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o n l K! Ilm deimilÄbrn 6erä! K » j Unterhaltungsbeilage rum „MsaruNei' cageblstl" — Amtsblatt. f Wunderkinder. Skizze von Ernst Herbert Petri. Mn älterer Herr saß allein im Abteil dritter Klasse, als der Schnellzug in Kassel einlief. Die Lampe warf ihr Licht ans ein offenes, gutmütiges Gesicht, das Vertrauen weckte. So zögerte die etwa sünfunddreitzigjährige Frau in: schwarzen Mantel, die suchens den Gang heraufkam, nach einem kurzen Blick durch die Tür nicht länger und trat grüßend ein. Sie führte einen Jungen an der Hand, der fünf Jahre alt sein mochte. Die Müdigkeit sah dem Kleinen aus dem Ge sicht, und kaum saß er auf der Bank, da fielen ihm die Augen zu. Er schlief schon, als die Mutter ihn in eine Decke hüllte und seinen Kopf gegen ihre Brust lehnte. Der Reisende zog rücksichtsvoll den Vorhang zur Hälfte über die Lampe. Er konnte nicht schlafen und nahm ein illustriertes Blatt aus der Tasche. Ein wenig gleichgültig überflog er die Bilder. Doch Plötzlich stutzte er. Dann sah er zu Mutter und Kind hinüber. Die Frau begegnete seinem Blick. „Eine Sorge be drückt sie", dachte der Reisende, denn die Augen dort drüben blickten besorgt, und der Arm umschloß das Kind noch enger. Da sagte der Reisende: „Ich entdecke eben eine merk würdige Aehnlichkeit. Man könnte Ihren Jungen für ein Brüderchen der beiden musikalischen Wunderkinder Bartels halten, von denen jetzt alle Welt spricht. Hier finde ich eben ein Bild von ihnen." Er wollte der Frau die Zeitung reichen — und ließ die Hand auf halbem Wege verwundert sinken. Sein Gegenüber war bleich geworden, und in den Augen der Frau stand die Angst. Mit beiden Armen umfaßte sie das schlafende Kind, als könnte es ihr sonst genommen werden. „Habe ich Sie erschreckt?" fragte der Herr. „Ich bitte um Entschuldigung. Es lag wirklich nicht in meiner Absicht." Sein Blick sagte mehr. Der Reisende hatte jene Augen, die Vertrauen fordern: Wo schmerzt es denn? Die Frau im schwarzen Kleide sah ihm ins Gesicht. Und dann sagte sie plötzlich: „Sie haben recht. Er ist der Bruder dieser Wunderkinder, und ich bin ihre Mutter. Ich weiß nicht, wer Sie sind, mein Herr. Vielleicht ein Arzt. Ein Mann auf jeden Fall, zu dem ich sprechen muß, weil ich das, was mich quält, nicht mehr für mich allein behalten kann. Ich sebne mich nach jemandem, der mich vor mir selbst entschuldigt, der mir sagt: ,Was Du tust, ist kein Unrecht!' Ja, ja, denn in den Augen aller anderen Menschen muß ich eine unnatürliche Mutter sein, die dem Glück ihres Kindes im Wege steht. Ich weiß nicht, ob Sie von unserer Geschichte gehört haben. Manches davon ist von den Leuten, die sich die Mana ger meiner Kinder nennen, breitgetreten worden. Doch das rein Menschliche hat niemand erzählt. Sehen Sie, vor zwei Jahren, da lebten wir im Norden Berlins in einer Dach wohnung. Eine Küche, ein Zimmer für uns vier. Ich wußte nicht, wovon die Kinder satt werden follten, seitdem mein Mann tot aus der Fabrik gebracht worden war. Deswegen nannte ich mich leichtsinnig, verschwenderisch, als ich eines Tages den flehenden Bitten meiner beiden Aelte- sten — elf und zwölf Jahre sind sie jetzt alt — nicht mehr widerstehen konnte: Mutter, kauf uns doch eine Geige!' Ihre Seligkeit hing daran. Dann spielten sie auf dieser billigen Geige anderen Kin dern in den Höfen und Hauseingängen vor. ,Laß sie', dachte ich, ,sie haben ja sonst keine Freude'. Was wußte ich davon, ob sie gut spielen konnten oder nicht! Deshalb fiel ich aus allen Wolken, als die Kinder einmal einen fremden Herrn zu uns in die Dachwohnung brachten. Einen Pelzkragen hatte der und Locken unter dem Künstlerhut. ,Frau Bartels', sagte er, sich habe eben Ihre Kinder unten auf der Straße spielen hören. Sie müssen mir erlauben, ihnen Unterricht zu erteilen und gute Instrumente zu geben. Es wird ihr Glück sein.' Wenn Geld wirklich glücklich macht — wie ich damals glaubte —, so hat dieser Musiklehrer recht behalten. Nach neun Monaten war er so weit, daß er meine Kinder geschäfts tüchtigen Managern überlassen konnte. -,Die Wunderkinder Bartels', schrie es dann eines Tages von allen Litfaßsäulen. Ich war dabei, als das Publikum nach dem ersten Konzert begeistert tobte. Ich weinte vor Glück. Zweitausend Mark drückten mir die Manager damals als Vorschuß auf die Ein nahme für diesen Abend in die Hand. Sechs Wochen später holten sie mich aus der möblierten Wohnung in Charlotten burg, die der Musiklehrer ein paar Monate vorher für mich gemietet hatte, und brachten mich in eine Villa in Grunewald: ,Sie gehört Ihren Kindern. Ein reicher Musikliebhaber streckt das Geld für Haus und Einrichtung vor, bis wir es aus den Einnahmen zurückzahlen können.' Ich lebte wie im Traume. Ich hatte einen Diener, eine Köchin, zwei Mädchen, Kleider, einen Wagen. Jeden Wunsch konnte ich mir erfüllen, jeden Luxus erlauben. Meine Kinder wurden wie Prinzen behandelt, hatten Hauslehrer und Reit pferde und erteilten Interviews. Doch dann kam die Ernüchterung. Meine beiden Aelte- sten gehörten nicht mehr mir. Die Kunst und das Publikum teilten sich in den Besitz dessen, was mir das Liebste war. Ich sah die Kinder manchmal auf der Bühne. Ich durfte nachts einen verstohlenen Blick auf ihre Betten werfen. Doch tags über hieß es: ,Bitte, stören Sie die jungen Herrschaften nicht! Sie müssen ruhen, sie müssen üben, sie.müssen einen Konzert agenten empfangen, sie müssen zum Empfang, sie müssen dies, sie müssen das...' Ich setzte mich in mein prachtvoll ein gerichtetes Wohnzimmer, das mir plötzlich so fremd vorkam, dachte an die dunklen Ringe um die Augen meiner Aeltesten, an ihre altklugen Gesichter, und weinte. Dann kam eines Tages ein berühmter Musikprofessor und wollte meinen Jüngsten sehen. Er gab ihm eine Geige. ,Nein, nein!' wollte ich abwehren. Doch das Kind griff schon nach dem Instrument und strich mit dem Bogen über die Saiten. ,Hören Sie, hören Sie!' sprang der Musiker auf. Auch er!' Auch ihn wollten sie mir nehmen, das letzte, was ich noch besaß, das einzige Kind, das an mir hing. Die beiden anderen hatten ja ihre Mutter vergessen. Sie schämten sich ihrer. Und nun würde auch mein Jüngstes eines Tages zu mir sagen: Ach, Mutter, ich kann mich vor all den berühmten Leuten mit Dir nicht sehen lassen!' Ich sagte kein Wort und ließ den Professor behen. Doch ich wußte, was ich zu tun hatte. Gestern nachnnttag fuhren die beiden Aeltesten zu einer Konzerttournee nach Amerika. Sie vergaßen beinahe, mir einen Abschiedskuß zu geben. Und dann schickte ich Diener und Mädchen fort: ,Sre haben Aus gang.' Wie ein Dieb packte ich meinen Handkoffer und stahl mich mit dem Kinde aus dem Hause. Ich ließ einen Zettel zurück und bat. sie sollten uns nickt sucken. nickt denken, daß sch wahnsinnig geworden sei, und ich würde ein Lebenszeichen von mir geben. Dann fuhr ich fort, stieg in Hannover um und in Kassel, weil ich fürchtete, sie würden meine Spur finden. Und nun fahre ich irgendwohin, nach Bayern vielleicht oder nach Baden, in die Schweiz, um nur eine Stelle zu fin den, wo mich keiner sucht, wo ich meinen Jungen davor be wahren kann, auch Wunderkind zu werden, auch seine Jugend zu verlieren, seine Seele und... und seine Mutter. Sagen Sie, bin ich egoistisch, bin ich schlecht, weil ich an mich denke?" „Nein", sagte der Reisende und gab ihr die Hand. Und dann wußte er nicht, ob es der dämmernde Morgen war, der das Gesicht der Mutter ein wenig verklärte, oder das Glück. Philipp macht sein Glück. Skizze von Eitel Kaper. Als an jenem stürmischen Herbstabend Christian Water mann vom Neukrug kommend in die alte Bussumer Land straße einbog, da ereignete sich etwas Seltsames. Ein Zi- ^eunerwagen fuhr vorbei, der von einem der späten Märkte im Seeland kam: lang, stakig und über Gebühr quietschend and klappernd. Und Plötzlich schlug hinten die Tür auf, und rin graubraunes Etwas fiel heraus. Der alte Invalide wollte zuspringen, es der Frau da an der Tür wieder zu- ceichen, aber da hatte die schon wieder zugeschlagen, und zu gleich fiel vorne die Mähre in Trab. Christian, der bei Beaune la Rolande ein Bein ver loren hatte und das siebziger Kreuz trug, fluchte vor Em pörung. Das war doch ein lebendes Wesen, zum Donner! Ja ... was denn eigentlich? Er sah scharf zu und wandte mit der großen Pranke das wollige Päckchen Unglück hin und her. Kein Zweifel: Das war ein Hund! Kein schöner zwar, aber doch eben ein lebendiges Tier, das man bei diesem Wetter nicht auf die nasse Straße wirst. Der Kleine in Christians Arm war wohl böse gefallen, ein Bein hing schräg herab, und er wimmerte. Da setzte der Alte seinen Tragkorb ab und legte den Buschigen so geschickt unter die Plane, daß nur der kleine, dumme Kopf über den Korb sah. „Na, dann wollen wir mal sehen ..." knurrte er. — So war der Hund Philipp ins Haus des Veteranen und Löffelschnitzers gekommen, das sich winzig und demütig aus nahm neben den Höfen des Kirchspiels und den Schiffer häusern am Bussumer Tief. Und als Christian Watermann ihn zum ersten Male im Dorfe zeigte, da erschraken die Leute. „Du liebe Zeit!" hieß es. „So einen häßlichen Köter hat man hier noch nicht ge sehen." Dem Christian gab das einen bösen Stich. Der Philipp war m sehr rauh und mißfarbig, aber wenn er sich abends vor seine Füße legte, dann hätte Christian mit nie mandem tauschen mögen. — Philipps Wunden waren bald vernarbt, und ehe sich Christian versah, war aus dem kleinen Wolleballen ein starkes, untersetztes Tier geworden. Der Alte, der sich das Brot damit verdiente, daß er Quirle und Löffel verfertigte und sie weit, weit über Land brachte, der trat bald keinen Gang mehr an, ohne Philipp mit sich zu nehmen. Nur das wurmte ihn, daß alle Bauersfrauen im Umkreise mit großer Einmütigkeit erklärten, den schmutzigen Köter dürfte er nie wieder mit herein bringen, nie wieder. Und so mußte Philipp oft draußen in Regen und Sturm stehen, wenn der Alte sich drinnen an einem guten Teepunsch wieder belebte. Die Hof hunde, diese wohlgenährte, übereifrige Gesellschaft von Aus erwählten, bellten ihn verächtlich an. Zu nahe aber wagten sie sich nicht heran, denn Philipp schien alle Kraft der wilden Landstratzenköter in sich zu vereinigen! Philipps Leben war nicht leicht. Er hatte auf seinen Märschen mit Christian Watermann manche Prügel be kommen, ehe er vorsichtig wurde. Und seiner Feinde waren nicht weniger geworden, seit er nachts ein paar Hofhunde zerrauft. Aber es bekam ihm gut. Es war nichts Aengstliches mehr an ihm, und er sah mit den Jahren noch struppiger und häßlicher aus. Es kam vor, daß er sich plötzlich in den Stromaang des Tiefes warf und lange Strecken schwamm. Dann wieder jagte er wie ein Teufel durch Bussum und schreckte die Frauen auf. „Er ist rein vernarrt", brummte der Schuster Frmmen, der hinter dem Deiche ein altes Holländcrhaus hatte. Aber er sah doch das Gute und Tüchtige an Philipp. Dann war da mit den Jahren noch eine kleine Freundin gekommen, die kleine Marietje, das Kind des mächtigen Deichhauptmanns Vanhoff. Christian Watermann sah ganz stolz und versonnen auf diese ehrliche Freundschaft. — Ein klarer, windiger Tag. Die Fischerboote von Bussum waren schon am frühen Morgen ausgelaufen, den starken Fischzügen entgegen, und auf dem Bussumer Tief standen Wellen mit Schaumkronen, lieber den starken Seedeich pfiffen die Böen, mißtönig und klagend. Philipp lag lange vor Watermanns Hause, mit den Augen blinzelnd und ein wenig faul. Aber der Alte ging heute nicht aus, und so machte der Hund selbst sich auf die Streife. Er begegnete der kleinen Marietje, ließ sich von ihr streicheln und empfahl sich doch bald darauf, weil er noch ein wenig Melchiors altes Holzmagazin durchschnobern wollte, wo sich Katzen, Knochen und andere interessante Dinge vorfan den, von denen vornehme Hofhunde keine Ahnung besaßen. Marietje klemmte die Puppe unter den Arm und lief weiter. Beim großen Deichtor blieb sie einen Augenblick stehen und wußte nicht recht, ob sie nun zu Christian Water mann gehen sollte. Da lagen das.Bollwerk und das Tief, sie hatte es noch nie allein inspizieren dürfen. Aber nun wurde zu Hause rein gemacht ... So bog sie schließlich doch ein und kletterte ganz behut sam das Ufer hinunter. Der alte Schuster Fimmen konnte von der Giebelstube aus aut über den Deich sehen. Und er war es, der zuerst das kleine Ding da an den Pfählen herumklettern sah. Jetzt warf sie mit kleinen Steinchen und — du liebe Zeit — seine alten Beine zitterten, sie wagte sich immer näher heran! War denn da niemand? — Er fuhr in die Höhe. Es handelte sich um eine Sekunde, dann kam der kleine Körper aus dem Gleichgewicht, und das Wasser im Ties prühte auf. Gerechter Himmel, jetzt galt es. Der Alte ver- tand sich aus die Gezeiten. Wer Jahr für Jahr hier ge- essen hatte, der wußte, daß dieses keine Spielerei war. Kein Boot am Bollwerk, kein Mensch zu sehen, und der kalte Ebb strom faßte scharf zu ... Der Alte jagte die Treppen hinunter, nahm keuchend die yoye oes Micyes. Zm Geiste fay er immer noch das kleine Menschlein treiben. — Mit wankenden Knien stand er drüben. Ja, die Kleine schwamm noch, aber wie weit war sie nun getrieben. Würde er selbst es noch schaffen? Es mußte versucht werden! Er riß die Jacke ab, da — schoß neben ihm ein dunkler Schatten in das Wasser. Schnaufen und Knurren und gleich darauf ein regelmäßiges Plätschern: Philipp war es, der Zigeunerhund. Tjark Fimmen rannte neben ihm am Ufer entlang. Jetzt, jetzt waren sie auf gleicher Höhe mit dem treibenden, jammernden Kinde. Philipp schoß ein Stück vorbei und nahm noch einen Anlauf. Die Kleider hatten sich schon so vollgesogen, daß Marietje kaum noch zu sehen war. Und doch gelang es. Philipp biß fest in das Weiße Zeug und arbeitete sich selbst mühsam an das User heran. Jetzt konnte der Schuster nach dem Kinde greifen und bald darauf auch den müden Hund packen ... Bussum war alarmiert. Die Schusterfrau lief zitternd nach dem Deichtore, neben ihr Frauen und Mädchen. „Marietje treibt draußen im Tief. Sie ist verloren." Irgendeine hatte es gerufen, und nun schrien sie es alle heraus. Viel später erst sahen sie die kleine Gruppe am rechten Ufer: Das bewußtlose Kind in der Mitte, den Alten darüber gebeugt und dann Philipp, keuchend, naß und mit großen, verwunderten Augen. Am Abend kam der Deichhauptmann Vanhoff nach Hause, und da erzählten sie es ihm. Er war blaß geworden und sagte nichts weiter. Und eine Stunde später kam er mit seiner Frau zu Christian Watermann. Der konnte vor Verlegenheit nur etwas Unverständliches knurren. Der Deichhauptmann wies auf Philipp: „Ohne den da hätte ich mein Kind jetzt nicht mehr. Wir alle haben ihm sehr Unrecht getan." „Jäh", sagte der Invalide bewegt, „ein büschen rauh und häßlich ist er ja. Aber der Kern ist gut, Herr Deich hauptmann, das ist gewiß." Der Zigeunerhund Philipp aber, den Christian seinerzeit auf der Bussumer Landstraße aufgehoben hatte, war fortan der Liebling Bussums. Niemand sorgte treuer für ihn als Marietje Banhoff, das Kind des Deichhauptmanns. Geschäfte, Gläubiger und Gelegenheiten. Heiteres von Jo Hanns Rösler. Meier hat eine Mühle. Bei Bremen. Meier möchte die Mühle verkaufen. Dressel in Dortmund interessiert sich dafür. Meier fährt hinüber. „Das ist eine Sache für Sie", lobt er seine Mühle über den Klee, „Bilder und Plan habe ich mitgebracht. Sehen Sie, hier ist die Mühle und hier die Weser. Ganz neben ein ander. Sie können fischen, angeln, rudern und schwimmen. Wenn sie jetzt noch einen kurzen Kanal graben, können Sie auf der Weser alles heran schaffen, was Sie brauchen. Die Kähne halten dann direkt unter Ihrer Mühle. Kein teurer Pferdetransport, alles umsonst auf der Weser. Sie sehen selbst: Hier ist die Mühle, und hier fließt die Weser." Dressel gefällt die Sache. Der nahe Strom reizt ihn. Aber ein Bedenken hat er noch: „Gibt es nicht bei der Weser oft Ueberschwemmungen?" „Das schon", nickt Meier, „aber darüber brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Wo ist Ihre Mühle, und wo ist schon die Weser? Da liegen mindestens noch zweiKilo - meter dazwischen." * „Ihr Kollege schafft am Tage dreimal so viel wie Sie", tobt der Chef. Meint der langsame Angestellte: „Das habe ich ihm auch schon ein paarmal gesagt, aber der dämliche Kerl will ja nicht auf mich hören." * „Jedesmal, wenn ich Dich treffe, muß ich an Busse denken." „Komisch. Sehe ich ihm denn so ähnlich?" „Das nicht. Aber er ist mir auch zehn Mark schuldig." * Senf führt Seife; bedauerlicherweise vornehmlich von französischen Firmen. „Eine Schande", schimpft Stunks, „nur französische Seifen zu führen!" „Das ist eine patriotische Tat", verteidigt sich Senf. „Eine patriotische Tat? Ausländische Fabrikate?" „Freilich", nickt Senf, „die Zeiten sind so schlecht, daß man nicht weiß, ob man morgen oder übermorgen Pleite macht. Sollen da deutsche Firmen ihr Geld einbüßen?" * Teekaufen ist Vertrauenssache, guten Tee zu führen ein Glück für das Geschäft. Darum läßt Meinel keine Gelegenheit vorübergehen, sein Personal zu prüfen. Vergangenen Montag war der Vertreter von Ceylon L Co. bei ihm. — „Was wollte der Chef von Ihnen?" fragte der Volontär den Vertreter. „Er erkundigte sich nach dem Preis unserer neuesten Ernte." .... „Sie kostet?" „Vier Mark achtzig." „Danke sehr." Am Abend ruft der Chef seine Angestellten zusammen. ,^Jch bekomme soeben einen Tee als Warenmuster von Cey lon L Co. ohne Preisangabe zugesandt. Wir wollen jetzt ein mal den Tee kosten und schätzen, welche Preislage er haben kann." Man kocht den Tee, und jeder nimmt einen Schluck. „Nun, Herr Prokurist?" „Vielleicht sechs Mark", schmeckt jener. „Ausgeschlossen", kostet der Chef auch, „so gut ist er nicht. Wie denken Sie, Herr Adler?" Herr Adler denkt drei Mark fünfzig. „Sie sollten sich schon besser darauf verstehen, junger Mann", meint Meinel, „für diesen Preis gibt es keinen solcher Tee. Der ist teurer. Nun, Herr Volontär, auch schon eir Urteil?" „Vier Mark achtzig, Herr Chef." „Bravo!" staunt Meinel. „Das denke ich nämlich auch Sie haben eine Zunge, junger Freund! Wie kommen Sie ge> nau auf den Preis, den ich ebenfalls herausschmecke?" Strahlt der Volontär: „Ich habe heute früh auch der i Vertreter gefragt, Herr Chef."