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36 Zauberei, Hcxemvesen re. mit gebrochenem Rückgrat todt in ihrem Bette. More erzählt dann noch, wie der Hexerei durch sympathetische Mittel begegnet wurde, wo dann durch solche „Contrepraxis" das Verderben auf den Zauberer znrückficl, der darüber starb, wie er selbst seinem Weibe gestand. Glanvil, S. 118. Derselbe I. o. 32 ff. berichtet von einem 12 jährige» Knaben, der auf einen Stoß in die Seite und den Genuß eines Apfels, den ihm eine gewisse Jane Brooks, die als Hexe hingerichtet wurde, gegeben, die wunderlichsten Zufälle bekam, zeitenwcisc bewußtlos und sprachlos wurde, zugleich fernsehcnd. Einmal rief er im Paroxysmus: „Da seh' ich die Jane B. vor mir gegen die Wand" und er zeigte auf den Ort, nach welchem ein anwesender Bekannter Gibson sofort mit dem Messer stieß, worauf der Knabe schrie: O Vater, Vetter Gibson hat I. Brooks' Hand verwundet, daß sie blutet. Sie gingen nach deren Haus und man fand die Hand, die sie nicht zeigen wollte, ganz blutig. Wurde in den Verhören der Knabe, dem man die Angen verbunden, von Jane berührt, so sprang er sogleich in die Höhe mit den wunder lichsten Gebcrden, während er bei Berührung durch andere Personen ganz ruhig blieb. Dieser Knabe wurde manchmal in anderen Lokalitäten wie todt gefunden, in die Luft erhoben, so daß er mit flach ausge breiteten Händen an einem Balken der Decke hing, einmal aus einem Garten über den Zaun wohl 100 Schritte weit fortgeführt, wo er dann vor einem Hause zu Boden fiel, wie todt dalag und wieder zuni Bewußtsein gekommen, erzählte, Jane habe ihn im Garten beim Arme genommen und ihn durch die Luft geführt. — Ganz unglaublich thörichte und widrige Sachen kommen bei Glanvil vor im „Bekenntniß einiger schottischen Hexen". In dem fürchterlichen Prozeß gegen Ende des 17. Jahrh. in Neuengland (Myst. Erschein. I. 442) wurden sicher- zahlreiche Justizmorde begangen. Betrachtet man aber das ganze Hexen- und Zauberwesen unter Vergleichung mit den andern mystischen Dingen, so müßte man ganz verblendet sein, wenn man an der Realität sehr vieler Vorgänge zweifeln wollte. Auözuscheiden aber, was auf dieser beruht, was auf Lüge und Einbildung oder mit Gewalt von den in jeder Beziehung Unglücklichen erpreßt wurde, übersteigt fast die mensch liche Einsicht und Kraft. Niemand hat beredter die Greuel der Zauberei und den Hexen proceß in seiner beispiellosen Grausamkeit, Herzenshärtigkcit und thcil weisen Unvernunft geschildert als der Jesuit Spee. Die Barbarei und häufig ganz unbegründete Verfolgung brachte Unzählige um ihren Verstand und zu den übertriebensten und unwahrscheinlichsten Aussagen über sich selbst. Endlich griff doch auch, nachdem das grauenvolle Elend Jahrhunderte gedauert, die katholische Kirchengewalt ein, durch ihre Instruktion für Zauber- und Hexenprozesse von 1657.