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Band XXXH Mit besonderer BerücksicKtiSung äer AntbroxoloSie unä Etbnologre. Begründet von Karl Andree. In Verbindung mit Fachmännern herausgegeben von vr. Richard Kiepert. Jährlich 2 Bände L 24 Nummern. Durch alle Buchhandlungen und Postanstalten 1881. OraUNslHlveig zum Preise von 12 Mark xro Band zu beziehen. Reisen im nördlichen Pa ndschab. Nach dem Französischen des M. de Borard. sSämmtliche Abbildungen nach Zeichnungen de Börard's.) III. Zuerst zeigt sich von Atak eine verfallene Moschee, die über einen Haufen von Buden hervorragt, zwischen welchen zahlreiche Büffel nebst Treibern, Kameele und auch einige Elephanten im Schalten der Bäume ausruhen. Ein echt orientalisches Bild, aber Bsrard hielt sich damit nicht auf, sondern eilte weiter nach dem Baugalo der Reisenden; denn der Tagemarsch war ein starker gewesen und die Sonne hatte den ganzen Tag über heiß vom Himmel herabgebrannt. Man gelangte nun in eine sehr unebene Straße, an welcher kleine Häuser mit flachen Dächern und niedliche Miniatur- Moscheen standen; imposante Pagoden und großartige Moscheen, wie in Agra, Delhi, Lahore u. s. w., finden sich hier nicht mehr. Zuletzt erreichte man eine Plate form, welche den Bangalo der Reisenden, einen, was Aussicht anlangt, der bestgelegenen in ganz Indien trägt. Schnell suchte sich Berard ein Zimmer aus, erquickte sich durch ein Bad, streckte sich dann unter der Veranda auf einem Lehnstuhl aus und erfreute sich an der herrlichen, vor seinen Blicken sich ausbreitenden Landschaft in voller Muße. Es geht dem Fremden hier nicht so, wie an manchen anderen historisch berühmten Orten, von denen sich die er regte Phantasie im Voraus ein Bild entworfen hat, hinter welchem die Wirklichkeit später weit zurückbleibt. Der In dus bietet hier einen wahrhaft großartigen Anblick, welcher der Berühmtheit feines Namens entspricht. Majestätisch rollt er durch die Ebene dahin, die sich in ungemessener Weite ausdehnt, so weit der Blick reicht. Da es nicht die Zeit des Hochwassers war, tauchten zahllose Sandbänke aus Globus XXXIX. Nr. 3. ihm hervor und erzeugten ein dumpfes Rauschen, das an dieser Stelle feierlicher zu erklingen schien, als anderswo. Gegenüber dem Bangalo mündet der Fluß von Kabul in den Indus; in der Ferne zeigen sich die blauen, schön ge formten Berge, zwischen welchen er hervorbricht. Diese gesammte Wassermasse wird dann, wie gesagt, durch die schwarzen Berge auf der rechten Flußseite und die Steilufer der linken zusammengedrängt, so daß sie wild schäumend und wirbelnd mit großer Schnelligkeit dahinschießt. Vom Fuße der Festung aus führt eine riesige Schiffbrücke über den Strom nach einem von Akazien beschatteten Dorfe; der Erd boden rings um dasselbe ist von fahler oder weißer Farbe und hier und da tauchen Bänke schwarzen Gesteines aus ihm auf. Wendet man sich nach links, so wird man durch den im- ponirenden Anblick der Festung überrascht, welche mit ihren röthlichen Zinnenmauern und zahlreichen Thürmen einen weiten Raum einuimmt; von dem höchsten Gebäude weht die britische Flagge. Bor der Festung zieht sich eine tief eingeschuittene Schlucht zum Flusse hinab; jenseit derselben laufen die rosafarbenen Mauerlinien den mit verbranntem Rasen bedeckten Hügel hinan, der zum Flusse mit einer- dunkelfarbigen Felswand abfällt, und dahinter erheben sich die dunkelvioletten Berge jenseit des Stromes deren nackte, bestimmt umgrenzte Gipfel sich scharf von dem warmen Him mel abheben. Von Pflanzcnwuchs ist fast nichts zu bemer ken; die wenigen verkrüppelten Sträucher bringen in die Landschaft keinen neuen Ton hinein. 5