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46 Zauberei, Hexeuwesen :c. Plan glaubt gewöhnlich, die Wanderratte sei erst im 18. Iahrh. nach Europa gekommen, aber in altfranzösischen Schriftstellern liest man, daß vom II.— 13. Iahrh. aus Persien viele Millionen brauner Ratten gekommen seien, welche die Flüsse überschwammen, Alles ver wüsteten und die in Frankreich vorhandenen (fast) schwarzen Ratten beinahe gänzlich aufriebeu. Papiel II. von Polen und der Erzbischof Hatto von Mainz seien von ihnen lebendig aufgefrcssen worden. Man schrieb diese Geißel den Dämonen zn und brauchte die Ratten zu Malefizien. In Cöln verbrannte man einen Hund als Hexenmeister, „weil er durch Gesten viele Mönche eines Klosters dennnzirt hatte" und in Toulouse einen andern nebst seiner Herrin, „der von aller Welt flattirt sein wollte" (1566). — Ein Nekromant rühmte sich den gefangenen Herzog Friederich von Oesterreich befreien zu können und sprach seinem Bruder Leopold davon. Der Geist des Magiers erschien Friederich, der aber das Anerbieten ablehnte und dieses öffentlich aus sprach, wie Trithemius berichtet. Nach Louis Guyon hatte sich ein Zauberer in weniger als einer Stunde in einen Ochsen, Pferd, Löwe» verwandelt, worüber Kaiser Ferdinand I. so erschrocken gewesen sei, daß er ihn nicht über seine Zukunft befragen lasten wollte. Carl Borromäus war geneigt zwei alten Weibern das Leben zu retten, aber sie bestanden darauf, daß sie Hexen seien nnd man sie verbrennen müsse, was geschah! Jean de Baud, ein Mönch von exemplarischem Leben, klagte sich selbst als Zauberer an, mit minutiöser Angabe der Umstände und wurde 1595 verbrannt. Es fanden, während er zu den Richtern sprach, tumultuarische spukhafte Ereignisse statt, er konnte an verschiedenen Orten gleichzeitig sich zeigen und hatte Fernblicke. Brogruth in Württemberg wollte 400 Kinder getödtct haben und doch fehlten keine, er wurde nichts destoweniger 1626 verbrannt und auf seine Aussagen hin noch viele Andere. Ein Bailli von Bern wollte 1595 einen Sorcicr retten, der sich selbst augcklngt hatte. Wenn er Sorcier wäre, meinte Ersterer, so könnte er wohl von seinem Ge- fängniß aus, zwei Ochsen eines Nachbars wdtcn, was der Sortier in Abrede stellte, worauf der Amtmauu schloß, er sei eben kein Hexen meister. Aber jener sagte ihm, wenn er in seinem Gefängniß einen Schiebkarrcn nnd eine Geißel des Besitzers der Ochsen hätte, so könnte er das Verlangte thun. Der Bailli ging darauf ein, aber er mußte es also bald und in Gegenwart des Predigers und anderer Personen thun. Nach einigen Ceremouieen mit dem Schiebkarren und der Geißel fiel der Sortier wie todt hin und kam etwa wach einer Stunde wieder zum Bewußtsein und gab an, er habe die Ochsen getödtct. Man lief sogleich nach jenem Hause und fand dieselben am Verenden, der Bailli bezahlte sie, der Zauberer wurde verbrannt. Der gleichzeitige Perrand, der als Protestant sich das Recht der Prüfung nahm, erzählte die Begebenheit. (Aus Graf d'Ourches' Papieren.)