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Zur -en Gartenausführen-m Irie-Hofgärtner Mitteilungen für -ie Fachgruppe Garten, park un- Irie-Hof in -er Unterabteilung Garten im Reichsnährstand — Reichsfachbearbeiter Karl Weinhaufen Nummer 19 Seilage zu „Die Gartenbauwirtschaft" 12. Dezember 1935 W/6 WQ1- UN 6/omsn" in c//656m Ein Rückblick auf Hamburgs Gartenschau Mit großen Erwartungen wurde im Früh jahr d. I- der Eröffnung der Niederdeutschen Gartenschau in Hamburg entgegengesehen. In den ersten Berichten, die gleich nach der Er öffnung erschienen, wurde durchweg mit Be dauern festgestellt, daß die Ausstellung hin sichtlich der Entwicklung der Pflanzen noch zu unfertig gewesen sei. Eine Tatsache, die ihre Erklärung in den umfangreichen Vorberei tungsarbeiten fand. Bei einer Gartenbauaus- 'stellung sind nun einmal die Pflanzen das Wichtigste. Erst wenn sie normale Entwicklung zeigen, läßt sich in vollem Umfang erkennen, was die Gestalter der Ausstellung geplant haben. Vielfach ist, weil die Pflanzungen in Hamburg während der Vorsommermonate noch nicht recht zur Geltung kamen, z. T. ein Urteil gefüllt worden, das m. E. den Leistungen nicht gerecht wurde. Nachdem sich die zum Teil erst kurz vor der Eröffnung der Ausstellung gesetzten Pflanzen entwickeln konnten, mehrten sich die Stimmen, die der Hamburger Ausstellung Anerkennung zollten. Diese Erfahrung sollte für künftige Ausstellungen nutzbar gemacht werden, indem man die Lehre daraus zieht, daß für jede grö ßere Gartenbauausstellung zwei Jahre Vor bereitungszeit erforderlich sind. Was in Ham burg in knapp fünf Monaten geleistet worden ist, kann nur beurteilen, wer das Gelände des alten Hamburger Zoos vor und während der Umgestaltung gesehen hat. Wenn ich jetzt noch einmal zurückblickend von der Hamburger Ausstellung berichte, so mutz ich allen Einzelheiten voranstellen, datz die beiden Gestalter Meding und Plomin eine Anlage ge schaffen haben, die sich in mancherlei Hinsicht von allem, was wir früher auf Gartenbau ausstellungen gesehen haben, wesentlich unter scheidet. Alles Neue stößt anfänglich auf scharfe Kritik. Es ist deshalb den beiden Gartengestal- ^ern, die dir Hamburger Ausstellung schufen, besonders hoch anznrechnen, daß sie mutig ihre eigenen Wege gingen und die mit Sicherheit zu erwartende Kritik nicht scheuten. Gerade auf dem Gebiet des Ausstellungswesens bestand die Gefahr des Schematismus. Hiervon haben sich Meding und Plomin vollkommen frei gemacht, indem sie ganz neue Probleme aufstellten und zu ihrer Lösung neue Gestaltungsformen sanden. Die den Gestaltern gestellte Aufgabe war, aus dem alten Zoogelände mit seinen man nigfachen, einer längst vergangenen Zeit ent stammenden Bauten und den vollkommen ver wilderten Pflanzungen einen Pflanzenpark zu schaffen, der die Pflanze nicht in ihrer Massen wirkung, sondern in ihrer individuellen Schön heit zeigt. Mit diesem Ziel war die Aufgabe verknüpft, eine Ausstellung zu schaffen, die Sachverständigen wie Gartenfreunden gleicher maßen Anregungen bietet. Wer die Ausstellung acht Wochen nach der Eröffnung gesehen Hat, wird mir zustimmen, daß es in vollem Umfang, wenn auch etwas verspätet, gelungen ist, allen Erwartungen gerecht zu werden. Besonders hervorgehoben zu werden verdient, neben dem jugendlichen Wagemut, mit dem die genannten Gartengestalter an ihre Aufgabe gingen, die überaus glückliche Zusammenarbeit zwischen Gartengestaltern und Architekten. Die Sommerblumenwiese wurde zur Zeit der Pflanzung von vielen Fachleuten als ein ge wagtes Experiment bezeichnet. Der Erfolg hat den Schaffern der Anlage recht gegeben. Die großzügig flächige Wirkung ließ die Vorzüge Ler Sommerblumen voll zur Geltung kommen. Eine hervorragend gestalterische Leistung waren die Kaskaden mit den Ufergürten als Uebergang zu den Staudenpflanzungen. Es steht zu erwarten, daß dieser Teil der Anlage im nächsten Jahr, nachdem die Stauden sich kräf tiger entwickelt haben, noch stärker zur Gel tung koinmt. Wesentlich ist, daß trotz der gro ßen Ausdehnung der Staudenpflanzungen über all die Einzelpflanze zur vollen Geltung kommt. Dieselbe Anerkennung verdienen trotz der vielfach sehr scharfen Kritik die Rosengärten. Auf die in den letzten Jahren so gebräuchlich gewordene Massenwirkung hat man auch hier verzichtet. Die Sortenauswahl war vorzüglich und zeigt, daß es entgegen der häufig geäußer ten Ansicht, deutsche Gartenaestalter gibt, die nicht nur zu gestalten verstehen, sondern auch gute Pslanzeukenner sind. Für den Rosen- freund, der einzelne Sorten näher keuuen- lernen will, wurde in Hamburg zweifellos mehr geboten, als auf allen anderen Ausstellungen, die ich bisher gesehen habe. Gartenhöfe, wie sie in Hamburg gezeigt wurden, sind für die deutschen Gartengestalter noch ein verhältnis- gnäßig neues Problem, das gründlich zu bear- Qtackio/ea aa/ cker /VkeckezUellkxcben Qmieascäau Lllck/ Lcäml'ckk beiten, sehr verlockend sein muß. Ich bin nicht der Meinung, daß der weiße Anstrich der Mauern eine in jeder Hinsicht befriedigende Lösung darstellt. Man muß aber berücksichti gen, daß unter dem häufig trüben Hamburger Himmel die Weiße Farbe der Mauern wesent lich erträglicher (sowohl für das menschliche Auge, wie auch für die Pflanzen) war, als etwa in Mittel- und Süddeutschland. Jeden falls sind durch die Rosengärten in Hamburg reicht imr bezüglich der Gestaltung von Hof räumen, sondern auch hinsichtlich der Verwen dung von Rosen neue Wege gezeigt worden. Bei den Sonderschauen machte sich leider der Mangel an Zusammenarbeit mit den Berufs kreisen bemerkbar; das kann und muß im näch sten Jahr besser werden. Zusammenfassend darf der Ueberzeugung Ausdruck gegeben werden, daß die Beurteilung der Hamburger Ausstellung im nächsten Jahr eine ganz andere sein wird, als in den ersten Wochen nach der Eröffnung. In der Zwischen zeit erfährt die Ausstellung eine Erweiterung, die sie zu einer der größten gartenbaulichen Ausstellungen Deutschlands macht,"'' Vl'eiabsusea. Von c/sr ff-is^olgörknst- fron^unk Friedhofgärtner auf Schulungsfahrt Im Herbst fand die dritte Schulungsfahrt der Fachgruppe der Friedhofgärtner statt. Der Besuch war wie bei den vorhergehenden Fahrten außerordentlich stark, es nahmen an nähernd 100 Personen teil. Auf Veranlassung der Landesbauernschaft beteiligten sich die Fachwarte für Friedhofgärtnerei der benach barten Bezirke Mainz, Darmstadt, Worms, Homburg usw. Besichtigt wurden die Friedhöfe der Vororte Höchst, Bockenheim (Westfriedhof) und Born heim (Ostfriedhof). Der HöchsterFriedhof bot insofern ein besonders interessantes Bild, als dieser Friedhof seit seiner Entstehung in behördlicher Regie betrieben wurde und erst seit einem Jahr die Grabbepflanzung und -Pflege durch die Friedhofgärtner erfolgt. Die Uebergabe von der Verwaltung an den freien Beruf erfolgte derart, daß die Genossenschaft der Friedhof gärtner die gesamten Aufträge übernahm und diese an die in Höchst und Umgebung ansässigen Friedhofgärtner angemessen verteilte. Voraus setzung war natürlich, daß diese Friedhofgärt ner die Mitgliedschaft in der Genossenschaft er warben. Im gesamten gesehen war die Be pflanzung und Pflege der Grabstellen außer ordentlich gut. An Hand einer Führung, bei der durch die an den Friedhofarbeiten beteilig ten Gärtner Erläuterungen gegeben wurden, war Gelegenheit geboten, sich über alle Einzel fragen der Bepflanzung, Pflege und der Kostenberechnung zu unterrichten. Die außer ordentliche Sauberkeit und gute Qualität der Bepflanzungen sowie die gute Anordnung der blühenden Pflanzen auf den Grabstellen fiel auf dem Höchster Friedhof ganz besonders ins Auge. Es besteht kein Zweifel, daß auch der langjährige und erfahrene Friedhofgärtner in bezug aus geeignetes Pflanzenmaterial seine Kenntnisse bereichern konnte. Der Bockenheimer Friedhof, bei dem es sich um einen der ältesten Friedhöfe handelt, bot ein ganz anderes Bild, zum Teil hervorgerufen durch den alten Baumbestand und die vorhandenen großen Gehölzpflanzun gen. Auf den neu belegten Quartieren fanden sich wohl reich mit blühenden Gewächsen be pflanzte Gräber, doch war hier leider in der Anordnung mancherlei zu beanstanden. Die be teiligten Friedhofgärtner hörten die Anstände von ihren Berufskameraden still an, ohne den Versuch zu machen, ihre Arbeitsweise zu ver teidigen und.es darf wohl angenommen wer den, daß sie selbst nach den letzten Schulungs fahrten gelernt haben, auch unter Berücksichti gung der hier vorhandenen Verhältnisse, in Zu kunft Besseres zu leisten. D e r B o r n h e i m e r F r i e d h o f, der zu letzt besichtigt wurde, zeichnete sich durch gute Pflege und reiche und gute Bepflanzung der Gräber aus und hinterließ einen sehr guten Gesamteindruck. Wer Gelegenheit hatte, diese Schulungsfahrt mitzumachen und die Berufskameraden zu be obachten und ihre Unterhaltung mitanzuhören, konnte scststellen, daß alle von dem Gesehenen überaus befriedigt waren und das Gefühl hat ten, reiche Anregungen für die eigene Arbeit erhalten zu haben. Mit dieser Feststellung wird bestätigt, daß der Zweck dieser Veranstaltung voll und ganz erfüllt ist. In einer Aussprache, die im Anschluß an die Fahrt im „Schmärrnche", der altbekannten Bornheimer Apfelweinwirtschast stattfand, faßte der Landesbeirat für Friedhofgärtnerei bei der Landesbauernschaft Hessen-Nassau, Heinrich Rühl, noch einmal kurz die Eindrücke aus den drei Schulungsfahrten zusammen. Er wies im besonderen auf die Bedeutung der Friedhof kultur und die Mitarbeit der Friedhofgärtuer hierbei hin. Die Verpflichtung der Friedhof gärtner, mit dazu beizutragen, die Friedhof kultur zu fördern, würde heute von jedem Be rufskameraden anerkannt. Um ihn auch hierzu zu befähigen, im Sinne dieser Friedhofkultur Grabbepflanzung und -Pflege auszuführen, seien diese Schulungslehrgänge erforderlich. Wenn noch mancherlei zu wünschen übrig bleibe, so müsse doch schon heute anerkannt werden, daß alle Berufskameraden sich befleißigen, in dieser Richtung zu wirken. Der Anregung des Vertreters der Landes bauernschaft, während des Winters in weiteren Schulungslehrgängen durch geeignete Fach kräfte die nun erhaltenen. Eindrücke in Form von Vorträgen zu vertiefen, soll entsprochen werden, Zusammenfassend kann gesagt werden, daß im Gebiete Hessen-Nassau, wo auf.allen Fried höfen die Grabbepflanzung und -Pflege heute Sache der Friedhofgärtner ist, die Friedhof kultur aus sehr beachtlicher Höhe steht und big Friedhöfe jedweden Vergleich mit anderen Friedhöfen gut aushaltens Es geht aber auch aus diesen Veranstaltun gen hervor, daß die Friedhofgärtner selbst be strebt sind, ihr Bestes zu geben, um die Fried höfe, die mit Recht als ein Spiegelbild dec Kulturhöhe einer Stadt bezeichnet werden kön nen, in den bestmöglichen Pflegezustand zu ver setzen. vermer, 5ommsrt)/vmsn n/c/lk VSNI65L6N / Sttmgartknbepflanzung Heute möchte ich hauptsächlich von niederen Trockenmauern, Steinbeeten in Rabattenform reden, deren Bepflanzung im Frühjahr, Som mer und Herbst reich sein muß, um den Besitzec des Grundstückes zu befriedigen und zum Ge nuß seines Besitzes kommen zu lassen. Im Frühjahr stehen uns eine Fülle von Steingar tenpflanzen, auch Zwiebeln und Knollen, zuc Verfügung und jedem mit dem Material ver trauten Gärtner wird es ein Leichtes sein, aus dieser Fülle geeignete Pflanzeugruppen zu wählen. Im Gommer aber entstehen oft große Lücken oder man hilft mit Pflanzen nach, die durchaus nicht in die Gesellschaft unserer Früh jahrsblüher passen. Ich habe z. B. in diesem Jahre eine 'Sommerbepflanzung einer neu erstellten Trockenmauer gesehen, die guten, Ge schmack ins Gesicht schlägt. Wenn in Gesellschaft unserer Frühjnhrslieblinge sich als Füller Pe largonien, petunia, llobelia, Tagetes Ehren kreuz und ^ZerMum, letztere könnte man zur Not noch gelten lassen, breit machen, ist das stilwidrig und spricht weder für das Einfühlen des Gärtners, noch für den guten Geschmack des Auftraggebers. In einem solchen Falls muß der ausführende Gärtner erziehend wir ken; das ist gewiß keine leichte, aber sicher eins Vornehme Aufgabe, Berufskamernden, greift zu unseren schönest Sommerblumen, ich will hier eine kleine Aus lese folgen lassen, die vom Sommer bis zum Herbst durch ihr Blühen unsere Mitmenschen erfreuen, wenig Geld kosten und entschieden unsere Steingartenpflanzen besser ergänzen wie obige Bepflanzung. Wer kennt nicht unser« ^.Fssum Lenttiamii und procümbens, ferner ^ntirrülnum pümilum in Farben zusammen gestellt, zu ihnen gesellt sich Lonvölvulus trico- lor. Eine besonders schöne Sommerblume ist Oimorpkotüeca aurantlaca mit ihren gelben Sternblumen, weiter erinnere ich aiEsckültma; wie schön sind unsere Iberis ambro in ihren Farben, hier nenne ich gleich noch lünaris marroceäna, und dann die Mmulus-Hybriden, die es in ihren Farben mit allen aufnehmen, die mit der Farbe prangen, dlemesia stru- mo8g, besonders in ihrer großblumigen Vari etät Triumph, ist ein Pflanzmaterial, das man ebensogut in Farben wie gemischt verwenden kann. Unsere niedrigen ÜKIox Orummnnckii wirken durch farbige Reinheit, schließlich möchte ich noch die Uortuläc-Röschen erwäh nen, die schon unsere Großeltern durch Far benreichtum und Anspruchslosigkeit erfreuten« Zuletzt will ich einer schönen Blume gedenken, der stuaZüIIis granckiklora caerulea und cocck- nea, die Gärtnerfleiß und Züchtung aus einem bei uns heimischen Unkraut zu einer verwend baren Gartenpflanze herangezogen haben. Mögen diese Zeilen eine Anregung sein, nicht nur der Bepflanzung der Trockenmauern, sondern jedweder andrer Bepflanzung die größte Aufmerksamkeit zu schenken. XVilbelm Krause, Reue Anregungen Meine Veröffentlichung unter gleicher Ueber- schrift in Nr. 44 dieser Zeitschrift lösten fol gende Anregungen aus, die hiermit bekannt- gegeben werden: Es herrscht bei einigen Berufskameradeni Unklarheit darüber, ob rm Sinne der Anord nung des Präsidenten der Reichskulturkammec auch die Planung von Privatgärten als Schaf fung von Kulturgut anzusehen ist. Die Zweifel sind unnötig, die Frage ist zu bejahen. Von anderer Seite wurde darauf aufmerk sam gemacht, daß ergänzend zu den Ausfüh rungen in Nr. 44 dieser Zeitschrift darauf hinzuweisen sei, daß es vorerst noch den Gar- teugestaltern gestattet ist, neben ihren eigenen Entwürfen auch Arbeiten auszuführen, die sie auf Grund von Ausschreibungen von Gemein den und der Reichsautobahn erlangten. Wb.