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Herbst Herbst hat schon sein Sterbelied, Hat sein stilles Lied begonnen, Das durch alle Wälder zieht. Von den Brunnen, die verronnen, Von den Blüten, die verblüht, Von den kurzen Sommerwonnen, Die in einer Nacht versprüht, Von den Sonnen, Die verglüht . . . Herbst hat schon sein Sterbelied, Hat sein stilles Lied begonnen. Fleißige Arbeit im Sächsischen Landtag (15. Sitzung.) Dresden, 25. November. Für den ausgcschiedenen Abg. Dr. Blüher ist der Abg. Dieckmann (DVP.) im Hause erschienen; er wird vom Präsidenten begrüßt, von der Linken mit Zurufen empfangen. Vor Eintrit in die Tagesordnung protestiert Abg. Dr. Wallner (Volksr.-P.) gegen die Absetzung der Rotverord nungsvorlage von der Tagesordnung. Die Regierung scheine den Willen der Mehrheit des Landtages nicht respektieren zu wollen. Minister des Innern, Richter, weist diesen Vor wurf zurück. Der Mehrheitstbille des Landtags stehe noch nicht fest. Die Negierung habe das Recht und die Pflicht, eine Vorlage, die sie für nötig halte, zur Durchführung zu bringen. Präsident Weckel stellt fest, daß die Regierung bisher nichts getan habe, was vor der Verfassung und der Geschäftsord nung nicht zu verantworten sei. Den ersten Punkt der Beratung bildet der Gesetzentwurf über einen staatlichen Wirtschaftsstock. Finanzminister Dr. Hedrich begründet die Vorlage und weist vor allem darauf hin, daß es sich hier nur um eine sehr beschränkte Hilfe, keinesfalls aber um eine Hilfsaktion von bedeutendem Ausmaß handle, aus die die Wirtschaft große Hoffnungen setzen könnte. Es könne keine Rede davon sein, mit dem Betrage von 1,5 Millionen Mark unwirtschaftliche Und zusammenbrechende Betriebe künstlich aufrechtzuerhalten. Abg. Lippe (DVP.) äußert verschiedene Bedenken gegen die Vorlage. Die ausgeworfenen Mittel seien zu gering, uni wirklich Hilse zu bringen. Es sei notwendig, daß die deutsche Wirtschaft von den ihr aufgebürteten Lasten befreit wird. Sonst sind alle Bemühungen vergeblich. Abg. Dr. Eckardt (DN.): Auch seine Partei stehe der Vorlage mit gemischten Gefühlen gegenüber. Ein Eingriff in die Privatwirtschaft sei selten von großem Erfolg begleitet. Seine Partei werde der Vorlage zustimmen, weil die allge Meine Notlage der Wirtschaft sie erfordere. Abg. Renner (Komin.) lehnt die Vorlage ab. Abg. Dr. K a st n e r (Dem.): Es hätte die Stellungnahme der Parteien zu der Vorlage erleichtert, wenn der Finanz- Minister seine heutigen Ausführungen vorher veröffentlicht hätte. Bedenklich sei, daß man nicht wissen könne, welche Re gierung der gegenwärtigen solge, und wie diese die Gelder verteile. Abg. Siegnoth (Soz.) erklärt, die Begründung der Re gierung könne seine Freunde nicht bestimmen, der Vorlage zu zustimmen. Abg. Dr. Wilhelm (Wirtsch.-P.): Grundsätzlich sei seine Partei gegen Subventionierung. Die geteilte Aufnahme der Vorlage sei darauf zurckzuführen, daß damit der Not nicht abgeholfen werden könne. Abg Dr. Wallner (Vr.P.) hält ebenfalls die Vorlage nicht für ein geeignetes Mittel, die Produktion zu heben. Die Vorlage wird hierauf an den Rechtsausichuß ver miesen. Ein sozialdemokratischer Antrag verlangte, nur einen Sonntag vor Weihnachten zum Verkauf freizugeben, ein kommunistischer Abänderungsantrag forderte in den Wo che» vor Weihnachten ausnahmslos in allen Geschäften den b-Uhr-Ladenschluß durchzuführen. Finanzminister Dr. Hedrich weist darauf hin, daß nach der Reichsgesetzgebung die Regelung der Arbeitszeit den ört lichen Verwaltungsbehörden obliege. Die übrigen Parteien verlangten, daß man bei allem Wohlwollen für die Angestellten, doch auch die tieftraurige Lage der Geschäftsinhaber berücksichtigen müsse. Jeder Aus- all im Ladengeschäft treffe als Lohnausfall auch den Jndu- triearbeiter. Die Bedürfnisse der Verbraucher müßten eben- alls berücksichtigt werden. Abg. Schreiber (Natsoz.) verlangt getrennte Absttm Nüna^da seine Partei den ersten Teil des sozialdemokrati- Seines Herzens Königin Roman von Marie Blank-Eismann. 89. Forsteftuna Nachdruck verboten „Ich finde durchaus nicht, daß dein Leben zerstört ist. — Du hast dich in Sicherheit gebracht — bist hierher nach Deutschland geflüchtet und scheinst ein angenehmes Leben zu führen —" Michaels Gesicht wurde um einen Schein bleicher und langsam entgegnete er: „Ja, ich lebe. Ein gütiges Schicksal bewahrte mich davor, daß jenes Urteil des Kriegsgerichts an mir vollstreckt wurde. Nur wenige Stunden waren mir noch bestimmt — der Mor gen graute bereits, an dem das Todesurteil an mir voll zogen werden sollte — da aber hielten die Oesterreicher ihren Einzug in die kleine Stadt und nahmen alles gefangen, was unter den zahnen Rußlands stand — so wurde ich ein Ge fangener und habe Jahre im harten Frondienst ver bracht. Uno als ,ch endlich nach Friedensschluß heimkehrtc, fand ich nichts mehr von meinen Besitzungen, die sich fremde Menschen angeeignet hatten, und wie ein Bettler mußte ich flüchten, um schließlich eine neue Heimat zu finden. Niemand kann ermeßen, was ich gelitten habe — gelitten durch deine Schuld. Und da ,ch dich vor Gericht nicht zur Rechenschaft ziehen kann, noch will , fo werde ich dein eigener Richter sein —" Werra lachte verächtlich auf. „Und du glaubst, daß ich mich deinem Urteilsspruch füge?" „Es wird dir keine andere Wahl bleiben —" „Das kommt auf den Versuch an - ich habe keine Lust, wir meine Pläne verderben zu lasten. Michael preßte die Lippen zusammen. „Dein- Pläne — sie können nur das Unglück dieses Hau ses bedeuten." „Konrad Mayburg liebt mich über alles schon Antrages avleyne, den zweiten dagegen anneyme, und den kommunistischen Abänderungsantrag ablehnen werde. Während der Schlußworte des Abg. Geiser treten Na tionalsozialisten und Sozialdemokraten an dasRednerpult und schreien einander so laut an, daß der Redner sich nicht immer verständlich machen kann. Der kommunistische Abänderungsantrag wird abgelehnt. Der erste Teil des sozialdemokratischen Antrags findet eben falls Ablehnung gegen die Stimmen der beiden Linksparteien. Der zweite Teil, „in den Wochen vor Weihnachten eine Ver längerung der Verkaufszeit über 7 Uhr abends nicht mehr zu genehmigen", wird mit den Stimmen der Sozialdemokraten, Kommunisten und Nationalsozialisten angenommen. Hieraus gelangt die Vorlage wegen Übernahme von Aktien der Aktiengesellschaft Sächsische Werle durch Gemeinden (Gemeindcverbändc) zur Beratung. Ftnanzminister Dr. Hedrich weist besonders darauf hin, daß das Unternehmen der Landesenergieversor gung nach wie vor ausschließlich in der öffentlichen Hand verbleiben soll. Die Regierung sei bereit, nähere Auskunft dem Ausschuß zu geben, da durch die engere Zusammenarbeit der Gemeindewerke mit den Staatswerken ein wesentlicher Fortschritt auf dem Wege einer einheitlichen Versorgung des Landes mit elektrischer Energie zu verzeichnen seick wird, bittet die Regierung um Zustimmung dieser Vorlage. Abg. Lippe (DVP.) erklärt, daß die Vorlage den Be dürfnissen der Allgemeinschaft entspräche. Abg. Dr. Eckardt (DN.) wünscht, daß erst einmal der Wert der ASW. festgestellt werde. Er schätze ihn aus wesent lich höher als 60 bis 70 Millionen Mark. Erst dann lasse sich über eine Beteiligung der Gemeinden Beschluß fassen. Abg. Bretschneider (Dem.) erklärt, die demokra tische Fraktion stehe der Vorlage sympathisch gegenüber, ver lange jedoch, daß die Gefahr der willkürlichen Preisbildung verhütet wird. Es sei wohl nicht anders möglich, als daß die Gemeinde ihre Werke hingeben und dafür Aktien erhalten, denn Geld könnten sie nicht aufbringen. Abg. Ferkel (Soz): Um den Fortschritt der Technik der Menschheit dienstbar zu machen, müsse die Privatwirtschaft zurücktreten. Abg. Mätzig (Komm.) meint, der Einfluß des Land tages auf die ASW. solle weiter zerückgedrängt werden. Seine Freunde behielten sich endgültige Stellungnahme vor. Abg. Dr. Troll (Sächs. Landv.) begrüßt die Vorlage, durch die eine Verbilligung der Stromlieferung zu erhoffe» sei. Die Vorlage geht an den Haushaltausschuß B. Sodann begründet Abg. Liebmann (Soz.) einen An trag seiner Partei auf Aufhebung der Verbote von Versammlungen und Um zügen in Zwickau und Leipzig. Redner beruft sich auf Paragraph 123 der Reichsverfassung, zu der das Verbot in Widerspruch stehe. Er fordert Zurück nahme des Demonstrationsverbotes, Dann greift er die Na tionalsozialisten mit den schärfsten Ausdrücken an, und be hauptet, sie trügen die Schuld an den meisten Zusammenstößen (die Nationalsozialisten antworten in erregter Weise und der Präsident sieht sich wiederholt veranlaßt, Ordnungsrufe zu erteilen). Zum Schlüsse wendet sich Redner an die Regie rung und verlangt Schutz vor „verbrecherischen Elementen" Aba. Sindermann (Komm.) begründet einen Antrag seiner Partei, die Demonstrationsverbote sofort aufzuhebeii und den Behörden Anweisung zu geben, daß Demonstrations Verbote nicht zu erlassen sind. Abg. Dr. Benn ecke (Natsoz.) führt in Begründung des gleichlautenden Antrags seiner Partei u. a. aus, seine Partei bestehe auf uneingeschränkter Aushebung der erlassenen Ver bote. Innenminister Richter weist die Behauptung Lieb manns zurück, daß das Verbot auf einen Vorstoß der Stad: Leipzig zurückzuführeu sei. Die Regierung hat schon vorher be schlossen, den Augustusplatz von Demonstrationen sreizuhalten Die Regierung werd nähere Beschlüsse im Ausschuß geben. Das Leben und die Gesundheit der friedlichen Bevölke rung und der Polizeibeamten stehe jedenfalls höher, als das Demonstrationsbedürfnis einzelner Schichten. Die Anträge werden auf Vorschlag der Regierung an den Rechtsausschuß verwiesen. Nächste Sitzung Donnerstag, den 27. November, 13 Uhr Eine Werbewoche für das Handwerk. Reichshandwerkswoche vom 15. bis 22. März 1931. Die Vorstände des Reichsverbandes des deutschen Hand Werks und des Deutschen Handwerks- und Gewerbekammer tages haben in einer gemeinschaftlichen Sitzung beschlossen, in der Zeit vom 15. bis 22. März 1931 eine Werbewoche für das Handwerk unter der Bezeichnung „Reichshandwerks Woche" zu veranstalten. Die vorbereitenden Arbeiten hierzu sind in Angriff genommen. Angesichts des Mangels an Aus trägen im Handwerk wird man den Bemühungen nur Erfols wünschen können. 22V Milliarden Dollar verschlang der Weltkrieg. Schachts Abfchiedsworte an Amerika Der frühere Reichsbankpräsident Dr. Schacht schloß seine Aufklärungskampagne in den Vereinigten Staaten mit einer überaus wirkungsvollen Rede im Economic Club of New Aork ab, dem die hervorragendsten Wirt schaftsführer der amerikanischen Handelsmetropole an- gehören. Einleitend betonte Schacht, daß er während seiner großen Reise durch die Vereinigten Staaten ein wachsendes Interesse des amerikanischen Volkes für die Reparationsfrage angetroffen habe. Die Ameri kaner fühlten mehr und mehr, daß die unerledigten Fragen aus der Kriegszeit eine ständige Bedrohung der Weltprofperität darstellten. Der Noung-Plan habe die völlige Aus schaltung der Politik und die Lösung der Reparations frage durch wirtschaftliche Mittel empfohlen. „Militärischer oder politischer Druck kann nicht Geld schaffen, sondern nur verschwenden." Der Boung-Plan habe ferner durch Einsetzung des ständigen beratenden Ausschusses die Möglichkeit eines wirtschaftlichen Ausgleichs geschaffen. Man sei ferner in Amerika darin einig gewesen, daß Deutschland nur aus Ausfuhrüberschüssen zahlen könne und daß die Neparationsfrage kein rein deutsches Problem sei, sondern alle beteiligten Mächte an gehe. An Hand eines umfangreichen Zahlenmaterials wies Schacht nach, daß Deutschland seine bisherigen Leistungen ausschließlich mit geliehenen Geldern be stritten habe. Die wachsenden nationalistischen und schutz- zöllnerischen Tendenzen in der ganzen Welt Machten es Deutschland noch schwerer, Ausfuhrüberschüsse zu er zielen. Weder die Gläubigermächte noch die BIZ. hätten bisher etwas getan, um die Weltabsatzmärkte zu ent wickeln. Andererseits schaffe der ständig sinkende Lebensstandard des deutschen Volkes ernste Gefahren sozialer Art, denn es sei zweifelhaft, ob die breiten Volksmassen nicht dagegen rebellieren würden, für die Reparationsleistungen Steuern zahlen zu müssen. Ebenso zweifelhaft sei es, ob die bis her geübte Methode, politische Schulden mit Privat anleihen zu begleichen, ausländische Geldgeber an reizen könne, Deutschland weitere Kapitalien zur Ver fügung zu stellen. Ohne gemeinsame internationale Wirtschaftsaktion, die eine Steigerung der Warenausfuhr zum Ziele habe, sei die Fortführung der Reparations zahlungen unmöglich. Schacht erklärte Weiler: „Ich verlange nicht die Ein stellung der Reparationszahlungen. Sie werden viel mehr automatisch aufhvrcn. Ich verlange kein Mitgefühl, sondern setze Ihnen die gegenwärtige Lage, wie ich sie sehe, auseinander. Ich schlage keine Schulden st reichung vor. Die inter alliierten Schulden sind von den Reparationszahlungen völlig verschieden, da die Alliierten von ihren Geldgebern wirklich Geld erhalten haben, während Deutschlands Zahlungen lediglich Tribute sind." Das geliehene Geld habe den Alliierten geholfen, den Krieg zu gewinnen und mehr als fünfzehn Milliarden Dollar in bar oder in Sachwerten von Deutschland zu er pressen. Der Krieg habe nahezu 220 Milliarden Dollar verschlungen. Es sei ebenso absurd, die Unruhe in der Welt zu erhalten, um weitere zehn Milliarden Dollar von einem Mitglieds der internationalen Kulturgemeinschaft zu erpressen, wie es töricht sei, der Welt die Wahrheit vorzuenthalten. In der anschließenden Aussprache wies Schacht erneut darauf hin, daß es lediglich eine Frage der Orga nisation sei, durch Erschließung neuer Absatzmärkte die Weltwirtschaftskrise zu beheben. Der Protektionismus sei das größte Hindernis für die Entwicklung des Groß handels, denn der Verkäufer könne aus die Dauer keine Waren absetzen, wenn er den Käufer nicht prosperieren lasse. Schließlich brandmarkte Schacht den Raub der deutschen Kolonien als moralisches wie auch wirtschaftliches Verbrechen, das am besten durch Roosevelts hohes Lob der deutschen Kolonialpolitik gekennzeichnet werde. Schachts Rede wurde mit großem Beifall ausgenommen. „Weil er genau so blind ist, wie ich es war — wüßte er, daß Sascha nicht dein Bruder, sondern dein Geliebter ist — würde er aus meinem Munde die Geschichte deiner Vergangenheit hören, so müßte er mit Entsetzen erkennen, daß seine Liebe nur ein Rausch war, der seine Augen blen dete — und wenn du dich meinen Bedingungen nicht fügst, so werde ich ihm die Augen öffnen —" Jäh richtete sich Werra aus ihrer nachlässigen Haltung auf und ihre Augen starrten Michael Romanowski entsetzt an. „Du könntest es wagen?" „Ja, ich habe hier in diesem Hause eine Heimat gefun den — ich habe hier alles Schwere vergessen gelernt, das hinter mir liegt — ich schulde diesem Hause großen Dank." Werra lachte höhnisch auf und unterbrach ihn: „Halten dich vielleicht die schönen Augen der blonden Lieselotte gefesselt?" „Darüber bin ich dir keine Antwort schuldig — wenn ich irgendwelche süße Träume hatte, so sind sie durch dein Kommen zerstört worden, denn wie könnte ich es wagen, meine Augen zu dieser reinen Mädchengestalt zu erheben, da ich weiß, daß du noch am Leben bist — aber du wirst dieses Haus verlassen — ehe vierundzwanzig Stunden ver gehen, mußt du die Grenze von Mayburg überschritten ha ben —" Trotzig warf Werra den Kopf in den Nacken. „Niemals werde ich das tun —" „Dann muß ich Konrad Mayburg die Augen öffnen, muß ihm sagen, daß du kein Recht hattest, seine Werbung an zunehmen — muß ihm erzählen, daß du eine Unwürdige bist, den Namen der Mayburgs zu tragen —" Werra stand ganz dicht vor Michael Romanowski. Ihr Atem keuchte und drohend erhob sie ihre geballten Fäuste. „Du wirst das nicht tun, Michael!" Er aber hielt furchtlos ihren Blicken stand und entgeg nete mit kalter, schneidender Stimme: „Das werde ich tun, so wahr ich hier vor dir stehe —" „Michael —" „Ich bin durch dich unglücklich geworden, aber ich will nicht, daß auch noch das Leben eines anderen zerstört wird durch dich. Entweder du gehst — oder Konrad Mayburg er fährt das Geheimnis deiner Vergangenheit." Werra war auf das Ruhebett zurückgesunken und starrte vor sich hin. „Gönne mir noch ein paar Wochen Zeit, Michael — die letzten Monate waren so anstrengend — so voller Aufregun gen, daß ich Ruhe und Erholung brauche — Heße mich nicht schon jetzt wieder ins Ungewisse hinaus." Doch Michael Romanowskis Herz blieb hart. „Ich weiß, welches Ziel ihr beide habt — weshalb ihr die Nähe Konrad Mayburgs suchtet. Ihr wollt euch in den Besitz seiner Erfindung bringen, so wie ihr damals mir meine Papiere gestohlen habt, um einen klingenden ! Gewinn zu erziehen.— aber wenn euch auch damals euere ! finsteren Pläne gelungen sind — diesmal werdet ihr unter liegen —" Werra richtete sich trotzig auf. Ihre Augen blitzten Michael Romanowski an. „Wenn du uns in den Abgrund reißt — dann zerren wir dich mit — dann sollst du auch hier keine Heimat mehr haben!" Michael lächelte müde. „Davor fürchte ich mich nicht — mein Leben ist ohnedies zerstört — ist ein verlorenes, da du noch lebst — wenn ich auch wieder ruhelos in die Welt Hinausgetrieben werde — so will ich auch dieses neue Unglück gerne ertragen, wenn ich nur die Gewißheit mitnehme, daß dem Haus Mayburg die Ruhe und der Frieden gesichert ist." Flehend hob Werra beide Hände. „Michael — habe Erbarmen mit mir — nur wenige Wochen gönne mir noch Zeit — wir sind ja genau so arm wie du. — Gut Mayburg war unsere letzte Zuflucht, ist unser Rettungsanker in schwerer Not — habe Mitleid mit uns —" Doch Michaels Gesicht zeigte eine eiserne Strenge. (Fortietzung folgt.)