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2260 PAPIER-ZEITUNC No. 79. Die Muster sind durch unmittelbare Auflage auf die mit licht empfindlicher Schicht überzogene Zinkplatte in der erforderlichen Anzahl neben einander übertragen, unter Belichtung erzeugt, und dann in Gestalt einer grossen Platte geätzt worden. In dunkler Farbe oder Bronce auf getönte Kalblederpapiere gedruckt, machen diese Muster mit ihrer unerreicht feinen und sauberen Ausführung einen eigenartigen, höchst anziehenden Eindruck. Sie würden sich besonders gut zu Schachtel-Ueberzügen für Papier-Ausstattungen chinesischen und japanischen Stils eignen. Ein anderes interessantes Erzeugniss der Feyl’schen Pressen ist Eis- oder Irispapier, welches über der Krystallschicht noch ein- bis zweifarbige Marmormusterung erhielt. Grössere tapetenartige Buntpapier-Muster verwendet Herr Feyl zum Druck von Flaschenpapieren, sowie zur Herstellung feiner Papiere für Rundschreiben, Plakate und Prospekte. Uns liegen solche Papiere vor, bei denen sich das Muster in leichten blauen Tönen von zartblauem Grunde abhebt, und die sich z. B. zur Her stellung von Buchhändler-Prospekten vortrefflich eignen würden. Herr Feyl hat die Vorderseite seiner Geschäftsbriefbogen in dieser Weise ausgeführt. Unter Benutzung kleinerer Muster müssten sich auch z. B. Spielkarten-Rückseiten und dergl. herstellen lassen. Wo es sich um Untergrundmuster für Briefbogen, Prospekte, Plakate handelt, lassen sich ohne Mühe freie Stellen aussparen, welche beim Dunkelfarbendruck umrahmt werden, die Firma, ein Wappen, Preismünzen, ein Sinnbild oder dergl. aufnehmen können. Die Aussparungen können die Formen von Kreisen, Herzen, Schildern usw. haben und werden dazu beitragen, die Drucksache interessant erscheinen zu lassen. Die Vortheile des von Herrn Feyl geübten Buchdruck-Bunt papierdrucks gegenüberder zur Beschaffung besonderer Druckplatten genöthigten, schwerfälligeren Steindruck-Technik dürften einleuchten und die Verbraucher solcher Papiere veranlassen, sich die Buch druck-Buntpapiere bei Bedarf vorlegen zu lassen. Bericht der Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin über Erzeugnisse der Papier-Industrie im Jahre 1891. Auch in diesem Jahre haben die Preise für Papier und Pappen ihre rückläufige Bewegung fortgesetzt und die Fabrikation wie den Handel nachtheilig beeinflusst. Bevor die Ursachen nicht gehoben sind, welche den wirthschaft- lichen Niedergang verschulden, in dem wir uns befinden, dürfte kaum an eine Aenderung zu denken sein. Allerdings hat die Ausfuhr in diesem Jahre im Vergleiche zum Vorjahre eine Besserung erfahren, aber die mehr ausgeführte Menge steht in keinem Verhältniss zu der vor handenen Ueber-Erzeugung, die nur bei Ermässigung der Preise Unter kommen findet. Von denjenigen Sorten, die hauptsächlich ins Ausland gehen, weisen ein Mehr auf 100 kg Pappen etwa 14 500 geringe Packpapiere 13 500 feinere - . 18 000 Schreib-, Druck- und andere Papiere „ 42 000 Ueber Pappenfabrikation berichtet eine Berliner Fabrik: a) Rohe Tfachpappe. Der Bedarf in Berlin selbst und nächster Umgebung, den wir schon im vorigen Jahre auf 4 000 000 bis 4 500 000 kg bezifferten, hat sich nicht wesentlich geändert und wurde in diesem Jahre fast ausschliesslich von den hier und in unmittelbarer Nähe ge legenen Rohpappenfabriken gedeckt. Die Produktion hat sich jedoch durch den Hinzutritt einer ganz nahe bei Berlin in Betrieb gesetzten grossen Fabrik vermehrt. Das infolgedessen grössere Angebot führte in der zweiten Hälfte des Jahres zu einer weiteren Preisreduktion, nachdem schon der Preis mit Schluss des Jahres 1890 um 2 M. für 100 kg herabgesetzt war. Diese billigeren Preise waren die Ursache, dass der Bedarf, speziell der Berliner Asphalt-Dachpappenfabriken, wie schon oben bemerkt, auch fast ausschliesslich durch hiesige Rohpappen fabriken gedeckt wurde, da der mit Frachtkosten verknüpfte Bezug von ausserhalb nicht mehr lohnend war. Der Absatz ausserhalb Berlins war durch die in den Provinzen gelegenen ebenfalls sich mehrenden Konkurrenzfabriken sehr erschwert und schleppend, und schon jetzt scheint eine Ueber-Erzeugung vorhanden zu sein, welche ein weiteres Abbröckeln des schon sehr niedrigen Preises per 1892 zur Folge haben dürfte. Der Export in roher Dach pappe ist unwesentlich, und eine Vermehrung desselben von der öster reichischen Zollermässigung am 1. Februar 1892 wohl nur in sehr geringem Umfange zu erhoffen. Zwischenhandel in roher Dachpappe findet überhaupt nicht statt, es wird vielmehr direkt an die Theerpappenfabrikanten geliefert. b) Der Umfang des Handels in Stroh- und Holzpappen (weissen und braunen), sowie grauen Buchbinder- und Albuni-Pappen befindet sich im Wachsen, da der Gesammtverbrauch der am Platze bestehenden Industrie zweige sich mehrt, wenn auch infolge des schlechten Geschäftsganges und der Konkurrenz die Preise fortwährend heruntergingen und auch noch weiter weichen. Während Stroh-, Holz- und sogenannte Leder pappen hier speziell durch den Zwischenhandel ihren Vertrieb finden, da die Fabrikation dieser Sorten ausschliesslich ausserhalb Berlins liegt, ist die Herstellung der grauen Pappen hier in Berlin auch zurück gegangen. Der Zwischenhandel führt das billigere Fabrikat aus den Provinzen an den Berliner Markt, so dass hier besseren und besonderen Anforderungen entsprechende Sorten vielfach gefertigt werden. L/uxuspapierfabrikation. Diese Industrie hat im Laufe des Jahres 1891 nicht günstig gearbeitet. Die Umsätze sind unter der Ungunst der allgemeinen Verhältnisse etwas geringer gewesen, und infolge der gros en Konkurrenz seitens des In- und Auslandes sind die Verdienste gegen das Vorjahr zurückgegangen. Chromos und Buntdruckartikel. Unter der Ueber-Erzeugung leidet dieses Fach fortdauernd und um so empfindlicher, als Amerika durch Einführung der hohen Eingangszölle den Import dieses Artikels wesent lich zurückgedrängt hat. Der Absatz im englischen Markte ist zurückgegangen; der Bedarf beschränkt sich auf wenige Artikel, hauptsächlich Karten und Reliefs, und, da die englische Kundschaft in grösseren Quantitäten einkauft, drückt sie derart auf die Preise, dass den Fabrikanten nur ein sehr geringer Nutzen verbleibt. Nur geringe Waare hat guten Absatz. Die Ausfuhr nach Frankreich und Russland leidet unter den hohen Eingangszöllen ausserordentlich, wird geringer und immer unlohnender, da bei dem hohen Steuerzuschlage die Artikel unverhältnissmässig hohe Marktpreise haben müssten, wenn die hiesigen Fabrikanten nicht so billig als irgend möglich arbeiten würden. Andere Staaten kommen mit ihren geringen Bedürfnissen nicht in Betracht, obwohl sich die stetige Abnahme des Bedarfs in Italien, Spanien und im Orient recht fühlbar macht. Papierausstattung, d. i. Aufmachung von Briefbogen und Briefumschlägen in verzierten Schachteln. Dieses Fach liegt nicht günstig, was den Hauptartikel, glatte Papiere und Briefumschläge in verzierten Um schlägen anlangt, indem neuerdings Papierfabriken, Briefumschlag fabriken und selbst Grossisten den Artikel herstellen und die Preise derart drücken, dass von einem Verdienst keine Rede ist. In feiner Waare ist der Bedarf sehr gering; sie dürfte leicht ganz ■aus dem Markt verschwinden, da die Fabrikanten nicht die Anschaffungs kosten verdienen können. Nur in Ausstattungen mit verzierten Monogrammen ist das Geschäft in bescheidenem Umfange beständig. Spitzenpapier-Fabrikation. Das Geschäft in diesem Artikel hat sich nicht geändert; die Preise sind sehr gedrückt infolge grosser Konkurrenz und massenhafter Erzeugung minderwerthiger Waare, welche leider nur zu leicht Abnehmer findet. Karnevalistische und Kotillongegenstände. Dieses Jahr hat den ge hegten Erwartungen durchaus nicht entsprochen. War der Umsatz auch grösser, so ist doch der Verdienst infolge der grossen Konkurrenz und der hohen Zölle des Auslandes so reduzirt, dass man die Lage der Branche als nahezu misslich bezeichnen muss. Bilderrahmen und Photographiekartons. Die Umsätze in dieser Branche dürften ungefähr dieselben sein, wie im vergangenen Jahre. Die geringe Waare (billige Photographiekartons, ein Hauptartikel) litt immer noch unter der billigst arbeitenden österreichischen Konkurrenz, der zu be gegnen für hiesige Fabrikanten mit grossen Opfern verbunden ist. Gestrichene Papiere und Kartons. Im Laufe des Jahres war eine Erlahmung der Kaufkraft deutlich bemerkbar. Viele Abnehmer mussten den Vertrieb des Artikels ganz oder theilweise einstellen. Die Folge davon war, dass ein Theil der Fabriken mit verkürzter Arbeitszeit arbeiten lassen musste, und dass sich stetes Unterbieten der Preise herausstellte. Die Fabrikanten mussten, um den Forderungen nach billigeren Preisen zu genügen, wiederum geringere Qualitäten herstellen. Weltausstellung zu Chicago 1893. Die amerikanische Ausstellungsdirektion hat auf Ersuchen der deutschen Behörde sich damit einverstanden erklärt, dass die über der deutschen Ausstellung im Hauptausstellungsgebäude befind lichen Galerieen den deutschen Ausstellern zur Verfügung gestellt werden. Die nordamerikanische Ausstellungsdirektion hat erklärt, dass sie den Bedenken, welche deutscherseits über die geplante Aus schmückung der grossen Vierung des Hauptindustriegebäudes er hoben worden sind, Rechnung tragen will. Während ursprünglich diese Ausschmückung den Amerikanern, Deutschen, Engländern und Franzosen überlassen war, wollten späterhin die Nordamerikaner allein für dieselbe Sorge tragen, und zwar war beabsichtigt, in der Vierung einen grossen ornamentalen Bau in maurischem Stile aufzuführen. Dieser Plan ist nunmehr nach der schon erwähnten Mittheilung der Ausstellungsdirektion fallen gelassen, und die einzelnen Nationen werden nunmehr an die Ausführung ihrer eigenen Entwürfe gehen. Es ist Sorge getragen, dass auch unter diesen Verhältnissen die Ausschmückung der grossen Vierung einen einheitlichen und harmonischen Charakter tragen wird.