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D Oertliche Angelegenheiten. Die nalionalen Verbünde zum Doikseugcheid. Eine Reihe von nationalen Verbänden, der Alldeutsche Verband, der Nationalverband Deutscher Offiziere, die Kampfgemeinschaft junger Deutschnationaler, der Bund Königin Luise, der Stahlhelmfrauenbund, erlassen einen Aufruf zum sächsischen Volksentscheid, in dem es heißt: Der gegenwärtige Landtag besteht aus 43 Marxisten (32 Abgeordneten der SPD. und 13 Kommunisten) und 50 Nicht- Marxisten, davon 3 Demokraten. Lediglich einige wenige schwächliche Mittelparteiler tragen die Schuld daran, daß keine bürgerliche Regierung ,mt politischer Verant wortlichkeit zustande gekommen ist. Statt dessen hat Sachsen eine Geschäftsregierung ohne politische Ini- tiative. Die Erziehung der Jugend leidet in schwerster Weise Not. Die Wirtschaft Sachsens leidet wie die keines anderen deutschen Landes. Eine Regierung, die als Ge schäftsregierung bewußt und absichtlich auf politische Initia- tive verzichtet, kann dieser trostlosen Lage nicht Herr werden, kann nicht beim Reiche eine stärkere Rücksicht auf Sachsens Not durchsetzen. Ein neuer Sächsischer Landtag muß gewählt werden, der die Kraft und die Fähigkeit hat, eine Negierung mit nationalem Willen und politischer Verantwortlichkeit zu bilden. Schon wenn jeder, der bei der Präsidentenwahl seine Stimme gegen das System im Reiche abgegeben hat, auch für einen anderen sächsischen Landtag stimmt, ist der Volksentscheid gewonnen, und Sachsen tritt in die Reihe der deutschen Länder, die demnächst eine Willensstärke nationale Regierung haben werden. Mit jedem deutschen Lande mehr, das sich eine vom Dolkswillen getragene nationale Regierung erkämpft, rückt die Befreiung des Vaterlandes von der Tributknechtschaft nach mißen und von dem fluchwürdigen marxistischen Erbe im Innern näher. Also auf zum Volksentscheid! Jede Stimme gegen diesen Landtag! Die Auflösung des Sächsischen Landtags ist der beste Schrittmacherdienst für die preußischen Wahlen! Ueber ein nationales Sachsen zu einer starken Rechtsregierung in Preußen! Ueber den Sturz der schwarz-roten Mehrheit in Preußen zu einem neuen und freien Deutschland! * Nächste Landtagssitzung am 28. April. Der Land- tagsvorstand hat beschlossen, die nächste Sitzung des Land tags auf den 26. April einzuberufen. Man will den Rechenschaftsbericht und verschiedene Polizeiangelegenheiten behandeln. - Ungünstige Bevölkerungsbilanz. 1931 wurden in Sach sen 38 096 Eheschließungen gezählt gegen 45112 im Jahre 1930, 50 425 im Jahre 1929 und 51 623 im Jahre 1928. Man sieht hieraus, wie eng die Bevölkerungsbewegung mit der Konjunkturbewegung verbunden ist. 1931 betrug die Zahl der lebendgeborenen Kinder 65 684, (75 924, 80579, 81479). Die Lebendgeborenenzahl weist somit auch seit 1928 einen be ständigen Rückgang auf. Die Zahl der Sterbefälle 1931 be trug 53 814 gegen 52 783 im Vorjahre. Es ergibt sich also eine Zunahme um 1031. Infolge des Rückganges der Ge- burtenzahl erfuhr der Ueberschuß der L-bendgeborenen über die Gestorbenen von 1930 zu 1931 eine beträchtliche Vermin» derung, und zwar von 23 076 auf 11870, also um 11206 (- 48,6 v. H.). * - Aue, 13. April. Glasermeister Karl Härtel, Ernst- Papst-Str. 22, konnte in körperlicher und geistiger Frische sein 25jähriges Geschästsjubiläum feiern. Die Gewcrbekammer ehrte ihn durch Ueberreichung eines Glückwunschschreibens. Steinheid« l, 13. April. Zwischen Jägerhaus und Steinheidel ist der 23 Jahre alte Bermsqrüner Einwohner Oe. beim Reisigholen tödlich verunglückt. Er führte mit seinem Onkel einen vollbeladenen Wagen einen Abhang hinab. Infolge eines plötzlichen Unwohlseins ließ Oe. die Deichsel fahren. Der Begleiter, der die Bremse bediente, sprang sofort nach vorn, doch war der Wagen schon über den Ver unglückten hinweggeganqen. Der herbeigerufene Arzt Dr. med. Freudewald stellte einen Schädelbasisbruch und Wirbelsäulen bruch fest, die den sofortigen Tod herbeigeführt hatten. Auch der Begleiter hat sich eine schwere Verletzung des rechten Ober arms zugezogen. * * * Plauen. Das Schwurgericht hat gestern abend den Handlungsgehilfen Gerber aus Reichenbach wegen Mor des zum Tode verurteilt. Gerber hatte am 10. Fe bruar das 13jährige Schulmädchen Magdalene Krügel beim Austragen von Zeitungen getroffen, es in ein Blockhaus ge lockt und dort ein Sittlichkeitsverbrechen an der Kleinen be gangen. Darauf hatte er das Kind erwürgt. * * Leipzig. Eine 320-Millionen-Erbschaft aus Australien fällt zum Teil nach hier, wo ein gewisser Gustav Schöne 4 Millionen Mark erhalten wird. Schöne hat noch fünf Ge schwister, die ebenfalls je 4 Millionen Mark erben. Ein Teil der Erben ist feit längerer Zeit erwerbslos. Acht Vulkane speien Feuer und Schwefel. SUefige «»»matze derNalurkalaslrophe in Südamerika. Auf der Flucht vor Lava und Giftgasen. Wi« der „E.V/ bereit» berichtet«, hat i« Argentinien und Chile der plötzliche Aurbruch von mindesten« acht Bulkauen, der durch unaufhörlichen Aschenregen ganz« Provinz«» v«rstnst«rt und ««ich S«bi«t« vergast, z« «ln«r Katastrophe geführt der«« Schrecken durch Erdstöß« noch vermrhrt «erd««. In der am meisten in MitleidensHft ge zogenen Stadt Malargue in der argentinische« Provinz Mendoza befinden sich etwa 10 000 Etnmohner infolge der Gasvergiftung in Erstickungrgesahr. Bi«h«r «n- ternommene Rettungsversuche scheiterten. Tausend« find aus der Flucht. Bon wissenschaftlicher Seite wird ein vernich tende, Erdbeben für Argentinien vorausgesagt. Aus Santiago (Thile) wird gemeldet: Zahlreiche Dul- kane, u. a. der Descabezado, Las Yegeas und Tinguiririca, be- finden sich seit Sonntag in ununterbrochener Tätigkeit. Trotz der großen Entfernung ist das donnerähnliche Geräusch bis Santiago zu hören. Das Gebiet der Erdbeben und Vulkan- ausbrüche erstreckt sich über eine Strecke von über 700 Kilo meter. Es reicht von Santiago bis südlich von Concepcion. Ein Vulkan nach dem anderen, die fast alle für erloschen gal ten, hat seine Tätigkeit wieder ausgenommen. Unaufhörlich wird der Boden von starken Erdstößen erschüttert. Die ganze Gegend ist mit Aschenwolken bedeckt. Selbst in Montevideo, das etwa 1300 Kilometer von dem nächsten Vulkan entfernt ist, ist dichter Aschenregen ge- fallen. Viele Leute haben Schirme aufgespannt, andere haben sich Tücher vor Mund und Nase gebunden, um sich vor dem Einatmen der Asche zu schützen. In den Derggegenden wer- den größere Menschenverluste befürchtet. In dem Departe- ment Saint Raphael liegt die A s ch e, die durch den Ausbruch des Vulkans Descabezado herausgeschleudert worden ist, bis zu 60 Zentimeter hoch. Dauernd werden Explosionen gehört. Infolge der DNunkelheit am hellichtem Tage sind die Geschäfte und Banken geschlossen worden. Die chilenische Regierung hat ein Flugzeug, geschwader nach dem Gefahrengebiet entsandt, das Beob achtungen anstellen soll. Einige Städte in der Provinz Men doza haben dringend Sauerstoffapparate angefordert, da sie durch Vulkangase schwer gefährdet seien. Im Berqgebiet von Patagonien ist ebenfalls ein Vulkan ausgebrochen, so daß man auch für Südchile große Befürchtungen hat. Aus Buenos Aires kommt die Nachricht, daß sich in Mendoza 80 000 Einwohner auf der Flucht befinden. Der die ganze Gegend bedeckende Aschenstaub hat eine Höhe von 35 Zentimetern erreicht. Starke Rauchwolken, Erdrisse und giftige Gase vermehren die Panik. Der Lavastrom hat die etwa 100 Kilometer von dem Ausbruchsgebiet entfernte Stadt San Raphael erreicht. Das im Mittelpunkt der Stadt gelegene Hotel „El Commercio" ging in Flammen auf. st? oLo^ckods AH MÜLL' Kart« Sü-a»«tka». Der Vulkan-Aus bruch ersolgle in denmiNl«r«nCor- dülieren, die die Grenze zwischen Chile und Argen tinien bilden. Di« Spuren dl Aschen- regens wurden bis Montevideo, 1300 km vom Zentrum d.Äotastrophernt- sernt, beobachtet.! Die Anden-Dörfer sind von der Umwelt abgbschnitten. Dorf, hin gesandte reitende Boten melden, daß Hunderte von Per sonen ernste Vergiftungen davongetragen haben und dem Er stickungstod nahe sind. Starke Gaswolken verhindern die Rettungsarbeiten. Bei Malargue hat sich die Erde auf weite Strecken hin gespalten. Die Erdrisse ziehen sich auch unter der Stadt hindurch, so daß ernste Gefahr für die Häuser besteht. Sämtliche Züge, die nach dem Süden fahren, sind mit Flüchtlingen überfüllt. Große Flammen schlagen aus den Kratern des Descabezado Grande und des Descabezado Chico hervor. Aschenwolken auf dem Dege nach Europa. Astronom Hartmann vom La Plata-Observatorium ver sichert, daß die Aschewolken innerhalb von 48 Stunden Europa erreichen könnten. Fest steht, daß die außerordentlich feine vulkanische Asche Tausend« von Kilometern zurücklegen kann, sobald sie höhere Luftschichten erreicht hat. Das konnte bei dem Ausbruch des Krakatau im Jahre 1883 beobachtet werden. Biel« Monate nach dem Ausbruch wurden in Europa in klaren Nächten in großer Höhe leuchtende Wolken beobachtet. Es handelte sich dabei um Aschenwolken, die noch von der Sonne beleuchtet wurden, wenn die Erde schon im nächtlichen Dunkel lag. Ls ist also nicht ausgeschlossen, daß sich in nächster Zeit wieder „leuchtende Nachtwolken" über Europa zeigen. MiMSrzug entgleist. 11 Todesopfer. Ein Eisenbahnzug, der eine japanische Truppenabteilung beförderte, wurde 17 Kilometer östlich von Lharbin durch eine Explosion zum Entgleisen gebracht. Der Zug stürzte i n eine Schlu ch t. Elf Offiziere und Mannschaften wurden getötet, 19 schwer und 74 leicht verletzt. — llniverfitätsprofeffor Opfer eine« Racheaktes. In Wien wurde der Universitätsprofessor Alexander, ein Ohrenspezia- list, auf offener Straße von dem Schneider Soukoup durch Revolverschüsse getötet. S. gibt an, bei Alexander in Be handlung gewesen zu sein. Der Professor habe ihm seine Sat telnase so ungeschickt operiert, daß er wegen Häßlichkeit keine Stellung habe finden können. * — Die Mörder festgenommen. In Köln war bekannt lich der Arzt Dr. Rubensohn ermordet worden. Jetzt sind die Täter, zwei Arbeiter, festgenommen worden. Der eine hatte ein Verhältnis mit einem Mädchen, das später die Braut des 71jährigen Arztes wurde. Durch dieses Mädchen über die häuslichen Verhältnisse des Arztes unterrichtet, beschlossen die beiden Arbeiter einen Einbruch. Der Arzt wurde gefesselt und so ungeschickt geknebelt, daß er erstickte. * — Der Kjährig« Ozeanflieger Rudi Lang wurde in Bue nos Aires mit großer Freude von seinen Eltern begrüßt. Rudi Lang sagte, er sei traurig darüber, daß seine Reise mit dem Luftschiff schon zu Ende sei. Er wolle wieder mit dem „Graf Zeppelin" zurückkehren, um seinen Hund zu holen, den er in Friedrichshafen zurückgelassen habe. Großmutter wollte doch tanze«. Eine merkwürdig lebenslustige und rüstige alte Dam» muß sie sein, diese zweiundsiebzigsährige Isabella Ha milton, die da kürzlich in White Plains (Newyork) als Racheengel vor Gericht stand. Fürchterlich war die ihr widerfahrene. Kranku^^,D1e»'üM. M Zug be ¬ nutzt einen von diesen hohen Wagen, aus denen man nur klettern kann, wenn der schwarze Wärter draußen auf dem Bahnsteig die kleine tragbare Treppe anlegt. Und gerade als Großmutter ihren leichtbeschwingten Fuß auf die oberste Stufe setzen wollte, da hatte dieser ungeschickte Schwarze die Treppe umgeworfen, und die alte Dame fiel aus dem Wagen. Rüstig ist sie zwar noch. Aber den Fuß hatte sie sich ver staucht, und dafür forderte nun die alte Dame eine Entschä digung von 140000 Mark. „Wieviel?" staunte der Richter. „Ja", bestätigte Großmutter, „140 000 Mark. Und das ist sicher nicht zu viel. Denn ich habe ein paar Wochen lang weder tanzen noch Schlittschuh lausen noch rodeln können. Glauben Sie nicht, daß dies Vergnügen mir mindestens 140000 Mark wert gewesen wäre?" Der Richter wußte cs nicht. Er meinte, es wäre das beste, die Entscheidung zu ver tagen und erst einmal feststellen zu lassen, ob die Zweiund- siebzigjährige wirklich noch eine so begeisterte Tänzerin, Schlittschuhläuferin und Rodlerin ist. WMernngsanssichlen vom 13. April abends bis 14. April abends. An Stärke abnehmende Winde aus westlichen Richtungen. Bewölkungsrückgang, örtlich Nebelbildung. Nach kalter Nacht tagsüber starke Erwärmung, höchstens anfangs noch leichte Niederschläge. Verantwortlich für die Schrlftleitung: Friedrich Menzner in Aue; für den Anzeigenteil: Albert Georgi in Zschorlau. Rotationsdruck und Verlag: E. M. Gärtner in Ane. Dl« heutige Nummer umfaßt 8 Seiten. Bilder aus dem Erdbebeugebiel. Links: Der Vulkan Misti bei Are quipa, der als erloschen galt, jetzt aber ebenfalls wieder aus gebrochen ist. Rechts: Blick auf den Lasen von Dal- pa ra i s o, der chilenischen Lasen- stadl am Rande der Lordillieren, in deren Nähe da» Zentrum der furchtbaren Katastrophe zu suchen ist.