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halb deS eigentlichen Gartenbaubetriebes". Man beachte das Wörtchen „w o h l". Es drückt eine Wahrscheinlichkeit, aber keine Gewißheit aus. Ware die Rechtslage klar zugunsten der gewerblichen Auffassung, so hieße es nicht ,,ferner wohl auch", sondern „ferner auch". Man beachte weiterhin, daß Schwede hinzusügt „in der Stadt". Diese Worte fehlen in der Gesetzesbegründung. Schwede sagt damit, daß er unter einem „außerhalb" des Gartenbau betriebes liegenden Blumen-- und Bindereige- schäft ein „in der Stadt" liegendes verstehe. Er rechnet somit Vsrkaufsläden dieser Art, die nicht in dec Stadt liegen (z. B. an Fried höfen), zu den gewerbesteuerfreien Nebenbetrie ben, falls die sonstigen Voraussetzungen der Steuerfreiheit gegeben sind. Unbeantwortet bleibt somit nur die Frage nach der Steuerpflicht der „in der Stakt" liegenden „selbständigen" Berkau'släden. Was ist selbständig in diesem Sinns? Die Fach kammer vertritt folgende Auffassung: Das Merkmal „örtliche Lage" ist für die Frage, ob ein Nebenbetrieb gewerblicher Art vorliegt oder nicht, unerheblich, weil es rein äußerlicher Art ist. Der Gärtner, der auf dem Wochenmarkte in der Stadt seine selbst- gewonnenen Erzeugnisse und «in wenig hinzu gekaufte Ware regelmäßig veräußert, wird da durch, daß er diesen Verkauf nicht innerhalb seines eigentlichen Gartenbaubetriebes vor nimmt, sondern „in der Stabil", mit diesem Wochenmarktabsatz auch nicht gewerbesteuer pflichtig. Das Blumengeschäft ist nur die neuzeitige Form, gleichsam die Steigerung des früher üblichen Verkaufs unter freiem Himmel. Auf ein solch äußeres Merkmal kann man keine Steuerpflicht aufbauen. Man mutz zu einem das Wesen des gewerblichen Betriebes erfassenden Merkmal kommen/ und das kann nur der Umfang der hinzugclauften fertige« Ware sein. Man wird folgende Regelung als berussgsrecht und gleichzeitig als im Sinne des Gesetzes liegend bezeichnen können: 10. Wenn ein mit einem Crzeugerbetrieb verbundenes Blumen- und Bindersigeschäft vorwiegend Handel mit gekauften fertigen Waren treibt oder mit Erzeugnissen, die cs aus gekauften Waren hergestellt hat, oder mit beiden, so ist das Blumengeschäft — «s kann für sich bestehen — gewerbe- steuerpflichtig. 11. Wenn aber ein solches Blumengeschäft zum Gegenstand vorwiegen.d die Ver äußerung roher oder verarbeiteter, im eige nen Hauptbetriebe (Erzeugerbetrieb) gewonnener gärtnerischer Erzeugnisse hat, dann ist dieser zwar räumlich getrennte, wirtschaftlich ober nicht s e l b st L n d i g e Nebenbetrieb von untergeordneter Bedeutung. Er kann nicht für sich bestehen. Deshalb kann «rauch nicht gcwerbe steuerpflichtig sein. Einkommensteuer vom MMMn. Laut Erlaß des Reichsministers der Finanzen vom 18. 11. 1926 — llls 9300 — ist jeder Arbeitnehmer, für den im Kalenderjahr 1926- Steuer marken verwendet worden sind, verpflichtet, innerhalb des Monats Januar 1927 seine Steuerkarte und die Ein lagebogen, die im Kalenderjahr 1926 zum Einkleben und Entwerten von Steuer marken verwendet worden find, an das Finanzamt einzuliefern, in dessen Bezirk der Arbeitnehmer am 31. 12. 1926 einen Wohn- s i tz oder in Ermangelung eines inländischen Wohnsitzes seinen gewöhnlichen Aufenthalt hatte. Dabei hat er, soweit möglich, die Nummer der Steuerkarte für 1937 Und die Behörde, die diese Steuerkarte aus gestellt hat, sowie seine Wohnung am 31. 12.26 anzugeben. Anfang Januar 1927 wird durch öffentliche Aufforderung in den Tageszeitungen und eine entsprechende Pressenotiz aus die Einlieferungs- Verpflichtung hingewiesen werden. Die Arbeitgeber haben durch Anschlag in den Arbeits- und Geschäftsräumen auf diese Verpflichtung hinzuweisen; sie können auch selbst die betriebsweise Einlieferung an das Finanz amt übernehmen. In diesem Falls sind dis Steuerkarte» und die Einlagebogen zu sammeln und gemeindeweise geordnet, den für die Arbeit nehmer nach Abs. 1 zuständigen Finanzämtern zu übersenden. Leulschesöbsi—Auslandsobst. Ein Beitrag zur Hebung des deutsch:» Obstbaues. Der Obstpöchter und Obsthändler. Von Hans Walter in Grimma. Wertvolle Beiträge zu obigem Thema find bereits zu wiederholten Malen erschienen und haben neue Wegs gewiesen und neue Anregun gen gegeben den deutschen Obstbau zu hebe» und ihm den gebührenden Platz in der Volkswirtschaft anzuweisen. ES ist schon viel darüber geschrieben worden, wieviel wert voller deutsches Obst dem Auslandsobste gegen über sei, wie man der ausländischen Konkur renz bcikommen könnte usw. Merkwürdigerweise aber haben sich, soweit mir bekannt, die Ver fasser weniger eingehend mit der Frage be schäftigt, wer außer den Obstplantagen im Privatbesitz für de» Großanbau und damit als Belieferer der Märkte in Frage kommt, näm lich mit dem Obstbau an den Staatsstraßen und in de» Gemeinden, und durch wen dieses Obst aus den Markt gebracht wird. Ein Privatmann oder Gesellschaften, die in kleinen oder großen Mengen die Erzeugnisse ihrer mehr oder minder ausgedehnten Obst anlagen auf de» Markt bringen, wissen, um was es sich handelt und sind gern bereit, vor- teilbringrnde Neuerungen zur Hebung ihres Betriebes und Absatzes, zur Steigerung ihrer Konkurrenzfähigkeit gegenüber der Auslands konkurrenz einzuführen. Dort fallen auch die Anregungen über Aufbewahrung, Pflege und Behandlung sowie Sortierung und Verpachmg des Obstes auf fruchtbaren Boden. Schon aus dem Grunde, weil sie, wenn sie be stehe» wollen, auch kaufmännisch denken und handeln müssen. Anders verhält es sich dagegen bei der Verwertung des Obstes an den Staatsstraßen und aus Gemeindeanlagsn. Wie wird dort verfahren? Im allgemeinen ist es Regel, daß diese Obstnutzungen an Pächter gegen Höchst gebot versteigert oder vergeben werden. Für diese ist das Obst aber nur Mittel zum Zweck, nämlich zu dein Zweck, das in der Pachtung angelegte Kapital Mieder herauszuwirtschasten und möglichst hoch zu verzinse». Das Obst selbst ist für sie lediglich eine Handelsware wie jede andere. Mit ihr wird meist nicht sonderlich verfahren, jedenfalls nicht so, wie es einer so empfindlichen Ware zukäme. Mit Nachdruck sage ich meist, denn es gibt auch Ausnahmen, diese sind jedoch in der großen Minderzahl. Derartige Pachtungen sind, richtig betrachtet, reine Spekulationsobjekte, die ist der Regel wohl gelingen, oft aber auch mit empfindlichen Verlusten der Pächter enden, wie dies in diesem Jahre, namentlich bei Birnenpachtungen, zu beobachten war. Bei diesen konnten infolge der niedrigen Absatzpreise kaum die Pacht-, ge schweige denn die Pflück- und Regiekosten ge« -deckt werden. Außer den Pächtern, und dies soll nicht verkannt werden, die oft schon jahre- und jahrzehntelang das Obstpachtgeschäft be treiben, gibt es aber auch sehr viele uner- sahvene Mitläufer. Seltener, daß Großhändler ihre Haut zu Markte tragen, wohl wissend, daß ein Risiko mit dem Pachten verbunden ist und mit der gewissen Aussicht, zu billigen Preisen bei den Pächtern später anzukommen. Da das Obstpachten nur ein Saisongeschäft zu nennen ist, betreiben die Obstpächter noch andere Gewerbe, vielfach sind es kleine Landwirte, Obst« und Gemüsehändler, Besitzer von Mate rial- und Aartosfelgeschäftcn sowie Korbmacher. Allerdings sind Bestrebungen im Gange, die Obstpächter in Vereinen und Verbänden zu sammenzufassen, aber noch ist der Zusammen hang ein sehr loser, so ungesähr wie vor 15 bis 20 Jahren im Gartenbau, wo in den Vereinen große Beschlüsse gefaßt wurden, dis aber in der Praxis aus leidigem Konkurrenz neid und der Eigenwilligkeit des einzelnen nie eingehakten wurden. , I» diesen Kreisen nun Werbearbeit zu leisten und überzeugend auf dis einzelnen Pächter so einzuwirken, daß sie dis neuzeitlichen Be strebungen im Obstvertrieb auch voll zu würdi gen lernen, ist eine für die Hebung des deutschen Obstbaues und seiner Konkurrenz fähigkeit sehr dankenswerte, aber auch sehr schwrerige Aufgabe. Mitwirken könnte und müßte dabei der Staat, aber dieser hat, wie es scheint, selbst kein Interesse daran, daß Millionen guten deutschen Geldes im Inlands verbleiben und nicht sür ausländisches Obst jährlich abwandern. Wenigstens sind die Summen, die der Staat für den Obstbau auswirft so geringfügig, daß sie überhaupt nicht in die Wagschals fallen. So bewilligt beispielsweise der Freistaat Sachse» für den Obstbau jährlich 15—16 OM Mark. Für den Staat, und das gleiche gilt auch sür die Gemeinden, sind die Ertrüge aus den Versteigerungen Einnahmequellen, die nur zum kleinsten Teile wieder dem Obstbau nutzbar gemacht werden. Mas mit dem Obst selbst geschieht, daran haben die Behörden lein Interesse, darum kümmern sich auch die Wan derlehrer und die sonstigen dazu berufenen Or gane wenig. Wenigstens ist dem Bersasier noch kein Fall bekanntgeworden, daß von diesen Stellen aus Ausklärung in die Kreise der Pächter hin eingetragen worden ist. Dies liegt augenblick lich nicht im Kreise ihrer, wie es so schön neudeutsch heißt: Belange. Wäre es wirklich zuviel verlangt, wenn die Behörden zur Förderung des Obstbaues den Obstpächtern Unterweisungen im Lagern, Sor tieren und Verpacken der Früchte böten? Die Behörde» konnten meines Erachtens dadurch vorbildlich wirken, sie könnten dann auch in der Folgezeit von den Pächtern verlangen, daß sie sich bei de» Versteigerungen verpflichten, ihr Obst nur einheitlich verpackt und in verschieds- ne» Qualitäten sortiert auf de» Markt zu bringen. Dabei wäre nach dem Vorbild anderer Länder in Erwägung zu ziehen, ob nicht für einheitlich verpacktes Obst Sonder tarife bewilligt werden könnten, um auf diese Weise den Pächtern entgsgenzukommen. Wie aber bereits gesagt, ist die Anf- klärung der Pächter eine schwierige Aufgabe: denn inan muß dabei in Betracht ziehen, daß die Obstpöchter wie die alten Gartner sehr konservativ in ihren Anschauungen sind und so leicht nicht vom Althergebrachten abgshen. Dazu kommt noch, daß ein Teil der Pächter das Kvrbmachergewerbe betreibt odsr doch in der Lage ist, sich selbst die Körbe sür den Ver sand anzusertigen. Daß aber eine Beeinflussung der Pächter in nenzeitlichsm Sinne dringend notwendig ist, das lehren die jetzigen Zustände. Es sind Riesen mengen von Obst 1. und 2. Qualität, die jährlich in Betracht kommen und erfolgreich mit dem ÄuslandSobst in Konkurrenz treten kön nen. Statistiken über die Höhe des Anfalles an Staatsstratzenobst liegen wohl leider noch nicht vor, wären aber leicht an Hand der Vorschätzungen, die die einzelnen Verpach tungsstellen jährlich vor den Versteigerungen vornehmen, zusammenzustslle». Betrachtet man dis jetzigen Gepflogenheiten beim Versand näher, so ist man erstaunt, mit welcher Sorglosigkeit und Lässigkeit die Ver ladung vorgenommen wird. Schon beim Pflücken werden Fehler begangen, die sich nicht wieder ausmerzen lassen. Das Obst wird nicht einzeln in die Transportkörbe hineingelegt, sonder» aüs den Pflückkörben oder — Beuteln in die Körbe hineingeschüttet. Auch in der weiteren Behandlung ist das Hineinschütten, nicht Hineinlegen gang und gäbe.. Auf das Sortieren einzugeheu erübrigt sich insofern, als es bis auf ein Auslesen der geringsten Früchte nicht oder ganz selten geübt wird. Allerdings konnte man es den Pächtern bis her nicht verübeln, wenn sie sich weiter keine Mühe mit dem Obst gaben, den» auf dem Markt wurde ihnen für ausgölesenes Obst vom Großhandel kaum mehr geboten, als für nicht-- sortierteS, denn das Prinzip des Großhändlers ist es von jeher gewesen, den Pächter zu seinem eigenen Nutzen zu drücken. Das ergibt sich viel fach aus dem kleinen Pächterverdienst bei Ab gabe an de» Großhandel und dem größere» Verdienst des Großhandels bei Abgabe an de» Zwischenhandel. Daß das Obst durch das vielfach« Umschütten sehr leidet und unansehnlich wird, ist zu be kannt, um weiter darauf einzugeh«». Für unzu lässig müßte aber der Versand von Obst zu Speisezwscken in Bahnwagen in loser Schüttung erklärt werden, schon aus sanitäre» Gründen. Was in diessr Beziehung gesündigt wird, ist ein Kapitel für sich, das ich nicht näher be leuchten möchte. Wer aber Gelegenheit hatte, sich eingehend mit den verschiedenen Verlade- und Versandmethoden der Obstpächter und -Händler Lekanntzumachen, wird mir bestätigen können, daß darin unbedingt Wandlung ge schossen werden muß. Mit derartiger Ware, und seien es auch die edelsten Obstsorten, können wir allerdings nicht gegen die Auslandsware konkurrieren. Was nützen alle Ausstellungen und Belehrungen in den Fachzeitungen! sie werde» abgetan mit: „Das kommt für mich nicht in Frage!" Nein, hier muß Klein arbeit geleistet, und ein „sanfter Druck"" von oben ausgeübt werden, um in kürzerer Zeit etwas Durchgreifendes zu erreichen. Zum Ausbau der Relchs- «afserflratzt«. Das Interesse der Landwirtschaft. Die nachstehenden Aussührungen, die in "Anbetracht der kürzlichen Sitzung des Reichswasserstraßenbeirates und der Wechsel in der Besetzung im Bsrwal- tungsrat der Reichsbahn ein besonderes Interesse habe», gehen uns von einer maßgebender Seite zu, die besonders eng mit der Landwirtschaft verbunden ist. Ji: einer Zeit, in der. «S für die wichtigsten Aufgaben an Mitteln fehlt, muß das Bestreben, auf alle Fälle ein Netz von Kanäle» zu schaffen, geradezu auffallend wirke». Die im Wirt schaftsleben stehende» Persönlichkeiten werden von Druckschriften aller Art überschwemmt, i» denen u. a. verheißen wird, daß die Transporte der Massengüter sich in Zukunft wesentlich) billiger stelle» werden. Wann dies eintreten und mit wessen Mittel» der Kanalbau durchgeführt werde» soll, diese und eine Reihe anderer Fragen werden aber kaum gestreift. Wenn nur die wichtigsten Vorschläge dürchgs« führt werden sollten, würden die Kanalbautsn mindestens über ein Jahrzehnt hinaus an- dauer». Man hat diese Kanalbauvorschlägp in Verbindung gebracht mit Maßnahmen zur Ent lastung des Arbcitsmarktes, ohne daß aber Angabe» darüber gemacht worden sind, ob diese Entlastung in fühlbarem Ausmaße eintreten wird. Wie angesichts der außerordentlichen tech nischen Fortschritts, die z. Z. in Deutschland gemacht werden, dis Wirtschaftslage in 10—15 Jahren aussehen wird, ist durchaus unklar. Ist jetzt die Kohle das Hauptmassengut, so kann dis Ausgestaltung der Fernübertragung von Licht und Kraft weitere Fortschritte machen und durch eine Zentralisierung des Verbrauchs der Breniistofse deren Transport auf weite Strecken. teilweise unterbinden. In diesem Zu sammenhangs ist auch die Erfindung zu wür digen, die auf dem unlängst stattgehabten internationalen Kohlenkongreß in Pittsburg von einem deutschen Gelehrten vorgeträge» Wörden ist, wonach «ine Verflüssigung der Kohle in Oel ungeahnte Zukunstsaussichten bietet. Daß dann der wirtschaftliche Wert der versandten Betriebsstoffe außerordentlich konzentriert' sei» wird, ist der Zweck der Uebung und führt damit zu einer Einschränkung der Massen, die bisher transportiert worden sind. Be sondere Beachtung, und dies besonders sür unsere Landwirtschaft, verdienen die Angaben, die über Frachtersparnis allerorts gemacht werden; hiernach soll eine wesentlich billigere Besörde ung als sie jetzt die Eisenbahn gewährt, erreicht werden. Aus den in der Presse veröffentlichten Geschäftsberichten der Deutsche» Reichsbahngcsellschast ist ersichtlich, daß große Mengen van Transportmittel» unbe nutzt herumstehen, weil die deutsche Wirtschaft noch nicht derartige Mengen umschlägt, daß der Betriebspark der Eisenbahnverwaltung aus reichend Verwendung finden kann. Demgegen über versagt sogar ein Hinweis auf außerge^ wöhnliche Wirtschaftsverhältnisse, wie wir sie in de» letzten sieben Monaten anläßlich des englischen Kohlenstreiks erlebt haben-. Auch hier ist die Reichsbahn in der Lage gewesen, den vermehrten Bedarf an Transportmitteln für die Abbeförderung von Ausfuhrkohle und auch damit ihre transporLliche Leistungsfähigkeit erneut unter Beweis zu stellen. Daß an einigen Bezirken gleichwohl wirklicher oder scheinbarer Wagenmangel end Die Ninzev. Dou Ludwig Will iu Kiel. Von de» vielen Arten der Minze haben zwei in der Heilkunde besondere Bedeutung, ine Psefferminze (msutds pipsrits) und dis Krauseminze (msntks crispa). Es ist indessen nicht sicher, daß eS sich bei der letztgenannten um eine besonder« Minzenart handelt, manche Forscher behaupte», sie sei nur eine Spielart der Psefferminze. Die Bekanntschaft mit de» Minze» ist schon sehr alt, so sand der Archäo loge Maspero 1884 iu den Gräbern der ägyptischen Pharaonen aus der Zeit von 1200 bis 1600 vor Christi Geburt Reste eines Blumengewindes, in dem durch genauer« Untersuchung Blätter der Psefferminze festge stellt wurden. Da nun diese Art nirgends in Aegypten wild angetroffsn wird, so können wir wohl annehmsn, daß sie als Gartenpflanze zu medizinischen Zwecken angebaut wordeu ist. Daß sie auch im klassischen Altertum bekannt war, ersehen wir aus den naturwissenschaftlichen Schriften des Teophraft und Plinius; eben falls bei dem von Dioskurides erwähnten keä^osmon handelt es sich sicher um eine Kultursorm der Minze, da dieser Name noch heute in Griechenland für die Minze üblich ist, wo sie vielfach in den Gärten gezogen wird. Wie noch heute, wurde sie auch früher schon als Arzneipflanze benutzt. So zählt Dios kurides eine große Zahl von Heilwirkungen aus, er erwähnt ihre erwärmende und aus trocknend« Kraft, ihre Fähigkeit, die Ränder vom Wunde» zusammenzuziehen, Eingeweide würmer zu vertreiben, als Umschlag Abszesse zu verteilen, als Suppositorium die Konzep ¬ tion zu verhindern und schließlich die Milch vor dem Gerinnen zu bewahren. Auch Pli nius ist unerschöpflich im Aufzählen ihren Vorzüge; so sagt er, die Minze fördere die Cßlust, wen» sie zu Tunken hinzügssetzt werde, sie verhindere das Wundlaufen, wenn man sie in der Hand trüge. Sie sei ein Mittel, die Milz zu heilen, wenn man von einer im Garten stehenden Minze neun Tage nachein ander esse, ohne sie aus der Erde zu reißen; beim Abbeitzen müsse man jedesmal sagen, daß die Milz geheilt werden solle. Dis Minze bildet auch einen Gegenstand der altgriechischen Sage. Danach war sie die Geliebte des Gottes Hades, dessen Gemahlin jedoch in ihrer Eifersucht die schöne Minthe zerriß. Als duf tende Pflanze erschien der Leib der Minthe wieder auf der Oberwelt. Die alten Geo graphen Strabo und Ptolemäus befchr«iben einen der Minthe gehörigen Berg bei Pylos in der Landschaft Elis, an dessen Fuß «in Tempel des Hades lag. Die Entlehnung des Wortes „Minze"" aus dem lateinische» „meutks" beweist, daß diese Pflanze den germanischen Völkern von Süd europa her bekannt wurde. Als ihre Ver breiter kommen wohl hauptsächlich die Mönche in Frage. Diese richteten sich bei ihren An pflanzungen nach der Domänenordnung Karls des Große« aus dem Jahre 812, dem ospitu- Isrs äs villis, welches die Aufzählung aller Bäume und Kräuter enthielt, die in den kaiser lichen Hofgärten gepflanzt werden sollen. Die ses erwähnte drei verschiedene Minzen. Aus den Klostergärten hat sich die Minze dann wohl in dis Bauerngärten verbreitet. Der Dominikanermönch Albertus Magnus beschreibt in seinem Werk äs vexstsdsiibus, das eine wichtige Quelle der Kenntnis des botani schen Wissens des Mittelalters für uns bildet, sehr ausführlich die Minz«, von der er eine angebaute und eine wildwachsende Art unter schied. Die Kulturminze des Mittelalters war in dessen» wie der Pharmakolog Tschirsch an- nimmt, die Krauseminze. Er hat nachgewiesen, daß die erste sichere Erwähnung der Pfesfer- minz« sich erst bei dem Engländer Roy findet, der in der Zeit von 1628 bis 1905 lebte. Dieser erhielt die Pflanze aus den Kulturen von Hertfordshire, und von den Ausläufern dieses in England entstandenen Bastards stam men die Pfefferminzen in den amerikanischen und europäischen Kulturen ab. Eine Rölle als Arzneipflanze spielt die Minze in« Aberglauben des Altertums und Mittelalters. Großes Ansehen genoß die Schrift „äs msäioarmulbus ksrbsrum" des Mönches Apuleius, deren Abfassung mau in das 5. Jahr hundert n. Ehr. verlegt. Hierin gibt er an, daß man mit Hilfe der wilden Minze das Gestirn erfahren^ könne, unter dessen Schutz man stehe. Man muß dazu di« in reinem Zustand gesammelte Minze in «in sauberes Leinentuch legen, zusammen mit einein ganzen Korn, das man in einein Brot gefunden hat. Wenn man dann das Ganze unter das Kopf kissen lege, so ersahre man im Traum das Gewünschte. Auch zur Legendenbildung ist die Minze benutzt worden. So erzählt man in Südfrankreich, daß die Minze die Mutter Gottes verraten wollte, als diese sich auf - der Flucht vor Herodes in einem Kornseld t verbarg, aber das Basilienkraut entzog die heilige Jungfrau den Blicken der Häscher des Herodes. In den Abruzzen besieht eine ita» lienische Legende, nach der sich die heilige Maria nach Jesu Tod viele Tag« lang nur von der Minz« nährte. Ein seltsamer Aberglaube knüpft sich, wie uns Ssbiilot berichtet, in den Pyrenäen an die Minze. Dort benutzt man sie, um mit ihr Krankheiten zu bannen, und zwar, um die Krankheit vom Menschen auf die Pflanze zu übertragen. Wenn dort ein Kind krank ist, bietet dessen Mutter eurer Minze Brot mit Salz an und fleht um Heilung des Kindes. Dieses Verfahren muß neunmal wiederholt werden. Dann geht die Pflanze ein und das Kind wird wieder gesund. In den Zeitschriften für österreichische Volkskunde wird erzählt, daß die Rumänen der Bukowina meinen, man solle die Pfefferminze in den Gärten der Häuser, in denen heiratsfähige Mädchen sind, nicht dulden, denn diese Pflarrzen verhindern, daß dis Mädchen bald zum Heiraten kommen. Im deutschen Volksglauben scheint die Minze keine besondere Rolle zu spielen. Zum Schluß möchte ich noch bemerken, daß die Psefferminze als Hausmittel nicht gering zu schätzen ist, sie hat vielmehr einen außer ordentlich günstigen Einfluß auf die gesamten Berdauungsorgans. Namentlich bei sogenann tem schwachen Magen, welcher alles Mögliche nicht vertragen kann, ist Tee, bereitet von der Pfeffer- oder Krauseminze, von vortreff licher Wirkung. Auch ist der Tee gut zur Beseitigung von Blähungen und der damit zusammenhängenden Kopfschmerzen. Mit Milch gekocht und recht heiß getrunken, ist die Minz« ein Mittel gegen Leibschmerzen.