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Die Gartenbauwirtschaft Nr. 87. 16. 7. 1S26 Steigerung des vbslaüsctzes. iße Don Obstbauinspektor Haas in Lörrach. '' Bei der allgemeinen Notlage der Landwirt schaft sollte nichts unversucht bleiben, den Obstabsatz so nutzbringend wie nur möglich zu gestalten. Ich nehme deshalb heute Ge legenheit, auf einiges ausmerksam zu machen, was nach meinem Dafürhalten den Verbrauch des Obstes steigern und damit auch den Ab satz fördern würde. Der Verbrauch einer Ware ist abhängig von der.Güte derselben, der Art ihrer Darbietung, des Preises und der Art und Weise, wie dieselbe vom Er zeuger bzw. Verkäufer dem Verbraucher an geboten wird. Reklame wird heute auf allen Gebieten mehr wie genug gemacht, nur nicht für die Erzeugnisse der Landwirtschaft, auch nicht für unser gutes deutsches Obst. So gut, wie der Fabrikant und der Kaufmann mit mehr oder weniger Erfolg seine Erzeug nisse empfiehlt, oft recht erhebliche Unkosten aufwendet und dabei doch seine Rechnung findet, so soll und muß cs auch der Landwirt und ganz besonders der Obstzüchter machen: leider geschieht auf diesem Gebiete fast gar nichts. Man klagt nur über die fortgesetzt steigende Einfuhr und ruft nach Staaishilfe. Besser wäre es und mehr Erfolg würde sich einstellen, wenn die Obstzüchter sich selber Helsen würden. Einige Wege dazu sollen hier gezeigt wer den, Man kann wohl mit Recht behaupten, das; gute Ware sich von selber empfiehlt, doch das ist nur bedingt richtig, die Verbrau cherkreise müssen erst wisjen, daß ich gute Ware habe und auch ver kaufen will, und zweitens muß ihnen in recht eindringlicher, zugkräftiger und über zeugender Form klar gemacht wer den, daß unsere Ware — in diesem Falle das Obst — für sie beson ders wichtig, besonders gesund, und besonders geeignet ist, kurz gesagt, mit wenig Worten muß die verbrauchende Bevölkerung auf den hohen gesundheitlichen und volks wirtschaftlichen Wert des Obst- genusses und seine vielseitige Verwendungsmöglichkeit hinge wiesen werden. Geschehen kann dies durch gut abgesaßte Abhandlungen in der Tagespresse, Inserate, die nur einige tref fende Schlagworte enthalten, farbenfreudige Plakate, die z. B- besonders die gesundheit lichen Vorteile des Obstgenusscs für die Kin der versinnbildlichen — hier bietet sich Künst lern ein vielseitiges Arbeitsfeld —. Derartige Propaganda muß natürlich fortlaufend wirken, sie muß zur Massensuggestion werden. Es wird sich aber in der Hauptsache darum handeln, die wichtigsten Verbrauchsstellen in diesem Sinne zu beeinflussen, das sind die Städte, in erster Linie dis Großstädte, aber ich bin fest davon überzeugt, daß aus diesem Wege auch in den kleinsten Orten der Verbrauch an Obst — auch anderer landwirtschaftlicher Erzeugnisse — recht erheblich zu steigern ist. Man kann beobachten, daß der Verbrauch an Obst in den ländlichen Haushaltungen, abge sehen von der Mostbereitung, ost ein recht geringer ist, dasselbe gilt vom Gemüse. An dieser Frage sind zweifellos alle Kreise inter essiert, denn mit dem steigenden Bedürfnisse nach guter einheimischer Ware und Verbrauch wird Absatz und Erzeugung steigen und das ist es, was der Obstzüchter braucht. Dadurch werden wir am besten der ungeheuren Ein fuhr aus dem Auslande entgegenwirken, wo durch gewaltige Summen dem Lande erhalten blieben, die zu nützlicheren Dingen Verwen dung finden könnten, wodurch sicher auch der Arbeitsmarkt gehoben würde, was besonders den Großstädten zugute käme. Leider stehen diesen Maßnahmen große Schwierigkeiten im Wege, die mir aber nicht unüberwindlich erscheinen. Die Obstbau- und andere landwirtschaftliche Vereine find in erster Linie dazu berufen, auf diessm Gebiete babnbrechend vorzugehen, und müssen die Sache auch finanzieren, werden aber bei der be schränkten Mitgliederzahl und den noch be schränkteren Mitteln kaum dazu in der Lage sein. Außerdem ist der Geldmangel auf dem Lande inzwischen chronisch geworden und eine Neigung, Geld in ein Geschäft zu stecken, an dem auch unter Umständen andere mit verdienen können, war wohl noch selten vor handen. Aber es ist an dieser Frage nicht nur das Land interessiert, sondern auch die Städte, deshalb meine ich, sollte sich auch ein Weg finden, die Städte und Gemeinden zu den Propagandakosten mit heranzuziehen.') Hinsichtlich der Verbrauchssteigerung ließe sich sicher auch noch manches mit einer ent sprechenden Einwirkung auf die Haussraucn- Vereine erreichen, denn die Hausfrauen sind letzten Endes doch die Einkäufer in der Fa milie. Abgesehen von der Verbrauchsstcigerung durch gute Reklame, gibt es aucb. noch andere Wege, um den Obstabsatz zu heM». Ich möchte hier die Aufmerksamkeit aus die Veranstaltung von Mustermärk ten lenken. Derartige Märkte, gut organi siert, im bescheidenen Nahmen angcsangen, könnten sich besonders zu ungeahnter Blüte, ja bis zur Obstbörse entwickeln. Allerdings gehört dazu, daß noch eine ganz gewaltige Erziehungsarbeit vorausgeht, die die Erzeuger veranlaßt, daß sie ihre Ware richtig behandelt und zugkräftig auf den Markt bringen. Doch man mache nur den Anfang, es werden sich immer einige finden, die gern mitmachen, und das gute Beispiel und der Erfolg wird andere zur Nacheiferung anregen. Die Anziehungskraft derartiger Obstmärkte kann durch Verbindung derselben mit Obst- schauen, die, gut und sachgemäß aufgebaut, sehr zur Belehrung von Konsumenten wie Produ zenten dienen, sehr gehoben werden. Nur keine Massenprämiierung, wie das so oft gehandhabt wurde; fördernd und sehr zu empfehlen wäre dagegen die Stiftung von Geld preisen fürdie besten Lei st ungen nach Vorschrift. Baden weist in normalen Jahren einen recht erheblichen Ueberschuß an Obst auf, ganz besonders an Steinobst, dort müssen wir also aussühren, auch dann, wenn der Eigenverbrauch noch erheblich gesteigert wird, wir müssen deshalb unsere Propaganda zur Hebung des Verbrauches über unsere Grenzen hinaus betreiben. Ein gutes Absatzgebiet, besonders für das Markgräfler Gebiet war bisher die Schweiz, hoffentlich bleibt es uns noch recht lange er halten. Wenn man allerdings beobachtet, welche Anstrengungen im Auslande überall gemacht werden, um die Ausfuhr, ganz speziell nach Deutschland, zu fördern, sogar mit staat- ') Tatsächlich haben sich anch bereits Städte und Gemeinden bereitgefunden, die von dem Reichsverband des deutschen Gartenbaues c. V- eingeleitete Propaganda zur Förderung des Absatzes deutscher Erzeugnisse aufzugreifen. Die vom R. d.d.G. berausgegebenen Obst- und Gemüseplakate haben viele Schulen und andere Behörden bereits in den Dienstgebäuden zum Aushang gebracht. Anm. der Schriftleitung. licher Unterstützung, bei uns dagegen alles getan wird, um die Einfuhr zu begünstigen, dann kann man nur mit Sorge in die Zukunft sehen. Darum ist es an der Zeit, daß die Obst züchter tatkräftig zur Selbsthilfe schreiten und den Markt und das Vertrauen der verbrauchen den Kreise zurückzugewinnen suchen. Auch muß versucht werden, mehr Verbindung zwischen Erzeuger und Verbraucher herzustellen, anderer seits muß durch einen Zusammenschluß der Er zeuger die Erfassung größerer Obstmengen der gleichen Art und Sorte ermöglicht werden, dann wird sich auch der reelle Großhandel wieder mehr mit unserem Obst beschäftigen, denn bislang hat auch dieser das Auslandsobst vorgezogen, leider nicht ganz mit Unrecht von feinem Standpunkt. Daß wir auch unsere gesamte Obstkultur entsprechend umstellen müssen, sind bereits sa bekannte Wahrheiten, daß man darüber kein Wort mehr verlieren brauchte, aber leider kommen wir auch auf diesem Gebiete über Reden und gutgemeinte Vorschläge und kleine Anläufe nicht hinaus, das muß anders werden. Der Obstzüchter rasse sich endlich einmal dazu auf, das anzubauen, was der Verbraucher und der Handel verlangen, und nicht mehr das, was ihm selber gerade angenehm erscheint, und sorge dafür, daß seine Ware in tadelloser Be- lchafsenhcit auf den Markt kommt; dem Ver braucher aber muß eindringlich klargemacht werden, daß die deutschen Erzeugnisse an Obst und Gemüse in der Qualität unerreicht da- ' stehen, dann wird allen geholfen werden, es liegt dies im beiderseitigen Interesse und beide erfüllen ihre vaterländische Pflicht. Das amerikanische übst imd der deulsche Gartenbau. Von Elisabet Boehm, Haus Lamgarben. Vorsitzende des Reichsverbandes der Landw. Hausfrauen-Vereine. Für ungefähr 375 Millionen Mark führt Deutschland Obst und Südfrüchte aus dem Aus lande ein, und diese 375 Millionen Mark könnten wir sehr gut alljährlich dem deutschen Gartenbau zusließen lassen, wenn es gelänge, die Vorbedingungen dafür zu schaffen. Diese Vorbedingungen wären vor allem ein starkes deutsches Volksempfinden, das heiße Verlangen, unserem deutschen Vaterlande zu dienen und alles abzulehncn, was unserm Vaterlande, was dem deutschen Volke fremd und schädlich ist. In der gesamten deutschen Volkswirtschaft setzte das voraus, daß wir deutsche Waren kaufen und die heimische Erzeugung dadurch stärken, daß aber dis gesamten deutschen Erzeugerkreise mit aller Kraft sich dafür einsetzen, sich den Markt für ihre Ware zu erringen; auf den Markt zu bringen, was der Markt verlangt. Es ist also eine doppelte Aufgabe zu lösen: die Verbraucher für Bevorzugung deutscher Ware zu erziehen, die Erzeuger zur Befriedi gung des Marktes heranzuzishen. Die Ver braucher zu erziehen, liegt nicht allein in unserer Macht, dazu gehört ein immer stärkeres Wachsen deutschen Volksbewußtseins und deutschen Volksstolzes, wobei wir natür lich mit allen Fasern unserer Seelen Mitwirken können, was wir aber nicht allein herauf- sühren können. Dagegen ist die andere Seite der Aufgabe: Schasfung der verlangten Ware, ganz in unsere Macht gegeben, und cs fragt sich nur: Warum erfüllen wir sie nicht? Und was müssen wir zu ihrer Erfüllung tun? Betrachten wir zuerst die Tatsachen: Apfel sinen, Zitronen, Feigen usw. können wir nicht anbauen, hierbei müßten wir uns darauf be schränken, den Genuß dieser Früchte einzu« schränken. Auf welchem Wege, werde ich später erklären. Dagegen könnten wir die 50 Milli onen für amerikanische Aepfel restlos ersparen, dadurch, daß wir die amerikanischen Aepfel durch deutsche Aepfel ersetzen. Aber wir haben nicht die erforderlichen Mengen gleichmäßigen, haltbaren Obstes. Die Aufgabe heißt daher: Schafsung gleichmäßiger, haltbarer Aepfel in großen Mengen. Das wäre durchaus zu erreichen, wenn wir uns entschließen würden, unsern Obstbau zu vereinheitlichen und statt 100 verschiedener Obstsorten für den Handel einige wenige geeignete Sorten in Massen anzubauen. Welche Sorten hierbei in Frage kämen, werden wir eingehend prüfen. Zunächst handelt es sich darum, die Obstzüchter, die Baumfchulenbesitzer, die Landfrauen zum gemeinsamen Handeln zusammenzuschließen. Bisher ist jede Provinz, jeder der vorgenannten drei Berufsstände allein vorgegangen und sie glaubten schon Wunders welche Erfolge zu erreichen, wenn sie sich auf zehn bis zwölf zu empfehlende Aepfelsorten einigten. Aber damit ist nichts erreicht, die Zersplitterung im Obstbau blieb bestehen, die Amerikaner mit ihren Massen gleicher Ware in gleicher Verpackung eroberten den deutschen Markt, und heute sieht man überall in den Schaufenstern den Käufer anlockendes, schönes amerikanisches Obst und daneben ungleich mäßige deutsche Aepfel. Das muß anders werden und wird anders werden, wenn wir zusammenhalten und ge meinsam Vorgehen: Obstbauer im deutschen Gartenbau, landwirtschaftliche Hausfrauen und Baumschulenbesitzer. Gerade die Baumschulen besitzer müssen wir für diesen gemeinsamen Weg gewinnen, denn sie haben unendlich oft Gelegenheit, bei Neupflanzungen an Straßen und in Plantagen mit Rat und Tat unsere Sache zu fördern. Ich kann mir Wohl denken, daß mehrere Kreise einer Gegend sich zur gleichen Obstsorte für ihre Straßen einigen, daß die Landwirte und Gärtner dieser Bezirke die selbe Sorte in Massen anbauen, so daß es lohnt, für diese Mengen Kühlanlagen zu schaffen, in denen das Obst gelagert wird, bis der Markt aufnahmefähig dafür würde. Es gilt also zunächst die Sorten heraus zufinden, die für diesen Massenanbau geeignet sind, Sorten, die hart und haltbar und wider standsfähig gegen Fusikladium und andere Krankheiten sind, so daß ihre Pflege nicht so umständlich und kostbar ist, und diese Sorten dann in Massen anzubauen. Amerikanische Aepfel erscheinen gleichmäßig, so, als wäre es immer dieselbe Sorte. Aber es sind nur gleichaussehende, sonst aber verschiedene, dem verschiedenen Klima angepaßte Sorten. Das erscheint mir besonders beachtenswert und wird uns ein Fingerzeig sein, bei unseren Bestrebun gen, die schon ihren Anfang genommen haben: Gartenbau (Obstzüchter und Baumschulen) und landwirtschaftliche Hausfrauen sind in ihren Spitzen unter Führung des Reichsernährungs« ministerimns zusammengekommen, und haben beschlossen, nicht eher zu ruhen, als bis die wiederholt genannten 50 Millionen, die wir alljährlich allein für amerikanische Aepfel aus geben, in die Taschen unserer deutschen Obst züchter fließen. Nun gilt es, die Masse dieser Obstzüchter, die maßgebenden Behörden, die öffentliche Meinung auch für diese Pläne zu gewinnen! Wenn wir einig sind, wird der Erfolg uns nicht fehlen! Aus den ZuMdlagen der deulschen Gärtnerei «nd Landwirtschaft. Von Dipl.-Hdl. G. Mildebrath, Berlin. Ueber ein Jahrtausend trennt uns von den Tagen, da Karl der Große zwecks Rationali sierung der Land- und Gartenwirtschaft seiner Güter und der seiner Untertanen in den süd westlichen Gauen des Frankenreiches seine Land güterordnung im Jahre 812 erließ. Wir nehmen mit Verwunderung wahr, wie es die Genialität dieses Mannes vermochte, Land- und Gartenwirtschaft zu organisieren. Es steht fest, daß die alten Klostergärten jener längst entschwundenen Zeit eine wesentlich größere Mannigfaltigkeit von Kulturen aufgewiesen haben, als das, was Karl der Große für seine Pfalzen und Domänen gefordert hat. Wie dem anch sei, wir blicken mit Verehrung aus jene Zeit und messen eigenes land- und gartenwirtschaftliches Streben an dem Stande jener Zeit. Hären wir, was uns die Land güterordnung zu sagen hat: Wir wünschen, daß unsere Landgüter, die wir zur Besorgung unserer Wirtschaft einge- richtet haben, nur uns allein dienen und nicht anderen Leuten; daß unser Gesinde gut unter halten werde und durch niemand ins Elend gerate. Wir wünschen ferner, daß unsere Amts leute sich nicht unterfangen, unser Gesinde zu ihren Dienst zu gebrauchen, nicht zu Fronden, nicht zum Holzfällen, noch sie andere Arbeiten zu vollbringen zwingen, daß sie keine Ge schenke von ihnen annehmen, kein Pferd, keine Kuh, kein Schwein, keinen Ochsen, kein Ferkel, kein Lamm noch sonst etwas, außer Getränken, Hülsenfrüchten, Obst, Hühnern oder Eiern. Wenn unsere Amtsleute Arbeiten für uns zu verrichten haben, säen, ackern, ernten, Heu machen oder Wein lesen, soll ein jeder zur Arbeitszeit an jedem Orte acht haben und Ein richtungen treffen, daß alles gut und voll ständig gemacht werde. Ist jedoch der Beamte außer Landes, oder kann er sonst an den Ort nicht kommen, so soll er einen treuen Mann ans unserm Gesinde oder einen anderen wohl erfahrenen Mann und ihm die Fürsorge für unsere Sachen anvertrauen. Es sollen unsere Amtsleute unsere Wein berge übernehmen, die in ihren Bezirken liegen, sie gut besorgen, und den Wein selbst in gute Gefäße tun und sorgfältig darauf achten, daß er in keinerlei Weise Schaden leide. Auch sollen sie von anderen Leuten Wein kaufen, um damit die königlichen Pfalzen zu versorgen. Von unsern Weinbergen sollen sie uns für unsere Tafel Wein senden. Der Wein, der von unsern Gütern als Zins gegeben wird, soll in unsere Keller geschickt werden. So viele Landgüter einer in seinem Be zirke hat, so viel Leute soll er dazu be stimmen, die Bienen für unsere Wirtschaft zu besorgen. Jeder Amtmann soll Jahr für Jahr reichlich Federvieh und Eier an den Hof liefern, ein jeder Amtmann soll auch achthaben aus das, was er für unsern Tisch zu liefern hat, damit, was er adzuliefern hat, sehr gut ausgeführt und sauber sei. Es ist mit aller Sorgfalt darauf zu achten, daß alles, was die Leute mit ihren Händen verarbeiten, als Speck, getrocknetes Fleisch, Wurst, eingesalzenes Fleisch, Wein, Essig, Maulbeerweiu, Senf, Käse, Butter, Malz, Bier, Met, Honig, Wachs, Mehl, mit der größten Reinlichkeit hergestellt und bereitet werde. Unsere Wälder und Forsten sollen gut in Obacht genommen werden. Wo ein Platz zum Ausroden ist, rode man aus und dulde nicht, daß Felder sich bewalden, und wo Wald sein soll, da dulde man nicht, daß er zu sehr be hauen und verwüstet werde. Und unser Wild im Walde sollen sie gut besorgen, desgleichen Falken und Sperber zu unserm Gebrauche hegen, auch den Zins sür die Mast sorgsam ein sordern. Ferner sollen die Amtsleute, wen« sie die Schweine zur Mast in den Wald schicken oder unsere Maier oder deren Leuten den Zins zu gutem Beispiele zuerst geben, damit alsdann auch die andern Leute den Zins vollständig zahlen. Sie sollen auch gemästete Gänse und Hühner zu unserm Gebrauche jederzeit bereit und reich- lich vorrätig haben, daß sie an uns geschickt werden können. Wir wollen ferner, daß sie die Hühner und Eier, welche die Knechte und Hörigen abgeben, alljährlich vereinnahmen und, wenn sie ihrer nicht bedürfen, sie verlausen. Aber nicht nur rein nützlichen Dingen legt Karl großen Wert bei, auch für Schönheit und Schmuck auf seinen Gütern ist er bedacht. So fordert er im 40. Kapitel der Landgüter ordnung: Ein jeder Amtmann soll auf unsern Land gütern einzelne edle Vögel, Pfauen, Fasanen, Enten, Tauben, Rebhühner, Turteltauben um des Schmucks willen halten. Auch die Frauenarbeit gehört zu seinen Sorgen und so fordert er von den Frauen und Mädchen der Landleute und dem weiblichen Gesinde: In unsern Weiberhäusern sollen sie sich der Bestimmung nach den Stoff zur Arbeit geben lassen, nämlich Flachs, Wolle, Waid, Scharlach, Krapp, Wollkämme, Kardendistekn, Seife, Gefäße und anderes aller Art, was hier notwendig ist. Dem Weinbau wendet Karl besondere Sorg falt zu. Die besondere Betonung der Sauber keit scheint doch recht nötig gewesen zu sein, so befiehlt er: Unsere Keltcrpressen auf unsern Gütern sollen in guter Ordnung sein. Und das sollen die Amtleute im Auge behalten, daß sich keiner herausnehme, unsere Trauben mit den Füßen zu treten (wie in den südlichen Ländern), sondern daß alles sauber und an ständig sei. Auch dem landwirtschaftlichen Rechnungs wesen mißt er große Bedeutung bei, und das, was er vor über 1000 Jahren forderte, wird heut als etwas Neues anempfohlen. Wir müssen den genialen Blick des großen Staats mannes bewundern, bewundern in einer Zeit, die sich erhaben dünkt aus allen Wirtschafts gebieten und die vergessen hat, daß sie nicht Schöpfer, sondern in vielen Fällen nur Nach ahmer ist. Er befiehlt: Wir wollen, daß, was die Amtleute zu unserm Haushalte gegeben haben oder an Hosdiensteu geleistet und sonst noch geliefert haben, sie in ein besonderes Rechnungsbuch schreiben, und was sie selbst aus dem Gut verbraucht haben, in ein anderes; und was übrig geblieben ist, darüber sollen sie uns eine Berechnung geben. Ein jeder Amtmann liefere Jahr für Jahr ein Verzeichnis von all unserm Gute und Ertrage: Was von Ochsen vorhanden ist, von Huse«, die g "gl werden sollen, von Acker- und andern Zinsen, von geschlossenen Vergleichen und Friedensgeld, von dem ohne unsere Erlaubnis in unsern Forsten gefangene« Wild, von Mühlen, von Feldern, von Brücken und Fähren, von Märkten und Weinbergen, von Heu, von Holzhösen, von Kien, Schindeln und Bauholz, von Brachland, von Hülsenfrüchten, von Wolle, Flachs und Hanf, von Baumfrüchten, von großen und kleinen Nüssen, von veredelten Bäumen, Gärten, Rübenland und Fischteichen, von Leder, Fellen und Hörnern, von Honig, Wachs und Fett und Seife, Maulbeerwein, Met und Essig, von Bier, jungem und altem Wein, altem und neuem Getreide, von Hühnern, Eiern und Gänsen. Einen reichen Inhalt verlangt Karl für die Obst- und Gemüsegärten seiner Hosgüter. Er gebietet: Wir wollen, daß sie in allen Gärten alle Pflanzen haben, als Lilien, Rosen, Klee, Krauseminze, Salbei, Rautp, Beisuß, Gurken, Melonen, Kürbisse, Bohnen, Kümmel, Ros marin, Karbe, italienische Kichererbse, Meer zwiebel, Siegwurz, «Pchlangenwurz, Anis, Sonnenblumen, Bärwurz, Lattich, Senf, Pfef ferkraut, Kresse, Petersilie, Dadebaum, Dill, Fenchel, Wegwarte, Weißwurz, Wasserkresse, Gartenkresse, Rainfarn, Katzenkraut, Tausend güldenkraut, Mohn, Mangold, Haselwurz, Mal ve», Karotten, Pastinak, Melden, Kohl, Kohl rabi, Zwiebeln, Porree, Rettiche, Schalotten, Lauch, Knoblauch, Krapp, Kardendistel, Sau bohnen, maurische Erbsen, Koriander, Kexbel, Springwurz. Von Bäumen aber, so wünschen wir, sollen sie haben: Obstbäume von verschiedenen Sorten, ebenso Birnbäume und Pflaumeubäume von ver schiedener Art, Ebereschen, Mispeln, Kastanien, Psirsichbäume verschiedener Art, Quitten, Haselnüsse, Mandelbäume, Maulbeerbäume, Lorbeerbäume, Kiefern, Feigen, Nußbäume, Kirschen verschiedener Art. Die Namen der Aepfel sind: Gosmariuga, Geroldinga, Krevc- dellen, Spirauken, süße und herbe, alles aber Winteräpfel und solche, die sogleich gegessen werden müssen, frühreife. Von Winterbirnen habe man drei oder vier Arten: süße, Koch- l i neu und spülreife.