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Nummer 47 605/0/- /§f c/s/- WsA^s/LS/- fü/- c//6 /lÖc/l5^6 ^6/t t-Mr Berlin, Donnerstag, den 21. November 1935 52. Jahrgang Haupischriftleiiung: Berlin 8>V 61 kjorckstraße 71 Fernruf ll 6, 4406 Wi'rkschaftszeitung des deutschen Gartenbaues Amtliche Zeitschrift für den Gartenbau im Reichsnährstand Vtut undRvden Der Retchsbauemführer spricht In der Geschichte gibt es kein Beispiel für die Schaffung unseres Reichsnährstandes Hohe Gäste, deutsche Bauernsührer, deutsche Männer und Frauen! Ms wir im Januar 1934 zum ersten Deutschen Reichsbauerntag zusammenkamen, hatte dieser Reichsbauerntag in erster Linie die Aufgabe, das Führerkorps der nationalsozialistischen Agrarpolitik mit den drei Monate vorher veröffentlichten Ge setzen vertraut zu machen und innerhalb dieses Führerkorps die ersten Erfahrungen über die Ge setze auszutauschen. Vor einem Jahre kamen wir dann hier in Goslar zum zweiten Reichsbauerntag zusammen. Es war gerade ein Jahr seit Einfüh rung der neuen Agrargesetze vergangen. Auf diesem zweiten Reichsbauerntag mußte sich herausstellen, ob unsere Maßnahmen richtig angelegt waren. Denn das Führerkorps des inzwischen in seinem Aufbau fortgeschrittenen Reichsnährstandes konnte auf die Erfahrungen eines Jahres zurückblicken und mithin auch eine aus der Praxis geborene Kritik zum Aus druck bringen. Das Ergebnis dieser Aussprachen einerseits und das freudige Mitgehen des Führer korps andererseits bewiesen uns, daß wir uns auf dem richtigen Wege befanden. So konnte ich am Ende des zweiten Reichsbauerntages den Reichs nährstand bereits in seine erste große geschichtliche Bewährungsprobe hineinführen, indem ich zur Er zeugungsschlacht antreten ließ. Ueberblickt man die kurze Zeit vom September 1933, wo die neuen Agrargesetze veröffentlicht wur den, bis zum zweiten Reichsbauerntag im Novem ber 1934 in Goslar, als der Reichsnährstand zur Erzeugungsschlacht aufgerufen wurde, dann darf man wohl rückblickend feststellen, daß der Weg des Reichsnährstandes in dieser kurzen Zeitspanne wohl wenige gleichwertige Parallelen in der Wirtschafts geschichte eines Volkes hat. Es ist nicht so sehr schwer, in verhältnismäßig kurzer Zeit Organisa tionen auf die Beine zu stellen. Aber eine Organisation aus dem Nichts und ohne jedes Vorbild zu gestalten, und ohne ihre endgültige Fertigstellung abzuwarten, bereits mit ihr drängende wirtschaftspolitische Aus gaben des Tages zu meistern, dürste in der Ge schichte wohl nur wenige Beispiele haben. Als wir im vorigen Jahre hier in Goslar aus dem zweiten Reichsbauerntag unsere Grundgedan ken entwickelten und zur Erzeugungsschlacht auf rissen, da erregten sowohl unsere Absicht als auch unsere Behauptungen das Kopfschütteln aller nicht in unseren Reihen stehenden Sachverständigen der Wirtschaft. Man hielt uns entgegen, daß wir in all unseren Reden und Taten in keiner Weise die bekannten Gesetze der Wirtschaft berücksichtigten und mithin der Mißerfolg uns von vornherein sicher sein müsse. Solche Behauptungen waren entwaffnend richtig, wenn man mit liberalen Voraussetzungen an die Ausgaben herangetreten wäre. Aber was soll ein Nationalsozialist mit solchen Hinweisen ansan gen, der nun einmal auf die Fahne seines Führers schwört und besessen ist von der Idee, daß die Ge setze eines Volkes wichtiger sind als die materiellen Gesetze der Wirtschaft. Der Erfolg ist da Wir haben Erfolg gehabt! Dieser Erfolg war nur möglich, weil wir genau entgegengesetzt dem han delten, wie ein liberaler Wirtschaftsführer an unserer Stelle gehandelt haben würde. Wir hatten ja das Vorbild unseres Führers vor uns, der die Freiheit seinesVolkes auch auf Wegen erreichte, welche die Politiker vom Fach, alle sogenannten Praktiker der Politik, für Wahnsinn und Irrsinn erklärten. Trotzdem behielt der Führer recht! Er behielt des halb recht, weil er an sein Volk und an seine Auf gabe glaubte und die seelischen Kräfte seines Volkes politisch wichtiger nahm als die materiellen Gesetze der Wirtschaft. Man mag solchen Glauben mit „Optimismus" bezeichnen Dann ist es eben so, daß Optimisten Geschichte machen und die Pessimisten dazu verurteilt sind, sie zu erleiden. Heute kann ich wohl behaupten, daß der Agrar politik, welche wir verantwortlich durchgeführt haben, ein voller Erfolg beschieden gewesen ist. Daß wir heute noch an den Folgen der Wirtschaftspolitik der Vergangenheit leiden, ist selbstverständlich. Wir sehen dies am ehesten aus dem Gebiete der Fettver sorgung des deutschen Volkes. Man kann nicht 80 Jahre auf eine freie Weltwirtschaft Hinsteuern und die eigene Erzeugung verkümmern lassen, um die Ware außerhalb seiner Landesgrenzen billiger einkaufen zu können und nun verlangen, daß die Schäden von 80 Jahren fehlgeleiteter Wirtschafts politik in zwei kurzen Jahren nationalsozialistischer Agrarpolitik wieder vollkommen zu beheben sind. Das deutsche Volk muß sich heute auf diesem Gebiet immer wieder die Frage vorlegen, ob es lieber aus reichende Butter ißt, oder im Interesse seiner Arbeitsbeschaffung sich einer vorübergehenden Ein schränkung des Butterverbrauchs unterzieht. Wenn mir nun von vielen Seiten nahegelegt wird, daß in Deutschland mehr Nahrungsmittel verbraucht werden als in den Elendsjahren seit 1918, da selbst an hochwertigen Nahrungsmitteln mehr verzehrt wird als im letzten Friedensjahre 1913, so können mich solche Hinweise nicht zu falschen Maßnahmen gegenüber dem Lebensmittelverbrauch der deutschen Bevölkerung verleiten, sondern ich stelle höchstens mit Befriedigung fest, daß die Lebenshaltung des einzelnen deutschen Menschen im nationalsozialisti schen Staat sich eben erheblich gebessert hat. Ich kann dann nur eine Folgerung ziehen, nämlich die, unsere Anstrengungen um so mehr zu verstärken, um dem gesteigerten Bedürfnis der deutschen Bevölke rung der eigenen Scholle Rechnung tragen zu können. Ich muß mich auch dagegen wehren, daß unsere Marktordnung als eine erkünstelte Theorie einiger weniger nationalsozialistischer Agrarpolitiker hin- gestellt wird. Bereits mehrfach hatte ich Gelegen heit, darauf hinzuweisen, daß unsere heutige Markt ordnung bereits ein Vorbild in der genossenschaft lichen Marktordnung der deutschen Hanse hat. Die Hanse war ein freiwilliger Bund freier Städte zum Zwecke der Marktordnung, und zwar, sowohl inner halb eines Stadtgebietes als auch im Außenhandel. Wie wenig eine solche aus einem deutschen Wirt ¬ schaftsdenken geborene Marktordnung die Tatkraft des einzelnen beschneidet, beweist am besten die Tat sache, daß der Begriff des hanseatischen Kauf mannes, des „königlichen Kaufmannes", wie man gerne sagt, noch heute geradezu der Ausdruck für eine kühne, wagemutige Selbstverantwortung im Kaufmannstum ist. Die Marktordnung ist also nicht eine Störung der Privatinitiative, sondern nur eine Einordnung dieser Privatinitiative in das Wohl des Ganzen, wir können sagen, die Einordnung der Privatinitiative in das Interesse der deutschen Volkswirtschaft. Das steht allerdings im Gegensatz zur liberalen Auffassung von der Privatinitiative, die ihr Recht unabhängig von den Interessen der Volksgemeinschaft verkündet. In der Marktordnung der deutschen Hanse und in der Marktordnung des Reichsnährstandes gilt der nationalsozialistische Grundsatz, daß Gemeinnutz vor Eigennutz zu gehen habe. In der Wirtschaftsauffassung des Liberalismus gilt das Umgekehrte, daß nämlich die Ichsucht das Recht habe, sich über den Gemeinnutz hinwegzu setzen, wenn ihr daraus ein wirtschaftlicher Vorteil erwächst. Man versteht also, wenn ich vorhin sagte, daß wir in unseren Methoden der Wirtschaftspolitik genau umgekehrt verfahren sind, wie ein liberaler Wirtschaftspolitiker verfahren wäre. Nähr- und Wchrstand gehören zusammen Es ist kein Zufall, daß wir diese Feststellungen wirtschaftspolitischer Natur in dem gleichen Jahre treffen können, welches uns die Wehrfreiheit gebracht hat. Denn es besteht zwischen dem Wehrstand und dem Nährstand eine sehr viel unmittelbarere Ver bindung und ein viel engerer Zusammenhang, als das gewöhnlich in der breiteren Oeffentlichkeit ge sehen und erkannt wird. Das Schwert kann immer nur zwei Aufgaben erfüllen: entweder sich im Dienste des Raubes den Arbeitsertrag fremder Menschen unrechtmäßig anzueignen oder aber im Dienste des Arbeitsertrages, d. h. im Dienste der Arbeit, diese Arbeit zu schützen. Das Schwert ist immer entweder der Feind oder der Freund des werleschaffenden Arbeiters. Einen Mittelwert gibt es hierbei nicht. Das Bekenntnis zur Sittlichkeit der Arbeit ist auch die sittliche Voraussetzung, um das Schwert zu adeln; oder anders ausgsdrückt: Die Sittlichkeit des Schwertes erwächst aus dem Adel der Arbeit. Nun ist das Bauerntum aber Arbeit schlechthin; denn im Begriff des Bauerntums liegt eingeschlossen die durch Arbeit geschaffene Erzeugung von Werten. Aus diesem Grunde kann das Verhältnis des Bauern zum Schwerte auch immer nur ein sittliches Verhältnis sein, indem das Schwert die Arbeit, den Arbeitsertrag des Bauern schützt. Man kann kein freies Bauerntum haben, ohne gleichzeitig das Schwert zu schaffen, das die Freiheit des Bauern tums schützt. Die Freiheit des Bauern besteht aber immer in erster Linie darin, den Ertrag seiner (Fortsetzung auf Seite 2.) Oicses /^e/r^ä/rr- ob's Nackt/raür in L/os- Oe/. Lprrrü/ Oer 3. po/r lper/e uuä Fräa/fen 6 /«Fe p/anuo/te Xräei? in Qos/ar Oie äes ro/r Kop/LoÄ Ore O^äeärrnF non Oer° /lrrfbarr äer //srrptaäter/rrnF 3 Xr/L/rllt^rrnF äee O/Mäeeffe/rster rm 7>erä- FemÜLeäa« Ore Orrrte von Oausr^oä/ rr/rä äre Offene rm kirnte/' Ore OMn^err rn Oar/e/r, rr/rck Oa/rck- seäa/t LarrmLc/rrrienbeLrtre^/Cierrr^reÄer rr/rä Kiern- Färtne^ Ore Forte/rLste rrrnr ^aräenetr'Lett it^aL mir rom /ir-eii^ellF/r» mrssen mÜLLerr li^s^t^rrmaeäLÄerree /rann erfassen mengen lp're man ckre OnreaFanF unck mre äen /Vea^ertüc/ren mrnten/rcäen OraÜLrämuc^ Oaeäen- anrk ^ert§eänr/ten5cüaa OnüFen, cke aaf /In/mont Marien Der 3. Reichsbauerntag Der erste und zweite Reichsbauerntag in Weimar und Goslar hatten für den Garten bauer nur insofern eine höhere Bedeutung, als diese beiden Tagungen einerseits auf die Grundlagen unseres Seins und Schaffens, das Blut und den Boden, ausgerichtet waren, andererseits auf dem 2. Reichsbauerntag im vergangenen Jahre die für den gesamten Reichsnährstand wichtige Erzeugungsschlacht ihren Anfang nahm. Getreu der Parole des Führers und Reichsbauernführers führte auch der Gartenbau seit damals die Erzeugungs schlacht durch. Ihre besondere Begründung und Untermauerung sand aber auf dem diesjährigen 3. Reichsbauerntag statt, und so hatte gerade er. auch für den Gartenbauer eine große Bedeutung. Nur aus diesem Grunde war es möglich, daß, während auf den zwei vorangegangenen Reichs bauerntagen nur wenige Gartenbauer an wesend waren, ihre Zahl entsprechend der gro ßen Bedeutung der Erzeugungsschlacht für den Gartenbau so wuchs, daß dadurch zum ersten Male auf den bisherigen Reichsbauerntagen eine eindrucksvolle Kundgebung des Garten baues durchgeführt werden konnte. Auch für den Gartenbau lautete die Parole in Goslar: Erzeugungsschlacht! Manche denken dabei leider noch an ein Schlagwort, das wohl für die Landwirtschaft insofern Bedeutung hat, als diese in der Oel- und Fasererzeugung noch große Aufgaben durchführen und dafür ihre Anbauflächen vergrößern muß. Unsere Pflicht, die wir in der Erzeugungsschlacht zu erfüllen haben, ist — wenn auch nach einer anderen Richtung — nicht geringer. Im Gartenbau geht es allein im Obstbau um eine Steigerung der Erzeugung, auf allen anderen Gebieten aber um eine starke Erhöhung der Leistungen. Dabei kommt es nicht so sehr darauf an, daß diejenigen Betriebe, deren Erzeugnisse schon immer einer Kritik standhielten, nun dauernd Spitzenleistungen hervorbringen, sondern viel mehr daraus, daß sich die Qualität der Erzeug nisse bei Betrieben, deren Warengüte vielfach unter dem Mittel stand, verbessert. Erst da durch kommen wir soweit, daß alle Betriebe eine mittlere Qualität in ihren Erzeugnissen zu liefern vermögen. So ist deshalb die Erzeu gungsschlacht nicht nur ein Mittel zur Siche rung unserer Nahrungsfreiheit, sondern ihr voran muß die Forderung zur Qualitätserzeu gung und rücksichtslosen Entfernung alles Minderwertigen stehen. Es wird dabei jedem einleuchten, daß die Erzeugungsschlacht nicht mit minderen Qualitäten, "sondern nur mit dem Besten, was wir zu produzieren in der Lage sind, geschlagen werden kann. Ob es sich nun um die unbedingt notwendige Verringe rung unserer übergroßen Sortenlisten von Ge müse und Blumen handelt oder ob wir ver greiste Obstplantagen einer Entrümpelung unterziehen: es entsteht hieraus und aus der Marktregelung die Ordnung des Marites. Noch eines lehrt uns der 3. Reichsbauerntag in Goslar: Trotz aller wirtschaftlichen Anstren gungen und den täglichen Mühen um die Ver sorgung des deutschen Volkes mit Gartenbau erzeugnissen dürfen wir nicht vergessen, daß nicht die Wirtschaft, die die Dienerin des Vol kes ist, das Primat unseres Lebens darstellt, sondern das Blut, das wir im freien Glauben an ewige Kräfte rein erhalten müssen, und der Boden, der für uns Heimat und Existenz grundlage zugleich ist. Hk.