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Die Gartenbauwirtschaft Nr. 42. 25. 5. 1928 ' werden nach Möglichkeit bei der Ernennung < von Mitgliedern und Stellvertretern der Aus schüsse berücksichtigt werden. Sollten die - in Vorschlag gebrachten Perso nen bei der Ernennung unberück- i fichtiat bleiben müssen, so wer- ' den sie als Sachverständige bei s der Bewertung der unter 1) gc- nannten Vermögcnsarten her- s angezogen werden. Endlich sind die in Vorschlag gebrachten ? Sachverständigen den in Frage kommenden Finanzämtern namhaft gemacht worden. — Für die Besetzung der Grundwcrtausschüsse bei den dem Landesfinanzamt Nachgeordneten Finanzämtern ist ein entsprechendes Vorgehen eingeleitet. Sie Preisbildung von grünen Lohnen ans dem Lerliner Großmarkl. Aus den Arbeiten der Landwirtschaftskammer in Berlin.) (Nachdruck verboten.) Vorbemerkung: Die Preise gelten für SO kx in Reichsmark (Goldmark vor dem Kriege) einschließlich Spesen (Fracht, Han delsprovision, Verpackung usw.), so daß etwa 25 A abzuziehen sind, um den Erzeugerpreis zu erhalten. Zugrunde liegen die Durch schnitte der Mittwochsnotierungcn der amt lichen Berliner Großmarktberichte. Treibbohueu müssen vor der 27. Jahreswoche, also bis Ende Juni, den Markt erreichen, da bis zur 29. bis 31. Woche regelmäßig der erste Preis sturz mit der Freilanderntc einsetzt. 1925 zeigt im Juli eine außerordentlich schlechte Preislage, die erst im August ihren Ausgleich findet, der in der Regel bessere Preise bringt. Die zweite Bohneu-Haupterntezeit im September weist in der Regel einen Preissturz auf, während der Oktober die Preise anziehen läßt. Der geringe Preis der Bohnen steht nicht im Einklang mit den Kosten für das Saatgut. Für die Verpackung find die lockeren Jute-Einheitssäckc des Reichsverbandes des deut schen Gartenbaues zu verwenden, auch wenn die Reichsbahn den Vermerk „mangelhaft verpackt" im Frachtbrief verlangt. Im lockeren Sack er hitzen sich die Bohnen nicht so leicht, und wird dem Handel die Oualitätsprobe erleichtert. Errichtung von Versuchs- und Musler- obstpflanzungen. Ilm die vorbildliche und mustergültige An pflanzung und Behandlung von Obstbäumen verschiedener Art und Form nach Möglichkeit zu erleichtern und um über wichtige Fragen deS praktischen Obstbaues Aufschluß und Klar heit zu schassen, beabsichtigt die Badische Land- wirtschastskammer, die Anlage von Versuchs- und Musterobstpflanzungen durch Gewährung von Beihilfen zu unterstützen. Für die Ge währung solcher Beihilfen gelten gewisse Be stimmungen, die von der Landwirtschaftskammer zu erfahren sind. Anträge und Bewerbungen für Pflanzungen im Herbst und Winter 1926/27 sind bis spätestens 15. Juli an die Badische Landwirtschaftskammer, Karlsruhe, Stesanien- straße 43, einzureichen. Prämiierung von Obslpflanzen. Die Badische Landwkrtschastskammcr beab sichtigt, zu allgemein besserer Obstbaumpflcgc dadurch anzuspornen, daß sie für die Folgezeit alljährlich Mittel zur Prämiierung besonders gut gepflegter Obstbaumbestände zur Verfügung stellt. Für die Verleihung von Auszeichnun gen gelten Bestimmungen, die von der L. K. bezogen werden können. Da nach dem sest- gelegten Plan die Prämiierung von 'Obst pflanzungen im laufenden Jahre für den Landeskommissariatsbezirk Konstanz vorgesehen ist, so wollen Baumbesitzer aus diesem Ge biete Bewerbungen unter Einhaltung der auf 15. Juli festgesetzten Frist an die Badische Landwirtschastslammer, Karlsruhe, Stesauien- straße 43, einreichen. , Der Verkehr auf der Lreslauer Vander- Ausstellung. Auf der Breslauer. .Wanderausstellung (31. Mai bis 6. Juni), die trotz einer geringen Beschränkung in der allgemeinen Maschinenschau eine stattliche Größe einnimmt und sich in der Längsrichtung über mehr als 800 Meter er streckt, bietet sich eine aiMnehme Vcrkehrser- leichterung durch eine innerhalb des Platzes ringsherum führende kleine . Personen-Besörde- rungsbahn, die an allen wichtigen Plätzen Halte stellen aufweist. Die Bahn wird von der Firma Smoschewer L Co., Breslau, eigens gebaut und betrieben. Die Wagen fassen je 18 Personen und werden von kleinen Molorlokomotiven ge zogen. Diese Kleinlokomotiven haben aber noch einen anderen Zweck: sie "sollen die Landwirte dazu anregen, in ihren Feldbahnbetrieben die tierische Kraft durch Motoren zu ersetzen. Die Klein-Lokomotiven sind nämlich speziell"als Zug maschinen für landwirtschaftliche Feldbahnen ge baut. Die Konstruktion dieser Zugmaschinen stellt die Lösung eines Problems dar, an dem die In dustrie jahrelang gearbeitet hat. Es galt, eine Ma schine zu bauen, die einerseits stark genug ist, um größere Lasten zu befördern, die aber andererseits bei geringem Eigengewicht auch die schwachen land wirtschaftlichen Feldbahngleisc zu befahren vermag. Erneute Lehaudlung der Hauszlnssleuer im Preußischen Landing. Durch einen unter dem 8. Mai d. I. im Landtage ein gebrachten Urantrag der S. P. D., der Demokratischen Partei und des Zentrums ist die durch das ReichSsinanzausgleichsgesctz vorgeschriebene Ergänzung des Hauszinssteuergesctzes in die Wege geleitet. Nach diesem Anträge soll die Hauszinssteuer vom 1. Juli 1926 ab lOOOg'o der Grundvermögensteucr (also das zehnfache) betragen, womit 40Vo der Friedensmiete er reicht würde. Grundstücke, die am 31.12.1918 mit dinglichen privatrechtlichen Lasten oder mit nicht mehr als 40 o» des Wertes belastet waren, sollen auf Antrag eine Ermäßigung je nach Hohe der Belastung auf 375Hb bis 875»/<> der Grundvermögensteuer erfahren. Die Heran ziehung der landwirtschaftlichen Gebäude ist nicht vorgesehen. Damit entspricht der Antrag der letzten Beschlußfassung des Landtages, bei welcher bekanntlich die Ausdehnung auf die Landwirtschaft abgelehnt worden ist. Wir bitten, die mit *Ukv gezeichnete» Artikel durch die Pressewarte den Tageszeitungen zuzu- ftellcn. *6?v Ser gesundheitliche Werk des deutschen Obstes. Wenn auch die Wissenschaft in den letzten Jahren gewaltige Fortschritte gemacht hat, so scheint es doch, als ob die Menschen cs noch eben- ! so wenig verständen, sich vcrnunftmäßig zu er nähren wie zu Zeiten, da uns noch alle Pro bleme des menschlichen Körpers unbekannt waren. Wie jeder Baum, überhaupt jede Pflanze, durch eine unrichtige Ernährung im Wachstum und in ihrem ganzen gesundheitlichen Zustand in hohem Maße beeinträchtigt wird, so kann sich auch der Mensch nur dann bei Gesundheit und Lebenskraft erhalten, wenn er eS versteht, seinen Körper vernunftgemäß zu ernähren. Wir wissen beute sehr gut, daß hierbei die wichtigsten Fak toren die sogenannten Vitamine sind, und daß die pflanzliche Nahrung dem Allgemeinbefinden bedeutend zuträglicher ist, als Fleisch oder Ge würzstoffe. Leider verstehen die wenigsten Men schen sich die Erfahrungen erprobter Wissenschaft zunutze zu machen und erzeugen durch ihren übermäßigen Fleijchgenuß einen Ueberschuß von freien Säuren in ihrem Körper, welcher sich in Lebererkrankungen, Verdauungsstörungen und vielen anderen organischen Leiden festlegt. Arz neien werden wenig dagegen helfen können, wenn nicht der Zustrom von Nährstoffen den Bedürf nissen des Körpers entspricht. Wir haben auf unserem Erdball kraft der Sonnenenergie ge nügend Material, um alle Menschen mit Nahrung zu versorgen. Unter allen Nahrungsmitteln sind es unsere eigenen heimischen Bodenerzeugniffe, welche die besten Stützen der gesundheitlichen Ernährung darstellen. Gerade das Obst in unserem gemäßigten Klima, mit seiner idealen Verteilung von Sonne und Regen, gibt die feinste Mischung von aromatischen Stos sen mit mineralischen Salzen, Zuckerstoffen und Vitaminen. Sie werden durch Kochen in ihrer diätetischen Wirkung außerordentlich beeinträch tigt und sollten, wenn irgend möglich, in rohem Zustande genossen werden. Durch Erhitzen über 90 Grad werden die lebenden Zellen, so auch die Vitamine, die neben anderen Stoffen auch Eiweiß enthalten, abgetötet und verlieren ihre Wirkung. In gesundheitlicher Beziehung stehen daher die jenigen Erzeugnisse unserer 'Gärten an erster Stelle, welche man roh oder gedämpft zu sich nimmt; wie zum Beispiel Salate, Gurken, To maten, Petersilie usw. Durch den übermäßigen Fleischgenuß entstehen, wie bereits erwähnt, freie Säuren. Da Obst und Gemüse sehr viele Bosen enthalten, so werden die im Körper gebundenen Säuren, wie Phosphorsäure, neutralisiert und in ihrer schädlichen Wirkung aufgehoben, daraus be ruht der große Wert, nach jeder Mahlzeit Obst zg essen. Zusammenfassend kann gesagt werden, daß man, ohne Vegetarier sein zu müssen, den Wert pflanzlicher Nahrung nicht unterschätzen darf, wenn man seinen Organismus gesund er halten und in seiner Entwicklung fördernd be einflussen will. H. Fs. wir dM-n, un» va« dm In de» r-yerzeUuna-n erschienenen Ü?0-Artlkeln siel» et» Velegexemplar «losenden zu wollen. Kranke MmenWebeln. Wie berechtigt die Mahnung zur Vorsicht beim Einlauf von holländischen Blumenzwiebeln ist, geht aus folgender Mitteilung des „Handels blad voor den Tuinbouw" hervor: Blumcnzwiebelveiling zu Beverwijk. Wie wir vernehmen, muß es bei den bisher gehalte nen Zwiebclauktionen nicht allzu sehr nach Wunsch gegangen sein. Einzelne bisher gehal tene Verkäufe mußten angehalten werden; grö ßere Mengen Blumenzwiebeln waren krank. Im Zusammenhang hiermit wurden verschiedene Be sitzer von Blumenzwiebeln ersucht, die geplante Auktion von .Hyazinthenzwiebeln bis auf wei teres zu verschieben. Auch in Tulpen, besonders in Darwinsorten, scheint eine ungünstige Aende- rnng einzutreten. Es war natürlich zu erwarten, daß die im letzten Jahre erzielten Preise nicht bestehen bleiben konnten. Eine Schwalbe macht noch nicht den Sommer. Deshalb brauchen sich die Blumcnzwiebelzüchter wegen einiger un günstig verlaufenen Auktionen noch nicht Sor gen zu machen. Soweit die Holländische Gartenbauzeitung. — Mr knüpfen daran die Mahnung, auch wei terhin vorsichtig und zurückhaltend beim Einkauf holländischer Blumenzwiebeln zu sein, nur da durch läßt sich erreichen, daß die Preise auf ein annehmbares Maß zurückgebracht werden. —eu. Ans den Varlameulen. Aus dem preußischen Landtag: Nr. 3094. Eutschlicßungsantrag. Held und die übrigen Mitglieder der Deutschen Bolksparter. Der Landtag wolle beschließen, das Staats ministerium zu ersuchen, durch seine Vertretung in der Reichsbahn-Gesellschast dahin zu wirken, daß der deutsche Gartenbau gegenüber dem ausländische» durch die Frachtsätze nicht be nachteiligt wird, daß vielmehr durch günstige Frachtsätze und sonstige Maßnahmen die Pro duktion des deutschen Gartenbaues gesteigert und verbilligt wird. Nr. 3285. Acndcrungsantrag. Falk und die übrigen Mitglieder der Datschen Demokrati schen Partei: Der Landtag wolle beschließen, den Antrag des Hauptausschusses auf Drucks. Nr. 2917 in salzender Fassung anzunehmen: Das Staatsministerium wird ersucht, zum Zwecke der Eigenversorzsng des deutschen Volkes mit inländischem Gemüse und Obst Mittel zur Hebung der deutschen Obst- und Gemüseerzeugung bercitzuztellen und auf das Reich dahin einzuwirken, dasselbe aus den Erträgen der Zölle für Obst und Gemüse zu tun: 1. zur Einrichtung von Gemüse- und Obst bauschulen, 2. für großzügige Versuche, vor allem auch in den klimatisch bevorzugten Moorgegen den des Westens, 3. für Versuchs- und Bcispielswirtschaften, 4. für Wandcrlehrgängc über Obst- und Gemüsebau sowie zur Unterrichtung über gute Sortierung, Verpackung und Ver wertung, 5. zur Verbesserung des Saatgutes und der Sorten, 6. für Kredite für die Umstellung auf einen intensiveren Obst- und Gemüsebau, und entsprechende Vorschläge zu machen. Mündlicher LerW des 8. Ausschußes betreffend Aenderung der Gewerbe ordnung. Berichterstatter: Abgeordneter Sow.»er. Antrag des Ausschusses: Der Reichstag wolle beschließen: an Stelle der von den Antragstellern zurück gezogenen Anträge Nr. 324 und 421 der Drucksachen folgende Entschließun gen anzunchmeu: s) Eine Revision der Gewerbeordnung hält der Reichstag für notwendig. Diese Revision wird sich ergeben nach Abschluß des Hand- werlergesetzes, des Berufsausbildungsge setzes und nach Verabschiedung des Ge setzes, das die Frage des Arbeiterschutzes in einem besonderen Gesetze regelt. Vor Erledigung dieser Gesetze hält der Reichstag die Revision der Gewerbeordnung nicht für gegeben. h) Die Reichsregierung wolle bei der Vorlage einer Aenderunq der Gewerbeordnung durch entsprechende Maßnahmen die Auswüchse des Straßenhandels und des Hausierhan dels ausschalten. Antrag des volkswMschMcheu Aus schusses des Reichstages. Der Reichstag wolle beschließen: die Reichs regierung zu ersuchen, gemeinsam mit der Reichsbank und der Rentenbankkreditanstalt be müht zu bleiben, daß die von der Golddiskont bank zunächst mit einem Kapital von 250 Millionen Reichsmark eingeleitete Maßnahme zum Zwecke der Umwertung schwebender Wechsel verbindlichkeiten in langfristigen Hypothekar kredit wesentlich ansgestaltet wird, und daß die Erschwernisse, die der Inanspruchnahme von Krediten aus den Golddiskontbankmitteln von feiten der begebenden Stellen entgegenstehen, aus dem Wege geräumt werden. Zum Nachdenken! Um den Absatz deutscher Gartenbauerzeugnisse mittels kurzer Werbenotizen zu fördern, hat die Bcz.-Gr. „Nahe" eine beträchtliche Summe frei willig aufgebracht. Die geschichtliche Entwicklung des Gartenbaues In Guben. Von Karl Gander in Guben. Als älteste Nahrungszwcige der Gubener Bürger kennen wir aus dem 13. Jahrhundert das Handwerk, die Bierbrauerei, Ackerbau und Viehzucht. Jeder Bürger war zugleich Land bebauer. Da die der Stadt zugeteilten Hufen, Almcnde genannt, fich im Allgemeinbesitz der Einwohner befanden, so überwog in frühester Zeit die Viehzucht zweifellos den Brotfrucht bau. Die Ländereien vor den Toren waren zum größten Teil Hütungsflächen, auf denen Rinder, Schafe, Schweine und Gänse, bewacht von den Stadthirten, weideten. Auch unsere Weinberge, die heutigen Obst- und Gemüse berge, dienten damals als Viehweide. Aber schon gegen Ende des 13. Jahrhunderts trat in dieser Beziehung eine Aenderung ein. Am 13. Mai des Jahres 1280 erlaubte Markgraf Heinrich der Erlauchte von Meißen den Gu bener Bürgern aus ihr Ansuchen, die Vieh weide zu anderem Gebrauche zu benutzen, sie in Wein- und Hopfengärten umzuwandcln. Damit begann in Guben der Gartenbau. Da mals sind hier die Weinberge angelegt wor den; denn um diese handelte es sich bei der Aenderung hauptsächlich, da die übrigen Vieh weiden vor allen drei Toren bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts als solche benutzt worden sind. Auch die Aufteilung unserer Berggrund- pückc und ihre Uebersührung in den Einzel besitz der Bürger scheint damals schon erfolgt zu sein; denn als im 15. Jahrhundert das im Hussitenkriege vernichtete Schriftwerk der Stadt mit dem ältesten Stadtbuche (von 1430 ab) wieder neu einsetzt, finden wir die Ein wohner Gubens im Eigenbesitz der Wein berge, die sie vererben und verkaufen. 600 Jahre lang haben sie den Weinstock in ihren Gärten vornehmlich gepflegt und aus feinen Erträgen ihren Rutzen gezogen. Guben wurde eine berühmte Weinbaustadt, deren Ruf selbst in die fremden Länder Nord- und Osteuropas drang. Seit welcher Zeit hier neben dem Weinbau auch Obstbau getrieben wurde, läßt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Sicher ist aber, daß man Edelsorten von Obstbäumen aus der Schattenseite unserer Berge bereits angc- pflanzt hat, als man sich aus den Dörfern noch mit wilden Feldbirnen und Holzäpfeln begnügte. Das älteste Zeugnis dafür stammt aber erst von 1557) in diesem Jähre gab es nach den Annalen von Joh. Runge in Guben so viel Obst, daß mancher Bürger zwölf Malter erntete. Auch in dem Teue rungsjahr von 1571 wurden Aepfel gebacken und in den Brotteig geknetet. 1621 wird eine gute Ernte von Kirschen, Birnen und Aepfeln erwähnt, auch der Reichtum an Nüssen schon früh hervorgehoben. 1720 lagen nach Christian Gerber viele Obstgärten an der Stadt nnd es wuchsen selbst aus den Wein bergen allerhand Arten von Aepfeln, Birnen, Pflaumen, Aprikosen und Nüssen. C. G. Schmidt jagt 1789 in seinen Briesen über die Niederlausitz von der Stadt Guben, daß sie nach glaubwürdigen Zeugnissen jährlich 18—20000 Taler aus dem Obst ziehe. Loocke berichtet in seiner Geschichte der Stadt Guben (Görlitz 1803): „Der Obstbau ist ein großer Nahrungszweig und verschasst der Stadt einen beträchtlichen Nutzen, weil das Obst wegen seines vorzüglich guten Geschmacks zu Schisse häufig nach Berlin, Cüstrin, Stettin usw. gefahren wird." Kirschen wurden nach ihm in guten Jahren so reich geerntet, daß mancher Einwohner für 100 Taler davon verkaufte. Sie wurden auf Karren in die ganze Nieder- lausitz und bis in die Oberlausitz verschickt. Loocke gibt die Einnahme der Stadt Guben aus dem Obstbau für ein gutes Ertejahr auf 10 000 Taler an, Pflaumen dabet nicht ein mal gerechnet. Als seit 1846 durch Eröffnung der Niederschlesifch-Märkischen Eisenbahn be quemer und schneller Absatz der Früchte nach Berlin ersolgen konnte, gelangte der Obstbau hier zur größten Blüte und verdrängte von 1850 ab den Weinbau mehr und mehr. Es entstand jetzt der Obstwald, der noch heule das Entzücken aller Naturfreunde bildet und zur Baumblütenzeit viele Fremde nach Guben lockt. Das Obst wurde jetzt die vornehmste Ein nahmequelle sür die Bergbesitzer unserer Stadt. Der älteste Gubener Verein zur Pflege des Gartenbaues war die im Jahre 1800 be gründete Gesellschaft zur Verbesserung des Weinbaues, von der aber nicht bekannt ist, wie lange sie bestanden hat. Ihr „Direktor" war der Schulhalter Zeidler, sein „Ad- junctus" der Bürger Kuntzemüller. Die harten Winter zn Beginn des 19. Jahrhunderts fügten dem hiesigen Weinbau großen Schaden zu, da viele Reben erfroren. DaS war viel leicht der Grund, daß ein neuer Verein zur Pflege des Gartenbaues, der 1805 gebildet wurde, nicht dem Weinbau allein, sondern auch der Obstzucht nützen wollte; denn er nannte sich Pomologische Gesellschaft. Dis Gründer waren der Justiztommisfar (Rechtsanwalt) Räbiger, die Kaufleute K. W. Bord an und Helm und der Stadtschrciber, der spätere Stadtrichter Gottlieb Metius Buckatzsch. Dieser führte als Direktor den Vorsitz. Groß ist die Mitgliederzahl des Vereins wohl nie mals gewesen; denn das Eintrittsgeld betrug 10 Taler; aber er gelangte zu großem An sehen und stand selbst mit englischen Obstbau gesellschaften in Beziehungen. Er hat fick' um Gubens Gartenbau verdient gemacht; er führte nicht nur die Örtlicher und die Burgunder Traube, sondern auch zahlreiche neue Obst sorten hier ein. Nach 16jährigem Bestehen er langte er durch Kabinettsorder vom 5. April 1821, in der ihm sür seine Wirksamkeit das Wohlgefallen des Königs Friedrich Wilhelm III. ausgedrückt wurde, als erster Verein dieser Art in Preußen das Korporationsrecht. Von jetzt ab änderte er seinen Namen in Kgl. Preußische Obstbaugesellschäst. In ihrem Jahresbericht für 1821 wird angegeben, daß in Guben am Ende des 18. und zu Anfang des 19. Jahrhunderts ost für 10—15 000 Taler Obst „veracciset" worden sei, und daß im Durchschnitt jährlich sür 10000 Taler Kirschen „verfahren" würden. (Fortsetzung folgt.) .