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Die Arbeitslosigkeit steigt we Der Bericht der Reichsanstalt. Nach dem Bericht der Reichsanstalt für die Zeit vom 1. bis 15. November ist das Anwachsen der Arbeitslosigkeit, das regelmässig um diese Jahreszeit einsetzt, in der ersten Halste des November annähernd in dem erwarteten Umfang eingetrctcn. Die Zahl der Hauptunlerstützungsempfänger ist um rund 100 MIO auf 166l 159 gestiegen, während in der gleichen Zeit des Vorjahres die Zunahme rund 124 OM betrug. In der Kriscnunicrstützung mit 537 613 Unterstützten ist ein Mehr von rund 27 !OO zu verzeichnen (im Vorjahr rund 6900). Damit haben die beiden Unterstützungseiurichlungen zusam men eine Belastung von rund 2 200 000 erreicht. Wie erwartet, ist die Überlagerung gegenüber dem Vorjahr zum ersten Malc etwas zurttrkgcgangcn; sic belüus, sich jctzl aus etwa 1 Million gegenüber rund 1 050 000 Anfang Oktober. Die Zahl der verfügbaren Arbeitsuchenden bei den Ar- beitsämiern ist um mehr als 230 000 angewachsen. Es wurden am 15. November rund 3 484 000 Arbeitslose gezählt. Im ganzen läßt das Zahlenbild zusammen mit den Berichten der Landesarbeitsämtcr den Schluß zu, daß nach dem hohen Stand, den die Arbeitslosigkeit in den Saisonautzenberufen schon während dieses ganzen Jahres beibehalten hatte, nun mehr die weitere jahreszeitliche Verschlechterung in etwas milderen Formen als sonst verläuft, dagegen ist offenbar die allgemeine wirtschaftliche Stagnation noch unverändert ge blieben. Protest des Ostbundes. Dem Polenterror soll ein Ende gemacht werden. Die Leitung des Deutschen Ostbundes in Berlin Hai an Reichskanzler Dr. Brüning ein Telegramm gerichtet, in dem Maßnahmen gefordert werden, die eine Sühne der vielen Überfälle und Verbrechen sichern, den Geschädigten ent sprechende Entschädigungen gewährleisten, die vorgekommenen Wahlentrechiungen einwandfrei feststellen und ihre Folgen be seitigen. Der Völkerbund soll nicht nur in Ostoberschlcsien dem Genfer Abkommen zu voller Geltung verhelfen, sondern auch sonst in Polen der deutschen Minderheit ihre verbrief ten Rechte sichern. Zugleich sollen Masmahmen gegen die un- ausgesetzte systemmischc deutschenfeindliche Hetze der polnischen Blätter diesseits und jenseits unserer Ostgrenze getroffen werden. Gras BeWens Abreiss. andelsvertragsverhandlungen Anfang März 1931. Der ungarische Ministerpräsident Graf Bethlcn Hut Berlin wieder verlassen, nm nach Budapest zurückzukehren. Der Reichspräsident hat Gras Bethlcn zur Erinnerung sein Bild mit eigenhändiger Unterschrift übersandt. Zur Verabschiedung waren aus dein Bahnhof Reichskanzler Dr. Brüning, der deutsche Gesandte in Budapest u. a. erschienen. Uber die zwischen dem Grafen Bethlen und den deut schen Regierungsstellen gepflogenen Besprechungen ist eine halbamtliche Mitteilung ausgegebcn worden, in der cs heißt: Der Besuch des ungarischen Ministerpräsidenten hat Gelegenheit zu eingehendem Gedankenaustausch des Reichskanzlers nnd des Reichsministers des Auswärtigen mit Graf Bethlen und den .Herren seiner Begleitung ge boten. .Hierbei wurde die gesamte politische Lage unter besonderer Berücksichtigung der Deutschland nnd Ungarn gemeinsam betreffenden Fragen und Interessen erörtert. In der Besprechung wurde die volle Übereinstimmung in der Beurteilung aller Fragen und mit besonderer Be friedigung das Fortbestehen der auf gemeinsamem Schick sal, auf gleichgerichteten politischen Zielen und auf enger kultureller Verbundenheit fest begründeten freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Völ kern sestgestellt. Als Ergebnis der Besprechungen wurde verabredet, die Verhandlungen für den Abschluß eines Handelsvertrages Ende Februar oder Anfang März 1931 aufzunehmen. Anzeigen gegen Direktoren der Deutschen Sank. Gerichtliche Untersuchung im Gange. Gegen Direktoren der Deutschen Bank sind von ent lassenen Angestellten Anzeigen wegen Kapitalverschiebun gen, Zoll- und Steuerhinterziehungen in erheblichem Aus maß erstattet worden. Nach Mitteilung der Justizpresse stelle in Berlin werden diese Anzeigen gegenwärtig von den zuständigen Stellen geprüft. Es sind zahlreiche Zeugen und Beschuldigte bereits aebört worden, und die Ver- MGeWe MM« von Wilsdruff und llMMd halten sich bei Bedarf bestens empfohlen: Kolonialwaren- und Landesprodukten-, Tabak- und Zigarrenhandlung Rentsch, Kurt, Parkstraße 134 L Ladestation für Akkumulatoren und Batterien Zschunke, Arthur, Zellaer Straße 29. L. Malergcwerbe Schindler, Edwin, Hohestraße 134 V. s-s- 71. Milch- und Butterhandlung Barthel, Alfred, Braunsdorf (tägl. 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Weiter bringen die Anzeigenden vor, daß ein Angestellter der Deutschen Bank in den Jahren 1922 bis 1927 jeden Monat im Austrage seiner Direktoren zoll pflichtige Waren von Amsterdam über die Grenze ge schmuggelt habe, in einem Falle auch ein kostbares Bild. Die Deutsche Bank und Disconto-Gesellschaft läßt er klären, daß sie die gegen einzelne Mitglieder ihrer Ver waltung erhobenen Angriffe selbstverständlich zum Gegen stand eigener Untersuchung gemachi habe, daß sie aber an gesichts der bei den zuständigen Behörden schwebenden Ermittlungen zu der Angelegenheit in der Öffentlichkeit keine Stellung nehmen zu sollen glaube. Lteberschwersmung in Köln. Das Hochwasser steigt. In Köln steigt das Wasser des Rheins zwar lang samer als in den letzten Tagen, aber die Flut ist an ver schiedenen Stellen tiefer in die Straßen eingedrungen und hat in der südlichen Innenstadt den Holzmarkt über flutet, der zusammen mit dem Hafen einen See bildet. Besonders stark ist der Einbruch des Wassers in Köln- Mülheim. Mülheim gegenüber bildet der Rhein durch das überschwemmen des Vorflutgeländes einen breiten See, aus dem ein kleines Wäldchen hervorragt. Rechts rheinisch zwischen Köln und Mülheim sind der Auenweg, der Rhcinpark und der Vergnügungspark unter Wasser gesetzt. Eine Rede Geheimrat Hugenbergs. In Bielefeld sprach Geheimrat Hugenberg bei einer deutschnationalen Kundgebung über die bevor stehenden Kommunalwahlen. Er beschäftigte sich aus politischen Gesichtspunkten heraus mit der nationalen Freiheitsbewegung. Der Redner wandte sich in ent schiedener Weise gegen den Marxismus, der den Arbeitern Steine statt Brot gebe und dessen Herrschaft nur Zer störung für Volkswohlstand und Wirtschaft bringe. Brünings Regierungsversuch sei hoffnungslos, wenn el sich nicht vorher vom marxistischen Regiment in Preußen befreie. Nur im rücksichtslosen Kampf gegen den Young- Plan beruhe die Vorbedingung der Freiheit für Deutsch land. Aus In- und Ausland Berlin. Aus die Nachricht von den schweren Ausschrei tungen gegen die Deutschen in Ostoberschlesien hat ver Landes führer des schlesischen Stahlhelms an den Reichs präsidenten nnd den Neichsaußenmlnister solgcnLes Telegramm gerichtet: „Schlesischer Stahlhelm verlang, Einschreiten gegen Deutschprogrome in Deutsch-Ostobcrschlcsien." Berlin. Wegen Ver Zusammenstöße, vn am 21. November i,eleaentlicli der Internationalen Kundaeduna der Sozial- vemokralischen Partei zwischen Retchsbaimcrangehöngen und dem Junaproletarischen Ordnerdienst staitfandcn, Hai del Berliner Bezirksvorstand ver Sozialdemokratischen Partei die „Jungsozialistlsche Vereinigung" ausgelöst Seines Herzens Königin Roman von Maric Blank-Eismann. 40. Fortseßunn Nachdruck verboten „Habt ihr damals denn Mitleid mit mir gehabt? — Du hast mich um alles betrogen, Werra, und deshalb kenne ich kein Erbarmen — wenn du bis übermorgen früh dieses Haus nicht verlassen hast, dann gehe ich zu Konrad May- burg, um ihm die Augen zu öffnen —" „Er wird dir keinen Glauben schenken — er liebt mich —" Michael lächelte abermals. „Ich habe Beweise in meinen Händen, Werra, denen er Glauben schenken muß —" Werra taumelte entsetzt zurück und wiederholte: „Beweise?" „Ja — ich führe aus jener unseligen Zeit die Doku mente bei mir, die bisher noch niemand gesehen hat — Konrad Mayburg aber werde ich sie zeigen, wenn du nicht vorziehst, meine Bedingungen anzunehmen — vierundzwan zig Stunden gebe ich dir Bedenkzeit — dann werde ich sprechen — du hast also die Wahl." Und ohne sich noch weiter um Werra zu bekümmern, ging er der Türe zu und ösfnete diese. Da aber hatte sich Werra hastig erhoben, eilte ihm nach und warf sich ihm an die Brust. Ihre Arme umklammerten seinen Hals und ihr Gesicht schmiegte sich an seine Schultern. „Geh nicht so von mir, Michael — wir dürfen uns noch nicht trennen — wir können uns doch nicht gefunden haben — um uns schon wieder zu verlieren — bleibe noch Michael, hast du denn die süßen Stunden alle vergessen, die wir verlebten. Du weißt, wie heiß meine Küsse sind — weißt, wie lieb ich dich hatte in deiner Jugend — in deiner männlichen Kraft und Schönheit — nie habe ich dich ver gessen, nie ist meine Sehnsucht nach dir stille geworden — dich liebe ich, Michael — dich ganz allein —" Und sie zog ihn hastig ins Zimmer zurück, hielt seinen Hals fest umklammert und ihre Lippen suchten seinen Mund. Wie betäubt stand Michael einen Augenblick da und folgte dabei willenlos der zierlichen kleinen Frauengestalt, die ihn tiefer ins Zimmer zurückzog. Die Türe fiel ins Schloß. Draußen aber lehnte eine schlanke Mädchengestalt mit todblassem Gesicht und starrte mit weitoffenen Augen nach der geschlossenen Tür, Sekunden vergingen in banger Qual. Dann aber preßte Lieselotte Mayburg ihr Gesicht in beide Hände, schrie verzweifelt auf und schluchzte: „Er hat also doch eine andere lieb — eine andere —" Und wie gehetzt verließ sie den dunklen Korridor und eilte ins Freie. Jetzt hatte sie die Gewißheit erhalten, daß alle ihre Träume zu Ende sein mußten. Sie sah Michael Romanowski in den Armen einer an deren. Armer Konrad — auch er wurde um das Glück seiner Liebe betrogen. Auch mit ihm trieb man ein frevelhaftes Spiel — Wie sollte das alles noch enden? Gehetzt lief Lieselotte in den Park hinein. Sie hätte jetzt die Einsamkeit ihres Zimmers nicht ertragen können. Ihre Schläfen hämmerten zum Zerspringen. Da sie stundenlang darüber nachgegrübelt hatte, ob sie sich auch nicht täuschte, als sie Michaels und Werras Worte vernahm, war sie von einem inneren Zwang nach dem Zim mer Werras getrieben worden, als sie vom Fenster ihres Mädchenstübchens aus sah, daß Michael den Hof überquerte und nach dem Herrenhaus ging. Sie wollte um jeden Preis Gewißheit haben, wollte ihrem Herzen und ihrer Seele die Ruhe wieder geben. Aber als sie in dem breiten, halbdunklen Korridor vor Werras Zim mer stand, wagte sie nicht an die Tür heranzutreten — sie schämte sich zu lauschen. Doch wie gebannt stand sie in einer Nische dem Zimmer gegenüber und starrte mit brennenden Augen auf die Tür, hinter der sie Michael Romanowski wußte. Und wenn sie bis jetzt noch über ihre Gefühle im Un klaren gewesen wäre — jetzt hätte sie an ihrer Angst und ihren Schmerzen gefühlt, daß sie diesen Mann über alles liebte, — daß diese Liebe nicht darnach fragen würde, ob er ein Bettler war — ein Fremder — sie würde restlos glücklich sein, wenn er sie in seine Arme nehmen und ihr die seligsten und süßesten aller Worte ins Ohr flüstern würde: ..Ich liebe dich, kleine Lieselotte —" Aber sein Herz gehörte einer anderen und alle seine werbenden Blicke und seine Aufmerksamkeiten hatten ihr nur deshalb gegolten, weil sie die reiche Erbin war — Jetzt hatte sie die Gewißheit erhalten, daß er wirklich eine andere liebte. Und jetzt mußte sie stark sein, um zu ver gessen — zu vergessen, daß sie einen süßen, törichten Trauni träumte. Kein Wort — kein Blick sollte ihm verraten, wie wehe es um ihr Herz war. In dieser Nacht mußte sie ihr sonnen helles Frühlingsglück begraben. Was dann kam —? Sie wußte es nicht —! Sie wollte auch nicht danach fragen — Sie sah die Zukunft in dunkle, schwarze Wolken gehüllt, — aller Sonnenschein war erloschen Und mit bitterem Schluchzen sank sie auf einer Bank nieder und barg ihr Gesicht in beide Hände. 14. Mit unruhigen Schritten ging Sascha Lermontow vor dem Fenster Werras auf und nieder. Dabei hingen seine Augen wie gebannt an den erleuch teten Scheiben, wo ab und zu die Silhouette der beiden im Zimmer austauchte. Aber er wagte nicht, das Haus zu betreten, da er fürchtete, im Laufe der Unterredung zu einem unüberlegten Streich hingerissen zu werden. Er kannte Werra und deren sieghafte Persönlichkeit zu genau, um nicht zu wissen, daß deren seltsamer Zauber schließlich doch noch den Sieg davontragen würde. Sie hatte bisher alle Männer betört und in ihren Bann gezogen, deren Weg sie kreuzte. (Fortsetzung folgt.)