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Zahlen vom Reichsparteilag. Jie Völkerwanderung na» Aurnbers Riescnvorbereitungen zum Neichsparteitag. Von der ungeheuren Arbeit, die von der Organv fationsleitung der NSDAP, für den Reichspartei tag geleistet wird, kann man sich erst einen Begrisi machen, wenn man eine Reihe von Zahlen hört, di« das halbamtliche Conti-Nachrichtenbüro wiedergibt. De mußten in der Festhalle am Luitpoldhain 2 0 001! Meter Dekorationsstoff, 1,5 Kilometei Girlanden und 15WagenladungenBlumer für die Ausschmückung besorgt werden. Bei dem Amts walterappell war Platz zu schaffen für einen Wald vor 11000 Fahnen. 340 Sonderzüge fahren nach Nürnberg. Diese Züge haben zusammen eine Länge von 131! Kilometer. Die Amtswalter erhalten pro Mann bei ihrer Ankunft einen Trinkbecher und ein Alu- miniumeßgeschirr mit dem Bild der Burg uni der Jahreszahl 1933 ausgehändigt. Es mußten als» 150 000 Trinkbecher und 150 000 Eßgeschirre besorgt werden. 7 5 Riesen zelte von 80 Mete, Länge und 10 Meter Breite wurden gebaut, dazu noch unzählige kleinere Zelte. Das Fernsprechamt Nürnberg hat allein über 1000 Sonderanschlüsse verlegen müssen. Parkplätze für 20 000 Fahrzeuge wurden geschaffen, 500 000 Kilogramm Fleisch und Wurst über den normalen Bedarf hinaus bereitgestellt. Das Verpflegungsamt hat weitere 2600 Zinkkannen zu je 60 Portionen, insgesamt also Gefälle für 156 000 Portionen, angekauft. 175WaggonsStroh sind für das Stroh lager angefahren worden. In Nürnberg-Stadt wurden 152447, in Fürth-Stadt 32128 und in Nürnberg-Land 25 200 Massenquartiere in Sälen, Fabriken und Schulen ermittelt. Das sind zusammen 209 775 Massenquartiere, ferner wurden bereitgestellt in Nürnberg-Stadt 33129, in Fürth-Stadt 3250 und in Nürnberg-Land 3600 Privat- betten; das sind zusammen 39 979 Privatbelten. An Hotelbetten sind bereitgestellt worden in Nürnberg 3200, in Fürth 132, das sind zusammen 3332 Hotelbetten. Insgesamt sind neben den Zeltquartieren 253 086 Lager in gedeckten Räumen bereitgestellt worden. Für das große Feuerwerk sind 40 Zentner bengalisches Pulver, 1800 schwere und 3000 leichte Mörser und 50 000 Feuerwerkskörper an geschafft worden, die bis eineinhalb Zentner schwer sind. Die Feuerwerksfront wird einen Kilometer lang und mehrere Meter hoch sein. Das Esten für die Amtswalter wird in vier Riesenkesseln gekocht, von denen jeder mehrere tausend Liter faßt. Da man für 150 000 Mann keine Kartoffeln schälen kann, werden kartoffellose Ge richte verabfolgt, z. B. Rindfleisch mit Nudeln. 1500 Pressevertreter haben sich allein für die Riesenkundgebung angemeldet. Die Geschäfte werden von 5 bis 21 Uhr geöffnet fein; die freien Verkaufsstände, von denen mehrere tausend errichtet werden, können bis zur Mitternacht offcngehalten werden. Das alles sind Zahlen, die ein deutliches Bild davon geben, was für diese Völkerwande rung nach Nürnberg alles geleistet worden ist. * Ehrengäste in Nürnberg. Wie wir erfahren, werden am Reichsparteitag der NSDAP, als Ehrengäste teilnehmen fast sämtliche Reichsminister, die nationalsozialistischen Ministerpräsi denten und Minister der Länder, als Vertreter des Reichs präsidenten Staatssekretär Meißner, von der Reichskanzlei Staatssekretär Lammers, Reichsbankpräsident Schacht, ferner die Gauleiter der NSDAP., Herzog Eduard von Sachsen-Coburg-Gotha und Reichsarbe'ttsminister Seldte. Der Ches der Heeresleitung, General von Hammer stein, ferner Reichswehrminister von Blomberg und der Chef der Reichsmarine, Admiral Raeder sind geladen. Weiter hört man die Namen des früheren Obersten SA.- Führers Hauptmann a. D. von Pfeffer, des national sozialistischen Leiters des Berliner Staatlichen Schauspiel hauses, Hanns Johst, und des nationalsozialistischen Dich ters Heinrich Anacker. Eine wesentliche Gruppe der Ehrengäste besteht aus den Angehörigen der gefallenen SA.-Leute, die sämtlich eingeladen worden sind. Die dritte Gruppe der Ehrengäste bilden die älte sten Mitglied er der NSDAP., die größtenteils Mit gliedsnummern unter 100 haben. * Lustsperrgebiet Nürnberg. Anläßlich des Reichsparteitages. Nm eine Störung der Ansprachen des Reichs kanzlers anläßlich des Parteitages der NSDAP, in Nürnberg zu vermeiden, hat der Reichsminister der Luftfahrt für Donnerstag, den 31. August, von 13 bis 17 Uhr, Freitag, den 1. September, von 8 bis 12 Uhr und 15 bis 19 Uhr, Sonnabend, den 2. September, von 13 bis 17 Uhr, und Sonntag, den 3. September, von 7 bis 10 Uhr den Luftraum über der Stadt Nürn berg einschließlich eines Umkreises von fünf Kilometern um die Stadt für den gesamten Luft verkehr gesperrt. Kochkessel — eingemauert in der Erde. Einen Begriff von dem Umfang der Vorarbeiten für den Reichsparteitag der NSDAP, in Nürnberg gibt unser Bild. Es zeigt riesige gemauerte Kessel, in denen das Essen für die Menschenmassen gekocht werden wird. Leni Riefenstahl dreht den Film vom Reich-Parteitag. Auf Wunsch des Führers Die Reichspropagandaleitung der NSDAP., Haupt abteilung 4 (Film), teilt mit, daß vom Reichsparteitag der NSDAP, in Nürnberg ein Film hergestellt wird, dessen künstlerische Leitung auf besonderen Wunsch des Führers Leni Riefenstahl übernimmt, und dessen Oberaufsicht in Händen des Leiters der Hauptabteilung 4 (Film), Partei genossen Raether, liegt. Die technische Organisationslei tung hat Parteigenosse Fangauf. Das Riederböhler Großfeuer elngedämmt. Drei Wohnhäuser und vier Scheunen eingeäschert. Nach zweistündiger anstrengender Löscharbeit konnte das Großseuer in Niederbühl auf seinen Herd beschränkt werden. Das Feuer fand in den alten Häusern und in den Erntevorräten reiche Nahrung. Das Vieh mußte in aller Eile aus den Ställen getrieben werden. Die notwen digsten Gegenstände wurden aus den Häusern gerettet.," l. raeberscüulr ckurcü L. -Vckiermauu llomoureutrole Ltutlgort 29) Trotzdem beschwor Randal Dr. Scheri in demselben Briefe, irgend etwas zu ersinnen, wodurch eine Scheidung zu ermöglichen wäre. Es mußte doch um Gottes willen Gründe geben, die den Mann nicht vor der Welt lächerlich machten und keinen Schatten auf seine Ehre warfen? „Es wäre ja schon unendlich viel gewonnen," schrieb Randal, „wenn sie frei wäre. Wir könnten einander dann leichter sehen, als es jetzt möglich ist, wo der miß trauische Ehemann nicht nur seine Stiefschwester als Spionin in ihre Nähe gesandt, sondern auch ihren Bruder, einen Mann von äußerst strengen Grundsätzen, alarmiert hat. Und sehen — wenigstens von Zeit zu Zeit — muß ich sie! Ich liebe diese Frau bis zum Wahn sinn, ich kann nicht mehr leben ohne sie! Sie ist die Er füllung aller Träume, die ich je vom Weib gehegt. Meine eigene Frau ahnt ja nichts davon, gottlob. Sie schiebt die Gründe, die mich veranlaßten, das Wort Scheidung zwischen uns aufzuwerfen, auf ganz andere Dinge, vor allem auf mein künstlerisches Freiheits bedürfnis überhaupt, das sich durch die Ehe gehemmt fühlt — Der Brief schloß: „Denken Sie nach, Doktor. Den ken Sie unablässig nach, wie es zu machen wäre! Lassen Sie mich jetzt nicht stecken in den furchtbarsten und — seligsten Zeiten meines Lebens." Der nächste Brief meldete, daß Randal für eine Konzertreise nach Ungarn abgeschlossen habe. Seine Frau begleitete ihn diesmal nicht, da sie noch leidend sei. Aber „sie" erwarte ihn dort, denn es sei ihre Hei mat, und es sei vorgesorgt, daß sie einander wenigstens eine kurze Zeit würden sehen können. „Ein Taumel des Entzückens faßt mich, wenn ich daran denke!" schrieb Randal. „Denken Sie meiner, Freund, ich reise dem Paradies entgegen —." Der folgende Brief war fast ein Jahr später ge schrieben — diesmal aus der Schweiz, wo sich Randal seit längerem aufhielt, um eine Komposition zu voll enden. Er wohnte zu diesem Zweck völlig zurückgezogen in einer abgelegenen Bucht des Genfer Sees. Seine Frau die ihn anfangs begleitet hatte, war durch die schwere Erkrankung ihrer einzigen noch lebenden Verwandten, einer Schwester ihrer verstorbenen Mutter, abberufen worden und weilte noch an deren Sterbebett. Die Komposition war indes nur Vorwand vor der Welt, um Randal Ruhe zu verschaffen. In Wahrheit dachte er jetzt gar nicht ans Kom ponieren, sondern hatte sich in die Villa „Solitude" zurückgezogen, um ihr nahe zu sein, die einem Kind das Leben schenken sollte. All seine Sorge galt ihr, all seine Gedanken kreisten um sie. Die Geburt des Kindes mußte auf das strengste geheimgehalten werden. Niemand war im Geheimnis, als zwei ihrer Herrin unbedingt ergebene Dienstboten und ihr Bruder, der über die kritische Zeit angeblich auf Besuch zu seiner Schwester gekommen war — in Wirk- ichkeit nur, um einerseits streng über die Durchführung einer Anordnungen zu wachen, anderseits um eventuell pionierende Besuche fernzuhalten. Der Bruder war allerdings anfangs außer sich gewesen, als seine Schwester sich ihm anvertraute und um seine Hilfe bat, um den Eklat vor der Welt zu vermeiden. Allmählich beruhigte er sich, und von dem Grund satz ausgehend, daß die Ehre seiner Schwester vor allem nach außen hin rein erhalten bleiben müsse, traf er im Einverständnis mit Randal seine Maßreaeln- Berlins Kampf gegen den Zuzug. Erneute Warnung vor Zuzug. Staatskommiffar Dr. Lippert und Staatskommissar Dr. Maretzky veröffentlichen eine ausführliche War nung vor dem Zuzug nach Berlin, in der es unter anderem heißt: „Bei der äußerst schwierigen Finanzlage Berlins können die Zahlungen von Unterstützungen an die Berliner Hilfsbedürftigen zur Zeit überhaupt nur unter den größten Schwierigkeiten aufrechterhalten werden. Deswegen sind für die Betreuung der nach dem 31. August 1933 trotz dieser letzten Warnung nach Berlin Zuziehenden die allgemeinen Unterstützungsrichtsätze außer Kraft gesetzt worden. Sie betragen für einen Allein stehenden nur 15Mark monatlich. Gleichzeitig sprechen wir die Erwartung aus, daß die Berliner Bevölkerung die vorhandenen Arbeits möglichkeiten und ebenso die nur in geringer Zahl vorhandenen billigen Wohnungen nicht den nach dem 31. August 1933 verantwortungslos zuziehenden, Personen, sondern den alten Berliner Erwerbslosen zur Verfügung stellt:" Preußenkirche protestiert gegen Litauens Rechtsbruch. Bei der Aufhebung des Kirchenabkommens- Der litauische Gesandte Dr. Saulys er schien in Berlin im Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union, um eine an dessen Prä sidenten gerichtete Note zu überreichen. In dieser Note wird mitgeteilt, daß die litauische Regierung beschlossen habe, das mit dem Evangelischen Oberkirchenrat am 31. Juli 1925 unterzeichnete Abkommen betreffend die evangelische Kirche des Memelgebietes als am 24. August 1933 außer Kraft gesetzt zu betrachten. „Unter anderen Gründen, die zu dem erwähnten Be schluß geführt haben", so wird in der Note ausgeführt, „wurde auch der Umstand in Betracht gezogen, daß durch die Verfassung der Deutschen Evangeli sch enKirche vom 11. Juli 1933 sowie durch die der An nahme dieser Verfassung vorhergegangenen Regierungs maßnahmen die Rechtslage der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union, mit der das obenerwähnte Ab kommen vom 31. Juli 1925 abgeschloffen worden war, wesentlich abgeändert worden ist." Der Vertreter des abwesenden Präsidenten des Evangelischen Oberkirchenrats protektierte gegen diese Annullierung des Abkommens, da er die einseitige Lösung des einen Vertragspartners von den unbefristet übernommenen Vertragspslichtcn nicht anerkennen könne, zumal die Begründung des Beschlusses von völlig irrigen Voraussetzungen ausgehe. Zugleich behalte sich der Oberkirchenrat alle zur Wahrung feiner Rechte erforderlichen Schritte vor. Schwere Marxistenniederlage in Lettland. Bekämpfung des Nationalsozialismus vom Parlament abgclehnt. Das lettländische Parlament hat alle Anträge der lettischen Sozialdemokraten abge lehnt, die von der Regierung eine scharfe Bekämpfung des lettischen Nationalsozialismus verlangten. Die ab gelehnten Anträge lauteten: 1. Die Regierung solle das Bestehen und die Tätigkeit der nationalsozialistischen Organisationen nicht zu lassen. 2. Die Regierung solle binnen zwei Wochen alle Staatsbeamten, Militärpcrsonen, Polizisten und An gehörigen der Schutzwehr, die Mitglieder faschistische! Organisationen sind, aus dem Dienst entlassen. 3. Die Regierung solle binnen vierzehn Tagen sämt lichen nationalsozialistischen in Lettland lebenden Reichsdeutschen die behördliche Arbeitserlaubnis entziehen und sie aus Lettland ausweisen. Für die abgelehnten Anträge stimmten außer den Marxisten und mehreren linksbürgerlichen lettischen Ab geordneten auch sämtliche jüdischen Abgeordneten. Es war zwischen beiden Männern ausgemacht wor den, daß man ihr unter allen Umständen sagen würde, das Kind sei tot geboren. Denn da sie es ja doch nie bei sich haben konnte, sollten ihr sowohl die Sehnsucht danach als auch die Versuchung, sich insgeheim nach seinem Ergehen zu er kundigen, erspart werden. In Wahrheit war ausgemacht, daß Randal das Kind sogleich nach der Geburt in Empfang nehmen und nach Luzern bringen sollte, wo ein altes Ehepaar aus findig gemacht worden war, das es gegen eine sehr hohe Abfindungssumme an Kindesstatt anzunehmen bereit war. Die Mutter hatte schwören müssen, nach ihrer Ge nesung in das Haus ihres Bruders Lberzusiedeln und keinerlei Verkehr mit Randal mehr zu unterhalten — außer die Verhältnisse würden beiden ermöglichen, eine Ehe miteinander einzugehen. Diese Möglichkeit schien indes nie eingetreten zu sein, obwohl Adolf Siebert wußte, daß Randals Frau noch im selben Jahre an den Folgen einer Blinddarm operation gestorben war. Die beiden letzten Briefe waren fünf Jahre später datiert und nur kurz. Der eine lautete: „Es ist gelungen! Ich habe das Kind den Leuten abgekauft — um dieselbe Summe, für die sie es einst genommen. Nun ist es bei mir und soll mich nie mehr verlassen — mein süßes, kleines Sonnen- scheinchen — das einzige Pfand, das eine heißgeliebte Tote mir hinterließ — ohne es selbst zu wissen. Nie mand und nicht einmal meine Schwester ahnt, wie nahe es mir steht, aber der holde Liebreiz des Kindes hat ihm in der ersten Stunde schon alle Herzen gewonnen. Und das ist gut, denn so wird mein kleines Mädelchen sich selbst die Stellung in der Familie schaffen, die ich ihm laut meines dem Bruder der Toten gegebenen Versprechens nicht geben darf, solange wenigstens gewisse Personen nock leben " (Fortl. folat.)