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No. 49. Beilage zu „Der Handelsgärtner/* Verlag von Bernhard Thalacker, Leipzig-Gohlis. Sonnabend, den 8. Dezember 1906 Gartenhauverhand flr il» Köniyreieh Sachsen zu Dresden. Montag, den 7. Januar 1907 vormittags 11 Uhr findet im Vereinshause, Dresden-A., Zinzen- dorfstrasse 17, im Florazimmer, eine ausserordentliche Hauptversammlung statt, zu der die Mitglieder hierdurch ergebenst eingeladen werden. Tagesordnung: 1. Bericht über die Beschlüsse des Landeskultur rates betreff, die Ausführungsbestimmungen zum Gesetz vom 30. April 1906 über die Umgestaltung des Landeskulturrates; Refe rent: Rud. Seidel. 2. Wahlen zum Gartenbauausschuss; Referent: Rud. Seidel. 3. Die neuen Aufgaben des Verbandes; Refe rent: Rud. Seidel. 4. Schutz bei Gehilfenbewegungen; Referent: Th. Simmgen. 5. Verschiedenes und Anträge aus den Kreisen der Mitglieder. (Anträge sind laut § 9 des Statuts bis spä testens 14 Tage vor dem Stattfinden der Haupt versammlung beim Vorstande einzureichen.) Dresden, den 1. Dezember 1906. Der Vorstand T. J. Rud. Seidel, Vorsitzender. Aus unserm Versuchsgarten. Von G. Wendt, Rötha. I. Die freundliche Aufnahme und das Inter esse, welche unsere Bestrebungen, die besten älteren und gut empfohlenen neuen Gemüse sorten in unserm Versuchsgarten zu prüfen, aus dem Kreise unserer Leser gefunden haben, hat uns veranlasst, wiederum im verflossenen Jahre eine grosse Anzahl Proben, die uns gütigst von einer Reihe der angesehensten Firmen des In- und Auslandes zur Verfügung gestellt wurden, anzubauen. Der eigentliche Zweck dieser Versuche ist, die Abonnenten des „Handels gärtner“ anzuregen, auch neuere, ihnen bisher weniger bekannte Sorten selbst zu probieren und den jüngeren Fachmann, der weniger Gelegenheit hatte, gerade im Gemüsebau Er fahrungen zu sammeln, eine beschränkte Aus wahl der empfehlenswertesten und besten Sorten vorzuschlagen. Wenn auch die vielen Hunderte von Proben nur in kleinem Massstabe angebaut werden konnten, so ist es doch bei der Sorgfalt, welche wir darauf verwenden, in den meisten Fällen möglich, ein bestimmtes Resultat festzu stellen, zumal alle Proben einer Art dicht bei einander stehen und deshalb eingehende Ver gleiche vorzunehmen gestatten. Auch in diesem Jahr sind alle diejenigen Sorten, welche kein sicheres endgültiges Resultat ergaben, ausge schieden und es werden davon im nächsten Jahre nochmals Probe-Aussaaten vorgenommen. Der grösste Wert wurde neben reichem Ertrag vor allem auf die frühe Reife bezw. eine rasche ergiebige Ernte gelegt. Wir halten das für den Handelsgärtner, der Gemüse im grossen anbauen will, für das Wichtigste, da bekanntlich wenige Tage vielfach genügen, um einen ganz bedeutenden Preisrückgang hervorzurufen. Für viele Sorten kamen uns ferner die in den ersten Jahren gemachten Erfahrungen zu gute, ganz abgesehen davon, dass viele Züchter uns ausführliche Beschreibungen übermittelten und auch dadurch die Beurteilung neuer und wenig bekannter Sorten sehr erleichterten. Von der Wichtigkeit und Bedeutung eines Versuchsgartens für die verschiedenen Zweige des Gartenbaues kann sich der Fachmann erst einen richtigen Begriff machen, wenn er die ausgedehnten Kulturen der grossen Samen firmen in Erfurt, Quedlinburg, Eisleben und Aschersleben usw. besucht. Welche Unsummen an Kapital und Arbeit würde da verloren gehen, wenn nicht auch im Gemüse bau sämtliche Arten und Abarten auf ihre Vor züge oder ihre Mängel hin, auf die Reinheit der Saat und ob sie konstant sind, eingehend geprüft würden. Es sind aber nicht nur die Sorten, die zum Samenbau bestimmt sind, sondern auch Proben aus den gewonnenen Ernten, die einer strengen Kontrolle unterzogen werden, um herauszufinden, inwieweit ein laufende Reklamationen berechtigt sind oder nicht. Diese Verzuche bilden aber natur gemäss eine geschäftlich vertrauliche Abteilung der betreffenden Firmen, die ihre Erfahrungen nur für sich selbst verwerten und nicht der Konkurrenz preisgeben wollen. Wenn nun auch die Verschiedenheit der Bodenverhältnisse oder des Klimas ohne Zweifel wesentliche Faktoren bei der Beurteilung der Gemüsearten bilden und deshalb der Wert einer Neuheit nicht nach einem Versuch zu beurteilen ist, so kann doch im Durchschnitt angenommen wer den, dass der hiesige sandiglehmige Boden ganz vorzüglich zu derartigen Versuchen sich eignet, zumal nur eine mässige Düngung aller dings bei der Tiefbearbeitung des Bodens vor genommen wird. Wir möchten ferner nicht versäumen, den vielen Firmen, welche uns durch freundliche Ueberlassung von Samenproben unterstützt haben, auch an dieser Stelle unsern Dank aus zusprechen und gleich vorher bemerken, dass alle neuen Sorten, welche von uns erstmals geprüft worden sind und keine endgültige Be urteilung zuliessen, im nächsten Jahre einer nochmaligen Kontrolle unterzogen werden sollen, damit wir in einzelnen Fällen noch weitere ergänzende Mitteilungen veröffentlichen können. I. Radies. Plattes weisses Mistbeet-. Einsender: Sluis & Groot-Enkhuizen. Diese ganz vorzügliche Sorte war sowohl in Knollenbildung wie Reinheit der Sorte tadel los. Die Ernte zeugte von ganz besonderer, sorgfältiger Züchtung. Sie ist sehr früh und gleichmässig verkaufsfähig, sowie ganz kurzlaubig. Jedoch sind die weissen Radiessorten immer empfindlich gegen Nässe und Kälte, müssen baldigst gezogen werden, da sie leichter auf platzen. Für den Marktverkauf sehr zu em pfehlen. Rundes weisses Radies. Einsender: Georg Fuhrmann-Rheydt. Spruit & Co.-Utrecht. Der vorigen Sorte sehr ähnlich, aber von kugeliger Form der Knolle, ebenso etwas stark wüchsiger im Laube. Die Sorte ist ein paar Tage später als vorige, sehr zart und vorzüglich zum Anbau. Kurzlaubiges, scharlachrotes Treib- Radies. Einsender: Spruit & Co.-Utrecht. Die schöngefärbten roten Sorten werden im allgemeinen lieber gekauft, besonders da die Radies viel zum Garnieren benutzt werden, doch kann die genannte Sorte ganz besonders em pfohlen werden. Sie ist tadellos geformt und schön scharlachrot gezeichnet, frühzeitig und sehr ähnlich der beliebten und verbreiteten „Non plus ulira' 1 . Ovales Radies ohne Blatt. Einsender: Sluis & Groot-Enkhuizen. Eine ganz schwach belaubte Sorte, fast ohne Blatt. Der bei anderen Sorten stets vorhandene Blätterschopf wird hier durch ganz kurze, scheinbar nur vergrösserte Keimblätter ersetzt. Die Knolle ist von normaler Grösse und dunkel rot gefärbt. Non plus ultra. Einsender: Sluis & Groot-Enkhuizen. Diese bekannte, vorzügliche Sorte zum Treiben war in so vollkommener Ausbildung in Form und Farbe, Laub und fadenförmiger Wurzelbildung, wie nur die peinlichste Aus wahles ermöglichen kann; man kann wohl sagen, einfach unübertrefflich. Die ganze Aussaat konnte fast mit einem Satz gezogen werden. Pariser Markt-. Einsender: G. Jaensch & Co.-Aschersleben. Eine wertvolle Züchtung. Die schöne, scharlachrote Farbe und ovalrunde Form, etwas kräftiger und gesunder Laubwuchs machen die Sorte zu einer beliebten Marktware. Besonders ist noch hervorzuheben, dass Pariser Markt- lange in ausgebildeten Knollen stehen kann, ohne zu platzen. Kölner Markt-. Einsender: Jacob Zopes-Fischenich bei Köln. Ebenfalls wie vorige eine kräftig und ge sund wachsende Sorte. Bildet mehr plattrunde, scharlachrote Knollen, welche sehr widerstands fähig gegen Witterungsverhältnisse wie auch gegen Nässe sind. Man kann sicher diese Sorte wie auch die von derselben Firma eingesandte Hamburger Markt-, mit dunklerer Knollenfärbung, fast mit wenig unterschiedlichen Merkmalen, zu den widerstandsfähigsten und kräftig wachsenden Sorten zählen, die, besonders auch für die Kultur im Freien geeignet, ihrer langen Haltbarkeit wegen sehr empfehlenswert sind. Treib=Salat. Beeinflusst durch die günstige Witterung des vergangenen Frühjahrs, besonders auch während der Zeit der Mistbeettreiberei, ent wickelten sich die Salatköpfe im verflossenen Frühjahr entgegen dem kalten Frühjahr von 1905 sehr gut. Es müssen immer verschiedene Konjunkturen Zusammenwirken, um das Geschäft zu heben; die warme Frühjahrswitterung er schwerte vor allem die Einfuhr des französischen Salats, der häufig verdorben ankam, begünstigte aber ganz besonders die Kauflust für hiesige, schön entwickelte Ware. Von Treibsalat besitzen wir im allgemeinen längst bewährte Sorten, unter denen Kaiser- Treib- immer noch als einer der besten anzu sehen ist, es sind deshalb Neueinführungen selten. Uns gesandt und versucht wurden die folgenden Sorten: Berliner Treib- (Montree), früher goldgelber. Einsender: David Sachs-Quedlinburg. Diese ganz vorzügliche Sorte zeigt in Wuchs und Blattbildung viel Aehnlichkeit mit dem bekannten Steinkopf, wächst aber im ganzen gedrungener und ist auch um einige Tage früher fertig, bildet feste und goldgelbe Köpfe; sie ist besonders für den Marktverkauf geeignet und wertvoll. Goldgelber früher Steinkopf. Einsender: Heinrich Mette-Quedlinburg. W. Mette-Quedlinburg. G. Jaensch & Co.-Aschersleben. G. Fuhrmann-Rheydt. David Sachs-Quedlinburg. Eine wertvolle Verbesserung der alten, be kannten Steinkopfsorte, baut sich viel gedrungener als diese und macht durchweg schöne, feste, gelbe Köpfe. Er ist gegen 8 Tage später als Kaiser- Treib-, bringt aber grössere und schönere Köpfe, die sich leicht verkaufen lassen. Der Qoldgelbe frühe Steinkopf verlangt viel Luft bei der Entwicklung. Leppermanns Treib-. Einsender: Georg Fuhrmann-Rheydt Heinrich Mette-Quedlinburg. Diese Sorte ist etwas ganz anderes, als die schon vor Jahren hier in den Handel gebrachte gleichen Namens, mit der wir ausnahmslos schlechte Resultate und Erfahrungen hatten. Obige Sorte gleicht in Bau und Wuchs dem goldgelben Steinkopf, schliesst auch sehr gut bei genügender Luft und bringt schöne, mit krausen Blättern umgebene, gelbe, feste Köpfe. Dieser Salat ist sehr zu empfehlen, auch zur späten Herbstkultur in Mistbeeten. Pfitzers verbesserter Treib-. Einsender: W. Pfitzer-Stuttgart. Gehört zu den starkwüchsigsten Sorten. Nach Bau und Wuchs zu urteilen stammt die selbe von der alten Kaiser-Treibsorte ab, wächst aber bedeutend stärker als diese, fast wie Land salat. Die Sorte bildet grosse, feste Köpfe, ist gelbgrün, zart und verlangt viel Luft. Die Ausbildung der Köpfe erfolgt gleich nach dem Kaiser-Treib- und früher als bei den Steinkopf sorten. Pflanzenkrankheiten. — Ueber die Bakterien-Ringkrank- heit der Kartoffel hat die Kaiserl. Biolog. Anstalt für Land- und Forstwirtschaft durch O. Appel ein Flugblatt herausgegeben, aus dem wir nachstehend aus der „Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten“ das Wichtigste wieder geben. Die von dieser Krankheit befallenen Kartoffeln zeigen etwa 1/2 — 1 cm unter der Schale einen mehr oder weniger vollständigen braunen Ring. Die Krankheit ergreift aber auch andere Teile und selbst die ganze Pflanze. Es tritt oft der Fall ein, dass die Triebe der schein bar gesunden Saatknolle im Boden absterben, ehe sie ans Tageslicht kommen. Mit dieser Erscheinung ist dann und wann eine über mässige Wurzelbildung und die Entwicklung von kleinen Knöllchen verbunden. Andere kümmerlich entwickelte Pflanzen haben an den unteren Stengelteilen braune, verfärbte ? Risse. Vermischtes. — Die Witterung im Oktober brachte bekanntlich für ganz Deutschland durchschnitt lich trocknes und dabei mildes Wetter, erst zu Ende des Monats, am 25. bis 28. Oktober fiel das Thermometer auf 2—3 Grad unter 0. Das Kontinentalklima zeigte sich auch im Oktober wieder am beständigsten, so dass beispielsweise Karlsruhe und München die geringsten Schwankungen aufwiesen im Gegensatz zu Kiel, Neufahrwasser, Hannover usw. In der zweiten Hälfte des Oktober fanden in Westdeutschland zeitweise grössere Nieder schläge statt, bei dem Wetterumschlag am 26. Oktober meldeten Erfurt und andere Orte Mitteldeutschlands den ersten Schnee. Veranlasst wurde diese sehr günstige und für die Gärtnerei vorteilhafte Witterung durch die Hochdruckgebiete in Nordwestdeutschland und im Osten Russlands, welche sich bis hinauf an das Weisse Meer erstreckte. Dadurch wurden südöstliche Winde hervorgerufen und erst mit dem 23. Oktober gewannen nordöstliche kalte Winde das Uebergewicht. — Die Schaufenster der Blumen läden werden infolge der Feuchtigkeit, welche durch Begiessen der Topfpflanzen und das Be netzen der Bindereien entwickelt wird, leicht beschlagen. Die Inhaber bekämpfen diese lästigen Nachteile nach Möglichkeit, man hat kostspielige Berieselungsanlagen angebracht, entfernt mit Tüchern häufig den Beschlag und ärgert sich da rüber, dass durch diesen nebelartigenUeberzug dem vorübergehenden Blumenfreund der eigentliche Zweck des teuren Ladens häufig gerade während der Hauptverkaufszeit in den Wintermonaten stark beeinträchtigt wird oder verloren geht. Wir haben uns auch schon im „Handelsgärtner“ wiederholt mit diesen Uebelständen beschäftigt, und viele Mittel vorgeschlagen. Heute möchten wir noch darauf hinweisen, dass ein einfaches Mittel darin besteht, die Innenseite des Schau fensters mit einer dünnen Schicht Glycerin zu versehen. Das Glycerin verhindert, dass sich der Niederschlag festsetzt, ohne die Durchsich tigkeit des Glases zu stören. Andere, mit mehr Ausgaben verbundene Gegenmittel sind: das Anbringen von doppelten Glasscheiben mit einer wenigstens 5 cm grossen Luftschicht, wodurch es vermieden wird, dass die äussere, kalte Luft an die innere Scheibe gelangt. — Zur Konkurrenz der Provinzial- Obstbaumschulen. In der westfälischen Tageszeitung wird neuerdings tüchtig Reklame für die Provinzial-Baumschule bei Marsberg gemacht. In den betreffenden Notizen macht der Verfasser darauf aufmerksam, dass die 330 m hoch gelegenen Grundstücke sehr brauchbare winter harte Hochstämme liefern, da erfahrungsgemäss in niedrigen Gegenden gezogene Bäume sich für höhere Lagen nicht so widerstandsfähig erwiesen hätten. Dann wird weiter darauf hin gewiesen, dass die Provinzial - Baumschule schöne, gesunde Stämme zu billigen Preisen abgibt. — Es wäre wirklich an der Zeit, dass derartigen, längst widerlegten Ansichten von seifen der durch den Verkauf der Provinzial- Obstbaumschulen geschädigten Handelsbaum schulen energisch entgegen getreten würde. Man ist doch längst wohl darüber einig, dass ein gut ausgereifter, gesunder Stamm auch in höheren Lagen sich viel widerstandsfähiger er weist, als umgekehrt im Gebirge gezogene Hochstämme. Es gehören eine Reihe ganz anderer Vorbedingungen dazu, um gesunde, kernige Obstbäume heranzuziehen; die Höhen lage von 330 m kommt hierbei kaum in Frage. Häufig treibt aber die Reklamesucht ganz son derbare Blüten. — Gegen die Gewährung von Rabatt an die Privatgärtner für Aufträge der Herrschaft geht man in England scharf vor. Ein neues Gesetz „The Corrupt practices act“ tritt demnächst in Kraft und verbietet bei Gefängnisstrafe, einen solchen Rabatt an zunehmen oder zu gewähren, d. h. die Strafe trifft sowohl die Firma, welche durch Rabatt an Privat- oder Staatsangestellte sich Aufträge zu sichern sucht, wie die Angestellten selbst, welche auf solche Weise auf Kosten ihrer Brot geber sich Vorteile verschaffen. Schon der Name des Gesetzes bezeichnet also diese Art Geschäftspraxis als Bestechung. — Bekanntlich hat auch in Deutschland dieses Rabattwesen sehr um sich gegriffen und Privatgärtner oder andere Angestellte machen die Erteilung eines Auftrages oft geradezu von der Gewährung eines hohen persönlichen Rabattes abhängig, vielleicht würde ein solches Gesetz auch bei uns gesündere Verhältnisse schaffen. — Misstände auf den Friedhöfen der Stadt Hannover. Nach einer Notiz im „Hann. Anzeiger“ haben die dortigen Han delsgärtner schon seit längerer Zeit mit einer recht unlauteren Konkurrenz auf den städtischen Friedhöfen zu rechnen, gegen die sie bisher vergeblich ankämpften. In höchst sonderbarer Weise bestreiten die Kirchendiener den Handels- gärtnern das Betreten der Kapellen, wenn diese im Auftrage ihrer Kundschaft Pflanzendeko rationen ausführen sollen. Die betreffenden städtischen Beamten erklären, dass sie die Aus schmückung der Kirchen schon selbst besorgen werden. Es soll in zahlreichen Fällen so weit gekommen sein, dass die fraglichen Handels gärtner einfach nicht in der Lage waren, die Dekorationen auszuführen und mit ihren Pflanzen wieder nach Hause fahren mussten. Es bedarf wohl kaum einer Erklärung, dass es sich hier nur um den Verdienst handelt, den jene Kirchendiener den Handelsgärtnern ein fach nicht gönnen; vielfach sollen die letzteren infolge dieser Zustände es überhaupt abgelehnt haben, Kirchendekorationen anzunehmen. Der „Verein selbständiger Handeisgärtner zu Han nover“ hat nun die Angelegenheit in die Hand genommen und ist bei sämtlichen hiesigen Kirchenvorständen vorstellig geworden, damit diese unerhörten Zustände beseitigt werden. Soweit wir unterrichtet sind, sind in anderen Städten ähnliche Einrichtungen vorhanden, wo nach die Kirchendekoration nur von der Fried hofsverwaltung ausgeführt wird und es ist dritten Personen das Betreten der betreffenden Räume untersagt. Kultur. — Lonicera Morrowi Asa Gray, eine aus Japan stammende, aufrechtwachsende Hecken kirsche, ist, obwohl bereits seit 50 Jahren den Botanikern bekannt, in den Baumschulen recht selten geblieben, obgleich sie besonders als Schattenstrauch recht wertvoll ist. Botanisch steht diese Art der Lonicera xylosteum nahe und die weisslich-gelben Blüten und die dunkelroten Beeren bieten anderen Arten gegenüber nichts bemerkenswertes, dagegen übertrifft L. Morrowi inbezug auf Wuchs und Belaubung nicht nur die allgemein verwendete L. tatarica, sondern auch L. xylosteum. Die stumpf eirunden, dunkelblaugrünen Blätter sind breiter und grösser als bei den zwei genannten Arten und halten im Herbst bis Mitte November ihr dunkles Grün. Die Pflanze bildet einen elegant aus ladenden, 2 bis 3 m hohen Busch, der sich gut verzweigt und mit den kräftigen, bräunlich grauen Zweigen selbst im unbelaubten Zustand nicht ungefällig wirkt. Wir besitzen in Loni cera Morrowi nicht nur einen schönen und anspruchslosen Deckstrauch, sondern Wuchs und ganze Erscheinung sind malerisch genug, um die Pflanze zur Einzelstellung zu verwenden.