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MOmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, So» T»gc»<»n- erschek«, lL,Nch «ich». » Uhr str »«« s»^«,»«> r», «a i» L« »«schLst.ftrlr u»d d« «»»gaSrftrllc» r Mt. n» M»»«r. da AnftrLuir, »urch «e »Str, d«i Poftdrhrll»,, «SkPsst°»st-ltr« WochenblaH für Wilsdruff u. ttmgegeub PostüsttA-nduiisrrrLu» »««er »ud DeschLKrftellen - — neh«r» ,» jeder Re» «e» A^^nge» enkge«en. Im Fülle höherer VrwaU, Krieg oder sonstiger Berriebeftöronge« deAehr dein Anspruch ans Äefernn« imr Zeitnng »der Aürznu, den »e,u,»preise«. — «üctlsendnng etngesandler SchriMLim «fol«, «nr, »enn Por«» deiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. ^lnzeisettpreir: die 8gesyattrne Nmrvrzeile LV Goldpfennig, die LgespaltencAeiie der amtliche«Beksrmtmachrrngen^t^td» pfeunig, die 3 gespalteneAeklamezcüe im textlichen Teile l 00 Doldpfennig. Nachweisungsgedühr 2V Doldpfenniße. Vm». geschriebeneDrfcheimrns». tag« »nd Pla»»srfchMW werden «ach Mdglichdet« Fernsprecher: Ami Wilsdruff Nr. 8 d^üchsichtt,!. «nnahme dir »»rm.lv Uhr Für dle «ichti,steil »m durch Fernruf übermtttelten Vnxetge» übernehmen wir keine Garantie. Jeder Radattanfprnch erlischt, wenn der Vett«, d«ch Klag« eingezoge« werden «ntz oder d« Auftraggeber in Aoubur» gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen ent,eG«. Das Wilsdruffer Tageblatt enthSlt die amtliche« Bekanutmachuage« der «mtshauptmaunschaff Meitze«, de« Amtsgericht» «ud Stadtrat» zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamt« Roße». Nr.83— 84. Jahrgang. Telcgr.-Adr.: »Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, den 22.April 1S25 Englische Fragen an Hindenburg. Um die deutsche Präsidentenwahl. London, 20. April. Das offiziöse englische Bureau Neuter veröffentlicht die Antworten Hindenburgs auf eine Anzahl von dem Korrespondenten des Neuterbureaus ihm unter breiteter Fragen. Ans die entsprechenden Fragen sagte der Generalfeldmarschall, daß er bereit sei, den vorgeschrie benen Eid auf die Verfassung zu schwören, die Gesetze des Reiches zu schützen und jedermann Gerechtig keit widerfahren zu lassen. Die Frage Republik oder Monarchie stehe augenblicklich nirgends zur Erörte rung, persönliche Wünsche spielten deshalb keine Nolle. Zur Sicherhcitsfrage erklärte Hindenburg, diese Sache sei augenblicklich Gegenstand internationaler Er örterungen, deshalb könne er persönlich in derartige Fragen nicht eingreifen, die an erster Stelle von den be treffenden Regierungen behandelt werden müßten. Na türlich folge er dieser wichtigen Erörterung mit besonderer Aufmerksamkeit. Die Ansicht, daß die augenblicklichen Grenzen im Osten zugunsten Deutschlands geändert werden müssen, teile er mit allen anderen Deutschen. Der Versailler Vertrag sei bindend, bis er durch neue Vereinbarungen mit den Vertragsparteien geändert wird. Zur Vertragserfüllung gehörten natürlich auch die militärischen Bestimmungen. Er wolle dem inneren und äußeren Frieden dienen und teile die Meinung, daß Deutschland nur durch friedliche Entwicklung nach innen und außen gewinnen könne und daß es töricht für Deutsch land sein würde, sich auf kriegerische Aktionen einzulasse». Kriegerische Aktionen könnten nur katastrophal endigen, Deutschland sei nicht in der Lage, sich selbst gegen einen kleinen benachbarten Staat zu verteidigen. Genera! v. SeeSt und die Präsidentenwahl. Berlin, 20. April. Amtlich wird mitgcteilt: Verschiedene Zeitunaen haben Nachrichten über die Stcllunanabme des Ge- Mei oder vier Zahle Grundschule? Die parlantentarischen Beratungen über die Änderung des Grundschulgesetzes haben eine ganz eigentümliche Lage herbeigeführt. Bekanntlich ist für jedes deutsche Kind bisher der vierjährige Besuch der Grundschule obli gatorisch gewesen, nur inbesonderen Fällen, bei denen die Zustimmung der Schulbehörde dazu notwendig war, konnte Privatunterricht oder der Besuch von Privatschulen stattfinden. Durch die Beschlüsse des Reichstages und auch des Preußischen Landtages ist dieses Prinzip des vier jährigen Grundschulbesuches vor kurzem durchbrochen worden und dabei stellte es sich heraus, daß im Reich die zurzeit bestehende Regierungskoalition von Deutsch nationalen über Zentrum bis zur Wirtschastspartei für eine Ermäßigung des obligatorischen Besuches auf drei Jahre für besonders begabte Kinder war, während Demokratie und Sozialdemokratie, also im Reich die Opposition, an jenem starren Grundsatz festgehalten haben. Dieser Stellung des Zentrums im Reich entsprechend hat die preußische Landtagsfraktion dieser Partei sich von der Weimarer Koalition getrennt und mit der Rechten für jene Ermäßigung gestimmt. Das Gesetz kam dann vor den Neichsrat und die Träger der preußischen Stimmen haben dort gegen die Genehmigung des Gesetzes protestiert. Diese Träger werden beauftragt zur Stimmabgabe durch das preußische Staatsministerium, und da in diesem zurzeit die Vertreter der Sozialdemokratie und der Demokratie die Stimmen mehrheit haben, wurden die preußischen Vertreter für den Neichsrat entsprechend instruiert. Im Gegensatz zum früheren Bundesrat besitzt Preußen aber jetzt im Neichs rat nicht mehr die Mehrheit, so daß über den preußischen Widerspruch hinweggegangen wurde und damit die Mil derungen des Grundschulgcsetzes nun gesetzliche Wirksam keit erhielten. Nun hat die preußische Negierung Aus - sü h r u n g s b e st i m m n n g e n herausgegeben zu dieser Abänderung des Grundschulgesetzes, die allerdings nicht bereits für den 1. April nachträglich in Kraft treten sollen, sondern erst eine Abkürzung des Grundschulbesuches ab It Mai ermöglichen. Die preußische Regierung hat — und damit entspricht sie ihrer bisherigen Stellungnahme — scharse Bestimmungen getroffen für jene Fälle, wo der Grundschulbesuch nun auf drei Jahre verkürzt werden kann. Dem Reichsgesetz entsprechend sollen nur wirklich körperlich und geistig hervorragend tüch tige Kinder in Vorschlag gebracht werden. Das heißt, daß dabei nicht nur der Grundschullehrer, sondern auch der Arzt etwas zu sagen hat. Dementsprechend sind durch die Ausführungsbestimmungen der preußischen Ne gierung alle jene Kinder von dieser Bevorzugung ausge schlossen, die auf Grund eines ärztlichen Zeugnisses die Grundschule nicht haben besuchen können. Offen bleibt aber nun die Frage, ob auch jene Kinder ausgeschlossen sind, die aus anderen Gründen die Grundschule nicht besucht haben; denn Gründe zu einer solchen Dispensierung sind ja nicht nur diese körperliche Untüchtigkeit, sondern «och eine ganze Reihe anderer. Bei den Beratungen über die Abänderung des Grundschulgesetzes war vorausznsehen, daß die Kinder, die sich schon nach dreijährigem Grundschulbesuch für die mittlere oder höhere Schule meldeten, dort einer eingehen den Begabungsprüfuwg unterzogen werden sollen. Die preußische Negierung hat diesen Übergang erschwert, indem sie zunächst einmal einen Vorschlag des Grundschul lehrers als erste Voraussetzung für die Dispensierung vom vierten Grundschuljahr als notwendig bezeichnet nnd ferner jeden Einzelfall dem Urteil des Provinzial-Schul- kollegiums bezw. der Schulabteilung bei der Regierung s überantwortet. Die Prüfung ist dann das dritte. Sie ist ' außerdem noch dadurch verschärft, daß es gegen einen etwaigen ablehnenden Bescheid jener Behörden irgendeine Berufung nicht gibt. Damit ist also alles geschehen, um wirklich nur die sklerbegabtesten Kinder nicht unnötig lange auf der Grund schule sitzen zu lassen. Bei dieser Stellungnahme der Ne gierung wird selbstverständlich auch der Lehrer von vorn herein die allerstrengste Auswahl treffen, — freilich wird darunter bei dem Menschlich-allzumenschlichem aller Ein richtungen, also auch der Schule, manche Ungerechtigkeit unterlaufen. Namentlich werden sich zweifellos aber auch starke Unterschiede in der Behandlung der ganzen Frage in den verschiedenen deutschen Ländern herausstellen, da Man sich außerhalb Preußens einer Verkürzung des vier jährigen Grundfchulbesuches für begabte Kinder wesentlich freundlicher gegenüberstcllt. Dazu kommt, daß die allgemeine Regelung unseres Schulwesens durch das bevorstehende Reichsschul- besetz recht erbitterten Kämpfen entgegengehen soll. Die weltanschaulichen Gegensätze, Vie namentlich bei der Be handlung der Bekenntnisschule aufeinanderplatzcn werden, vertiefen und verbreitern die Kluft, die auch die Meinungen trennt. Paris uG WeMrg und Sr. Marx. Paris, 21. April. Die Pariser Blätter stehen der gest rigen Rede Hindenburgs sehr überrascht gegenüber. Den Aus führungen des Marschalls Hindenburg über die Achtung der Reichsverfassung und der Notwendigkeit der friedlichen Entwick lung gegenüber verhalten sich die Blätter ziemlich fassungslos. Stärkeres Interesse als die Rede selbst findet das Interview, das der Reuterkorrespondent mit Hindenburg hatte. Ein Teil der Presse mach den unbeholfenen Versuch, den günstigen Eindruck, den die Kadidatur Hindenburg im Auslände gesunden hat, zu verwischen. Im allgemeinen jedoch kommt die Presse bei einer Gegenüberstellung der Programme von Marx und Hindenburg zu der Auffassung, dass zwischen beiden kein wesentlicher Unter schied bestehe. Aus den Kommentaren der Pariser Blätter sei folgendes wiedergegeben: Paris Soir schreibt: Die Ansprache Hindenburgs bedeute eine große Ueberraschung. Man war auf Drohungen und militaristische Großsprechereien gefaßt. Es steht jedoch sest, daß der Marschall Achtung vor den bestehenden Ge setzen bekundet. Der Temps schreibt: Berichtigung der Ostgrenzen auf Kosten Polens, Zusammenschluß von Deutschland und Oester reich zur Begründung der Vormachtsstellung in Europa, Neutra lisierung der Rheinlande, das sind die großen Ziele, über die sich Hindenburg, Marx und Stresemann einig sind. Ihre diesbe-» züglichen Erklärungen geben ein klares Bild von dem deutschen Sicherheitsangebot. Journal de Debats richtet scharse Angriffe gegen Marx, der nichts getan habe, um sich von dem Rechtskan didaten zu unterscheiden. Die Behauptung, daß die Einigung von j 1870 eine kleindeutsche war und die großdeutsche Einigung zu , erstreben sei, hätten nicht Marx mache den Eindruck eines lleberbismarcks, eines Mannes, der größeren Plänen huldige, als der eiserne Kanzler nach 1848. Ministerrat in Paris. Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 21. April. Der gestern zusammengetretene Ka binettsrat beschäftigte sich ausschließlich mit der Regierungserklä rung. Der endgültige Text wurde vom Ministerrat einstimmig angenommen. Die Erklärung wird etwa 40 Zeilen umfassen und zum größten Teil von der Finanzlage handeln. An zweiter Stelle steht das Sicherungsproblem. Eine Einstellung auf die Vatikanfrage wird dahin lauten, daß Monzie gefundene Lösung (Geschäftsträger mit erweiterten Voll ¬ machten) beibehalten wird. Was die Heersreform anlangt, wird sich Painlevs mit dem Hinweis begnügen, daß die Pläne des Generals Rollet einer Richtigstellung bedürsen. Der stellver tretende Kammerpräsident Bouissen wird nach erfolgter Ver lesung sofortige Eröffnung der Aussprache beantragen. Reichspostminister a. D. Dr. Hoefle f. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" Berlin, 20. April. Heute nachmittag 4 Uhr starb im Hedwig-Krankenhause der frühere Reichspvstminister Dr. Höfle, der gegen 11 Uhr bewußtlos eingeliefert worden war. Als Todes ursache wurde festgestellt: Doppelseitige Lungenentzündung und sehr große Herzschwäche. Absage Sowjetruhkands an den Völkerbund. die Abneigung Rußlands gegenüber dem Völkerbund hin und erklärt, daß eine Zusammenarbeit mit dem Völkerbund in dieser Frage einer Einmischung des Völkerbundes in die inneren An gelegenheiten Sowjetrußlands gleichkomme. die von Herriot und De Der englische Generalstab prüft den Foch-Bericht. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 21. April. Der diplomatische Korrespondeitt des Daily Telegraph berichtet, daß der englische Generalstab zurzeit mit der Prüfung des Foch-Berichtes beschäftigt ist. Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Genf, 21. April. Der russische Volkskommissar Tschit scherin hat den Generalsekretär des Völkerbundes davon ver ständigt, daß es der Sowjetregierung unmöglich sei, zu der am einmal die Alldeutschen ausgesprochen. , 4. Mai beginnenden Internationalen Konferenz über den Was senhandel einen Vertreter zu entsenden. Tschitscherin weist auf WWenienwahl und AeWkaKMM. Eine Auslassung D r. Luthers. Reichskanzler Dr. Luther ist von linksstehender Seite der Vorwurf gemacht worden, daß er als verantwortlicher Leiter der Politik Deutschlands sich nicht gegen die Auf stellung des Generalfeldmarschalls von Hindenburg ge wandt habe, die nach Ansicht der Linken für Deutschland nachteilig sei. Reichskanzler Dr. Luther läßt hierauf in einer Er- widerung halbamtlich erklären, daß die Wahl des Reichspräsidenten verfassungsmäßig eine Ange legenheit des Volkes und nicht der Neichsregie- rung sei. Wer dem Reichskanzler zumutet, in den Kandi datenstreit um das Amt des Reichspräsidenten bestimmend einzugreisen, zieht damit die politische Mündigkeit des deutschen Volkes in Frage und sinnt dem Kanzler eine Haltung an, die seiner verfassungsmäßigen Stellung nicht entspricht. Zu beachten war auch, daß nach der tatsächlichen Gestaltung der Dinge die hinter der Reichsregierung stehenden Parteien (Deutschnationale Partei, Zentrum, Deutsche Volkspartei, Wirtschaftliche Vereinigung, Bayeri sche Volkspartei) zur Kandidatenfrage keine einhellige Stellung einnahmen. Bei dieser Rechts- und Sachlage konnte höchstens aus allgemein politischen Gründen von: Reichskanzler erwartet werden, daß er im Wahlstreit der art vermittelnd wirkte, daß sich auf den künftigen Präsidenten ein möglichst großer Teil des Gesamtvolkes einigte, damit erbitternde und Reich und Volk schädigende Kämpfe möglichst beseitigt wurden, und die Autorität des künftgen Nechspräsidenten gestärkt wurde. Daß Reichskanzler Dr. Luther nach dieser Richtung hin im ersten und zweiten Wahlgang mit der verfassungs mäßig gebotenen Zurückhaltung, aber doch in voller Klar heit Schritte getan hat, ist der Öffentlichkeit bekannt. Daß diese Schotte nicht zu einem Erfolg geführt haben, lag nicht in der Hand des Reichskanzlers. Bei diesem Sach verhalt muß es der Reichskanzler durchaus zurück- weisen, unter innen- oder außenpolitischen Gesichts punkten für die Wahlsituation, die jetzt entstanden ist, ver fassungsmäßig oder auch nur politisch ver antwortlich gemacht zu werden.