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218 Auf derselben niedern Stufe steht bei den Türken die Malerei, und wohl meist deshalb, weil ihnen der Koran verbietet, Gestalten von Menschen abzubilden. Obgleich nun noch genug Gegenstände zur bildlichen Darstellung übrig bleiben, so wird doch diese Kunst gar nicht geübt und die wenigen Bilder, die man, als von Türken gemalt, zu sehen bekommt, zeugen deutlich von ihrer Geschmacklosigkeit. Lebende Gegenstände sind darauf durchweg plump und verzerrt, Ansichten lebloser Gegen stände ohne alle Perspektive. Vorzugsweise malen die Türken gern Schiffe, an welchen sie nicht die kleinsten Details übergehen und dennoch ist die Ausführung steif und ungefällig. Ihre Farbenzusammenstellungen sind äußerst grell, wie schon die buntbemalten Fontainen und Wohngebäude beweisen. Von Türken gemalte Bilder findet man nur bei den Schreibmaterialien - Händlern; namentlich bemerkt man darunter Ansichten der heiligen Städte Mekka und Medina, doch werden solche an Christen nicht verkauft. Constantinopel ist daher wohl die einzige Haupt stadt in Europa, wo der Fremd» keine Gemälde-Gallerie oder ein anderes Museum der Künste findet; er muß also mit den wenigen Denkmälern der Baukunst vorlieb nehmen und sich diese selbst erst mühsam aufsuchen. Geschmacklos zeigen sich die Türken aber auch in ihrer Baukunst. Sie gefallen sich in Ausführung bizarrer Formen und schwerlich dürfte man anderwärts den archi tektonischen Unsinn so weit getrieben finden, als in Con stantinopel, wo an den bedeutendsten Gebäuden Säulen, Fenster, Zierrathen u. s. w. nur an die Wand gemalt