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Mit bcsonäerer Derüclrsitlülgnng t!er Antllropologle unä Ethnologie. Begründet von Karl Andree. In Verbindung mit Fachmännern herausgegeben von vr. Richard Kiepert. B^tlunsetimeiir Jährlich 2 Bände ä 24 Nummern. Durch alle Buchhandlungen und Postanstalten 1 tt 7 7 / " zum Preise non 12 Mark xro Band zu beziehen. O Eine Reise in Griechenland. (Nach dem Französischen des Herrn Henri Belle.) Während ein vom Adriatischen Meere herkommender Schiffer schon in Korfu griechischen Boden erblickt und den selben bis Athen nicht wieder aus den Augen verliert, ist das Erste, was der ans dem westlichen Becken des Mittelmeeres, von den spanischen und französischen Küsten Kommende von Hellas erschaut, dessen südlichste Spitze, das Cap Mäta- pan, das Tainaron der Alten. Schroff steigt es als ein finsterer, von der schäumenden Brandung gepeitschter Felsen aus dem Meere, nach Norden zu von rauhen, kahlen Ter rassen überragt, auf welche der schneeige, von Wolken um hüllte Gipfel des Taygetos (2409 Meter hoch) herabschaut. Keine menschliche Wohnung, kein lebendes Wesen, kein Baum, nicht einmal ein Fleckchen grünenden Pflanzeuwuchses belebt heutigen Tagest die öde, wilde Landschaft, die einst bessere Zeiten gesehen hat. Zwar genoß das Tainaron-Borgebirge selbst nie eines guten Rufes, weil die dortige Strömung und Brandung sowie die im Mittelmeere herrschenden Süd- und Südostwinde den Segelschiffen nur zu oft gefährlich werden. Aber mancherlei vereinigte sich im Alterthume, um diesen äußersten Ausläufer des Peloponnes zu einem belebten und besuchten Punkte zu machen. Neben seiner günstigen Lage für den Schiffsverkehr nach Unteritalien, Kreta und Nord afrika, wo überall griechische Gemeinwesen blühten, bot er an seiner Ostküste den Schiffern mehrere schützende Häfen dar. Drei Viertel einer deutschen Meile nördlich von dem Vor gebirge selbst greift dort eine fast rings von Land umgebene Globus XXXI. Nr, 3. sichern Ankergrund gewährende Bucht in die felsige Küste ein, Psamathus im Alterthume geheißen, heute Porto Quaglio (d. i. Wachtelhafen), von den Wachteln benannt, welche dort zum letzten Male rasten, ehe sie die weite Reise über das Meer nach Afrika antreten, und welche hier in Menge ge fangen werden, um eingesalzen den Bewohnern zur Winters zeit als Hauptnahrungsmittel zu dienen. Ihm gegenüber auf der Westküste der Halbinsel liegt der nicht so sichere Achilleshafen (heute Marinari), welcher dem Verkehre mit den Küstenplätzen Messeniens diente. Ein Isthmus von nur ^4 Stunde Breite trennt beide; auf den Felsrücken zwischen ihm und dem Cap Tainaron (im engern Sinne) wurde letz terer Name auch im weitern Sinne ausgedehnt. Südlich von der Psamathus-Bncht, an deren Ufer ein Ort gleichen Namens lag, schneiden noch zwei andere Häfen in die Halb insel Tainaron ein, der nördlichere, Bathys, ein enger Meeres arm zwischen steilen Felsen, welche Brüche grün-weiß-rothen Marmors enthalten; der südlichere schmal und schlecht ge schützt nnd heute „Kisternäs" (d. i. die Cisternen) genannt, weil sich deren einige flaschenförmig gestaltete neben anderen dürftigen Resten der Stadt Tainaron aus dem Alterthume dort erhalten haben. Letzteres war einst ein weit und breit berühmter Platz: das Heiligthum des tainarischen Poseidon, einer der angesehensten Tempel im ganzen lakonischen Lande. Ein Fichtenhain umgab ihn und diente flüchtigen Verbrechern als Asyl. Das Bild des Gottes, der nothleidenden Schiffern 5