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o. 50. Beilage zu „Der Handelsgärtner." Verlag von Bernhard Thalacker G. m. b. H. Leipzig und Berlin. Sonnabend, den 11. Dezember 1909. Reorganisation ler Deutschen Hagelversicherungs-Gesellschaft für Gärtnereien etc. in Berlin. Am 1. Dezember er. ist in der Leitung der Deutschen Hagelversicherungs-Gesellschaft für Gärtnereien usw. ein Wechsel eingetreten, in- lern der bisherige Direktor, Otto Chone, welcher der Geschäftsleitung 14 Jahre vorstand, uf seinen Wunsch durch den Aufsichtsrat von einen Verpflichtungen entbunden wurde. An eine Stelle wurde der bisherige Rendant Carl Heine, der seit 20 Jahren für die Gesell schaft tätig ist, zum Direktor gewählt, und der ’osten des Rendanten wurde dem bisherigen Korrespondenten, Bernhard Heiden über ragen. Die Amtsperiode des Direktors Chone würde zwar noch bis Ende 1910 gedauert laben, infolge freundschaftlichen Ueberein rommens legte derselbe sein Amt schon jetzt lieder und traten die neugewählten Herren omit ihre Aemter sofort an. Direktor Chone versicherte, dass er der Gesellschaft, deren Aufblühen er seine besten Lebensjahre ge- widmet hat, auch fernerhin uneigennützig seine wärmsten Sympathien widmen werde. Bei dieser Gelegenheit möchten wir einen kurzen Rückblick auf die Entwicklung der .Deutschen Hagel Versicherungs-Gesellschaft für Gärtnereien" etc. werfen, um zu zeigen, wie sich dieselbe aus kleinen Anfängen stetig fort- bildete zum Segen der deutschen Gärtnerei. Den ersten Anstoss zur Gründung gab der General-Agent der Kurhessischen Hagel Ver sicherungs-Gesellschaft, Kaufmann Sigismund Marx, der am 22. Juli 1844 einen Brief an Jen „Verein zur Beförderung des Gartenbaues n Berlin" richtete, worin er die Gründung einer Hagelversicherung für Gärtnereien empfahl. Der Gedanke fand in einer Sitzung des Vereins am 28. Juli freundliche Aufnahme und am 22. August 1844 fand eine Besprechung zwischen 14 Herren,meist Handelsgärtnern undHofgärtnern, statt, welche die Arbeiten zur Errichtung der Gesellschaft unter sich verteilten. Das Ver sicherungskapital wurde auf 500000 Thlr. fest- gestellt und man ging eifrig daran, einerseits die Statuten und Versicherungsbedingungen auszuarbeiten und die nötigen Versicherungen herbei zu schaffen, andererseits die behördlichen Genehmigungen zu erwirken. — Endlich am 10. Mai 1847 erteilte der preussische Minister des Innern der Gesellschaft die Konzession zum Geschäftsbetrieb, nachdem alle Schwierig keiten überwunden waren, und im Laufe dieses Jahres konnte auch die geforderte Versicherungs summe von 500000 Thlr. nachgewiesen werden, indem der Fond am 30. Dezember 504970 Thlr, betrug. Der erste Direktor war einer der Mitbe- (rüader der Gesellschaft, Referendara. D. Sasse, und das erste Geschäftsjahr erbrachte einen Ueberschuss von 2335 Thlr. 29 Silbergroschen 7 Pfennigen, wovon ein Drittel einem Reserve- fonds, zwei Drittel den auf 5 Jahre versicherten Mitgliedern als Dividende zugeteilt wurde, — Leider war das zweite Geschäftsjahr 1848 ein sehr hagelreiches, wodurch die Prämieneinnahme und der Reservefonds aufgezehrt und noch ein Nachschuss der Versicherten von über 2000 Thlr. erforderlich wurde. Die Folge davon war ein Sinken der Versicherungssumme, die 1850 nur noch ca. 280000 Mk. betrug, sich aber von da ab stetig hob, wie nachstehende Aufstellung zeigt: Versicherungssumme Prämien-Einnahme Reservefonds 1855 Mk. 464 478 5 683 9 289 1870 „ 1 076 745 17 109 39211 1885 „* 5 068 043 82 624 139 224 1890 „ 6 679 063 100 552 243 060 1895 „ 8 400 580 131703 358 829 1900 „ 11 728 620 189 858 456778 1904 „ 15 662 080 269 967 521750 Bis zum Jahre 1901 waren die Schäden normale gewesen und hatten die Ausschüttung von namhaften Dividenden ermöglicht, 1893, 1894, 1897 betrug diese: 30%, 189 9 : 331/3°/0, 1895: 35% und 1900: 42%. Dann setzte aber eine Periode hagelreicher Jahre ein, die Dividende sank 1901 auf 20%, 1902 auf 12°/ 0 , fiel dann ganz aus und es wurden Zuschüsse aus dem Reservefonds und 1908 sogar ein Nachschuss der Versicherten in Höhe von 163 263 Mk. nötig. Das Geschäft selbst hatte sich günstig fortentwickelt, denn es betrugen: Versicherungssumme Prämien-Einnahme 1905 Mk. 16 482 640 282 689 1906 „ 18319 780 326610 1907 „ 18 771 780 333508 1908 „ 21 002 540 386 325 Auch im letzten, dem laufenden Jahre 1909, haben sich die Geschäfte annähernd auf gleicher Höhe wie 1908 gehalten, obgleich die Ver waltung Befürchtungen infolge des Nachschusses hegte. Es beweist dies, dass sich die deutsche Gärtnerei bewusst ist, welchen Segen eine Hagelversicherung im Falle der Not darstellt, und es berechtigt dies zu den besten Hoff nungen für die Zukunft der Gesellschaft. Glücklicherweise scheint die Zeit schwerer Hagelwetter wieder vorüber zu sein, das Jahr 1909 schliesst sehr günstig mit einem Ueber schuss von ca 210000 Mk. ab, wovon satzungs- gemäss % in den Reservefonds fliessen, der damit wieder die Höhe von 225000 Mk. er reicht, und % erhalten die auf 5 Jahre ver sicherten Mitglieder, mit 20%, als Dividende. War es nun von jeher das Bestreben des früheren Direktoriums und späteren Aufsichts rates, die Gesellschaft in sich zu kräftigen, so ist daneben auch energisch daran gedacht worden, den Versicherten Vorteile zu ver schaffen, sobald es die finanzielle Lage ge stattete. In diesem Sinne wurden die Vor schriften über die Zuwendungen zum Reservefonds redigiert und bestimmt, dass demselben, sobald er die Höhe von 1 °/ 0 der Versicherungssumme erreicht hat, nur noch die Hälfte des Gewinns, und wenn er 2% beträgt, nur noch 1/10 des Ueberschusses zufliesst, um dadurch die Aus zahlung grösserer Dividenden zu ermöglichen. Andererseits war der Aufsichtsrat bemüht, die Verwaltungskosten billiger zu gestalten; hier waren ihm aber die Hände gebunden, weil mit dem Direktor und dem Rendanten zehnjährige Verträge bestanden, die erst 1910 bezw. 1912 ihr Ende erreichten. Die Einkommen dieser beiden Beamten berechneten sich in Tantiemen von der Versicherungssumme und als man ftüher darauf bedacht gewesen war, diese prozentual so zu gestalten, dass den Herren ein aus kömmliches Einkommen sicher war, konnte man den grossartigen Aufschwung der deutschen Gärtnerei und damit ds Anwachsen der Ge sellschaft nicht voraussehen. Dies ist aber zu unserer Freude eingetreten und es galt, bei Ablauf der Verträge eine Aenderung zu schaffen. Durch freundliches Entgegenkommen ge nannter Herren, besonders des Direktors Otto Chone, liess sich nun schon jetzt alles ordnen und die Verwaltungskosten werden da durch um ca. 18—20 000 Mk. jährlich niedriger sein. Der Vertrag des neuen Direktors ist auf drei Jahre, der des Rendanten probeweise auf ein Jahr abgeschlossen, um die Entwicklung des Geschäfts zu beobachten; es ist für die Zukunft weiterhin eine andere Handhabung der Geschäfte auch in der Hinsicht eingeführt, dass die Generalagentur Berlin nicht mehr als Nebeneinkommen des Direktors, sondern für die Gesellschaft selbst betrieben wird, wohin gegen die Beamten durch genügend hohe, feste Gehälter und kleinere Provisionen ihr gesichertes Einkommen und den Ansporn zu weiterer erfolgreicher Tätigkeit finden. So hofft der Aufsichtsrat, das Interesse der Mitglieder gewissenhaft gewahrt zu haben und würde die schönste Anerkennung seiner Be mühungen darin sehen, wenn diejenigen, die der Gesellschaft noch fern stehen, sich zur Versicherung bereit finden lassen, denn je mehr diese Hagelversicherung Allgemeingut wird, um so mehr kann sie segenbringend walten, als Gesellschaft auf Gegenseitigkeit! Einer für Alle, Alle für Einen! Heinrich Münch -Leuben, Mitglied des Aufsichtsrats. Gartenbau-V erein von Hamburg, Altona und Umgebung. Die am Montag, den 7. d. M. abgebaltene dritte monatliche Versammlung des Vereins war auffallend stark besucht. Der Vorsitzende, Professor Zacharias berichtete kurz über die am 28. November in B e rlin stattgefundene und von ihm besuchte Versammlung zwecks Gründung einer „Deutschen Gartenbau-Gesell schaft", indem derselbe sagte, dass die An sichten hierüber noch nicht genügend geklärt, eine definitive Gründung noch nicht statt gefunden und Näheres einstweilen einer von der Versammlung gewählten Kommission über- ttagen sei. Auch über die letzte Sitzung des „Hamburger Zentral-Vereins für den Gartenbau“, dessen Vorsitzender auch Professor Zacharias ist, wurde kurzer Bericht erstattet. Sodann hielt Prof. Dr. J. Classen -Hamburg einen höchst anregenden, interessanten und durch zahlreiche Lichtbilder deutlich illustrierten Vor trag über das Thema: „Die Fortschritte der Photographie in natürlichen Farben.“ Redner griff in dem Werdegang dieses neuen Ver fahrens bis auf die ersten hierfür dienenden Erfindungen 50 Jahre zurück und schilderte schliesslich für alle Zuhörer in gleichem Masse interessant das jetzige Verfahren mit den Lumiere'schen Autochrom-Piatten. An Pflanzen usw. stellten diesmal aus: Emil Neubert -Wandsbek prächtige Schau pflanzen von Begonia Gloire de Lorraine, grosse Cocos Weddelliana und schliesslich eine reiche Sammlung sehr gut in Blüte stehender Azaleen, unter denen die Sorten Talisman, Mad. Ro maine de Smet, Mad. Petrick, Emma van Eck haute, Versicolor, Triumph von Evergem, Fritz Seidel, Dame Mathilde besonders auffielen, auch die bekannte Deutsche Perle und Simon Mardner fehlten natürlich nicht. G. Wien, Handelsgärtner in Wedel (Holstein), stellte tadellose Schaupflanzen von Cyclamen aus, die Pflanzen zeigten einen üppigen, gedungenen Wuchs mit bis zu 75 oifenen Blumen in den Hauptfarben weiss, leuchtendrot, dunkelrot, zartrosa. Klein wächter & Co.-Hamburg-Barmbek brachte gut entwickelte Schaupflanzen von Begonia Gloire de Lorraine, die trotz sehr bedeutender Anzuchten in Hamburg jetzt schon wieder knapp sind. Ferner Azalee Mad. Petrick blühend, gut entwickelte und reich blühende Erica hie- malis, Camellia Chandleri. Schaupflanzen und drei hochstämmigeFliederMarie Legray e,Sommer- einpflanzung, trotzdem gut belaubt und blühend. — Hochstämmige Myrten in starken, ge sunden, sehr ansprechenden Pflanzen bis zu einer Höhe von über 1 Meter brachte Johs, Eckmann - Wandsbek. Lorenz Paulsen, Wandsbek zeigte ein reiches Sortiment von Pflanzen-Etageren, Palmenständern, Pflanzen kübeln zu mässigen Preisen. Mit Sämereien, Düngemittel, Cocosgarn, Bast, Geräten, Giess kannen, Blumenstäben, Etiketten, Räucher apparaten, Zerstäubern war Ed. Havenecker Nachflgr. Inh. Hugo Seeleben-Hamburg ver treten und schliesslich waren von Aug. Plan te n e r - Hamburg künstl. Düngemittel, Pflanzen schutzmittel, diverse gärtnerische Bedarfsartikel und der Schreib er'sehe Petroleum-Gas- Heizofen ausgestellt. E. N. Die Bestrebungen zum Schutz der Pflanzenwelt. Von E. Dageförde-Berlin. Schon wiederholt ist im „Handelsgärtner" auf die naturschützlerischen Bestrebungen ein zelner Personen und • Vereine hingewiesen. Ueherall ist man mit grossem Eifer an die Aufgabe herangetreten, seltene Tier- und Pflanzenarten vor dem völligen Untergange, landschaftlich schöne Stellen vor Verschan delung und einzelne Baumschönheiten oder auch ganze Wälder vor der Abholzung durch gesetzliche Verordnungen zu bewahren. Wir Gärtner bekümmern uns ja leider selten um derartige Angelegenheiten und doch dürften wir viel mehr Ursache dazu haben, als irgend ein anderer Beruf. Wo bliebe unsere Garten kunst, wenn sie nicht aus den Vorbildern in der Natur immer wieder neue Anregungen schöpfen könnte. Gerade wir, die wir in der Natur leben, sollten auch mit ihr leben, sollten sie kennen wie nur irgend einer! Es würde das dem Stande nur zum Vorteile gereichen, würde ihm ein gut Teil des handwerkmässigen nehmen und dem einzelnen fruchtbare An regungen geben. So kennt man die Berufs gärtner meist nur als Praktiker, denen irgend welche botanischen Kenntnisse versiegelte Ge heimnisse sind. Ein typischer Fall mag hier nicht unerwähnt bleiben: Auf der Grossen Internationalen Ausstellung in Berlin hatte sich Schreiber dieses gestattet, einen Teil seines Herbars auszulegen; bei der Besichtigung desselben seitens der wissenschaftlichen Preisrichtergruppe machte ein hoher Herr die geistreiche Bemerkung: Das ist ja reine Botanik, das hat mit dem Gartenbau doch nichts zu tun! — Ja, was soll man dazu sagen? Die Botanik hat mit dem Gartenbau nichts zu tun! — Dabei war Aussteller ein Handelsgärtner und unter den — allerdings wildwachsenden — Pflanzen befanden sich auch solche, die viel- Vermischtes. Kleine Mitteilungen. — Die in Essen-Ruhr geplante Gartenbau- Ausstellung soll nach einem endgültigen Ent schlusse erst im Jahre 1911 stattfiaden. — Die Frühjahrs- und die Herbsipflanzenbörse der selbständigen Gärtner von Magdeburg und Umgegend soll auch für die Folge beibehalten werden. — Der „Unterelbische Gartenbauver band" beschloss, im kommenden Frühjahr in Kehdingen und Hadeln Mustergärten an- zulegen und sich an der in Hamburg im Juni nächsten Jahres statt findenden Wander-Aus stellung der „Deutschen Landwirtschafts-Gesell schaft" mit frischem Dauerobst zu be teiligen. — Die Obst-Produkten-Industrie A.-G. in Koblenz-Neuendorf hat nach dem letzten Jahresausweis eine so bedeutende Unterb.lanz, dass eine Zusammenlegung der Aktien zur Verminderung des Grundkapitals unvermeidlich ist. Es steht schon jetzt fest, dass die Gesell schaft, welche mit einem Kapital von 2 Mil lionen Mark arbeitet, die Hälfte dieses Betrages verloren hat. Das Geschäftsjahr 1909 soll mit einem Verlust von 643 267 Mark abscbliessen. Die Erhöhung des ursprünglich 1 250 000 Mark betragenden Grundkapitales erfolgte wiederholt, um die öfter hervortretenden Unterbilanzen zu vermeiden. — Kurioses vom Totenfeste. Ganz sonder bare Bestimmungen hatte die Polizeiverwaltung von Rixdorf bei Berlin zum Busstage und Totenfeste erlassen, Im Gegensatz zu Berlin, das den Strassenhandel mit grosser Strenge einschränkte, war man im benachbarten Rix dorf, in dem sehr viele Kirchhöfe liegen, sehr nachsichtig. Am Busstage mussten die Blumen handlungen um 3Uhr schliessen, die Strassen händler konnten aber bis 7 Uhr verkaufen, Ija sie durften sich sogar ungehindert vor den Geschäftslokalen aufstellen. Um sich zu schützen, blieb den Inhabern derselben weiter nichts übrig, als sich ebenfalls die Erlaubnis zum Strassenhandel zu verschaffen, damit konnten sie auch noch ungehindert bis 7 Uhr verkaufen! In Berlin und den übrigen Vororten durfte nach 3 Uhr niemand mehr Kränze feilbieten. Auch am Totenfeste wurde dies den Händlern nirgends auf der Strasse gestattet, nur in Vorgärten und Hausfluren durfte eine verhältnismässig geringe Zahl, die ausdrückliche Erlaubnis dazu hatte, den Kranzverkauf betreiben. — In Rix dorf dagegen durften die Händler, die allerdings auch erst die Erlaubnis hatten einholen müssen, verkaufen wo sie wollten! Es wäre wohl an an der Zeit, diese Angelegenheit, die von so grosser Wichtigkeit für die Blumengeschäfts inhaber ist, für Gross-Berlin einheitlich zu regeln. — Verkauf künstlicher Blumen und Prä parate in den Markthallen. Die Marktord nungen in den meisten Städten sehen nur einen Marktverkauf von Lebensmitteln und pflanz lichen Rohprodukten vor,' so ist es auch in Berlin. Es hat sich aber im Laufe der Jahre die Gepflogenheit herausgebildet, auch alle mög lichen Fabrikate feil zu bieten, die ursprüng lich nicht gestattet waren. Gewisse Kreise, unter ihnen auch die Blumengeschäftsinhaber, machten nun vor ungefähr Jahresfrist, wie wir damals unseren Lesern berichteter, energisch gegen solche Auswüchse Front. Die Folge war, dass kurzerhand alle Glas-, Porzellan- und fertige Korb- und Holzwaren verboten wurden, auch den Kranzbindern wurde aufgegeben, Holzbastschleifen, Cycaswedel, Wachsrosen und sogar Draht bei ihren Arbeiten nicht mehr zu benutzen. Da nun aber ohne diese Materialien, besonders ohne Draht, ein Arbeiten unmöglich gemacht wurde, bedeutete diese Vorschrift eine Existenzbedrohung für die Kranzhändler. Sie drohten, scharenweise die Markthalle zu ver lassen, so dass der Magistrat wohl oder übel, um seine Mieter nicht zu verlieren, dies Ver bot aufheben musste. Der Kampf war aber damit nicht am Ende und hat es jetzt der „Verein der Blumengeschäftsinhaber Gross- Berlins“ E. V. erreicht, dass von der Staats anwaltschaft angeordnet worden ist, dass Klagen wegen Führens künstlicher Sachen (so des Cycas- wedels) in der Markthallenbinderei, stattzugeben sei. Damit ist nun der Angeberei Tür und Tor geöffnet. Es ist vielleicht unklug, in dieser kleinlichen Weise gegen die Berufsgenossen in der Markthalle vorzugehen, wenn zu sehr drang saliert, werden diese auf die Strasse gehen oder auch Geschäfte eröffnen, und dann eine neue fühlbarere Konkurrenz bilden. — Ueber den Fortschritt des nieder ländischen Gartenbaues schreibt die „Deut sche Wochenzeitung für die Niederlande und Belgien" nachstehendes; Die niederländische Garten- und Landwirtschaft geniesst auch im Ausland ein wohlverdientes Ansehen. Ihre Produkte werden auf den Märkten der an grenzenden Länder stets mit den höchsten Preisen bezahlt, da sie in Qualität die der anderen Länder bei weitem übertreffen. Das nieder ländische Ministerium für Landwirtschaft, unter seinem energischen Leiter Talma, entwickelt aber auch eine rastlose Tätigkeit, um den Bauernstand in jeder Beziehung zu heben und selbst die konservativsten Elemente unter ihnen für die Errungenschaften der Neuzeit auf land wirtschaftlichem Gebiet zu interessieren. In landwirtschaftlichen Centren, wie z. B. dem Haarlemermeer, ist ihm dies auch vorzüglich ge lungen. Durch rationellere Bewirtschaftung, und vor allem durch wohlberechnete Verwen dung von Kunstdünger, wobei von den land wirtschaftlichen Inspektionen, nach vorgenom mener Boden-Analyse, unentgeltlich Rat erteilt wird, hat das Bodenerträgnis und natürlich dadurch der Bodenwert sich so bedeutend ge hoben, dass die Grundstücke, im Zeitraum von wenigen Jahren, 50—100 Prozent im Wert ge stiegen sind. Wirklich fabelhafte Fortschritte hat die Zucht von Blumenzwiebeln gemacht. Während früher nur die engere Umgebung Haarlems im Vorfrühling mit den ersten duf tigen Lenzesboten geschmückt war, dehnen sich die Blumenfelder jetzt über einen grossen Teil ron Nord- und Südholland und selbst über einige Inseln aus. Die Ausfuhr von Blumen zwiebeln ist denn auch von reichlich 10 Mil lionen kg im Jahre 1901 auf 14,3 Millionen kg im Jahre 1908 gestiegen. Trotz dieses be deutenden Aufschwungs vermisste man im Centrum der Blumenzüchterei bisher schmerz lich eine Fachschule, in welcher zukünftige und bereits praktisch gebildete Blumenzwiebelzüchter auch theoretisch herangebildet werden. Die Regierung hat nun beschlossen, auch in dieser Richtung, durch Gewinnung eines tüchtigen Lehrerpersonals für eine zu errichtende Fach schule, Abhülfe zu schaffen. — Die Binnen-Gewässer in Europa, die dem Schiffahrtverkehr geöffnet sind, nehmen eine bedeutende Ausdehnung in Russland an, woselbst man über 173 000 km schiffbare Wasserstrassen, d. h. Ströme und Kanäle ver fügt. Demnächst kommt Deutschland mit 24 500 km, während Grossbritannien und Frank reich etwa 13000 und Holland 8000 km be sitzt. Schweden folgt mit 7200 und Oesterreich- Ungarn mit 6000. Diesen Zahlen gegenüber verfügen die Vereinigten Staaten über zirka 34 000 km. Aus dieser kurzen Tabelle geht jedenfalls hervor, in welchem ausgedehnten Mass stabe das Tiefland in Deutschland die Schiffbar machung der Ströme gestattet, und dass wir fortgesetzt den grössten Wert auf die Durch führung der Kanäle legen sollten.