Volltext Seite (XML)
nerals von Seeckt zu den Kandidaten kür die Reichspräsident- schaft verbreitet. Alle diese Nachrichten sind falsch. Entsprechend seiner Dienststellung verhält sich der Chef der Heeresleituno zur Präsidentenwahl völlig neutral. Verschling der Soßvier MMer. Massenhinrichtungen durch die Militärgerichte. Die Behörden in Bulgarien sind fieberhaft an der Arbeit, den Anschlag auf die Kathedrale in Sofia aufzu- klären. Zahlreiche Kommunisten sowie die gesamte Leitung des Bauernbundes sind verhaftet worden. Den Be hörden sollen bereits Namen der Attentäter bekannt sein, dir jedoch im Interesse der weiteren Untersuchung geheim gehalten werden. Auch sollen schon einige direkt an dem Attentat Beteiligte festgenommen worden sein. Nach einem hartnäckig im Umlauf befindlichen Gerücht sollen insbeson dere inaktive Militärpersouen als Schuldige in Betracht kommen. Inzwischen haben die Militärgerichte ihre Tätigkeit ausgenommen und arbeiten ununterbrochen Tag und Nacht. Wie es heißt, sollen auch bereits zahlreiche Hinrichtungen stattgesunden haben, wie überhaupt die Militärgerichte das Gesetz zum Schutze des S taates in strengster Weise handhaben. Wie jetzt feststeht, sind zahlreiche führende Persönlich keiten dem Attentat zum Opfer gefallen. Unter ihnen be finden sich der Bürgermeister von Sofia, der Präfekt des Departements, der Polizeipräfett und der Unterpräfett, mehrere Abgeordnete, dreizehn Generäle sowie zahlreiche hohe Offiziere und Regiernngsmitglicder. DieZahlder Verwundeten ist bereits auf 1300 gestiegen. s Rückkehr König Ferdinands nach Bulgarien? Die Wiener „Sonn- und Montagszeitung" bringt aus diplomatischen Kreisen die Nachricht, KönigBoris fei durch die fortgesetzten Attentate und Verschwörungen aufs tiefste erschüttert. Da der junge König ans allen Gefahren keinen Ausweg sieht, habe er sich mit einem »Hilferuf an seinen Vater, den früheren König »Ferdinand von Bulgarien, gewandt, der nach seiner Meinung als der Schöpfer des modernen Bulgariens allein die nötige Autorität und staatsmännische Erfahrung besähe, die Ruhe im Lande wieder herzustelleu. Sv0 Verhaftungen in Sofia. Sofia, 20. April. In Sofia sind bis jetzt über 500 Per sonen verhaftet worden, denen Mittäterschaft am Attentat au> die Kathedrale zur Last gelegt wird. Zahlreiche Verhaftet« sind von der erregten Volksmenge gelyncht worden. Kapi ran Krotncw, der die Höllenmaschine in der Kathedrale ange bracht hat, soll Selbstmord verübt haben. z Letzte Meldungen i Zusammenstoß zwischen Reichsbanner und Rotem Fconl- kämpserbund. Hamborn, 20. April. Am Sonntag vormittag wurde hier eine Gruppe von Angehörigen des Reichsbanners, die von einer Kundgebung heimkehrte, an der Thyssen-Brücke von einer Rotte des Roten Frontkämpserbundes mit Pflastersteinen be worfen. Hierbei wurde einer der Reichsbannerleute derart am Kopf verletzt, daß er besinnungslos zu Boden stürzte und das Bewußtsein bischeute noch nicht wiedererlangt hat. Der Täter wurde von der Polizei verhaftet. Neuer Schulkonflikt im Elsaß. Colmar, 20. April. Der Bezirksunterrickrsrat hat mit sechs gegen vier Stimmen bei einer Stimmenthaltung die Ein führung der Simultanschule genehmigt. Der Bischof Ruch hat persönlich die Bekenntnisschule verteidigt, ist aber mit seinem Anhang in der Minderheit geblieben, da die juristischen Sachverständigen entgegen ihrer früheren Haltung die Simultanschule als gesetzmäßig anerkannt haben. Dieses Ereignis in Verbindung mit der Absetzung der Lehrschwestern in Grafenstaden wird wieder einen neuen Kon flikt Hervorrusen. Kommunistische VerschNSruna in Belgrad. Belgrad, 20. April. Der Belgrader Polizei ist es ge lungen, einer weitverzweigten kommunistischen Organisation auf die Spur zu kommen, die den Zweck verfolgt» die Armee systematisch für die kommunistische Weltrevolution vorznbe- retten. Es wurden zahlreiche Verhaftungen vorge- nommen. s Hus unlerer keimst ) Ä>usoruss, 21. Aprü Merkblatt für den 22. April. Sonnenaufgang 4^ Mondaulgang 5? B Sonnemmiergang 7^ Mondumergang 6" N 1724 Immanuel Kant in Königsberg l. Pr. geb. St Morgenwanderung. Nachdem das erste junge Grün die Natur schmückt, lohnt sich eine MoMniwanderung: „Wer recht in Freuden wandern will, der geh der Sonn' entgegen; da ist der Wald so märchenstill, kein Lüftchen mag sich regen; noch sind nicht alle Lerchen wach, nur im hohen Gras der Bach singt leise den Morgensegen." — Mtsionen haben schon mit Emanuel Geibel so gefühlt und gesungen und Millionen »werden es gewiß noch tun, solange die Erde besteht. Der Langschläfer weih natür lich nichts von den Herrlichkeiten, die jeder neue Morgen auch jetzt schon bietet. Da geht, ent millionensältiges Glitzern und Leuchten und ein munteres Singen durch die Lüste, wenn die - ersten Sonnenstrahlen der schlummernden Natur ganz leise den ' Schlaf aus den Augen küssen. Wie Diamanten blitzen die silbernen Tautropfen auf. Die Vögel singen ihr fröhliches Morgenlied und leise schleicht sich in das Herz des Wanderers ein Gefühl des Friedens und der Ehrfurcht vor der Allmacht des Schöpfers, der über solchem Geschehen treulich waltet. Das Herz, das unter der Last der Alltagssorgen und Kümmerniffe zu zerbrechen drohte, wird frei und zuversichtlich. Darum heraus aus »den Stuben und fröhlich dem neuen Tag entgegen gegangen Verbandsberufsschule. Zu Beginn des neuen Schuljahres wurden an »der hiesigen Berbandsberufsschule 2 neue Lehrkräfte, Herr Diplom-Ing. Schwank! als ständiger Berufsschullehrer und Frl. Weiske als ständige Fachlehrerin eingewissen und verpflichtet. Die Gefamtschülerzahl beläuft sich augenblicklich auf 486; das sind etwa 20 Schüler mehr als sin vergangenen Schuljahre, die in 13 gewerblichen Klassen und 9 Mädchen-klassen unterrichtet wer den. Die MusKerfachklasse, die im vergangenen »Jahre wegen Auflösung der Kapelle eingegangen war, ist wieder mit 21 Schü lern neu gebAdet worden. Möge -sie mit »helfen, -gute Musiker auszubilden und den Ruf unserer Stadtkaipelle zu heben! Vorsicht bei Annahme von Dreimarkstücken. Innerhalb we niger Wochen sind hier zwei Dreimark--Falschsiücke angshalten worden. Die Falschstücke unterscheiden sich von ^den echten Mün zen dadurch, bah sie kleiner, aber stärker sind, einen Mchsmg- schimmer zeigen und die Ranbprägung „Einigkeit und Recht und Freiheit" undeutlich »ausgeführt »ist. Auch im Klang ist ein Unter- I schied zu verzeichnen. Im übrigen ist die Prägung der Vorder- und Rückseite ziemlich gut ausgeführt. Zettelankleben an den Häusern verboten. Wir haben schon oft gegen die Unsitte Front gemacht, Hauser, Bretterwände, Tele graphen- und Lichtmasie mit P'aEaten aller Art zu bekleben. Nicht allein, daß an den Stellen vielfach der Anstrich beschädigt wird, auch das Strahenbild wird dadurch verschandelt. Für Plakate usw. sind die städtischen Anschlagtafeln da. Der Hausbesitzerverein macht im Inseratenteile dieser Nummer bekannt, daß er gegen jedes Be kleben der Häuser m>t Anzeige der Täter vorgeht. Einer der neuen Autobuffe der Stadl Dresden war gestern mit Herren der Betriebsdirektion in unserer Stadt. Wie wir hören, wurden mit den Vertretern der interessierten Gemeinden unverbindliche Besprechungen zwecks Errichtung einer Krastwagen- verkehrsverbindung Dresden—Wilsdruff gepflogen. Eine große nationale Kundgebung veranstaltet der Wahlaus schuß des Re-chsblockcs im Amtsgrrichtsbezirk Wilsdruff Donners tag abend 8 Uhr im „Adler". Von Darbietungen der Stadtkapelle umrahmt, hält Herr Tögel-Coßmannsdorf eine Ansprache. Es wird auf die Teilnahme aller nationalgesinnten Männer und Frauen gerechnet. Ehem. 177er. Die Misderschensfeier der shrm. 177er findet nicht wie seither -üblich Anfang September, sondern am 4. und 5. Juli in Dresden statt. Beschlossen »ist für Sonnabend den 4. Juli nachmittags eine Totengebächtnisfeier und Kranznieder legung auf dem Garnisonfrie-dhofe, eine Bettretersitzung und ein Begrüßungsabend mit Ball im „Waldschlvßchen". Am Sonntag den 5. Juli früh Fahrt mit Svnderdampfer »nach Königstein; auf ber Rürffahrt Aufenthalt in Wehlen, daselbst Mavktfest; Höhen- boleuchtung. — Anfragen an Kamerad Heinert, Dresden-A., Knitzer Straße 145. Die Wiedersehensfeier des Fnßart.-Batl. 96 findet Sonn abend den 2. Mai, 7 Uhr abends, im Restaurant „Zum Prae- laten" (Nähe des alten Theaters) in Chemnitz statt. Der Sonn tag bringt einen gemeinsamen Ausflug nach der Pelzmühle. Zu sagen erbeten an Dr. Höppner, Leipzig-Reudnitz, Friedrich-Wil helm-Straße 1. * io flsbre vrlrkrsnkenkslle MlstimN-StsM. Am 1. Januar 1914 trat -die Allgemeine Oriskrankenkaff« Wilsdruff-Stadt ins Leben. Anläßlich des 10jährigen Bestehen» hat Herr Geschäftsführer Krause »eine Uebersicht über die Ent wicklung der Kaffe von der Grundlage 1914 bis mit 1924 auf- gestellt, der wir folgendes entnehmen: Im Jahre 1913 wurde vom Reichstage die neue Reichsversicherungsordnung verabschiedet und damit die alte Krankenversicherung ab 1. Januar 1914 aufgehoben. Das neue Gesetz umfaßt nunmehr die Kranken-, Unfall- und InvalidenversicherungundihregegenseitigenDerpflichtungen zu einander. Als 1. Kassenvorsitzender wurde auf Grund des 8 329 RVO-, da gültige Wahl eines solchen von Seiten der Kassenvertreter nicht eriolgt war, vom Versicherungsamt beider Amtshauptmannschaft Meißen am 11. Februar 1914 Herr Rechtsanwalt Dr. Kronfeld bestellt. Am 18 Februar 19!4 wurden: Herr Lagerhalter Paul Neumann als 2. Vorsitzender „ Tischler Hermann Röthig als 1. Schriftführer „ Gutsbes. Oskar Vink als 2. Schriftführer zum Vorstand gewählt. Nach Beendigung des Krieges wurde in der Vor standswahl am 14. Februar 1919 von Seiten des Gesamt vorstandes Herr Lagerhalter Paul Neumann einstimmig als 1. Kassenvorsitzender gewählt und hat derselbe seit dieser Zeit unentwegt und unermüdlich für den weiteren Aus bau der Krankenhilfe bei der Kasse gewirkt, so daß nach den ersten lOIahren die Kasse bereits als mustergültig im ganzen näheren Bezirk anerkannt werden muß. — Nach dem Kriege war das erste die Leistungen der Kaffe nach Möglichkeit auszubauen. Es wurde also 1919 mit Wirkung ab 1. Januar 1920 beschlossen die Familien hilfe für Frauen und schulpflichtige Kinder der Mitglieder einzuführen. Dieselbe bestand vorläufig in freier Arzthilfe und Beihilfe etwaiger Krankenhauskosten bis täglich 1,50 Mk-, sowie Sierbegeld. Feiner wurde als weitere Mehrleistung das Krankengeld von 50 auf 65 Hundertstel des Grundlohnes für die Mitglieder erhöht. Ab 2. Januar 192! wurde das Krankengeld als Mehrleistung auf 75 Hundertstel des Grundlohnes, ebenso die Beihilfe für Angehörige bei Krankenhauspflege entsprechend bis auf 5 Mk. erhöht. Im August 1922 murden den Familien angehörigen nunmehr auch die halben Kosten der Arznei zugebilligt, ferner die Beihilfe zu den Krankenhauskosten aus die Hälfte der jeweils erforderlichen täglichen Kranken haustaxe erweitert. Mit dem 1. Januar 1923 trat auch die Versicherungs pflicht der hausgewerblichen Arbeiter und Hausgewerbe treibenden neu in Kraft und werden Beiträge und Lei stungen den übrigen Versicherten gleichgestellt. Die Kasse hat pekuniär trotz der dauernden großen Arbeitslosigkeit der Versicherten infolge einseitiger Arbeits möglichkeit (hauptsächlich Möbelfabrikation) gut gearbeitet und ist auch mährend der Inflationszeit ihren Verpflich tungen gegen die Mitglieder, Aerzte usw. stets voll und rechtzeitig nachgekommen und hat ihre Leistungen nach keiner Seite eingeschränkt. Es war die einzige Kasse de «H!» Drei Dinge machen einen guten Meister: Wis sen, Können und Wollen. Sprichwort. Die Bauerngräfin. Roman von Fr. Lehne. 10. (Nachdruck verboten.) Nach einer seligen Minute ließ er sie aus seinen Armen, scheu nach ihr blickend. Da sah er an ihren Wimpern zwei glänzende Tropfen hängen, die sich lösten und langsam über ihre Wangen perlten. „Sind Sie mir böse?" fragte er leise und bang. Mit weichem, verwirrtem Lächeln schüttelte sie beinahe unmerklich den Kopf, ging dann aber hastig und schnell weiter. Die Erregung zitterte noch in ihr nach. Er folgte ihr in einigem Abstand. Herrgott, wie hatte er sich Hinreißen lassen — er war i doch kein junger Dachs mehr mit seinen dreiunddreißig j Jahren — aber dieses Mädchen — und er wußte doch nicht, , wer sie war. Der Zauber dieses Mädchens war stärker als sein festgefügter Wille. Niemals doch hatte er sich in leicht fertige Tändeleien eingelassen, hatte immer Naren Kopf und kühles Herz behalten. Er holte sie wieder ein. Auf keine Minute ihres nur noch kurz bemessenen Zusammenseins wollte er verzichten. Es wurde jetzt mit Macht dunkel. Die Nebel begannen Zu steigen. Weiße, durchsichtige Schleier wogten über den Wiesen, vom Mondlicht durchstrahlt, und schwarz und ge- ipenstig standen die Berge jetzt da. Garmisch war bald Erreicht; die ersten Villen sahen sie dicht vor sich. „Nun sind wir gleich am Ziel." sagte er. Seine Stimme Nang spröde; er suchte iü ihrem Gesicht zu lesen. Zürnte ^e ihm doch vielleicht? Sie hatten noch kein Wort wieder ge brochen. Da blieb sie stehe« und sah sich noch einmal um, wie ab- ,-hiednehniend. H „Wie schnell es dunkel geworden ist," bemerkte sie mit Mser, unsicherer Stimme. Ihre schöne, freie Unbesangen- K:it war ihr abhanden gekommen. M „In mir aber ist es hell," entgegnete er fröhlich, „in LÄr ist Sonne und Licht — ich spüre die Dunkelheit nicht. Nun habe ich eine Bitte, mein gnädiges Fräulein — ehe Wir wieder unter Menschen kommen, nennen Sie mir ihren Namen, damit ich in Erinnerung behalten kann, was mir heut' Schönes beschert wurde." „Und der Name allein kann Ihnen dazu Helsen?" lächelte sie. „Nein. Aber dennoch möchte ich ihn wissen." „Ich heiße Rosemarie." Er erwartete noch den Zunamen, und da sie schwie', fühlte er eine große Enttäuschung — es wurde ihm fo zur Unmöglichkeit, ihr nachzusorschen. „Rosemarie," sprach er weich und zärtlich nach. Wie gut der Name zu ihr Paßte, zu ihr. die einer köstlichen, prangenden Rose glich. „Rosemarie — meine Mutter hieß ebenfalls so." Da stutzte sie; ein Zug der Ueberraschung glitt über ihr Gesicht — sie wollte etwas sagen, wurde aber abgelenkt da von, da zwei Herren an ihnen vorübergingen, die sie scharf musterten, dann nach einigen Schritten Halt machten. „Eckardt — natürlich. Sie sind es. Hab' ich doch recht gesehen!" rief der eine. „Wo haben Sie denn gesteckt? Wir haben Sie in Hammersbach vergeblich erwartet, und nachmittags waren Sie auch nicht am Rissersee." „Eben von dort kam ich her. Hätten Sie gewartet," entgegnete er etwas gezwungen freundlich. Diese Begegnung jetzt mit den Herren, die eine flüchtige Hotelbelanntschast war, paßte ihm gar nicht, war ihm so unlieb, wie ihm nur etwas sein konnte. Ziemlich kurz ver abschiedete er sich und überhörte die neckenden Anspielungen auf seine schöne Begleiterin. Rosemarie war inzwischen weitergegangen. Seinen Namen hatte sie jetzt gehört — Eckardt hieß er — sie sann noch darüber, während er sie schon wieder eingeholt hatte. Aber nun waren sie bereits mitten im Ort, unter lachenden, schwatzenden Menschen, und die Gelegenheit und die Stim mung zu dem, was er noch hatte sagen wollen, war ver flogen. Er konnte den Faden nicht wieder knüpfen, da sie ihm auch nicht entgegenkam. Sie löste ihre Fahrkarte nach Starnberg. Seine Bitte, hatte sie — auch den eigenen Wünschen entgegen — nicht erfüllt. Es war besser so. „Wollen Sie mir schreiben, bitte, wie Ihnen diese Tour bekommen ist?" bat er. „Bis übermorgen bin ich noch hier." „Gern werde ich Ihnen schreiben — aber Ihre Adresse?" „Eckardt. Haus Eckardt. Hotel Alpenhos. Und die spätere werde ich Ihnen dann aujgeben." Sie lächelte. Beabsichtigte er, ein Briefwechsel einzulei- ten? Der Bahnhof füllte sich mit schwatzenden» drängenden» ermüdeten Leuten, fast alle im Touristenanzug, den Rucksack aus dem Rücken, in der Hand den Bergstock, oben mit einem Buschen Alpenrosen geschmückt. Schwer klappten die genagelten Schuhe. Er stand vor dem Wagen zweiter Klasse und hielt die schlanke, feste Mädchenhand in seiner fiebernden Rechten; alle Selbstbeherrschung hatte ihn verlaßen, nun es ans Scheiden ging und er fürchten mußte, sie aus den Augen zu verlieren. „Wir müssen uns Wiedersehen, gnädiges FrmckRn! Rose marie! Sonst lasse ich Sie nicht fort. Sie nu.^.a eS mir versprechen," bettelte tr. „Ich weiß nicht, wie," versetzte sie zögernd. „Sie gehören in mein Leben," kam es leidenschaftlich von seinen Lippen. Sie wurde blaß. ES überwältigt« sie. Er wußte doch gar nicht, wer sie war. „Ich muß immer an sie denken, Rosemarie, und Sie müssen es auch. Sagen Sie mir, wo ich Sie finden werde." Der Schaffner drängt« zum Einsteigen. „Rosemarie!" flehte Eckardt. Sie riß ihre Hand aus der seinen, stieg schnell ein und beugte sich dann aus dem Fenster zu ihm. Merkwürdig jung sah in der schwachen Beleuchtung sei» Gesicht aus, es erinnerte sich deutlich an ein anderes, das sie in ihrer Kinderheit gesehen, das sie lange nicht hatte ver gessen können in seiner ernsten Güte. Und der Jüngling, dem das Gesicht c^örte, hieß auch Hans Eckardt, doch er trug noch einen Nau^ollen Zunamen. Aufmerksam, jede Linie studierend, forschte sie jetzt in dem ihr bittend zugekehrten Männerantlitz. Die Erinnerung überwältigte sie. „Rosemarie, sagen Sie mir, wo sie wohnen. Sie dürfen mir nicht so davon — quälen Sie mich doch nicht so." Er stand aus dem Trittbrett und hielt ihre Hand fest. Ein grel les Pseisensignal, der Zug rückte an; im letzten Augen blick sprang Hans Eckardt herunter. „Rosemarie, schrei ben — ich darf Sie nicht verlieren!" (Forts, folgt.)