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eine Tafel darauf hinweisen, dass Verkäufe am Stande nicht abgeschlossen werden. Ist man selbst anwesend, kann man ja die Tafel ent fernen. — Was heisst „Aeusserste Vorzugs preise“? Nach einem Gutachten der Handels kammer zu Breslau ist unter dieser Klausel zu verstehen, dass derVerkäufer dem betreffenden Kunden diejenigen billigsten Preise berechnen wird, welche anderen Kunden, die mit ihm in Verbindung stehen, bei den gleichen Waren eingeräumt werden. Es ist also eine Art Meistbegünstigungsklausel. Nichtgefordert kann werden, dass dabei der Preis notiert werde, der etwa in einem besonderem Ausnahmefalle einem Kunden gewährt worden ist. — Was ist unter „Lieferung Anfang März“ zu verstehen? Nach einem Gutachten, das ebenfalls die Breslauer Handelskammer gegeben hat, ist unter einer Lieferung, die bis Anfang März zu bewirken ist, eine solche, die bis zum 10. März erfolgt, noch eine recht zeitige. — Vorsicht bei Zusicherungen über die Rentabilität, wenn ein Geschäft verkauft wird. Bei dem Verkauf eines Geschäftes sollte vom Verkäufer die Zusicherung gegeben worden sein, es biete eine sichere Existenz, ein gutes Auskommen und werfe 100 % Gewinn ab. An den beiden Hauptgeschäftstagen der Woche würden 50—60 Mk. verdient. Da sich dies in der Folge nicht bewahrheitete, forderte der Käufer Schadenersatz und ist auch mit seiner Klage vor dem Reichsgericht durchgedrungen. Das Reichsgericht hat erklärt, dass die Be stimmungen über den Kauf im Bürgerlichen Gesetzbuch, die eigentlich nur für Sachen und Rechte gelten, auch auf die Veräusserung anderer Güter gegen Geld analog angewandt würden können, also auch auf den Verkauf eines Handelsgewerbes als Ganzes. Danach aber ist in den obigen Zusicherungen eine be stimmte Eigenschaft versprochen worden, die nicht vorhanden ist. Infolgedessen hat der Verkäufer dem Käufer Gewähr dafür zu leisten, und ihm den Schaden zu ersetzen, den er dadurch erleidet, dass das Geschäft kein lukra tives ist und keine sichere Existenz bietet. Man ersieht daraus, wie vorsichtig man bei solchen Zusicherungen immer sein muss. — Erstattung von Reisekosten, die durch den Besuch des Arztes entstehen, muss nach einer Entscheidung des Krankenversiche rungsamtes (Magistrates) zu Frankfurt-Main vom 31. Juli 1907 seitens der Ortskranken kasse erfolgen. In dem betreffenden Falle hatte der Erkrankte 25 mal mit der Eisenbahn nach Frankfurt-Main fahren müssen, um dort den Augenarzt in der Sprechstunde aufzusuchen. Die Kasse hatte sich geweigert, diese Unkosten besonders zu ersetzen. Vereine und Versammlungen. — Der Volkswirtschaftsverein für Ge müse und Obstverwertung hat die grosse Landwirtschaftliche Woche in Berlin für den 22. Februar Prof. Auhagen zu einem Vor ¬ der Handelsgärtner ist daher dem genannten Verein ebenso erwünscht, wie Prof. Auhagen für alles ihm zu dem Vortrag zur Verfügung gestellte Material dankbar ist. Die betreffen den Zustellungen sind direkt an den Genannten, der Dozent der Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin ist, zu richten. Ausstellungen. — Eine Frübjahrs-Ausstellung in Hol land von blühenden Zwiebelgewächsen wird für den Monat April und Mai in Hillegom bei Haarlem geplant. Es sind zu diesem Zwecke bereits im Herbst von einer grossen Zahl grösserer und kleinerer Firmen auf einem günstig gelegenen Terrain gegen 200 000 Blumen zwiebeln aller dort kultivierten Arten ausge pflanzt. Hillegom ist bekanntlich einer der wichtigsten Kulturorte und es existieren dort viele bedeutende Firmen. Dass aber derartigen Aus stellungen grosses Interesse entgegengebracht wird, beweist der rege Besuch der vorjährigen Ausstellung in Sassenheim. Die Eröffnung der Hillegomer Ausstellung findet am 8. April statt. Es empfiehlt sich daher ein Besuch dieses Ortes allen deutschen Gärtnern, die um diese Zeit nach Holland reisen. f Kultur — Acer obtusatum neapolitanum, der in den Baumschulen schlechtweg unter Acer neapolitanum geht, gehört zu jenen Ahorn-Arten, an denen eine ganz besonders schöne Herbst färbung zu rühmen ist. Der bedeutende Acero- loge, Graf von Schwerin, bemerkt darüber in den Mitteilungen der Deutschen Dendro- logischen Gesellschaft, dass sich bereits von f Mitte September an das Laub anfängt zu ver- j färben, das dann in einer herrlichen orange roten Färbung leuchtet, die sich am besten mit dem zwischen Blutrot und Orange die Mitte haltenden Kolorit der Blüten der neueren Montbretien-Formen vergleichen lässt. Das Laub bildet in seiner herbstlichen Pracht ein äusserst schönes Material für Blumenarrange ments und hat vielfach und gern Verwendung gefunden. Im übrigen ist sich Graf Schwerin nicht ganz klar, ob die Färbung bei allen neapolitanum typisch ist, oder, da seine Pflanzen | Veredlungen von einer einzigen Mutterpflanze ! sind, individuell. Er neigt zu letzterer An nahme, da der A. obtusatum neapolitanum sehr j ähnliche A. italum bei Sämlingen in der Herbst- ’ färbung in verschiedenen Tönen von gelb bis zu rot abändert. Von den im Herbst sich rot ! verfärbenden Acer wird A. rubrum Schlesingerii [ als der schönste und am intensivsten kolorierende I angegeben. Neuheiten. — Dipelta ventricosa Hemsley und yunnanensis Franch. sind zwei reichblühende, schöne Sträucher aus der Familie der Capri- foliaceen, die in ihrer Tracht den Weigelien ! sehr nahe stehen. Die Heimat dieser interessanten i Gehölze ist das westliche China, von wo die erstere durch den bekannten wissenschaftlichen trag über das Thema: „Ist für den deutschen Obst- und Gartenbau ein wirksamerer Zoll schutz anzustreben?“ gewonnen. Im Interesse der einheimischen Gärtnerei wünscht der Vor tragende, dass ihm aus der Praxis Material zur Verfügung gestellt wird, damit er die so wich tige Frage einer gründlichen Bearbeitung unter ziehen kann. Ein Besuch des Vortrages von seifen Reisenden Wilson in die Kulturen der Firma Veitch & Sons zu Coombe-Wood eingeführt wurde, die andere durch den französischen Missionar Delavay nach Frankreich kam. In Deutschland scheinen sie noch nicht in Kultur zu sein, wenigstens sind sie in keinem Baum- schulkafalog verzeichnet. Wenn die Dipelta- Arten auch das englische Klima und dasjenige von Paris vertragen, so ist es doch sehr frag lich, ob sie in Mitteldeutschland jemals als Ziersträucher festen Fuss fassen werden, in gewissen Teilen des Rhein- und Maingebiets, sowie in den für die Anpflanzang zarter Ge hölze so günstigen Lagen am Bodensee dürften sie sich jedoch von Wert erweisen und eine neue, hübsche Bereicherung der dortigen Zier- gehölz-Flora darstellen. Ein endgültiges Urteil über die Winterhärte können freilich erst Kulturversuche in den verschiedensten Teilen Deutschlands erbringen. Bekannt sind bis heute vier Arten: D. elegans, floribunda, ventricosa und yunnanensis, jedoch nur mit den beiden letzten Arten ist unseres Wissens in Kultur versuche eingetreten. D. ventricosa ist in den „Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft für das Jahr 1908“ von dem Geschäftsführer der Gesellschaft, Garten inspektor L. Beissner in Bonn beschrieben. Es ist ein Strauch von 2—5 m Höhe mit langen, geraden, wenigblütigen Zweigen und gegenüberstehenden, ovalen, dünnen, in eine lange Spitze auslaufenden Blättern von 8—14 cm Länge. Zweige, Blatt- und Blütenstiele, sowie die Blattnerven sind unterseits durch eine borstige Behaarung ausgezeichnet. Die Blüten stehen einzeln oder paarweise in den Blatt achseln, aber auch in Büscheln von 3—7 an den Spitzen kurzer Zweige. Die Blüten von 3 1/2 cm Länge sind zweilippig, mit breit bauchiger Röhre, und in ihrer Färbung, aussen purpurrot, an der inneren unteren Seite weiss, dunkel orangegelb gerandet, machen sie sich sehr hübsch. D. yunnanensis ist von kleinerem Habitus, die Blüten stehen gewöhnlich zu zwei an feinen und ziemlich langen Stielen ange ordnet, sie sind milchweiss mit brauner Äderung und von röhrenförmigem, sackartigem Bau, der Blütensaum ist in fünf kurze, unregelmässige Lappen gespalten, auch der Kelch ist tief fünf spaltig. Wir ersehen aus den vorstehenden, nur die wichtigsten äusseren Merkmale be rührenden Beschreibungen, dass in der Tat die Dipelta-Arten als schönblühende neue Zier sträucher überall dort eine Anpflanzung ver dienen, wo die klimatischen Verhältnisse ihnen zusagen, was für Deutschland allerdings noch des Beweises bedarf. Vermischtes. — Ueber die Veränderlichkeit der Ge stalt der Früchte auf demselben Baume hat Pierre Passy in der Zeitschrift der französischen Landes-Gartenbaugesellschaft eine Studie ver öffentlicht. Die Arbeit bezweckt zunächst nach zuweisen, dass der neuerdings mehr und mehr in den Vordergrund gestellte Lehrsatz von der Beeinflussung des Edelreises durch die Unter lage irrig sei. Ein Hauptvertreter dieser Lehre ist der Franzose Daniel. Passy ist kein fanatischer Gegner dieser Lehre, macht aber mit Recht geltend, dass es irrig sei, einen solchen Einfluss ohne weiteres in allen Fällen anzunehmen. Die bisherige Beweisführung in dieser Sache war einseitig und stützte sich auf zu vereinzelte Tatsachen. Passy hatte bei spielsweise von einer Zwischenveredlung auf Pastorenbirne drei ganz verschieden gestaltete Früchte der Winterdechantsbirne erhalten, die nicht im geringsten der typischen Form dieser Sorte ähnelten. Hiervon aber ohne weiteres ableiten zu wollen, dass diese Veränderung durch die Zwischenveredlung auf Pastorenbirne veranlasst sei, und dass in diesem Falle die Vermischung der Säfte zwischen Winterdechants birne und Pastorenbirne eine „ungeschlecht lich erzeugte Hybride“ zustande gebracht habe, gehe zu weit. Verschieden gestaltete Früchte auf demselben Baume beobachte man ganz unabhängig von der Unterlage. Die Form und Grösse der Birnfrucht richte sich beispiels weise nach der Stellung der Blüte im Blütenstande. Die aus der Gipfelknospe der Blütenscheindolde entwickelte Frucht zeige stets eine gestrecktere Form und einen schwächeren Stiel und falle daher häufig vorzeitig ab, In anderen Fällen ist die Formveränderlichkeit auf Kreuzbefruchtung zurückzuführen. Die Kreuzbefruchtung der Obstgewächse ist mehrfach mit Bestimmtheit nachgewiesen; man behauptet sogar, dass viele Sorten unbedingt darauf an gewiesen seien. Bekanntlich entwickeln schlecht ernährte Triebe auch missgestaltete Früchte. Dass in einzelnen Fällen durch die Veredlung, und noch mehr durch die Zwischenveredlung eine Störung des Gleichgewichts in der Ernährung des Baumes eintrete, sei möglich. Schliesslich zieht Passy folgende Schlussfolge rungen : 1. Formabweichungen der Früchte auf ein und derselben Pflanze kommen nicht nur bei Veredlungen, sondern selbst bei im Walde gewachsenen, nicht veredelten Holzbirnen vor. 2. Ebenso wie der Boden die Qualität einer Frucht beeinflussen kann, vermag dies mittelbar auch die Unterlage, die die Er nährung des Edelreises vermittelt. Jede Art Unterlage lässt hier einen ähnlichen Einfluss wie eine bestimmte Bodenbeschaffenheit er kennen. Z. B. verhalten sich Birnen auf Quitten ähnlich wie Birnen auf trockenem Terrain, solche auf Wildling ähnlich, wie Bäume in tief gründigem Boden, weil eben das Wurzelver mögen des Wildlings an sich ein kräftigeres ist und der Baum auf Wildling ausgiebiger er nährt wird. 3, Hierbei ist auf die grosse Ver schiedenheit der vielen Varietäten sowohl der Quitte wie des Wildlings Rücksicht zu nehmen. Es gibt stark- und schwachwüchsige Quitten unterlagen und im Wuchs sehr abweichende Wildlinge. 4. Weitere Ursachen der Gestalts veränderung der Früchte sind nachweisbar: die Stellung der Blüte im Blütenstande, das Alter des Fruchtzweiges, die Kreuz befruchtung und das gestörte Gleich gewicht in der Ernährung eines Baumes durch verschiedene Ursachen. Zu diesen Ursachen ist allerdings gegebenenfalls die Veredlung zu rechnen. — Die Frage der Beeinflussung des Edelreises durch die Unterlage hat eine be sondere Bedeutung erlangt in dem Falle der Rebveredlung. Man hat sich vielerorts lange gegen die Anpflanzung veredelter Reben auf reblausfreie Unterlagen gesträubt und ist auch in Deutschland bisher nicht dazu übergegangen, weil man eine Qualitätsverschlechterung fürchtete. Die Erfahrungen der wichtigsten Weinbauländer, wie Frankreich, Ungarn, Spanien und Italien haben aber das Gegenteil bewiesen. Auf diese Tatsache hat in jüngster Zeit Professor Wort mann in den Landwirtschaftlichen Jahrbüchern hingewiesen. Auf dem vorletzten Weinbau kongresse in Angers haben so ziemlich alle Redner die Anpflanzung veredelter Reben als unbedenklich empfohlen. In Frankreich ist sogar der Wein, der aus veredelten Reben ge wonnen ist, im Handel mehr gesucht als der von wurzelechten Stöcken. dabei, wie schon oben gesagt, nur um minder wertige Qualität, denn die klimatischen Ver hältnisse genügen zur vollen Entwicklung der Pflanzen nicht. Auch die Kulturversuche in Südamerika und Australien sind erst in den ersten Stadien, ebenso wie Anlagen in unseren Kolonien, auf die wir noch zurückkommen. Die Baumwolle gedeiht bei anhaltender Sonne und reichlichem Taufall während der Nacht; während viel Regen, namentlich vor der Reife, ungünstig auf die Ernte einwirkt. Boden, der an Kali und Kalk reich ist und sich bis 80 oder 9O°/ o aus Kieselerde zusammensetzt, sagt der Pflanze am meisten zu. Dabei ist eine geregelte Düngung und in heisser Zeit gute Bewässerung unerlässlich. Mit grossem Erfolg düngt man mit der Asche, die man durch Verbrennung aller unverwertbarer Teile der Staude gewinnt. Man sät die Baumwolle in 1 m von einander entfernten Reihen und ent fernt die schwächsten Keimpflanzen, sodass die Pflanzen in den Reihen auf 45—50 cm zu stehen kommen. Durch öfteres Entspitzen er hält man die Pflanzen buschig und erhöht den Ertrag und die Qualität der Fasern. Bei be ginnender Reife werden die Samenkörner mit der Wolle und den Hülsen ausgebrochen, um die spätere Verarbeitung zu erleichtern. Ein Ar beiter sammelt pro Tag 60—80 kg. Die Pflan zen liefern durchschnittlich 1/2—2/3 kg Baum wolle, starke Stauden bringen 1 —1,2 kg, schwache entsprechend weniger. Der Hektar liefert in Mexiko 70—110 kg, in Indien kaum 30 kg gereinigte Fasern. Die Reinigung ge schieht durch verschiedene Maschinen, in denen rotierende dünne Zahnräder die Baumwolle durch einen eisernen Rost ziehen, während die Körner dabei abspringen und die Fasern mit einer Bürste abgestreift werden. Auch Wal zenmaschinen bewirken die Ausscheidung der Samen. Als Hauptproduktionsländer kommen die Vereinigten Staaten, Ostindien, Aegypten und Brasilien in Betracht, deren Ertrag im Jahre 1899 108 Millionen, bezw. 22 und 11 Millionen dz betrugen, während sich Brasilien mit nur 1/2 Million dz beteiligte. Die Gesamtproduk tion dieser Länder stieg seitdem ununterbrochen von 103 Millionen dz im Jahre 1896 in drei Jahren auf 112 Millionen dz und wird heute auf mehr als 300 Mill. dz. geschätzt. Die bedeutendsten Ausfuhrhäfen sind New Or leans, Bombay, Kalkutta und Alexan dria; die grössten Handelsplätze London, Glasgow, Liverpool, New York, Bre men,Hamburg, Amsterdam und Marseille. Einen besonderen Aufschwung nahm die Baumwollindustrie in Japan; doch zeigt die selbe seit einigen Jahren eher einen Rückgang, offenbar liegt es auch hier schon am Klima. Die Ausfuhr von Baumwollgarn betrug 1906 nahezu 1/2 Million dz, ging aber im folgenden Jahre auf 410 000 dz im Werte von 64 Mil lionen Mk. herunter. Dieser Rückgang soll aber nach der Ansicht massgebender Fachleute nur vorübergehend sein und seine Ursache in dem hohen Preise der Rohbaumwolle haben. Auch in unseren Kolonien steigt die Produktion alljährlich in gewaltigem Masse, sie brachte uns im Jahre 1907 über 3000 Ballen im Werte von 1 Million Mk. ein, während sie 1902 kaum 100 Ballen betrug. Allerdings sind die Ver suche der Mehrzahl unserer Kolonien noch im Anfangsstadium, doch lieferte Ostafrika im Jahre 1907 bereits 1800-Ballen (zu je 500 Pfund) und Togo 1200 Ballen. Besondere Aufmerk samkeit wendet man ägyptischen und indischen Sorten zu und hat sich durch vorgenannte Versuche bereits der Wert der Carovonica- Baumwolle, einer perennierenden*Art, erwiesen, deren Büsche trotz Witterungsunbilden 300 bis 400 Fruchtkapseln bringen. Ganz besonderes Interesse verdienen die Ackerbau- und Baum wollschulen in Nuatjä und Panganja, in denen bereits weit über 100 Schüler ausge bildet werden, um die Eingeborenen, die heute schon Flächen bis zu 10 ha mit Baumwolle bepflanzt haben, anzuleiten. Daneben sind auch eine Reihe von Grossplantagen im Ent stehen; so ist die der Leipziger Baumwoll spinnerei bei Sadani 500 Morgen gross und wird in diesem Jahre die ersten Erträge liefern. Ausserdem gibt es andere private Unternehmen, die 3000—8000 Morgen zwecks Anlage von Baumwollkulturen eingerichtet haben. Schliesslich sei noch bemerkt, dass die Baumwolle nicht nur die Fasern, deren Ver arbeitung heute einen Hauptzweig unserer ein heimischen Industrie bildet, liefert, sondern dass man aus dem Samen durch Pressen oder Behandeln mit Schwefelkohlenstoff ein wert volles fettes Oel, das Cottonöl gewinnt. Das selbe ist von dunkelroter Farbe, dickflüssig; riecht und schmeckt wie Leinöl und dient zur Herstellung von Speiseöl, Kunstbutter und Schmalz. Es ist erfreulich, dass die deutsche Regierung die Hebung unserer Kolonien nicht nur unterstützt, sondern auch aus eigener Initiative Versuchsstationen anlegt und damit unseren einheimischen Verbrauch in den Stand setzt, dass er in vielen kolonialen Erzeugnissen mit den Jahren immer unabhängiger vom Aus lande werde. Vermischtes. — Die Beitragspflicht der Gärtner zu den Handels- und Gewerbekammern wurde kürzlich, nachdem sich vorher verschiedene Gewerbekammern mit der Frage beschäftigt hatten, auf der Konferenz der Sächsischen Gewerbekammern zu Bautzen erörtert. Es ist hierbei im Anschluss an die Anweisung des Königl. Finanzministeriums vom 16, Juli 1901 hingewiesen worden, dass die Inhaber solcher gärtnerischer Betriebe bei der Handels- und Gewerbekammer beitragspflichtig sind, die einen erheblichen Handel mit gekauften Pflanzen und Samen treiben, ebenso wenn Binderei mit Blumen und Grün den Hauptzweig des Geschäftes bildet, d. h. hierbei die Binderei nicht nur als Neben zweig in Frage kommt. Ferner sollen als beitragspflichtig alle diejenigen Gärtner bezeichnet werden, die für dritte Personen Gärten her richten und das Material hierzu beziehen. Wie man uns weiterhin aus Zittau mitteilt, ist von der dortigen Gewerbekammer hervorgehoben, dass viele, selbst kleine gärtnerische Betriebe doppelte Beiträge sowohl für den Gartenbau, als auch für die Gewerbekammer zu entrichten haben und man ist dort zu den Entschluss ge kommen, diese Betriebe nicht freizugeben, sondern auch fernerhin die, im übrigen niedrigen Beträge, weiter zu erheben. Die in Frage kommenden Gärtnereien beschäftigen sich aber so vorwiegend mit Urproduktion, dass eine Befreiung von den Beiträgen zur Gewerbe kammer keineswegs aussichtslos ist, wenn von dem hierzu Herangezogenen energisch vorge gangen wird. Das Königl. Ministerium des Innern hat erst kürzlich um Vorschläge ersucht, inwieweit die verschiedenen Zweige des Garten baues zur Beitragsleistung für den Landes kulturrat, bezw. der Handels- und Gewerbe kammer heranzuziehen sind. — Die vor zwei Jahren vollzogene engere Angliederung der sächsischen Gärtner an den Landeskulturrat hat die Lösung dieser Frage nicht ermöglicht, doch ist wohl zu erwarten, dass die neuerliche Rundfrage des Sächsischen Ministeriums des Innern in aller Kürze eine klarere Scheidung zwischen landwirtschaftlicher und gewerblicher Gärtnerei herbeiführen kann und bis zur end gültigen Frage massgebend ist.