die man bisher hartnäckig der Saargebietsbevölkerung verweigerte, ein« Kompromißlösung durch den Völkerbund zu erreiche»,! die den lOOprozcntigen deutschen Sieg an der Saar vorhin- dcrn könnte. Es droht Deutschland mit finanziellen und währungspolitischen Mitteln und gibt damit wie in Versailles zu erkennen, daß es bereit ist, die Menschen an der Saar zu verkaufen. Kurz: Frankreich erkennt seine politische Nieder lage an der Saar an! „Freigabe" des deutschen Privatunterrichts in Südtirol. PDO. Bvn besonderer Seite wird uns geschrieben: Schon fünf Wochen nach Erlas; des neuen Dekretes über eine gewisse Freigabe deutschen Privatunterrichtes in Südtirol wurden meh rere Strafurteile gefüllt. In zwei Füllen wurden deutsche Mäd chen, die deutschen hüuslichen Unterricht in der bisherigen Form erteil! halten, mit dem Fünffachen des bisher höchsten Straf maßes — 1500 Lire — belegt. Wie schon ans dieser Strafe hcr- vorgcht, Hal sich die Lage für die Deutschen nicht nnr nicht ge bessert, sondern noch wejentlich verschlechtert. Sogar ein italie nischer Schnliuspeklor hat das ncnc Schuldckrct mit einem Bra- len verglichen, der einen: Hunde vorgcworfcn wird, nachdem diesem Hnnde ein Maulkorb umgehüngt worden war. M Ler Krebserreger gestmLen? Kritik cm den Forschungen von Brehmers. Alle Hoffnungen, die auf eine wirksame Bekämpfung des Krebses gesetzt worden sind, haben sich als trügerisch erwiesen. Das liegt darin begründet, daß es bisher nicht gelungen ist, den Erreger der gefährlichen Krankheit mit Sicherheit festzustellen. Solange aber der Erreger nicht bekannt ist, kann die Forschung nicht Mittel finden, um die Krankheit zu heilen. So konnte auch die Bekämpfung der Tuberkulose nicht eher einsetzen, ehe nicht der Bazillus fest gestellt worden war. Deshalb sind seit Jahrzehnten die Bemühungen der Biologen und Mediziner auf die Ent deckung des Erregers des Krebses gerichtet, und von Zeit zu Zeit erfährt die hoffende Menschheit, daß das Werk der Forschung eine neue Krönung erfahren habe. Bis heute erwies sich jedoch jede dieser Botschaften als falsch, und die Wissenschaftler haben sich damit begnügen müssen, die Me thoden zur Bekämpfung der Krankheitserscheinungen zu ver bessern und durch wirksamere zu ersetzen. Unter diesen Umständen mußte die Nachricht von der angeblichen Entdeckung des Krcbserrcgers durch einen deut schen Wissenschaftler besonderes Interesse erregen. Dr. von Brehmer. Mitglied der Biologischen Neichsanstalt, hat in der „Medizinischen Welt" und in einigen Unterredungen sich ausführlich über das Ergebnis jahrelanger Versuche ge äußert. Vorausschicken muß man, daß bisher die Ansichten über den Krebs schon darin geteilt waren, ob es sich um eine sogenannte Viruskrankheit (Bildung von Giftstofsen im Kör per) oder eine Erregerkrankheit (also durch Bazillen hervor gerufen) handele. Die alte Schule, darunter auch Robert Koch, vertrat die Meinung, daß gewisse Bakterien die Er reger des Krebses seien. Die Mehrzahl der heutigen For scher will diese Ansicht jedoch nicht mehr gelten lassen. Dr. von Brehmer knüpfte an die Versuche Kochs an. Das Ergebnis der Forschungen, die schon 1932 abge schlossen wurden und seit dieser Zeit von Bakteriologen und Medizinern geprüft worden sein sollen, läßt sich wie folgt in großen Zügen allgemeinverständlich zusammenfassen: Dr. von Brehmer hat die Erreger selbst nicht gefunden, sie sind schon früher im Krebsblut festgestellt worden. Aber sic galten als harmlos, weil ihre Züchtung auf den bekannten Nährböden nicht gelang. Brehmer fand nun, daß die Bak terien nicht allein im Krebsblut sondern in jedem stark alka lischen Blute auf den roten Blutkörperchen zu finden sind, und daß sie auf alkalischen Nährbsöden gezüchtet werden kön nen. Hier muß eingeschaltet werden, daß das Blut des Men ¬ schen entweder sauer oder alkalisch ist, und zwar das Blut der Kinder sauer, während es mit zunehmendem Alter neu tral und später alkalisch wird. Brehmer fand die Bakterien nur in alkalischem Blute, nie in saurem oder neutralem und zahlreicher in stark alkalischem. Es stand aber schon fest, daß auch Krebs nur bei stark alkalischem Blute vorkommt. Bei der Züchtung der Bakterien will Brehmer dann erkannt haben, daß sie auf alkalischen Nährböden überraschend ge diehen. Die Erreger wurden Natten und Mäusen eingeimpst und sollen die typischen Krebserkrankungcn hervorgerufen haben. Aus dieser Annahme entwickelte Brehmer ein Heilver fahren, mit dem er während der Versuche beachtliche Erfolge erzielt haben will. Das Verfahren beruht auf folgender Erkenntnis: Es ist notwendig, die Bakterien von den roten Blutkörperchen zu lösen und abzutötcn. Während die Er reger durch Injektionen einer besonderen Flüssigkeit gelöst werden und dann im Blute kreisen sollen, würde eine gleich zeitige Diätbchandlung das als Nährboden wirkende alka lische Blut in feindliches saures verwandeln, und die Er reger müßten eingehen. Selbstverständlich ist das Verfah ren weit komplizierter, es sollen jedoch bisher etwa 60 Krebs- sälle im Anfangsstadium innerhalb fünf bis sechs Wochen und sogar einige schwere in entsprechend längerer Zeit ge heilt worden sein. Auch wird versichert, daß der Assistent von Dr. von Brehmer und eine Laborantin bei den Ver suchen erkrankten und ebenfalls durch das neue Verfahren wieder gesund wurden. So weit in großen Zügen die Darstellung der Verosfem- lichungen über die Forschungen von Dr. von Brehmer. Vor ausgesetzt, daß die Versuche wirklich mit den geschilderten Erfolgen abgeschlossen werden konnten, und daß die not wendige Kontrolle sie bestätigt, würde es sich hier um eine Großtat für die leidende Menschheit handeln, die würdig neben den Großtaten der medizinischen Forschung bestehe» könnte. Trotzdem darf man gerade im Interesse der er krankten Mitmenschen nicht vorbehaltlos an das Wunder glauben, solange die Ergebnisse nicht einwandfrei bestätigt sind. Scho» jetzt melden sich Stimme» des Widerspruchs. Der bekannte Blutforscher Professor Dr. Klein hat auf einem wissenschaftlichen Kongreß in Frankfurt festgestellt, die von Brehmer gefundenen Bakterien träten wohl in Verbindung mit Krebs auf, seien aber nicht die Erreger des Krebses. Auch Professor Dr. Schilling, der auf Wunsch Brehmers dessen Arbeiten nachgeprüft hat und seine Ergebnisse in der „Medizinischen Welt" mitgeteilt hat, äußerte auf dem Kon greß in Frankfurt, daß mit den Bakterien nicht der ursäch liche Krebserreger gefunden worden sei.