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zur Verfügung stehen wie uns. Angesichts der verschiedenartigen Auslegungen, welche die Zollbehörden den eigenen Tarifen geben, sind wir nicht in der Lage, mit Bestimmtheit sagen zu können, wie viel Zoll eine Waare beim Eintritt in ein Land zu tragen hat, wenn dieselbe irgendwie von den grossen Hauptsorten abweicht. Hierzu gehört vielmehr, wie zu allen Dingen, eine Erfahrung, die der Kaufmann mühsam und häufig mit grossen Opfern erwirbt. Wir konnten daher die telegraphische Anfrage nicht bestimmt beantworten, hätten aber auch von einer Antwort in der verlangten Weise absehen müssen, wenn wir uns eine Meinung über den Eingangszoll gebildet hätten, da der Hamburger Herr keine Mei nung, sondern mit Bestimmtheit den Zoll wissen wollte, den die einseitig beklebte Strohpappe zu tragen hat. Für eine bestimmte, von uns telegraphirte Zahl hätten wir unter Umständen die Ver antwortung tragen müssen. Wir sandten deshalb den telegraphischen Antwortschein un benützt zurück und antworteten brieflich etwa Folgendes: Es thut uns leid, Ihre telegraphische Anfrage über Zollsätze nicht beantworten zu können. In dem Zollvademecum, welches Sie für 5 AI. 20 Pf. von uns beziehen können, sind die amtlichen Sätze an gegeben. Ein Bezieher in Holland fragte brieflich am 17. Dezember an, wie hoch der Eingangszoll für Druckarbeiten nach England und Frankreich ist. Betreffs England wäre uns die Antwort sehr leicht geworden, da dieses Land bekanntlich keinen Eingangszoll auf Papierwaaren erhebt, und beim Versandt nur die Vorschriften der »Merchandise Marks Act« zu erfüllen sind. Frankreich hat jedoch eine Reihe von Zollsätzen für ver schiedene Drucksachen und überdies Maximal- und Minimaltarif. Betreffs dieser Anfrage müssen wir deshalb dieselbe Antwort geben wie unserem Hamburger Freunde. Uebelriechendes Pergamentpapier. Eine Berliner Firma lieferte an eine Butterhandlung einen grösseren Posten Pergamentpapier zum Einschlagen der Butter. Das Papier war bereits zerschnitten und mit der Firma der Butter handlung versehen. Diese verweigerte aber die Annahme mit dem Bemerken, dass das Papier übel rieche, mit ranzigen Fetten oder Oelen imprägnirt sei und sich deshalb zum Einwickeln von Butter nicht eigne. Die persönlichen Vorstellungen des Lieferanten fruchteten nichts; und um den Abnehmer von der Haltlosigkeit seiner Einwendungen zu überzeugen, liess er das Papier von einem Chemiker in Bezug auf die vom Abnehmer behaupteten Thatsachen untersuchen. Der Gang der Untersuchung dürfte wohl von allgemeinem Interesse sein und soll in Kürze, aber doch für den nicht chemisch gebildeten Fachmann verständlich, hier erklärt werden. Naturgemäss zerfiel die Untersuchung in zwei Theile: 1) in den physikalischen, d. i. Untersuchung des angeblich üblen Geruches, 2) in den chemischen, d. i. Prüfung auf Fette oder Oele. I. An dem Pergamentpapier wurde wiederholt gerochen, ein ganz schwacher Geruch auch wahrgenommen, doch konnte von einem Übeln Riechen des Papiers nicht die Rede sein. Beim Prüfen auf Geruch pflegt der Chemiker gewöhnlich den Körper anzuhauchen, um den ihm anhaftenden Geruch stärker zu entwickeln. Es hat sich herausgestellt, dass alle Papiere in ge wissem Sinne riechen, dass man sich aber beim Anhauchen mit dem Athem leicht durch den mehr oder weniger Übeln Eigen geruch desselben täuschen lassen und zu der irrigen Meinung kommen kann, dass die Wahrnehmung des übelen Geruches vom Papier herrühre. Ein Anhauchen des Papiers wurde also weder bei dieser ersten Probe noch bei den folgenden vorgenommen. Es war nun Aufgabe der weiteren Untersuchung, festzustellen, ob der durchaus belanglose Geruch des Papieres unter gewissen, dem wirklichen Gebrauch entsprechenden Verhältnissen stärker auftreten, und zwar unter denselben Bedingungen stärker als bei anderen Papieren, welche jman im gewöhnlichen Leben zum Einschlagen von Butter nicht beanstanden würde. Zum Vergleich wurden herangezogen: 1) ein in einer Handlung als beste Qualität gekauftes Pergament papier, 2) ein ausschliesslich mit Harz geleimtes Normalpapier 2a, 3) ein nur mit thierischem Leim behandeltes Büttenpapier, nur aus Lumpen mit 1,3 pCt. Asche. Bei jedem Versuch wurden von allen vier Papieren 10 g ab geschnitten und in Pulverflaschen von gleicher Grösse mit gut eingeschliffenem Stopfen gethan. Bei den trockenen Zuständen wurden die Papiere einfach in die Flaschen geworfen und diese dann verschlossen, bei den feuchten Zuständen wurden die Papier stücke vor dem Schliessen der Flaschen mit destillirtem Wasser bespritzt. Die Zeitdauer wurde für die Versuche bei 100° C. auf nur 1 Stunde, dagegen für die bei Zimmertemperatur (20—23° C.) auf 24 Stunden bemessen. Die Versuchsergebnisse sind in folgenden Tabellen zusammen gestellt: A. Trockener Zustand. B. Feuchter Zustand. Tempe ratur und Zeitdauer Das beanstandete Pergamentpapier Vergleichs perga mentpapier Normal 2a Büttenpapier a) Zimmer temperatur, 24 Stunden die Flaschenluft ist geruchlos, das Papier hat einen schwachen, nicht Übeln Geruch ebenso ebenso die Flaschen lüft ist geruchlos, das Papier hat einen schwachen, etwas unangenehmen Geruch b) 100° C. 1 Stunde die Flaschenluft hat einen schwach süsslichen, nicht Übeln Geruch ebenso die Flaschen luft hat einen übe len Geruch die Flaschenluft hat einen stark übelen Geruch Tempe ratur und Zeitdauer Das beanstandete Pergamentpapier Vergleichs perga mentpapier Normal 2a Büttenpapier a) Zimmer temperatur, 24 Stunden die Flaschenluft hat einen schwachen, aber nicht unange nehmen Geruch ebenso ebenso die Flaschenluft hat einen schwachen, aber übelen Geruch b) 100 0 c. 1 Stunde die Flaschenluft hat einen schwach süsslichen, aber nicht unange nehmen Geruch ebenso die Flaschen luft hat einen sehr stark übe len Geruch ebenso Aus diesen Zusammenstellungen geht hervor, dass das be anstandete Pergamentpapier unter den gegebenen Bedingungen sich ebenso verhält wie Pergamentpapier bester Güte, und dass es feinsten vegetabilisch oder animalisch geleimten Schreibpapieren hinsichtlich des Geruchs vorzuziehen ist. Als besonders wichtig muss hervorgehoben werden, dass der zu Anfang erwähnte ganz schwache, aber keineswegs unangenehme Geruch des Pergamentpapieres sich auch unter den ungünstigsten Verhältnissen nicht vermehrte. II. Um Anhaltspunkte für den chemischen Theil der Arbeit zu gewinnen, wurde zunächst ermittelt, ob das Papier wirkliches Pergamentpapier oder nur imitirtes sei. Zu dem Ende wurden kleine Stücke des Papiers in einem Probirglase mit verdünnter Natronlauge ungefähr 10 Minuten gekocht und das Ganze, nach Abschluss des Reagirglases durch den Daumen, wiederholt heftig geschüttelt. Während alle Papiere bei dieser Behandlung ausein ander gehen, d. h. in den ursprünglichen Ganzstoff übergeführt werden, bleibt echtes Pergamentpapier unverändert. Die in das Glas geworfenen Papierstücke hatten sich bei diesem Ver such garnicht verändert, mithin hatte man es in diesem Falle mit echtem Pergamentpapier zu thun. Vor der Prüfung auf Fette oder Oele musste auf Körper untersucht werden, welche bei dieser Bestimmung störend wirken konnten. Schon der Geschmack hatte gelehrt, dass das Papier mit Glyzerin imprägnirt war; dieses musste also zunächst entfernt werden. Das zur weiteren Untersuchung bestimmte Papier (25 g) wurde wiederholt mit kaltem destillirtem Wasser gewaschen bis das Glyzerin vollständig entfernt war; und zwar wurde warmes Wasser vermieden, um die etwa vorhandenen Fette nicht zu ver flüssigen und so der Ermittlung zu entziehen. Weiter musste geprüft werden, ob Harz, wenn auch nur in sehr geringen Mengen, anwesend sei. Es wurde ungefähr 1/2 g Papier mit Essigsäureanhydrid gekocht, das Lösungsmittel ab gegossen und nach dem Erkalten vorsichtig mit einem Tropfen konzentrirter Schwefelsäure versetzt. Wären auch nur die geringsten Mengen Harz im Papier gewesen, so wären sie durch eine vor-