Volltext Seite (XML)
2 Die Gartenbauwirtschaft Nr. 56. 13. 7.1928 Die Höhere Staatslehrmistall sür Garlenba« zu Pillnitz. Von Dipl.-Gartenbauinlpeitor Hans F. Kanimehcr. Der Freistaar Sachsen ist infolge seiner zeniialen Lage von fester ein Bindeglied sowohl zwischen dem Norden nnd Süden als auch zwi schen dem Westen nnd Osten Deutschlands ge wesen. ES ist verständlich, da st sich durch den leststasien Handel und Verkehr ein weitver zweigter Gartenban gebildet hat, der diese glücklichen Umstände zn nahen wusste. Durch- wa"dcrt man die ausgedehnten Spezialkulturcn, deren Produkte teilweise in alle Welt hinaus« geben, oder die bedeutendsten Gcmüseanbnu- flüchen, so kommt man zu der Uesterzeugung, daß der Gartenbau in nnd um Dresden von großer wirtschaftlicher nnd kultureller Bedeu tung ist. Vor mehr als 30 Jahren wurde vom Gartcubciuvcrbnnd sür Sachsen eine Gartcnban- schnle gegründet, welche der Ausbildung des jungen Nachwuchses im Gartenbau dienen sollte. Als eS in der Nachkriegszeit aber schwieriger wurde, deu steigenden Ansprüchen in der Aus- bildnng gerecht zu werden, ergab sich die Not wendigkeit, die bisherige Gartenbauschule in eine Staatslehranstalt umzuwandeln. Sv wurde am l. Juni 1922 die Höhere Siaatslchraustalt für Gartenbau gegründet. Als Sih der neuen Staatsicstranstall wurde Pill- nitz gewählt, welches durch seine günstige Lage in bezug auf Klima und Verkehr sowie als Ställe alter Gartenknlturcn dazu wie geschaffen ist. Auch die ehemalige Hofgärtnerci, welche verstaatlicht und zu einem modernen Erwerbs« garlcnbaubctrieb umgewandelt wurde, dient zur Ausbildung der Besucher der Pillnitzcr Lehr anstalt. So wurde die Schaffung der uenen Staatslehranstalt durch mancherlei günstige Vorbedingungen unterstützt. Auch die nötigen Rünmlichkeiteu waren vorhanden. Die sehr geräumigen Marstallgebäude des ehemaligen Sommerlagers dcr sächsischen Könige wurden in großzügiger Weise zu Lchrräumcn, Labora torien und Dienstzimmern eingerichtet. In einem Teil des ehemalige» Schlosses sind die Dienstwohnungen für die Beamten geschaffen worden. Die beiden Marstallgebäude an der Straße von Dresden nach der Sächsischen Schweiz wurden baulich völlig verändert, Ge wölbe mußten entfernt, Fußböden gehoben und Fenster vergrößert werden, so daß dcr ur sprüngliche Zweck dieser Gebäude kaum noch zu erkennen ist. Es sind moderne Lehrräume sür 80—100 Schüler, Laboratorien, Lesezimmer, Bibliothek, sowie Zeichen- und Sammlungssäle geschaffen worden. Auch mehrere Institute und Sta tionen sind entstanden, so die Botanische und Ehcmische Station sowie eine Stelle für Pflanzenschutz und eine Obst- und Gemüse- verwcrtnngS-Station. Die vorhandene Aula mußte schon jetzt in einen Zeichensaal umge- wnndclt werden, nm dem steigenden Besuch Rechnung zu tragen. Eine neue Aula wird in Bälde erstehen. Eine Reihe weiterer neu baulicher Pcrändcruugeu sind für die nächsten Jahre geplant. Damit auch der Fernstehende gleich erkennt, daß Pillnitz eine Stätte für Gartenkultur ist, wurde die Lehranstalt von Zieraniagen umgeben. Auch eiu kleiner Lehr- und Ver- suchsgartcn sowie ein Villengarten und eiu Teil des früheren großen Weinberges stehen der Lehranstalt zur Verfügung. Da Dresden nnd Umgebung eine große Zahl vortrefflich geleiteter Erwerbsgartcnbaubetriebe hat, braucht vtz« Staatslehranstalt sich nicht mit einem großen Außenbetrieb zu belasten, so daß sie ihren Aufgaben als Lehr- und Verjuchs- anstalt um so mehr nachkommen kann. Es wird daher auch nicht beabsichtigt, aus den vorbandeneu Ländereien erhebliche Einnahme quellen zn erzielen, sondern möglichst viel Anschauungsmaterial zn schassen. Zu diesem Zweck dienen eine kleine Baumschule, ein Blumengarten init Gehölz-, Stauden- und Sommcrblumen-Sammlungeu, eine Pslanzen- biologische Abteilung sonne eine Abteilung zur Erprobung von Pflanzenschutzmitteln. Die Teile des Weinberges, welche nicht dnrch die Reb laus zerstört wurden, sind wieder in Kultur genommen worden. Im Lnnse der letzten Jahre sind 3000 Reben nngepflanzt. Weitere Anpflanzungen werden folgen. ES wurden die Sorten „Svlvaner", „Goldriesling", „Portugieser", „Traminer", „Rnländcr" und „Spät Burgunder" gewäblt. Diese erste An pflanzung soll der Sortcnbcobachtung dienen. Erfreulicherweise hat sich bisher die Reblaus nicht mehr gezeigt. Ein anderer Teil des alten Weinberges, dec mittlere Hang, dient dem Obstbau unter Bevorzugung derjenigen Arten, welche besonders wärmeliebend sind, wie: Pfirsiche, Aprikosen und Feigen. Au dieier Stelle werden auch Obstneuzüchtungeu, Aus- lesearbciten, besonders in Obstanlagen, sowie die Wu zelwachstumsbeobachtungeu ausgeführt. Der Fuß des Weinberges dient dem Ge müsebau. Der Niederrheinische Frühgemüse- bau mit Kulturen unter Glas herrscht dabei vor. Aus der Versnchstätigkeit sei noch er wähnt die Beteiligung an der Prüfung der Frühweißkohlsorten, Frühkartosfelanbauvcr« suche, Beiz- und Stimulationsversuchc, Kultnr- versnche mit Stangenbohnen, sowie die Ver wendung von Asphaltpappe zur Bvdeubedeckung zwischen Kohl. Auch wurden Beobachtungen angcstellt über die Störungen, welche beim Verpflanzen eintreteu. Die chemische Versuchs station hat Düugungsversuche zu Kartoffeln, Tomaten und Weißkraut durchgesührt. Beson ders bcrvorgehoben fei, daß auch die Schüler des Seminnrlebrgauges die Möglichkeit haben, Versuche durchzufübren. Neben dcr Ausbil dung junger Gärtner hat sich die Staatslehr anstalt zur Aufgabe gestellt, auch deu im Berus stehenden Fachleuten zu ihrer Weiterbildung be hilflich zu sein. lieber die Tätigkeit dcr genannten Lehr anstalt während der ersten Jahre wurde ein Bericht herausgegeben, welcher in anschaulicher Weise die Gründung und den Ausbau der StaatSlchranstalt sowie ihre Einrichtungen schil dert. Dcr Bericht enthält u. a. auch eine Dar stellung des Bildungsganges an der Lehran stalt. Man ersieht daraus, daß der allge meine Lehrgang mit dein Lehrgang für Er werbsgartenbau oder dem Lehrgang für Gartenkunst, welche je ein Jahr dauern, durch Ablegung des ersten Staatsexamens zum „staat lich geprüften Gartenbau-Techniker" führt. Eiu zweites Staatsexamen' ist nach weiteren drei Berufsjahren möglich. DaS Bestehen der zweiten Prüfung berech tigt zur Führung des Titels „Staatlichen Di- Plom-Gartcubau-Jnipettm". Außer dem Semi narlehrgang, welcher ein halbes Jahr dauert, und verschiedenen kurzfristigen Lehrgängen sür Sondergebiete gibt es noch einen Winter lehrgang für Gärtnergehilfen. In dem er wähnten Jahresbericht (1922—25) wird durch deu Direktor dcr Lehranstalt, Oekonomierat Schindler, über Obstbau- und Wurzel wachstumsversuche berichtet. Gartenbau-In spektor Binder schreibt über Wein- und Gemüsebau, während über Schmuck- und Blumenanlagen die Gartenbau-Inspektoren Kniese und Kamm eher berichten. Der letztgenannte hat auch Gedanken zu einem Frci- körperkulturgartcn mitgeteilt und die Arbeiten dcr Obst- und Gemüsevcrwcrtungsstcllc geschil dert. Ueber die wissenschaftlichen Stationen berichtet Hofrat Prof. Dr. Naumann und Ttudienrat Dr. Ga Hinblick. Den Schluß des interessante» Büchleins bildet ein Beitrag „Die Pillnitzer Pflanzenschätze" von Prof. Dr. Naumann und Gartenbau Inspektor K nies e. Die Jubiläums - Gartcubau - Ausstellung Dresden l!)26 ist von der Staatslehrnustnlt umfangreich beschickt worden. Eine große Halle nnd zirka zehn kleinere Kojen haben zur Auf- nahme dcr interessanten Arbeiten gedient. Be sonders erwähnt sei die Darstellung dcsWurzel- wnchsrnms bei unseren Obstgehölzen, ein großes Modell dec Lelwanstalt mit ihrer llmgcbung sowie eine Reihe kleinerer Modelle über ge schichtliche Gärten und moderne Gartenanlagen. Die ObstverwerkungSstellc hat die Sllßmost- gewinnung dargestellt. Die wijsenschastlichen Abteilungen sind Lurch zahlreiche Tafeln und Tabelle» vertreten. Arbeiten ans dem Wein berg sowie Schülc>2cistuttgeu runden das Bild ab und zeigen, Waß man in Pillnitz bestrebt ist, deu Gesamtgartenbau »ach jeder Rich tung zu fördern. Vogelschutz und chemische Schädliugsbekämpsuns. Von Dr. Phil. Hans Walter Schmidt in EiAangcu-Buckeuhof. Zur Durchführung der Schädlingsbe kämpfung habecc wir zwei ganz verjchiedcu- artige Mittel au dcr Hand. Im Haushalte dcr Natur darf ein Faktor der Schädlingsbe kämpfung nicht fehlen, nm das Gleichgewicht zu erhalten. Diesen Faktor stellt die mannig faltige Vogelwelt, hauptsächlich die Klein Ornis dar, welche in wirksamer Weise deu Kampf gegen pa-msitär schmarotzende Insekten, Spinnen und Würmer airfnchmcn. Leider hat die Kallur diese nalsirlichen Helfer im Kampfe gegen die Schädlinge des Pflanzenreichs in ihrer Entnncklung zuriickgedämmt, wenn sie sich auch besonders in letzter Zeit bemüht, selbst- wieder fördernd einzugreisen. Der Gartenbauer und der Landmann wissen sehr genau, welsch kräftige Helfer sie besonders in deu Kleinvögeln, in den Höhlenbrütern, in den insektenfressenden Bögeln, wic Rot schwänzchen, Wiegenfänger, Meisen nnd der gleichen haben. Ans dieser Erkenntnis heraus hat sich auch die gesetzgebende Staatsgewalt der nützlichen Vögel angcnomin.cn und sie vor Nachstellungen durch den Menschen geschützt. Naturlicbcnde und kultursürdcrudc Menschen haben den Gedanken verwirtlicht, sogenannte Naturschußgebiete zu schaffen. Ich erinnere nur an die großartige» Erfolge auf der staat lich anerkannten Versuchs- nnd Musterstation für Vogelschutz, Burg Seebach, Kreis Langen- salza (Thür.). In welcher Weise sich Freiherr von Berlepsch um den Vogelschutz verdient gemacht hat, ist jedenfalls dem modernen Garteubaucr und Landwirt nicht unbekannt. Wenn man darum jüngst von einer Strömung hört, welche dem Vogelschutz nur wenig Be achtung zollt, mit dcr Begründung, daß der Nutzen der Vogelwclt im Punkte der Schäd lingsbekämpfung durchaus nicht so hervor ragend sich zeige, so dürfte dies in objektiver Weise doch nicht den Tatsachen entsprechen. Der Praktiker sieht tagtäglich, wie unsere ge fiederten Freunde tu Garten, Wald und Feld unermüdlich arbeiten. Die Sorgfalt, z. B- der Meisen hervorzuheben, darf nicht ver gessen werden. Sie dringt arich in die ver borgensten Risse und Spalten der Borke und zieht restlos das schädliche Insekt selbst aus den unzugänglichsten Schlupfwinkeln hervor, welche menschliche Technik schwer oder gar nicht zu erreichen vermag. Doch können wir die chemischen Be« kämpfungsmittel nicht misse», denn bei unserein heutigen KulturzuW.ud r.'.cht das Kontingent nützlicher Vögel bei weitem nicht aus. Auch kann diese Macht nur bei Freilandkulturen ein-» greifen, aber weder im Treibhaus, noch inr Zimmer. Darum bleibt die einzige großzügige und radikale Hilfe sür den Gartenbauer und Land wirt die Bekämpfung mit Hilfe chemischer Mittel. Im Lause dcr Zeit hat uuscre Wissen schaft die Unterlagen hierzu geschaffen, und die Industrie hat eine Menge von Präparaten auf de» Markt gebracht, die sich mehr oder weniger gut und rentabel amvcnden lassen. Darüber aber dürste wohl kein Zweifel be- stchen, daß wir eine große Stütze bei der Schädlingsbekämpfung im Nikotin besitzen. Es kann auch bei empfindlichen grünen Pslanzen- teileu zur Anwendung gebracht werden. Selbst ein Pflanzengift, aus dem Alkaloid des Tabaks, Nicotiana Tabacum, gewonnen, übt es keiuervei schädigende Wirkungen ans den pflanzlichen Organismus aus. Ais thpischcs Koutaktgisi jedoch ruft cs zunächst einmal bei den pe ripheren Nerven dcr Insekten, je nach der Konzenlrationcn, bei grünen Blattläusen, bei schwarze» Läusen, bei Raupen, Maden, Schnecken, Fliegen, bei Ler Blutlaus, dcr Schildlaus, der Schmierlaus, bei Bohrkäfern, Wanzen und Stechern und bei der Roten Spinne, Lähmungserscheinungcn hervor, die sich ins Innere des Organismus, fortpslanzen und den Tod desselben zur Folge habeu. Gerade in letzter Zeit ist es der rührigen Aufklärungs arbeit in Deutschland gelungen^, die richtige Erkenntnis für die Wirkung des Nikotins in der Schädlingsbekämpfung in allen Schichte» der Bevöllerung sestzuwurzeln, und eine Menge von Nikotiupräparaten beweist uns die rührige Tätigkeit unserer Industrie in diesem Punkte. Allerdings dürften naturgemäß auch nicht alle unsere Nikotinprüparate zu empfehle» sein, dagegen besitzen wir wirklich vollwertige Schätz- lingsbckämpfuugsmittcl im 10",eigen Tabaks- cxtrakt oder im Herbasal der Velmag in Breme». Es darf hier jedoch nicht vergessen werden, zu erwähnen, daß der neuerdings auf Nikotin gelegte Zoll all unsere schönsten Hoffnungen zu zerstöre» vermag-). Die Ouiutessenz dieser Abhandlung be deutet nichts anderes, als die ernste Mahnung, daß die natürliche Schädlingsbekämpfung durch unsere Vögel Hand in Hand gehen soll und muß mit der chemischen Schädlingsbekämpfung. Denn nur dann kann der Gartenbauer und der Landwirt das erreichen, was er anstrebt: einen wirksamen Schutz gegen schädliche In sekten, Spinnen und Würmer. Der Erfolg kommt nicht nur dem einzelnen privatwirtjchaft- lich zugute, sondern der Gesamtheit unseres Volkes. Herr Direktor Müller, des Badischen WeiubauinstitutcS Freiburg, hat unter 60 ver schiedenen Mitteln das Nikotin als das beste sestgcstcllt, desgleichen Herr Dr. Zwillich von der Biologischen Reichsanstalt in Trier, bei gleichzeitigen Versuchen mit 25 verschiedenen Schädlingsbekämpfungsmitteln. e) Vergleiche den in Rr. 8 unserer Zeit schrift „Die Gartenbauwirtschaft" veröffent lichte» Artikel: „Zoll ans Nikotin". Schriftlcitung. Zum Rachdenken. „. . . . nichts ist demoralisierender für Marktbcdingnngcn nnd Preise, als die Ver sendung großer Mengen von Produkten kümmerlicher Qualität, in schlechter Verfassung oder sonstwie unerwünschtem Zustande. . . ." Aus dem Werk Amerika — Ewropa von Arthur Feiler, s. „Gartenbauwirtschast" Nr. 48—55. - Die Blumenzucht'). Von Walter Bloch. Als es warm wurde, stellte Egon fest, daß er sich braune Halbschuhe, einen grauen Hut und einen neuen Sommermantel kaufen mußte. Er warf einen scheuen Blick in seine Brief tasche, betrachtete das Debetsaldo auf feinem Bankkonto und erinnerte sich des peinlichen Umstandes, daß das große Los dcr Klasseu lotterie wiederum nicht ihm, sondern irgend einem Unwürdigen in den Schoß gefallen war. War cs ein Wunder, daß er bald am Bettelstäbe würde nagen müssen, bei Lias unseliger Leidenschaft für seidene Strümpfe?! Hier konnte nur jelbstgewählte Keuschheit und linerbittliche Sparsamkeit vor endgültigem Zu- jammcnbruch bewahren! Egon nahm einen Bütcnbogen und schrieb: „Liebe Lin, — Es hat keinen Zweck'" und „Ander: Weltanschauungen" und „Auch seioene Strümpfe haben ihre Grenze!" und „Alles Gute auf den ferneren Lebensweg!" Dann heftete er eine Kopie dieses Briefes in einen 'Aktendeckel mit der Aufschrift „Abbau" und begann ein neues Leben der Enthaltsamkeit. „Zurück zur Natur!" hieß nuu auch seine Device. Er mensendieckte jeden Morgen nnd entblößte wertvolle Körperteile am offenen Fenster, unbekümmert um die Unbilden dcr Witterung. Er versuchte wie Kruschen über den Flügel zu spriugdn, und trank Boghurt mit Haserfchlcim. Freunde kannte er nicht mehr, Geburtstage von Verwandten kümmerten ihn nicht, er ward zum Einsiedler. So floß sei» Leben dahin, und Pfennig um Pfennig türmte sich in seinen Schubladen. Eines Tages las Egon in „Haus, Hof, Garten" neben einer Anleitung, aus Tanucn- zapfcn und bronziertcn Strümpscn geschmack volle Bilderrahmen fürs Heini zu fertigen, folgendes Inserat einer Haarlemer Blumen handlung : Dieses herrlich eRiesenbcet für nur 3,— M. ") Aus: „Die lustige» Blätter", Nr. ,21. Eine üppige Halbkugel aus zahlreichen Blumen letzte sein schönheitstrunkencs Auge, und er las ergriffen, und bereits vom Blumen duft betäubt, die Anerkennungsschreiben von Herrn Blumenzüchter E. in A. und Herr» Oekonom B. in R. Konnte man sich inniger mit der Natur vermählen, als wenn inan sich dcr Blumen zucht hingab?! Egon nahm 3,— M. und sandte sie nach Haarlem. Nach drei Tagen kam ein Tütchen mit 500 Körnern. Von einem Manne, der „Blnuumencecrtzc!" brüllend, ein dürres Roß am Halfter ziehend, dnrch die Straßen strich, kaufte Egon zwei Eimer Kohlen staub mit Müll gemischt und machte sich ans Werk. Zwei Kästen, grün lackiert, zierten den Balkon, sie wurden gefüllt, die Erde mit den Händen sestgestampst, mit einem Blei stift Löcher in die Erde gebohrt, und der Samen Korn um Korn hineingcsenkk. Wie feierlich, dachte Egon. So mußte Gott zumute gewesen sein, als er die im kleinen „Auerbach" geschilderte Schöpfung erledigte. Als nach fünf Tagen trotz täglichen Gießens nichts Lebendes aus der Erde sproß, kratzte Egon die Erde auf, nm die Körner zu be trachten. Ein rosiger Regenwurm sah ihn aus dummen Augen an und verschwand. Auch die Körner waren verschwunden. Egon schrieb nach Haarlem. Haarlem warnte vor Körncrfraß durch Sper linge und sandte per Nachnahme ein zweites Ricscnbcet. Egon errichtete aus alten Sachen, zwei Besen nnd einem Hut eine Bogelichcuche auf dem Balkon, kostete aufs Neue die Wonnen der Schöpfung und legte sich auf die Lauer. Dann klingelte cs, und Egon mußte dcr Mordkommission versprechen, die Vogelscheuche zu entfernen, damit die Bewohner dcr gegen überliegenden Häuser nicht durch einen ver meintlichen Gehängten erschreckt würden. Egon erstand einen Tesching, Mordgedankcn gegen alle Spatzen hegend. Aber cs kamen keine. Auch keine Blumen. Egon schrieb nach Haarlem. Haarlem empfahl Düngung. Egon schrieb zurück, daß er das nicht tun könne, wegen der Bewohner drüben, und ob tierischer oder Kali besser sei. Haarlem sandte ein Nachnahmcpakct mit grauen Pastillen. Ego» hielt die Nasc mit der einen Hand zu nutz mischte die zerstampften Pastillen in die trächtige Erde. Der Regenwurm verstarb. Nach einigen Tagen bangen Wartens stießen grüne Spitzchen aus dcr nunmehr gipssarbigen Erde. Egon stieß Stöcke in den Boden, zog Schnüre und kaufte Bast zum Festbinden. Kleine Porzcllanschildchen, auf die die Namen der verschiedenen Blumen kommen sollten, lagen bereit. Die Spitzchen sahen durchweg gleich aus. Es schien, als ob zunächst nur eine Sorte den Anfang machen wollte. Die Spitzchen blieben. Egon zog eins mit dcr Pinzette heraus und sandte es nach Haarlem zur botanischen Namensbestimmnug. Haarlem schrieb, daß man mit „Ausjätol" selbst ein so hösartiges Unkraut, wie das ein gesandte, leicht entfernen könnte, und sandte ein Nachnahmepaket mit „Ausjätol". Egon überflog das Blumeukonto und stellte fest, daß die Anschaffung eines echten Palmen- Hains auch keine schlechte Idee gewesen wäre. Jedenfalls keine kostspieligere. Als die sogenannten Eisheilige» heran nahten, von denen ernsthafte Zeitungen warnend berichteten, holte Egon seinen Pelz aus dec Mottenkiste und deckte ihn über die Kästen. Der Samen blieb trotz dieser Sorgfalt un gerührt. Eines Tages aber kam Egon nach Hause und fand seine Kästen voller Blumen vor. Das Riesenbeet war endlich aufgeschossen. Es tat sich sozusagen etwas vor lauter Blumen. Egon stand versonnen vor dieser Pracht, ihm wurde vor seiner Gottähnlichkcit bange. Dann klingelte cS, Und cs erschien Lia. Egon, blumig nutz weihevoll gestimmt, wurde weich und hauchte einen väterlichen Kuß auf den gcbobbben Kopf. „Nun?" sagte sie und trat auf den Balkon. „Ja", meinte Egon stolz nnd stand da, als ob er einen Fuß auf einen imaginären, in die Erde gesteckten Spaten stützte, „du siehst, mein liebes Kind, nnr einfache Lcbcnsfiihrung in inniger Gemeinschaft mit der Natux, das emsige Ringen um Erfüllung im Sinne jener geheimnisvollen Macht, die diese Mumeu sprießen ließ, läutert uns armselige Groß- stadtmcnschcn. Schier wäre ich verzcucifelt, mit eigener Hände Werk dieses prachtvolle Blnmcnbcct ans der widerspenstigen Erde zu zaubern, aber wer da säet, der wird auch ernten!" Lia machte ihr „Bei dir piept cs wohk"- Gesicht und sagte: „Was krieg ich denn nun?" Egon aber erwiderte überlegen: „Hast du sic vielleicht gcsäet?" Da sprach Lia: „Ncc, mein Jungchen, aber gekauft und heimlich einpflanzen lassen!" Erst als sie in den Etam-Laden traten, nahmen Egons Züge mcicschlichc Formen an. cunmnmcnnnmnmnmmnnnnnnumccmnnuinttnmmnnmm Haben Sie Ihren Anmeldebogen schon an die Geschäftsstelle des 1. Deutschen Gaclenbautages Coswig b. Dresden, Romerstr. 2, gesandt? mcccccncncmccuccncccccnmcmmncnmmmnmncmnmmmcnmm