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«Alljährlich am Ostermon- tag findet in der Stadt 'Traunstein im Chiemgau, einem uralten Brauch gemäß, der sogenannte Georgiritt statt. Es ist eine Prozession zu Pferde, die den beiden Schutz heiligen der Pferde, St. Georg und St. Vitus, gilt und deren Ziel die nahe bei Traunstein gelegene, über 13VV Jahre alte Kapelle von Etten dorf ist, die seit alters dem geweiht war. Der Ursprung der Prozession geht wahrscheinlich — wie . bsriltonsn Lrisstsr xekükrt, »vt , ^0" z^sMskrtskirolis von Lttonäort crem 2vr Links: kn^ol -n l-loräo - tz^isobo Nxursn ans äom »Iton ^ValUabrtsbrauok der Pferdezucht von höheren Mächten erfleht wurde. Der Festlag bietet mit den Hunderten von Teilnehmern aus dem ganzen Chiemgau und den alten Trachten «in buntes Bild. Die Hauptperson im Zuge ist die Figur des heiligen Georg mit der Standarte, ihm folgen Knappen in mittelalterlicher Gewandung, römische Legionäre, Englein zu Pferd und geharnischte Ritter. Nach dem Gottesdienst bewegt sich der ganze Zug einmal um die Kapell«. In frohem Trab geht «s hierauf zurück nach Traunstein. heiligen VituS alle derartigen Umzüge — auf heidnische Zeiten zurück, und es ist anzunehmen daß der nackte Hügel, auf dem sich das Kirchlein erhebt, bereits in vorchristlichen Zeiten als Opferstätte aufgesucht wurde. Von frühesten Zeiten an haben sich die Bewohner des Chiemgaues mit Pferde zucht beschäftigt, das Wohl und Wehe mancher Familie hing davon ab und so ist es natürlich, daß Glück und Segen in Der an cksr altou l^allkabrtskirvbs von Lttonäork „Ach", rief oas junge Mädchen erfteut, „da hole ich gleich nachmittags welchen." Sie liebte die zarten Zweiblatt pflänzchen mit den glöckchenartigen Blütenrispen, die den Maiglöckchen so ähnlich sind, so sehr. Es war schon wie Frühling in der Welt gewesen, wochenlang, es hatte schon geknospt und gegrünt, — und auf einmal war Schnee ge kommen, in dichten, schweren Massen, und alles, alles war weiß verschneit. Nun aber hatte der Tauwind sich auf gemacht und schnob durchs Land . . . Im Erlengrund standen überall Pfützen und große Lachen, „Danken? Für eine selbstverständliche Pflicht? Ich — danke." Die Mutter hatte sofort ein warmes Bad gerichtet. Würde Hannelore erkranken? Würde es traurige Ostern geben? Ach nein, diese starke Iungmädelkraft überwand alles — Hannelore war am andern Tag, am Ostersonnabend, gesund wie immer. Nur innerlich — da war sie wie zer knickt, noch immer. Dazu das vorwurfsvolle Altfrauen- gesichtchrn unter der Tollrüschenhaube: „Wie willst du denn deinem Lebensretter danken, Lanne- dennoch — allüberall blühte der Springauf. Hannelore, in ihren derben festen Schnür stiefeln patschte vergnüglich durch den aufgeweihten Boden, drüben auf einer flachen Lügelwelle, alles übersät von Springaufglöckchen. Eine gestürzte Birke war gleichsam als Brücke über das Moor gelegt, über schwarzes, lauerndes Wasser. Beherzt betrat Hannelore den Birkenstamm und schritt hin über. Aber der Stamm war vor Nässe schlüpfrig glatt, — Hannelore tat einen kurzen Hellen Schrei und — lag im Wasser. Jählings aberwurde sie schreckens bleich, sie fand keinen Boden unter den Füßen, — das Moor — das Moor war erwacht, erweicht — sie sank, — sie sank. — „Hilfe! — Hilfe!" — Wer aber konnte fem ihre Stimme hören? Gott im Himmel erbarme dich! — „Hilfe! — Hilfe!" — Es knackte in den Erlenbüschen . . . Bis über die Lüften war Hannelore schon im Schlamm versunken ... Da — der Förster. Er stutzte nur einen Herzschlag lang, dann eilte er herzu und auf den Birkenstamm. Seinen festen Knotenslock streckte er Hannelore hin. Der Ertrinkende greift nach einem Stroh halm, Hannelore griff nach der gebogenen Krücke des Stockes, sie fest, ganz fest umklammernd. And so, mit Aufbietung seiner ganzen Kraft, zog der Förster die Versinkende heraus, nahm sie auf den Arm und trug sie wie ein Balance künstler über den Birkenstamm auf festes Land, — und brachte sie heim. Hannelore, de- und wehmütig und ganz geknickt, stammelte: „Sie haben mir das Leben gerettet, wie soll ich Ihnen danken?" — Armin Feldau lachte scharf heraus: lore?" — Ach, und Muhme Karolin' hatte ja recht! Sie mußte ihm doch danken, aber wie, wie? — In ihrem Stübchen hing ein Bild an der Wand. Der große Dichter Dante hat sich im Schmerz " um seine tote Geliebte von aller Welt abgeschlossen, selbst die Vor hänge seiner Fenster sind dicht geschlossen. — Plötzlich werden die Vorhänge zurückgeschlagen, Frühling und Sonne strömen herein, erstaunt sieht der trau ernde Dichter die Freundin der toten Geliebten, die junge, schöne Primavera im Lichtschein stehen: „Dante Alighieri, es ist O st ern heut!" — Lange, lange betrachtet Hannelore ihr Lieblingsbild, dann wendet sie sich zu ihrem Blumentisch, wählt ein Monatsrosentöpfchen, schlägt ein Tuch über und huscht von dannen... In der Försterei, die alte Arschl, ist nicht wenig erstaunt, als da plötzlich ein jung-schön- Mädchenwesen vor ihr steht. Aber dann wird sie behend wie ein Triesel. — „Der Herr Förster? Ei freilich, freilich is er da! Im Arbeitsstübl! Gehn Sie nur hinein — hinein!" Über seine Tabellen gebeugt saß der Förster. Jetzt hebt er den Kopf und wendet sich „Hannelore?!" Das Tuch ist zu Boden geglitten — verlegen, zitternd steht sie da, heimlichen Tränenflor in den dunkeln Augen. Das Monatsrösl hält sie ihm hin. „Ich — möcht Ihnen doch danken" Armin schließt Monatsrösel und Mädel in seine Arme. „Nun liebst du mich doch, Hannelore." „Ja, Armin, ja" . . . Im Dorf heben die Glocken an zu klingen. Voll und feierlich schweben die Klänge herüber — Ostern — Ostern ...