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I WSshxMee TagedIM I I 2. Blatt Nr. 198 — Freitag, den 25. August 1933 I Tagesspruch. Vernunft, o Mensch, und Wille sind die Waffen, Dein Glick zu schaffen. Herder. Oer Tag von Zorndorf. Friedrichs Des Großen Sieg über die Rusten. Vor 175 Jahren — August 1758, am Schluffe des zweiten.Jahres des Dritten Schlesischen Krieges, der fieber Jahre dauerte.. Dem weiteren Vordringen und der weiteren Verheerungen des russischen Heeres, das sich ir der M-a rk Brandenburg festsetzen zu wollen schien, mußte Einhalt getan werden. König Friedrich, den man später den Großen nannte, brach am 11. Angus von dem Lager bei Landshut auf und marschierte mii 14 000 Mann nach der Neumark. Den Tag vorher schrieb er an seinen Bruder Heinrich, als den natürlichen Vor mund seines 14jährigen Neffen, des nachherigen König- Friedrich Wilhelm II., und gab ihm für den Fall, das er getötet- würde, Verhaltungsmaßregeln: „Wenn mai gleich nach ^meinem Tode Ungeduld und ein zu lebhaftes Verlangen jnach Frieden zeigt, so wird dies das Mitte! sein, einem s ch l e ch t e n Frieden zu erhalten und vor denen, dieswir besiegt haben, Gesetze zu empfangen." Ir gewaltigen Eilmärschen ging es die Oder abwärts. Dei Eiser und; die Erbitterung der Soldaten steigerte sich, als sie die V/erWüstung des Landes sahen und der Jammernder Bauern hörten, die scharenweise zu ihren König kwmen und ihn ihren Vater und ihrer Netter nannten. Am 21. August erreichte das Heei Küstrstn, das von den Russen beschossen und großen teils in) Asche gelegt war, und am folgenden Tage ver einigteres sich mit dem Armeekorps, das der Genera! Dohna, von Pommern herbeigeführt hatte. Die Ent schlossenheit des Königs drückte sich in den Worten aus, die er auf dem Marsche an Dohna schrieb: „Wann Jhi über die Oder gehet, so saget allen Euren Offizieren Meine Devise wäre Siegen oder Sterben, unl derjenige, der nicht so dächte, möchte diesseits Kleiber und könnte sich zum Teufel scheren." Als er das Dohna sche Korps musterte und die saubere Kleidung dei Soldaten bemerkte, sagte er: „Ihre Leute haben ücl außerordentlich geputzt; ich bringe welche mit, die scher aus wie die Grasteufel, aber fie beißen/ Friedrich hatte nun 32 000 Mann mit 117 Geschützen der russische General Fermor 50 000 Mann (die zahlreich« irreguläre Reiterei der Kosaken und Kalmücken nicht ge rechnet) und über 200 Geschütze. Bei Zorndorf, einem Dorfe im Kreise Königsberg in der Neumark, ach dem rechten Oderufer, nördlich von der Mündung dei Warthe, kam es am 25. August 1 758 zur Schlacht Sie begann um 8 Uhr morgens mit einer heftigen Kano nade und stand in den ersten Stunden für Friedrich nichi gut. Da erschien Seydlitz, der mit 56 Schwadronen hinter dem preußischen linken Flügel sich aufgestellt Hain und den Augenblick erspähte, wo er mit seinen Reitern aufs wirksamste einsprengen könnte. Bereits hatte ihm der König-Befehl zum Vorrücken gegeben. Seydlitz, dem es noch zu früh erschien, erwiderte, er werde, wo und wann es nottue, mit der Reiterei zur Hand sein. Friedrich, der seine Leute im Gedränge sah, wurde ungeduldig und ließ ihm sagen, er werde nach der Schlacht mit seinem Kopfe Rechenschaft zu geben haben. Aber Seydlitz ließ sich nicht drängen und gab zur Antwort: „Nach der Schlacht steht dem Könige mein Kopf zu Diensten/ Endlich schien ihm der richtige Augenblick gekommen: er warf sich auf die russische Kavallerie, jagte sie in die Flucht, brach in die feindliche Infanterie ein und warf mit unwiderstehlicher Gewalt auch diese über den Laufen. Eine entsetzliche Verwirrung entstand auf dem russischen rechten Flügel. Die Hinteren Linien des russischen Fuß volkes schossen auf die vorderen. Viele Soldaten warfen sich auf die B r a n n t w e i n f ä ff e r und tranken im Übermaß; Offiziere, die sie daran hindern wollten, wur den niedergeschlagen. Als dann der preußische rechte Flügel von der Hauptmasse des russischen Heeres schwer bedroht wurde, griff Seydlitz von neuem ein und entschied, unterstützt von der preußischen Infanterie und Artillerie, auch hier den Tag. Es entstand ein heißer Kampf Mann gegen Mann; mit dem Bajonett, mit Kolben und Säbel wurde gekämpft. Endlich wichen die Russen. Die Schlacht hatte zehn Stunden gedauert und beiden Teilen große Opfer gekostet. Die Preußen hatten 10 000 Tote und Verwundete, 1500 Mann als Gefangene und 26 Kanonen verloren; auf russischer Seite waren über 18 000 Mann tot oder verwundet, 2900 gefangen, und 103 Kanonen gingen verloren. Als Seydlitz nach der Schlacht in das Zelt des Königs trat, umarmte ihn dieser mit den Worten: „Auch diesen Sieg habe ich Ihm zu danken!" Durch den Sieg von Zorndorf hatte Friedrich das russische Heer zwar nicht vernichtet, aber von der Oder Zum Gedenken an die Schlacht von Zorndors. Am 25. August jährte sich zum 175. Male der Tag der Schlacht i von Zorndorf, in der Friedrich der Grohe die Russen vernich- I tend schlug. Unser Bild nach einem zeitgenössischen Stich gibt ! eine anschauliche Darstellung der Schlacht. Zur Erläuterung hat der unbekannte Meister folgenden Text gegeben: Abbildung der sehr großen und blutigen Feldschlacht, welche am 25 August 1758 bei Zorndorf, ohnweit Lüstrin, zwischen Ler König! Preu- hischen Armee, unter Se. König!. Mas. Höchsteigener Anfüh rung, und der Russischen unter Commando des Generals von Fermor, vorgefallen, bei welcher Se. König!. Mas. »dermal einen vollkommenen Sieg erfochten, ohnerachtet der großen Ueberlegenhest der Feinde sowohl an Mannschaft als Geschütze, und der vorteilhaften Stellung, welche sie zwischen Wäldern und Morästen genommen. zuruagerrieven unv die Mark Brandenburg ge rettet. Fermor zog sich nach Landsberg zurück und wandte sich von da nach Pommern. Er schrieb sich selbst den Sieg zu, weshalb in Wien und Petersburg Viktoria geschossen wurde. Die Weltgeschichte aber, die das Welt gericht ist, hat Friedrichs großen Sieg rückhaltlos an erkannt. Zur Feier des Sieges soll, wie es heißt, am Tage von Zorndors in der Nähe des Dorfes Güste diese bei Küstrin Friedrichs des Großen Oderübergang von dem Küstriner Pionierbataillon und einer Artillerie abteilung aus Frankfurt an der Oder wiederholt werden. Diesem Oderübergang nach 175 Jahren folgt ein Festakt auf dem Güstebieser Denkmalsberg. Erlaß des preußischen Kuliusnümsters: Urlaub für Lehrer zum Reichsparteitag. — Der 2. September Wandertag für alle Schulen. Der preußische K u l t u s m i n i st e r hat an die Oberpräsidenten und die Regierungspräsidenten folgen den Erlaß gerichtet: In der Zeit vom 30. August bis 3. September 1933 veranstaltet die Nation al sozia- listische Deutsche Arbeiterpartei ihren Reichsparteitag in Nürnberg. Ich ermächtige die Ober präsidenten und Regierungspräsidenten, Lehrern und Lehrerinnen au Volks-, mittleren und höheren Schulen auf Antrag von Sonnabend, den 2. September, bis ein schließlich Montag, den 4. September, Urlaub zu gewähren. Vordringlich erscheint die Beurlaubung der Amtswalter, d. h. in der Partei vom Ortsgruppen leiter, in der SA. und SS. vom Sturmführer und im Stahlhelm vom Kompagnieführer aufwärts. Diesen kann Urlaub schon vom 30. August ab gewährt werden. Vor aussetzung in allen Fällen ist jedoch, daß durch Regelung der Vertretung ein geordneter Schulbetrieb gewährleistet bleibt. Gleichzeitig ordne ich an, daß der 2. September für alle Schulen als Wandertag gilt. Die Ostland-Treuefchrt hat begonnen. Sendboten der Treuefahrt gestartet. Nachdem bereits drei Münchener SA.-Radfahrer aus ihrem Wege nach dem Tannenberg-Denkmal die Reichs hauptstadt passiert hatten, startete am Donnerstag die Sendbotenmannschaft der nationalsozia listischen Kriegsopfer. Sechs Fahrer fanden sich mit ihren drei Wagen am Brandenburger Tor zur Ab fahrt ein, Schwerkriegsbeschädigte, die es sich nicht nehmen lassen wollten, unseren Brüdern im fernen Ostpreußen die Treuegrüße und -wünsche ihrer Kame raden diesseits des Weichselkorridors zu überbringen. In langsamer Fahrt, vorbei an Hunderten, die schweigend den Arm zum Gruß reckten, fuhren die Wagen nach dem Ehrenmal, wo Oberregierungsrat Zieg ler vom Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, selbst ein Schwerkriegsbeschädigter, die Sendbotenmannschaft begrüßte und ihr seine besten Wünsche entbot. Dann ging es weiter gen Osten zur O st l a n d - T r e u e f a h r t. -i- An der Ostlandtreuefahrt vom 27. bis 29. August 1933 nehmen sieben Seudbotenmannschaften des Reichs Heeres teil in Stärke von je einem Offizier und drei Unteroffizieren bzw. Mannschaften aus einem Kraft rad mit Beiwagen und zwei Krafträdern. Führer der Ab ordnungen des Neichsheeres ist Oberst Meßmann. Die Sendbotenmannschaften überbringen Huldigungs adressen der Wehrkreiskommando« Ostpreußen gibt Westfalen Arbeit. Etaw 2500 bis 3000 jüngere Leute aus Duis burg-Hamborn im Alter von 18 bis 25 Jahren werden durch Vermittlung des Arbeitsamtes und des Fürsorgeamtes in Ostpreußen Arbeit erhalten. Die Stadt hat im wesentlichen nur Ausrüstung und Fahrt kosten zu tragen. Die Beschäftigungsdauer schwankt zwischen 6 und 18 Monaten. Die finanzielle Entlastung der Stadt durch Einsparung an Unterstützung be trägt etwa 450 000 Mark. UrboborsciurtL ciurcü L. ^ckermana llomaarsittrLlo LiuttZart Dagegen beschäftigten sich Frau Grögers Gedanken sehr eingehend mit Belas Person, -ihr wollte nämlich der merkwürdig diabolische Eesichtsausdruck gar nicht aus dem Sinn, den seine Züge aufgewiesen hatten, während ihre Herrin den unbeschriebenen weißen Bo gen mit ihrer Unterschrift versehen hatte. Und einige Tage später fand sie beim Entleeren des Papierkorbes aus ihrer Herrin Arbeitszimmer die tintenbeschmutzte Verkaussurkunde über den Lipschützer Wald. Ganz zufällig fiel ihr Blick darauf, und da gab es ihr auch schon einen Stich im Herzen. Denn hart am Lipschützer Wald lag ihr Heimatdorf und da ihr Vater Förster bei Herrn Meervogel gewesen, knüpften sich die schönsten Kindererinnerungen an den Forst. Und den wollte Frau Helleport, die doch auch als Kind so viele glückliche Stunden darin verbracht hatte, nun verkaufen? Frau Gröger konnte es gar nicht begreifen. Warum nur? Und nachdem sie ein paar Tage über die Sache nachgedacht hatte, faßte sie sich ein Herz und fragte ihre Herrin, warum um Gottes willen sie den schönen, lieben, alten Wald verkauft habe. „Fiel mir doch gar nicht ein, ihn zu verkaufen!" lautete die Antwort. „Das hat nur mein lieber Neffe wieder hinter meinem Rücken angezettelt und dachte mictz damit zu überrumpeln. Und da ich meine Unter schrift glattweg perweigerte, mußte er mit langer Nase abLieben/' Frau Gröger fiel ein Stein vom Herzen. Aber ganz beruhigt war sie trotzdem nicht, denn mit langer Nase war der Neffe keineswegs abgezogen, und mit dem leeren Blatt, das Frau Helleport unterschrieben hatte, stimmte auch etwas nicht. Und es war, als flüsterte es eine innere Stimme ihr zu, daß da irgend ein Zusammenhang bestand. Indes wagte sie nicht, mit der Herrin weiter über die.Sache zu reden. Dagegen beschloß sie, die jahrelang keinen Brief ge schrieben, insgeheim an den Förster Alpassy zu schrei ben, wie sich die Sache verhalte. Antworten würde er gewiß, denn er hatte sie als junger Mensch lieb gehabt. 15. Zwischen dem Eymnasialprofessor Adolf Siebert und seiner Schwester, der Hofrätin Baumeister, bestand nahezu kein Verkehr mehr. Ueberhaupt war die ganze Familie gegenseitig auf sehr gespanntem Fuß. Adolf Siebert aber kam dieser Zustand äußerst ge legen, denn so brauchte er den Geschwistern nichts über das Ergebnis seiner Wiener Reise wegen der zutage geförderten nachgelassenen Briefe Randals zu er zählen. Die Einsichtnahme in diese Briefe hatte Siebert eine grenzenlose Ueberraschung gebracht. Denn diese an seinen Rechtsanwalt Dr. Scheri im strengsten Ver trauen geschriebenen Briefe handelten von einem Ge heimnis in Randals Leben, das seinen nächsten Ver wandten und Freunden, vielleicht sogar seiner Schwester völlig unbekannt geblieben war: von dem Versuch, die Scheidung seiner Ehe durchzuführen. Randal, der damals erst ein paar Jahre ver heiratet war und, wie alle Welt glaubte, in glücklich ster Ehe mit seiner ebenso schönen wie reichen jungen Frau lebte, teilte seinem Rechtsanwalt in den Briefen mit. daß seine Ebe in Wahrheit ibn tief unglücklich mache. Er habe Martha Klodwig, dis eine begeisterte Ver ehrerin seiner Kunst und bis zum Wahnsinn in ihn verliebt gewesen sei, nur geheiratet, weil sie ihm er klärte, sich sonst töten zu wollen. Nach kaum zweijähriger Ehe mit ihr jedoch lernte er auf einer Konzertreise eine andere Frau kennen, die nun zum erstenmal im Leben auch in ihm die Liebe erweckte. Eine glühende, wahnsinnige, selbstvergessene Liebe, die ihm seine Ehe als unerträgliche Fessel erscheinen ließ und den heißen Wunsch eingab, sich freizumachen, um ganz der andern angehören zu können. Jene Andere war gleichfalls verheiratet, lebte von ihrem Manne getrennt. Auch sie wollte nun die Scheidung verlangen. Indes erwies sich dies alles als von beiden Seiten unmöglich. Randals Frau verfiel schon bei den ersten Andeutungen in derartige Nervenkrisen, daß der be handelnde Arzt erklärte, er bürge weder für ihr Leben noch für ihren Verstand, wenn der Gatte weiter auf seinen Wünschen bestehe. Der Gatte der geliebten Frau aber verweigerte — wohl zumeist aus pekuniären Gründen — ein für alle mal die Scheidung. „Ich habe dir jede gewünschte Freiheit gelassen bis her," schrieb er, „aber ich würde unerbittlich bis zur Grausamkeit sein, wenn du mich je zum Gespött der Leute machtest. Täusche dich darüber nicht: in diesem Punkt bin ich nicht der nüchterne kalte Geschäftsmann, als den du mich kennst. Du hast mir dein Geld an vertraut, und ich habe es getreulich gehütet und ver mehrt. Ich legte meine Ehre in deine Hände — weh dir, wenn du sie nicht ebenso treulich hütest." Das Schreiben lag den Briefen als Abschrift bei, um darzutun, daß eine Scheidungseinwilligung des Gatten nicht zu erhoffen war. tForts. folgt.)