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Mit kcsonklecer Berücksichtigung cter Anthropologie nnä Ethnologie. Begründet von Karl Andree. In Verbindung mit Fachmännern heraus gegeben von vr. Richard Kiepert. Braunschweig Jährlich 2 Bände ä 24 Nummern. Durch alle Buchhandlungen und Postanstalten zum Preise von 12 Mark xro Band zu beziehen. 1877. Eine Reise in Griechenland. (Nach dein Französischen des Hrn. Henri Belle.) II. Der Piräus. — Die byzantinischen Kirchen Athens. — Die Universität. — Der Zustand der Alterthümer. Von den drei Häfen, welche Athen in alter Zeit besaß, sind heute der Phaleros und Munychia außer Gebrauch, und nur der Piräus wird noch benutzt. Aber auch er be findet sich in schlechtem Stande; in der nördlichen Ecke brei tet sich ein böser Sumpf aus, unter welchem sich noch große Marmorplatten finden, mit denen im Alterthume der Boden des jetzt ganz verschlammten Beckens ausgelegt war i). Da neben liegt der Bahnhof der kurzen Eisenbahn nach Athen, so daß eine Reinigung des Bassins, welche ein französischer Seeoffizier mittelst eines Verfahrens eigener Erfindung vor geschlagen hat, von größtem Nutzen sein würde. Aber bis jetzt ist es ihm nicht gelungen, jene Feindseligkeit und jenes Uebelwollen zu überwinden, welches in Griechenland allen Fremden in ihren Unternehmungen, und wären sie für das Land selbst noch so vorthcilhaft, hindernd entgegeutritt. Der Piräus-Hafen ist stets von Kriegsschiffen verschie dener Nationen besucht, welche sich um die Anordnungen i) Anders Bursian, Geographie von Griechenland I, S. 267 : „Der innerste, nördlichste Winkel des großen Hafens, jetzt ganz ver schlammt, bildete schon im Alterthume ein von dem Hafen durch einen Damm abgeschnittencs seichtes und schlammiges Wasserbecken, das vielleicht zur Gewinnung von Secsalz benutzt wurde und daher den Namen Halai geführt zu haben scheint." Globus XXXI. Nr. 4. und selbst Befehle des Hafencapitäns wenig kümmern und ganz nach Gutdünken ihre Anker fallen lassen, meistens guer vor der Einfahrt, so daß die Postschiffe von 100 und mehr Meter Länge oft nur mit der größten Mühe ihr Einlaufen bewerkstelligen können. Im Jahre 1835 bestand der Piräus nur aus einem Dutzend elender Hütten auf einemverpestetenStrande; 1861, als Belle ihn zuerst sah, fing man schon an, ausgedehnte Magazine und einige große Häuser zu erbauen. Straßen waren ausgesteckt und ein öffentlicher Garten angelegt. Während des Krimkrieges hatte sich das französische Be- satznngscorps um diese Anlagen verdient gemacht; der Gar ten, wo die Capellen der Kriegsschiffe regelmäßig spielten, führt noch hente den Namen dessen, der ihn entworfen und gepflanzt hat, des Admirals Tinan. Wer heutigen Tages den Piräus wiedersieht, wo noch vor vierzig Jahren ein fremder Gesandter, der Abends sich ausschiffte, unter einem offenen Schuppen schlafen mußte und nicht einmal Wasser fand, seinen Durst zu löschen, kann nicht so streng über die Griechen urtheilen, wie so viele, die ihnen jede bessere Zu kunft absprechen. Man muß wohl zugeben, daß hier wie in Syra und Patras die gemachten Fortschritte sich am deut lichsten zeigen; aber können denn wirklich in einem Lande 7