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196 sen dann die Gefangenen nicht einmal, von wem sie ihre tägliche Kost erhalten haben. DaS Gesagte gilt hauptsächlich nur von den Frauen der mittleren und hö heren Stände, denn die Frauen auS den niederen VolkS- klassen müssen ihren Mann und sich selbst bedienen; sie haben daher auch mehr Freiheit als die vornehmen Da men, obgleich auch hier der Mann alle Geschäfte außer dem Hause verrichtet. Die Schwestern deS jedesmaligen Sultans sind am meisten zu beklagen, da diesen, wenn sie heirathen, die von ihnen geborenen Kinder mit Gewalt entrissen und ertränkt werden, welche barbarische Sitte sich noch bis heutigen Tags erhalten hat, um jede Seitenlinie deS HerrschcrstammeS unmöglich zu machen. Ein gleiches LooS haben zwar die Frauen niederer Stände nicht zu befürchten, Alle theilen eS aber in Beziehung der noch einförmigeren Lebensweise als die der Männer. Da die türkischen Frauen weder in Gesellschaften gehen, noch welche empfangen, dabei viel zu ungebildet sind, um sich durch Lektüre oder Musik zu zerstreuen, so bleibt ihnen nichts übrig, als den ganzen Tag über Shawls, Decken, Tabakbeutel und dergleichen zu sticken, welche Arbeiten zwar mit großem Fleiß und technischer Vollkommenheit ausgeführt werden, aber eben so geschmack los und einförmig sind, wie das Leben ihrer Verfertiger. Sie kauern hierbei mit untergeschlagenen Beinen auf dem Diwan, rauchen zur Abwechselung ihren Tschubuck oder lauschen verstohlen hinter den, mit Holzstäben eng ver gitterten, Fenstern auf die Vorgänge in den Straßen, während sich die Frauen unter einander selbst mit nei-