Volltext Seite (XML)
T.id links: Die Erste Allgemeine Deutsche Edelpelztier - Aus stellung, die am 29. November in Berlin eröffnet wurde, brachte auch einen Wettbewerb des schönsten Pelzes lebender Silber füchse. Den konkurrierenden Pelzträgern war es allerdings be ¬ nommen, in die Schranken zu treten: mit sorgfältig verbundenem Fang mutzten sie die Prüfung des Preisrichterkollegiums über sich ergehen lasten. — Bild rechts: Die Verwüstungen eines Tor ¬ nado in Oklahoma, der Hauptstadt des gleichnamigen nordameri kanischen Bundesstaates, in der vor wenigen Tagen durch einen Wirbelsturm ganze Stratzenzüge in Trümmer gelegt und 55 Per sonen getötet wurden. Sie LebellSverrichtW im Schlaf. Von Professor vr. M. H. B a e g e - Jena. Im Schlaf sind fast alle Lebensverrichtungen mehr oder weniger herabgesetzt. Am wenigsten verändert sich die At mung. Der Schlafende atmet ungefähr ebenso häufig wie ein Wachender. Nur ist das Einatmen etwas verlängert, das Ausatmen hingegen verkürzt. Stark eingeschränkt wird im Schlaf der Gesamt stoffwechsel. Das ist aber nicht etwa eine Folge der herabgesetzten Atmung, sondern vor allem Wohl der Muskelruhe. Besonders gilt das für den Gasstoffwechsel. Der Schlafende atmet aber mehr Sauer stoff ein, als er Kohlensäure ausscheidet. Das ist eine für die Erkenntnis des Schlafvorgangs sehr wichtige Feststellung. Wir gehen sicher nicht fehl in der Annahme, daß der über schüssige Sauerstoff zur Widerherstellung der Hirnzentren gebraucht wird: denn die moderne Nervenphhsiologie hat uns ja gezeigt, daß die Nervenzellen des Gehirns bei ihrer Arbeit besonders viel Sauerstoff verbrauchen. Im Schlafe werden also die Hirnzellen mit Sauerstoff gesättigt und damit wieder funktionsfähig. Auch der Blutkreislauf vollzieht sich im Schlafen anders als im Wachen. Die Herztätigkeit ist verlangsamt, der Blutdruck in den Arterien bis um ein Fünftel herabge setzt. Die Ursache der Blutdruckverminderung besteht Wohl darin, daß die Arterien, besonders aber die Hirnarterien, während des Schlafs stark erweitert sind. Wenigstens haben verschiedene Forscher an Personen mit Schädelkapselverletzun gen eine Zunahme der Blutmenge im Hirn und des Hirn pulses beim Einschlafen und einer Abnahme beim Erwachen festgestellt. Damit wäre denn auch erwiesen, daß zum min desten das Einschlafen mit einer Zunahme der Blutmenge und des Blutdrucks im Gehirn zusammenhängt. Im ruhigen Schlaf sinkt dann die Blutdruckkurve wieder bis fast auf die Stufe des Wachseins. Der Schlaf ist also von vermehrtem Hirndruck infolge der Zunahme der Blutmenge im Gehirn, bei vermindertem Blutdruck infolge Arterienerweiterung be gleitet. Beim affektfreien Erwachen, wenn es also nicht von irgend welchen Gemütserregungen begleitet ist, läßt sich dann das umgekehrte Verhältnis beobachten. Durch die vermehrte Blutzufuhr werden die ermüdeten Hirnzellen besonders reich lich mit Nahrungsstoffen versehen und können sich infolge dessen verhältnismäßig schnell wieder erholen. Auch die Drüsen vermindern im Schlaf ihre Tätig keit, ja die Tränendrüsen stellen ihre Arbeit im Schlaf sogar vollständig ein. Schon mit beginnender Müdigkeit werden die Augen trocken: „Der Sandmann kommt." Nach dem Schlafe reiben wir die Augen wieder, wozu uns das Gefühl der Trockenheit veranlaßt, und damit regen wir zugleich die Tränendrüsen zur Tätigkeit an. Auch die Speicheldrüsen ruhen im Schlaf. Dadurch wird jenes Gefühl der Trockenheit im Munde hervorgerufen, das dann den Mund häufig zu Schmeckbewegungen anregt und damit Wohl auch den Anlaß zu Eßträumen gibt. Am charakteristischsten für den Schlafzustand ist aber d i e Unfähigkeit zu willkürlichen Bewegungen, die sonderbare Art der Körper- und Gliedhaltung. Man kann da geradezu von Bewegungs- oder Muskellähmungen spre chen. Schon bei Eintritt der Müdigkeit sinkt der Spannungs- zustand der Muskulatur. Dadurch tritt dann auch die für Ermüdung und Schlaf charakteristische Erschlaffung verschie dener Körperteile ein: Schlaffe Körperhaltung, schlaffe Ge sichtsmuskulatur, matte Augen — wegen der Verminderung oes Augenwassers. Grade das Auge zeigt ja an seinen Veränderungen am sichersten die beginnende Müdigkeit, alle seine Muskeln er schlaffen am ersten. Die Augenlider werden uns schwer, sie fallen schließlich zu, weil die Lidhebemuskeln den Dienst ver sagen. Im Müdigkeitszustand zeigen sich beim Lesen gekreuzte Doppelbilder, Weil die äußeren Augenmuskeln, welche die gleichgeordneten Bewegungen des Auges Hervorrufen, nicht mehr gleichmäßig zusammenarbeiten, oder es treten überein anderstehende Doppelbilder auf, weil der Augapfel infolge Erschlaffung der betr. Muskeln nach innen gedreht wird, und auch die richtige Einstellung auf das Nahesehen läßt nach. Die anderen Sinnesorgane haben nicht, wie das Auge, solche gegen die Außenwelt verschließbaren Tore. Sie wer den durch entsprechende Veränderungen in dem zu ihnen ge hörigen Hirnzentrum gegen die Außenweltreize geschützt. Höch stens durch Verhüllen mit Decken können wir z. B. das Ohr auch äußerlich gegen die Außenwelt abschließen. Das Ohr ist aber dasjenige Sinnesorgan, das am spätesten einschläft. Es behält gewissermaßen eine Art Vorpostenstelle inne, um ver dächtige Geräusche wahrnehmen zu können. An dem Ruhezustand des schlafenden Körpers sind also eigentlich nur die Sinnesorgane, die Muskulatur und be stimmte Teile des Gehirns beteiligt. Dagegen nehmen daran nicht teil: Herzschlag, Verdauung, Atmung, Absonderung (Sekretion) und Aussonderung (Exkretion), die, wie wir sahen, nur mehr oder weniger ihre Tätigkeit vermindern. Der Schlaf bedeutet also nicht einen Zustand absoluter Ruhe des G e s a m t Organismus, sondern für viele Körper- Verrichtungen nur herabgesetzte Tätigkeit. Unser Organismus schläft oder wacht nicht zugleich in all seinen Teilen, son dern nur die nicht in Tätigkeit befindlichen ruhen, die an dern Wachen. Man kann z. B. bei einem etwa durch mehr stündiges Wandern ermüdeten Körper doch noch kein Schlaf bedürfnis haben, sondern nur das nach Körperruhe und, wenn dieses befriedigt ist, noch stundenlang lesen oder an einer Unterhaltung teilnehmen. Der nach solcher Wande rung öfter zu hörende Ausspruch „Ich bin todmüde, aber ich kann noch nicht schlafen", drückt den Zustand gut aus. Das Gehirn hat sich nämlich beim Wandern ausgeruht und ist deshalb fähig, weiter zu arbeiten. Es handelt sich lediglich um Muskelmüdigkeit, aber noch nicht um Hirnermüdung, also noch nicht um ein Schlafbedürfnis. Wachen ist also vorwiegend Aktivität, Schlaf vor wiegend Passivität des Organismus. Absolute Grenzen und Unterschiede gibt es da nicht. Schlaf- und Wachzustand gehen ineinander über. Man hat deshalb den Schlaf auch Wohl als einen „aufs äußerste reduzierten Modus des Wachens" be zeichnet. Der Schlaf ist also niemals ganz vollkommen, son dern ihm sind stets gewisse Wachzustände beigemischt, und Aehnliches gilt vom Wachzustand. Nicht der ganze Körper ruht im Schlafe, sondern immer nur einzelne Teile, und das gilt auch für das Gehirn. Auch da schlafen immer nur einzelne Partien; und höchstens im Tiefschlaf, der aber nur ein bis anderthalb Stunde dauert, schläft die gesamte Hirn rinde. Andere Teile arbeiten ruhig weiter, wie uns das ja die Beobachtungen an bestimmten Reflexen und Reizbeant wortungen im Schlaf zeigen. Den Karen lekmerLNein Aeiskeitsrahn Konsultation im Zoo. — Ein Simulant unter den tierischen Patienten. — Der Affe mit der Jodtinktur. Von Olaf Sorel l. Die Geschichte mit Androclus und seinem zutraulichen Löwen ist ja sehr schön zu lesen, aber der Kuckuck mag wissen, ob sie sich auch wirklich so zugetragen hat. Auf jeden Fall kann man mit ruhigem Gewissen behaupten, daß unter hun dert Leuten, die einen ähnlichen Versuch unternehmen wollten, neunundneunzig keine Gelegenheit Haven würden, ihre dies bezüglichen Erfahrungen der aufhorchenden Menschheit mitzuteilen, weil das große Wüstenvieh ihnen trotz des Dorns in der Tatze schon längst den Garaus gemacht hätte. Selbst unsere Haustiere sind nicht immer davon über zeugt, daß der Mensch ihnen in ihrer körperlichen Not helfen kann. Ein Hund wird sich zwar widerstandslos die Pfote verbinden lassen, doch wenn ein mit Schmerzen verbundener Eingriff an ihm vorgenommen werden muß, so ist es ent schieden ratsam, ihm das Maul vorher zuzubinden, damit er keine Gelegenheit hat, seinen Gefühlen durch einen Biß Ausdruck zu verleihen. Noch weit mehr geboten sind alle Vorsichtsmaßregeln, wenn es sich um ungewöhnliche und oft ungemütliche Pati enten aus dem Tierreich handelt, So wenn, wie neulich, erst in einem Zoologischen Garten ein Bär — ein ausge wachsener Grizzly — sichtlich an Zahnschmerzen leidet. Er teilt dieses zwar seinem Wärter nicht durch irgend welche Gebärden mit, winselt auch nicht so ausdrucksvoll und ver ständlich wie des seeligen Androclus Löwe, aber seine un verzehrte Fleischportion redet eine Sprache, die deutlich genug ist. Und weil im Zoo außerdem noch ein paar Patienten auf den Besuch des Tierarztes warten, so wird dieser schleunigst her beordert. Meister Petz zeigt wenig Vertrauen zu dem, der ihn von seinen Schmerzen besreien soll, was ihm in Anbetracht dessen, daß auch die Menschen nicht gern zum Zahnarzt gehen, nicht im geringsten zu verdenken ist. Als ihm gar ein Maulkorb aufgesetzt und eine Eisenkette um den Hals gelegt wird, damit man ihn in das „Operationszimmer", einen Freilicht- und Lustkäfig schleifen kann, brummt er äußerst mißfällig. Die nächste Phase der vorbereitenden Behandlung überrascht ihn völlig. Plötzlich fliegen zwei Seilschlingen um seine beiden Vordertatzen, uno im nächsten Augenblick wälzt er sich auf dem Boden. Der Kampf oauert freilich nicht lange, weil wenige Sekunden später seine Hinterpranken durch Stricke niedergezogen werden. Gegen zweiunddreißig tauziehende Männerfäuste ist schließlich auch der stärkste Grizzly machtlos. Dann wird ihm der Maulkorb abgenommen. Meister Petz' nun ertönendes Protestgebrumm würde zartere Gemüter als die der Wärter und des Tierarztes in die Flucht jagen können. Es dauert aber nicht lange, denn zwei Riemen, die um Unter- und Oberkiefer gelegt werden, um das Maul offen zu halten, ersticken jeden weiteren lauten Ton. „Richtig", sagt nun der Tierarzt, nachdem er Meister Petz gespannt in den offenen Rachen geschaut hat, „ganz hinten im Unterkiefer sitzt ein angegriffener Zahn. Er muß heraus." Wenn das schon aus dem Munde eines Menschen zahnarztes, der mit örtlicher Betäubung und Zange arbeitet, entsetzlich klingt, was mag sich dann der arme Grizzly denken, als der Tierarzt Plötzlich ein schürhakenähnliches, langes Instrument schwingt, es an den sowieso schon scheuß lich schmerzenden Zahn ansetzt und mit einem Hammer darauf zu schlagen beginnt? Sicher glaubt er, diese erbärm lichen kleinen Menschen wollten ihn zu Tode quälen. „Krach, Krach!" dröhnt es bei jedem Schlag iy seinem dicken Bären schädel, und sein Stöhnen klingt beinahe menschlich. Dann Plötzlich ein letzter, matter Schlag, und der Zahn fliegt heraus. Aber was für ein Zahn! Der schönste Weisheitszahn, der je gezogen wurde, so lang wie ein kleiner Finger. Nun bringt sich der Arzt schleunigst in Sicherheit. „Du tust gut daran, Du erbärmlicher Zwerg!" sagt der schiefe Blick, den Meister Petz ihm nachschickt. Dann lösen sich die Riemen um die Kiefer, und auch die Seile um die Pranken geben nach. Langsam richtet Meister Petz sich auf seinen Schinken auf, wackelt ein wenig benommen mit dem Schädel und trottet dann wie ein Leichtbeschwipster durch den Gitter gang seinem Käfig zu. „Der nächste Patient, bitte!" Ein Löwenkind dieses Mal. noch ungefährlich, ein kleines Wollknäul, mit dem alle Kinder spielen möchten. Der Kleine ist aber nicht im geringsten zum Schäkern aufgelegt, und wenn man ihm aufmunternd die Obren kraulen will, so faucht er gereizt und zeigt seine spitzen Zähne. „Auf den Tisch mit ihm!" Hier sind zwar nur zwei Männer zum halten erforderlich, aber die Gedanken des Löwenbabys scheinen nicht freundlicher zu sein als die Meister Petz'. Er kann sich übrigens über die Behandlung nicht be schweren, denn das Uebel ist nach kurzer Untersuchung ent deckt: „Allgemeine Schwäche, hervorgerufen durch zu rasches Wachstum. Eine Serumspritze." Als die Nadel behutsam sein Fell durchdringt, spuckt der Kleine Gift und Galle. Was ihn freilich nichts nützt, denn der ganze Inhalt der Spritze wird ihm in den Balg gejagt. Dann trottet er mit hängendem Schweif und ein wenig lendenlahm davon. „Wenn ich erst größer bin", nimmt er sich vor, „sage ich diesen Ekeln ganz anders meine Meinung." Auch der kleine Affe, der jetzt an die Reihe kommt, ist alles andere als entzückt. Er schneidet fürchterliche Fratzen, während ein Wärter ihn festhält und der Arzt ihm das Hör rohr auf die Brust setzt. Sicher denkt er, er soll mit dieser fürchterlichen Kanone erschossen werden. Die Sache läuft aber glimpflicher ab, als er glaubt. „Bronchialkatarrh", stellt der Arzt fest, zückt Jodflaschc und Pinsel und streicht dem Patien ten das schöne Weiße Brustfell brauu an. „Pfui Teufel!" uiest der Affe, als die schreckliche Prozedur beendet ist, klettert rasch seinem Wärter auf die Schulter — höher hinauf zu flüchten ist leider nicht möglich — und verschwindet mit hocher hobener Nase: „So ein widerlicher Gestank!" Da hat der Pelikan zur Kunst des Arztes mehr Ver trauen. Vor ein Paar Wochen erst hat der gute Mann ihn von einer Gräte befreit, die ihm schief im Schlunde stecken blieb. Dieses Mal ist der Fall schwieriger. Man sollte es aber nicht für möglich halten, was einem armen Pelikan in der Gefangenschaft alles zustoßen kann. Der Fisch, der an allem die Schuld trug, sah doch so harmlos aus wie jeder andere. Und dann blieb er Plötzliiy imSchlunde stecken. Wer ahnte denn auch, daß dieses dumme Vieh einen Angelhaken im Maul hatte, der sich nun widerum im Halse des armen Pelikans sestkrallt? „Du wirst es schon schaffen", sagen seine Augen, als er den Schnabel ganz von selbst groß aufsperrt. Der Arzi schafft es wirklich. Er bekoinmt den Haken mitsamt dem Fisch heraus. Erleichtert watschelt der Pelikan von dannen. „Fertig?" Nein! Dort hinten in der Ecke sitzt noch ein Patient. Ein Schwan. Er macht ein recht dummes Gesicht, so ein Mittelding zwischen schlechtem Gewissen und Sterben wollen. „Ranf auf den Tisch! Wo fehlt's denn? — „Nirgends!" stellt der Arzt schließlich noch eingehender Untersuchung fest. „Du verflixter Simulant!" Ein Schlag macht dem Plötzlich kurierten „Franken" Beine, und der stolze Schwan ver schwindet watschelnd und mit Gefauche. „Aber, Herr Doktor, einen Patienten, der derartig gern zu ihnen kommt, könnten Sie ruhig höflicher behandeln!" Verbrecherpanoptikum. Ein Blick in die „Schreckenskammern" der Kriminalität Der Kehrreim eines alten Operettenschlagers lautete: „Die Männer sind alle Verbrecher . . Dagegen iß ganz entschieden zu protestieren: die weitaus überwiegende Anzahl der männlichen Bewohner Deutschlands ist in krimineller Hinsicht glücklicherweise noch gänzlich un belastet. Daß aber unter den Verbrechern die männlichen in einer überwältigenden, gewaltigen Mehrheit sind, das läßt sich nicht bestreiten. Ein Blick in die Statistik erweist es klipp und klar. Wenn man nur ganz flüchtig hinein schaut in den Abschnitt „K r iminali 1 ät" des neuesten Statistischen Jahrbuches für das Deutsche Reich, erkennt man, daß die Frauen, was die Neigung zu verbreche rischen Handlungen betrifft, weit im Hintergründe stehen. Das Statistische Jahrbuch erfaßt die Kriminalität bis zum Schluffe des Jahres 1928. Erfreulich ist zunächst die Feststellung eines, wenn auch nur kleinen, Rückganges der Kriminalität. Während im Jahre 1927 411 214 Per sonen rechtskräftig verurteilt wurden, waren es im Jahre 1928 „nur noch" 397 285. An Hoch- und Landes- verrat waren die Frauen überhauvt nickt beteiliat.