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Nummer 22 Berlin, Donnerstag, den 28. Mai 1936 fsrt/sgvnA cZs/- Kei W/ZcZZ/nAsn Vlut undRv-en 53. Jahrgang Versorgungsstand der Unterlagen Gute Obstwildlinge knapp - Ueberproduktion an Nosenwildlingen Ganz allgemein kann gesagt werden, daß Lie Qualität der deutschen Wildlinge in den letzten Jahren weiter gestiegen ist; die Produktion hat auch ausgereicht, um den Bedarf gerade zu decken, allerdings mit einer Einschränkung, es mußten nämlich zur Be darfsdeckung auch die geringeren Sortie rungen voll mit herangezogen werden, was im Interesse einer Steigerung des Prozent satzes an markenfähigen Obstbäumen nicht gewünscht werden kann. Es sei hier aber ausdrücklich darauf hingewiesen, daß dieses hauptsächlich den beiden Dürrejahren 1934 und 1935 zuzuschreiben ist, die sich natur gemäß bei den Jungpflanzenkulturen am stärksten auswirken mußten; aus diesem Grunde ist eine Ausdehnung der Anbau flächen für 1936 höchstens in bescheidenem und betriebsbedingtem Umfang ratsam. Ueberbestände nennenswerten Umfanges hat es im Frühjahr 1935 nicht gegeben und wird es in diesem Frühjahr noch weniger gegeben haben. Obstwildlinge Knapp sind gegenwärtig noch einige der besseren vegetativ vermehrten Unterlagen von Llepfeln und Pflaumen. Ganz besonders be merkbar macht sich eine Knappheit der Para diesunterlage fvgl. Beilage Baumschule). Hierbei möchte ich dringend davor warnen, Fehler der Vergangenheit zu wiederholen. Wir haben in unserem Beruf warnende Bei spiele genug hierfür. Es wäre jetzt grund verkehrt, infolge der Knappheit nun weit- gehendst Mutterbeete von dieser Unterlage anzulegen. In wenigen Jahren würden wir dann erleben, daß auf einmal viel zu viel dieser Unterlage vorhanden sein wird. Ich würde das nicht sagen, wenn ich nicht wüßte, in welchem Umfang bereits Mutterbeete in den letzten Jahren angelegt worden sind. Ter Ertrag dieser Mutterbeete reicht zwar im Augendsick nicht aus, aber die Mutterbeete Neben dem Guts- und Bauerngartcn, dem Villen- und kleinen Wohngarten haben wir seit einer Reihe von Jahren den Kleingarten und Siedler garten, der, früher gänzlich unbekannt, nun aber durch die veränderte soziale Struktur zu einem wichtigen Bestandteil unseres öffentlichen Lebens geworden ist. Erst die jüngste Zeit hat wieder die große Be deutung der Siedlerbewcgung erkannt und eine großzügige Siedlungsplanung in die Wege geleitet. Der Siedlungsfachmann Der Siedlungsfachmann, soweit er sich mit der Anlage der Gärten zu beschäftigen hat, muß nicht nur Gestalter sein, er muß ebenso Bodeukundiger, Techniker und Obstbauer sein, wie er wesentliche Grundsätze des Gemüsebaus und der Düngcrlehre beherrschen muß. Hier gilt nicht die große Achse oder die Romantik verträumter Steingärten, die mit ihren Klamottcnhaufen leider auch in den Siedlergärten schon anzutreffeu sind. Die Gestal tung des Siedlergartens wird diktiert von der Selbstversorgung der Siedlerfamilie her, von der Abfallverwertung und von der Selbstverständlich keit einer gesunden Gemeinschaft, durch Rücksicht nahme auf das große Ganze bei der Anpflanzung der Bäume und Sträucher. Es ist klar, daß der Nurkünstler hierbei hinter dem Praktiker zurück treten muß, daß die Kenntnis über das Wesen einer Jauchegrube und die richtige Anordnung eines Kompostplatzes wichtiger ist als jede virtuose Beherrschung der Gartenkunst. Der Sinn des Siedlergarlens Der Siedlergarten ist also vorwiegend ein Nutz garten mit dein Zweck, die Familie zusätzlich mit werden jedes Jahr älter und der Ertrag verdoppelt und vervierfacht sich mit der Zeit. In wenigen Jahren bringt eine Mutter pflanze, dre heute ein bis zwei Triebe ab gibt, zehn und mehr Abrisse. Wir leisten dem Obstbau einen besseren Dienst, wenn wir jetzt alle Pflanzen zum Veredeln verwenden. Rosenwildlinge Während an guten Obstwktdlingen, wie eben ausgeführt, die Vorräte nur eben den Bedarf decken konnten, besteht seit Jahren eine Ueberproduktion an Rosenwildlingen, die selbst trotz des niedrigen Preises für dieselben nicht zurückgegangen ist. Gier ist eine Einschränkung der Anzucht um min destens 20 Prozent zu fordern. Da Rosenwildlinge in größerem Umfang ein Exportartikel sind und die Exportlage nie längere Zeit vorher vorauszusehen ist, haben Hoffnungen auf eine Besserung dieses Ge schäftszweiges jährlich Veranlassung gegeben, die Anzucht nicht einzuschränken, sondern auf alter Höhe durchzuhalten. Stellte sich dann in der Verkaufszeit heraus, daß die Erwar tungen sich nicht erfüllten, so begann ein übles Verschleudern der Bestände auf dem inneren Markt, und man konnte die Ansicht hören, „dann will ich wenigstens meine Sortierungsunkosten herausbekommen". Die Folge ist zum Teil leider die gegenwärtige Lage im Buschrosengeschäft. Ta mit einer nennenswerten Besserung im Exportgeschäft für Rosenwildlinge nicht zu rechnen ist, so halte ich es für nötig, ein dringlich vor einer weiteren Anzucht unter diesem Gesichtswinkel zu warnen. Zum Schluß möchte ich noch darauf Hinweisen, daß gegen wärtig auch Qualitätsbezeichnungen und Maße für Rosenwildlinge in Bearbeitung sind. Bei den Gütebestimmungen für Obstwild linge sind auch noch einige kleine Abänderun gen erforderlich, um diesen Punkt abzuschließen Von Dipl.-Gartenbauinspcktor Lriek Ostermexer. Obst, Gemüse und Kartoffeln zu versorgen. Einen Siedlergarten nach nur schönheitlichen Gesichts punkten zu gestalten, ist ebenso falsch wie das radi kale Fortlassen jeden Blumenschmucks, wie es manche Gartenmaterialisten Vorschlägen. Einige wenige Blumen am Zugangsweg und ein Rosen bogen am Eingangstor sind auch hier am Platze. Aber man hüte sich vor weißlackierten Bänken und glpcincnberankten Pergolen. Diese passen ebenso wenig in den Siedlergarten wie ein hochglanz poliertes Büfett in die Wohnküche des Siedler hauses. Vorherrschend muß immer die Nützlichkeit sein, die organische Einfügung aller Gartenelemente in der Weise, daß eine reibungslose Abwicklung aller notwendigen Arbeiten durchgeführt werden kann. Ordnung und Sauberkeit sind Grundbedingung. Schönheit und Romantik kommen dann ganz von selbst. Schon bei der Planung einer Siedlung soll der Gartcngestalter hinzugezogen werden; denn Siedeln heißt nicht nur Wohnungen bauen, Siedeln heißt auch: Gärten anlegen, Kleintiere halten, den Boden nutzen, die Lebenshaltung verbessern durch Eigen erzeugung von Nahrungsmitteln, Siedeln heißt weiter: im Garten wohnen, Siedeln heißt: seinen Kindern eine Heimat geben. Die Bodsuplanung ist mit der wichtigste Teil bei der Siedlungsplanung. Deshalb ist es falsch, auf Oedländereien und sonst brach liegenden Fla chen ohne Möglichkeiten einer Bodenverbesserung Siedler anzufetzen. Der beste Boden ist gerade gut genug. Geeignete Bodcuvevbesserungsmaßnahmen, z. B. Entwässerung, sollten vor der Anlage durch- gcführt werden. Wichtig ist auch die Lage des Ge ländes, ob Windschutz vorhanden oder notwendig und durch Anpflanzung van Knicks oder Vogelschutz gehölzen erst neu geschaffen werden muß. Wichtig und die Voraussetzung für eine strenge und einheitliche Sortierung zu gewährleisten. Vor allem muß dem heute vielfach geübten Ge brauch, Wildlinge in krautartigem Zustand zu unterscheiden, statt diese mit der Hand zu Pikieren, durch eine entsprechende Formulie rung in den Gütebestimmungen Rechnung ge tragen werden. In diesem Jahr sind von einigen Wild lingslieferanten erstmalig Markenetiketten verwendet worden. An Hand der gemachten Erfahrungen werden auch hier in den kom menden Jahren Wohl noch Abänderungen er forderlich werden. Es sei darauf hingewiesen, daß die Markenetiketten gerade auch an Aus landslieferungen mit anzubringen sind. Zur Beurteilung der Markenfähigkeit einer Wildlingsanzucht ist, mehr noch als bei den übrigen Baumschulen, in ers-r Linie die Eigenschaft des Betriebsführers und Ordnung und persönliche Sauberkeit in Betrieb und Kulturen maßgebend, da ja die Ware selbst auf den Anznchtbeeten eine OncMätsbeurteiluna nur schwer zuläßt. Sie erhält das eigentliche Bild ja erst bei der Sortierung, also in einer Zeit, wo nur in Ausnahmefällen eine Betriebsbesichtigung möglich sein wird, außerdem wird es immer Vorkommen, daß einzelne Bestände einmal nicht so schön sind, wie sie eigentlich sein sollten. Das alles kann aber durch die Sor tierung ausgeglichen werden, und deshalb ist ganz besonderer Wert auf eine einwand freie Festlegung dieser Bestimmungen zu legen. Aufgabe der Wildlingsbaumschuler wird es auch sein müssen, Gestehnngskostenberech- nungen aufzustellen, was bei der meist nur ein- bis zweijährigen Kulturdauer nicht soviel Arbeit und Mühe bereiten wird, wie bei den Obstbäumen und anderen Artikeln. Küppers, Altenweddingen. (Hierzu vgl. den Artikel über Wildlinge in der Beilage Baumschule.) ist ferner die Lage zu den Verkehrsstraßen und Bahnlinien, da der Siedler heute ja kein Erwerbs loser sein soll, sondern als Schaffender darauf an gewiesen ist, möglichst schnell von der Siedlerstelle zum Arbeitsplatz und nach Feierabend wieder zu rück zu gelangen. Wer darf siedeln Wie der Boden grundlegend ist für die Sisd- lungswirtschaft, so ist es der Mensch selbst für die Siedlung allgemein. Daher mutz mit der Sied lungsplanung Hand in Hand eine Siedlerauswahl durchgeführt werden. Das Ziel der Werk- und Heimstättensiedlung ist die Setzhaftmachung des Stammarbeiters. (Andere Siedlungssormen als bäuerliche oder gärtnerische Siedlung gehören nicht zum Thema.) Als Stammarbeiter ist derjenige zu betrachten, dessen Beruf mit dem bodenständigen Wirtschaftsleben verbunden ist. Nur wer beruflich bodenständig ist, kann und soll auch mit dem Boden verwurzeln. Die künftigen Siedler sollen vor allem siedlungswillig sein. Der Siedler soll so gestellt sein, daß Verzinsung des Darlehns und Schuld abtragung nicht gefährdet sind. Außerdem ist heute stets ein kleines Eigcnkapital erforderlich. Zur gar tenwirtschaftlichen Eignung muß verlangt werden, daß die Grundbegriffe des Kleingartenbaus oder eine gewisse landwirtschaftliche Erfahrung, die der Bewerber sich in seiner Jugend vielleicht auf den: Lande erworben haben kann, vorhanden sind. Unbedingt zu prüfen ist die Eignung der Frau. Denn sie ist es, die in Küche und Keller, in Hans und Hof, im Stall und Garten schalten und walten muß, wenn der Mann seiner Arbeit nachgeht. Der Einsatz der Frau in der Siedlung ist etwa zu ver gleichen mit der unausgesetzten Bereitschaft und rastlosen Tätigkeit einer Bäuerin draußen auf dem Ole Ornte will ör/örckrO ser'/r Kor ckem Nra/rm/Nrr r/r Ooüanck Kaon man OaZ-ek SeMm/sto/r? Äa/rck cier -er ium KamerackLrLastü'cMerk Ore OürLorFsp/LM ckeL Lekrre-L/MrerL Oeierade/rckrera/rLtÄtü/rFg/r wre mu/l ern Kerr^nr^ ausLe^err? OemÜLe rm A/r-arrberrrL KÄn Ore Lr-Le/rsorten/raZ'e O/leFe alter, sc/rö/rer Säume Hoch-Zeit Alle Feste, die der deutsche Mensch feiert, wurzeln in dem Glauben an die lebens weckende Kraft schöpferischen Geistes. Die un serem Volke arteigene Liebe zu der Natur hat auch dem christlichen Pfingsten den Charakter eines rechten Frühlingsfestes gegeben. Ueberall schmücken mit frohem Sinn Städter und Landmenschen ihre Häuser und Heime mit dem frischen, saftigen Birkengrün als ein offensichtliches Zeichen der stärksten Lebens bejahung. Die Hoch-Zeit der Natur soll uns nicht nur mit Frohsinn erfüllen, sondern sie soll uns über die Reife des Lebens nachsinncn lassen. Wir wollen erkennen, daß das Wachstum der Wille der schöpferischen Macht ist, daß weiter hin alles auf die höchstmögliche Gestaltung und größte Entwicklung eingestellt ist. Wir sind uns bewußt, daß uns die Daseinsform ge geben ist, nun liegt es an der Eigenkraft, an dem bewußten Streben nach oben, an der ge genseitigen Hilfe in der Gemeinschaft, aus dem Leben die Werte zu formen, die den Sinn der Schöpfung rechtfertigen. Wir sind also im tiefsten Sinne Hüter des eigenen und des uns anvertrauten Lebens. Wir sind verantwortlich für die Erhaltung und für die Entwicklung der gesunden Art. Das Kranke in der Natur erkennen wir als nicht lebensfähig an und roden es aus; nur den ge sunden Bestand Pflegen und hegen wir und pflanzen wir fort. Wir haben die Erfahrung auf allen züchterischen Gebieten gesammelt und sind dankbar,- mit unserem Wissen und Können die gesunde Naturgestaltung zu fördern. Gerade der Beruf des Gärtners mit seinen ernsten züchterischen Bestrebungen ist so recht geeignet, als Vergleich für die kulturellen Be griffe zu dienen, zu denen sich der deutsche Mensch immer mehr bekennt. Die völkische Weltanschauung ist von dem Gedanken geleitet, daß die bessere Zukunft un seres Volkes von der rechten Zuchtwahl ab hängig ist. Nur in der gesunden und lebens fähigen Art strebt die Eigenschaft die hohe Lebensform an; in dem kräftigen Samen lie gen die starken Werte, die fähig sind, die Schönheit des Lebens uns in edelster Form zu offenbaren. Mit der Erreichung dieses Zustandes erfüllt sich ein großer Sinn irdischen Daseins in der stofflichen wie geistigen Welt des wahren Menschtums. Nur der gesunden Lebensart verleiht die höhere Einsicht die Zufriedenheit und das Glück. Diese Erkenntnis soll uns leiten, wenn wir in diesem Jahre das Pfingstfest begehen; sie soll uns von dem kleinlichen Denken befreien, sie soll uns mit der Größe der Aufgabe ver traut machen, die wir in unserem Dasein zu lösen haben. Auch wir haben die Verpflich tung, mit allem Willen die höchste Form des Lebens anzustreben. Auf diesem Wege ist die Selbstkritik der beste Lehrmeister. Sachlich und kühl müssen wir nicht nur das Ergebnis un serer Arbeit beurteilen lernen, sondern die Gestaltung der Eigenwelt. Wir müssen die Kräfte in' uns selbst prüfen, daß wir stark sind, wenn erhöhte Anforderungen an uns herantreten. Die Hoch-Zeit der Natur soll uns mit Ver trauen erfüllen, sie soll uns Frohsinn spenden und in der Besinnung auf die schöpferische: Kräfte unseren Glauben stärken, den Glar ben an das Leben! 0. Oiesn .. Die Heimstöttensiedlung und ihr Garten