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Buchgewerbe Buchdruck e ® ® Buchbinderei e e e Steindruck © e e Buchhandel Mitarbeiter und Berichteratatter erhalten angemessene Bezahlung. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme. Eingesandte Werke finden Besprechung. Färb en - Buchdruck. Der Farben-Buchdruck in seinen verschiedenen Erscheinungs formen ist in der Papier-Zeitung wiederholt Gegenstand der Erörte rung gewesen. Neben dem künstlerisch vollendeten, über alle Geld rücksichten sich hinwegsetzenden Knöfler’schen Farben-Holz schnitt fand der mehr praktischen Zwecken angepasste Farben- Holzschnitt von Rich. Bong, wie er in dessen beiden Verlags werken »Moderne Kunst« und »Zur guten Stunde« zur Anwendung kommt, Erwähnung und Würdigung. Ein weites Gebiet der Anwendung des Farben-Buchdrucks ist indess noch nicht erörtert worden, nämlich der von einzelnen ill-ustrirten Witzblättern gepflegte Farbendruck von Zinkplatten. Eine der glänzendsten Erscheinungen auf dem Gebiete der farbig illustrirten Witzblätter sind »Meggendorfer’s humoristische Blätter«. Diese Zeitschrift würde bei der Besprechung typo graphischen Farbendrucks an erster Stelle zu erwähnen sein, — wenn eben die Farben auf der Buchdruck-Schnellpresse gedruckt würden. Das ist aber, wie man sich bei genauer Betrachtung der Farbenstellen leicht überzeugen kann, nicht der Fall, sondern dieses Blatt wird durch eine vortrefflich ausgeprobte Zusammen arbeit von Buchdruck und Steindruck ausgeführt. Nicht etwa, dass der Text auf den Stein umgedruckt und gleich den unmittel bar auf dem Stein ausgeführten Farbenplatten auf der Steindruck- Schnellpresse gedruckt würde, — nein, es handelt sich hier that- sächlicli um ein Zusammenwirken von Buch- und Steindruck. Welche Technik dabei zuerst an die Reihe kommt, ist mir nicht bekannt, doch ist die Gesammt - Wirkung vollendet schön. Da der Haupt-Antheil an derselben der Lithographie zufällt, über deren Leistungsfähigkeit kein Ruhmeswort mehr gesagt zu werden braucht, so fällt diese Zeitschrift aus dem Kreise der Farben- Buchdruck ausübenden Blätter und demgemäss aus dem Bereich der vorliegenden Betrachtung heraus. Sehr bedeutsam für Beurtheilung des gegenwärtigen Farben- Buchdrucks ist aber das in Berlin erscheinende Witzblatt »Lustige Blätter«. Dieses wird ausschliesslich auf Buchdruck-Schnellpressen gedruckt, und zwar auf Zweifarbendruckmaschinen. Ein Besuch, welchen ich in der Buchdruckerei dieses Blattes, bei H. S. Hermann, Berlin SW., Beuthstrasse 8, machte, gestattete einen sehr belehrenden Einblick in den Gang des Verfahrens, welches in mehr oder weniger ähnlicher Weise von allen, z. B. auch den bekannten österreichischen »farbigen« Witzblättern, angewendet wird. Der Zeichner liefert die mit lithographischer Tusche, oder mit Kreide und Tusche auf fein gekörntes Uebertrag-Papier gefertigte Zeichnung unkolorirt an die lithographische Anstalt ab. Hier wird das Blatt zunächst sauber auf einen Stein übertragen, und der Zeichner erhält eine Anzahl Abzüge zurück zum Eintrag der Farben, von welchen niemals mehr als drei verwendet werden, nämlich die Grundfarben roth, gelb und blau. Die Zeichner über nehmen meist selbst dieses Anlegen in Farben, während früher, als es ihnen noch an Uebung fehlte, diese Thätigkeit geübten Chromolithographen zufiel. Die Zeichner haben gelernt, sich auf diese drei Farben zu beschränken und mit denselben die grösst mögliche Wirkung zu erzielen. Sie mischen keine der drei Farben miteinander, sondern pinseln im Bedarfsfälle eine über die andere. Die derartig hergestellte Farben Vorlage kommt nun in die Hände der Chromo - Lithographen. Dieselben haben eine Anzahl von Abzügen der ersten, von der Originalzeichnung genommenen Konturplatte vor sich, und zwar nicht gewöhnliche, mit litho graphischer Farbe genommene Abzüge, sondern solche, welche mit einer auf dem Stein nicht haftenden Gummifarbe genommen wurden. Diese Gummifarbe besteht aus zwei Dritteln gewöhnlicher rother Firnissfarbe und einem Drittel arabischen Gummis. Während sie zur Einfärbung des geätzten Kontursteines und zur Abnahme von Abzügen davon genügte, genügt sie nicht, um einen neuen Umdruck zu erzielen. Auf den Gummifarben-Abzügen, welche stumpf-röthliche Farbe aufweisen, werden nun mit lithographischer Farbe oder Kreide diejenigen Stellen gedeckt, welche in einer der drei Farben kommen sollen. Diese Ausfüllung der z. B. für Roth druck bestimmten Stellen erfolgt in einer ziemlich roh er scheinenden Weise. Der Pinsel überschmiert meist nur Flächen, und selten wird schon bei dieser Hantirung Schraffirung oder Punktirung angewendet. Diese feineren Töne werden bei einer zweiten Hantirung erzielt, welche der vorbesprochenen auf dem Fusse folgt. Bei dieser zweiten Hantirung werden sauber vorgearbeitete Tonflächen verwendet, die auf besonderen Steinen in Schraffir- lagen, Punktmustern oder gestrichelten Mustern in verschiedenen Tonstärken gravirt oder mit der Feder aufgetragen sind. Raster linien werden über den ganzen Stein gravirt, bei den mit der Feder getupften Punktmustern ist jedoch nur ein kleines Stückchen erforderlich, welches dann durch Umdruck, eins neben dem andern, auf einen freien Stein übertragen wird, und nach einiger Retusche in sauberer und gleichmässiger Weise eine grosse Fläche ausfüllt. Abzüge von diesen Platten, auf Umdruckpapier gemacht, dienen zur Erzeugung der Halbtöne auf den Farbenplatten. Auf einen mit einem solchen im allgemeinen hellgrau er scheinenden Muster versehenen Stein wird die erste Arbeit, welche wir in den Händen des Chromolithographen entstehen sahen, übertragen. Dies ergiebt ein dunkles, die vollen Stellen der betreffenden Farbe veranschaulichendes Bild auf hellgrauem, aus Strichen oder Pünktchen gebildetem Grunde. Vermöge der schon geschilderten Eigenschaft der Gummifarbe sind nur die schwarz angelegten Stellen am Steine haften geblieben, während von den rothen keine Spur zurückblieb. Diejenigen Stellen des grauen Schraffir- oder Punktir-Grundes, welche nicht drucken sollen, werden nun mit Gummilösung gedeckt. Diese stösst die Aetze ab und nimmt Fettfarbe nicht an. Wenn dann geätzt ist, und die Platte mit Wasser abgerieben wird, werden alle diese mit Gummi gedeckten Stellen mit abgewischt, und es erscheint ein aus dunklen, halbdunklen (mit Kreide ein getragenen), hellgrauen und weissen Stellen bestehendes Bild. Dasselbe Verfahren, welches hier bei der Farbe Roth einge schlagen wurde, wird nun auch bei den anderen beiden Farben ausgeübt. Bei Gelb ist die Anwendung von Schraffirtönen selten nöthig; diese Farbe wird meist mit voller Fläche gedruckt. Äusser mit Schraffir- und Punkttönen können die verschiedenen Farbenplatten auch mit Halbtönen von verschiedener Musterung versehen werden, z. B. mit Wolkenmusterung, Strichgruppen von wechselnder Richtung usw. Ein Uebereinanderdruck aller drei Farben mit Hinzufügung der Umrissplatte gestattet die Wirkung dieser Farbenvereinigung zu beurtheilen. Dass alle Abzüge die richtige Grösse haben und die zum Aufeinandertreffen bestimmten Stellen aller drei Platten tadellos dieser Forderung entsprechen, ist auf Grund langjähriger Erfahrung und eines sorgfältig gewählten, gegen Verziehen die denkbar grösste Gewähr bietenden Papieres stets mit Sicherheit erreichbar. Ist tadelloses Passen festgestellt, so werden saubere Abzüge der einzelnen Platten an den Zinkätzer geliefert, der sie auf die blanke Zinkplatte überträgt und ätzt. Die ganze Herstellung der drei Farbenklischees, vom Eintreffen der Zeichnung im Hause ab, kann während eines Arbeitstages geendet sein. Die vier zu einem Bogen erforderlichen Formen werden alle zusammen eingehoben, und zwar zu je zwei in zwei neben einanderstehende Zweifärbenmaschinen. Schwarz und roth, gelb und blau werden gewöhnlich zusammengedruckt. Ausschlag giebt dabei die Erwägung, dass diejenigen beiden Platten in eine und dieselbe Maschine kommen, bei welchen die Farbstellen möglichst wenig übereinandertreffen. Beim Einrichten werden die Abzüge der beiden Maschinen hinüber und herüber ausgetauscht, bis alles passt. Beide Maschinen können nun gemeinsam drucken, die Drucke der einen werden aber erst dann der andern zum Er gänzungsdruck übergeben, wenn die Farbe auf dem Papier einen gewissen Grad der Trockenheit erreicht hat. Dies ist gewöhnlich innerhalb eines halben Tages oder über Nacht der Fall. Die Auflage der Lustigen Blätter in ihrer 12 bis 16 Seiten um fassenden Voll-Ausgabe beträgt zur Zeit 40000 Exemplare. Äusser-