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No. 92. PAPIER-ZEITUNG. Torf war, abgesehen von der minder guten Beschaffenheit der Schmelze, auch in Bezug auf die erhaltene Menge Natron der theuerste Brennstoff, obwohl derselbe, da er auf dem Grund und Boden der Fabrik liegt, nur den Arbeitslohn kostet. Auch die Kohle lieferte geringere Mengen und kam theurer als Holz feuerung. Die Löhne betragen auf 100 kg Schmelze 28 Pf. Wasserzeichen als Hilfsmittel zur Bestimmung des Alters und der Herkunft von Papier. C. M. Briquet in Genf hat auf Grund seiner in Nr. 43 er wähnten Sammlung von 8407 Pausen von Wasserzeichen alter Papiere, die meist aus italienischen Archiven stammen, ermittelt, in wie weit diese zur Feststellung des Alters und der Herkunft dienen können. Seine hierüber im »Bulletin de la Socit d’histoire et d’archologie de Geneve« erschienene Arbeit hat den Titel »De la valeur des Filigranes du Papier comme moyen de deter- miner Page et la provenance des documents non dats.« Die meisten Wasserzeichen kommen, wie in Nr. 43 gesagt, genau gleich nur 10 bis 40 Jahre lang vor, wahrscheinlich weil die Papiermühlen in andere Hände übergingen oder aufhörten. Nur wenige lassen sich bis 100 und nur einzelne auf eine Zeit dauer von 150 Jahren nachweisen. Dieselben finden sich auch nicht vorzugsweise in der Nähe des Erzeugungsortes, sondern viel fach in entfernten Ländern und zeigen, wie ausgedehnt der Handel mit Papier in der Zeit von 1285 ab war. Das Wasserzeichen kann daher nicht zur Feststellung des Verbrauchsorts, wohl aber in weiterer Grenze zur Ermittlung des Alters und des Erzeugungsortes dienen. Gewinnung der mineralischen Füllstoffe. Unter Schwerspath versteht man den von der Natur gelieferten schwefelsauren Baryt. Er kommt nur in vulkanischem Gestein oder Urgebirgen in mehr oder minder mächtigen Gängen vor, sehr häufig begleitet von Schwefelmetallen, namentlich von Schwefel blei, Schwefelantimon und Schwefelkies. In grossen Mengen wird der Schwerspath im Spessart, Thüringen, im Harz und im badischen Schwarzwald gefunden. Die durch Bergbau gewonnenen, weissen, grösseren und kleineren Stücke werden durch Fäusteln von an hängenden, unreinen Stücken und der Bergart getrennt, alsdann auf nassen oder trockenen Mühlen in feinstes Pulver verwandelt. Der gemahlene Schwerspath ist um so werthvoller, je reiner weiss seine Farbe und je feiner er gemahlen ist. Als Malerfarbe wird er für sich nicht angewendet, da er in Wasser wenig, in Oel noch weniger deckt. Bei der Farben- und Farblackfabrikation wird er dagegen in sehr grossen Mengen als Zusatz verwendet, um dunklere Farben heller zu machen. In gleichem Maasse findet auch der Schwerspath in der Maschinenpapierfabrikation zur Beschwerung des Papieres Verwendung. Der Schwerspath ist in allen gewöhnlichen wässerigen Lösungs mitteln unlöslich und in seinem chemischen Verhalten gegen andere Verbindungen so indifferent, dass er auf keine Farbe, mit der er gemischt wird, durch chemische Reaktion einwirkt. Wenn nur solche Schwerspathsorten, welche durch Eisenoxydhydrat gelblich gefärbt sind, zu Gebote stehen, so kann man weissere Sorten daraus dadurch herstellen, dass man das Mehl in kupfernen Kesseln oder in Holzgefässen mit verdünnter Salzsäure erhitzt, und das Erhitzen bei Anwendung von Holzgefässen durch Ein leiten eines Dampfstromes in die Säure bewirkt. Die Salzsäure, welche das Eisenoxydhydrat auflöst, muss dann durch sorgfältiges Auswaschen mit Wasser wieder entfernt werden, während das so gereinigte Pulver entweder erst getrocknet oder auch gleich nass verwendet wird. Ein Zusatz von Schwerspath lässt sich unter allen Bei mischungen am leichtesten erkennen und quantitativ bestimmen, da sowohl die Farben selbst durch geeignete Lösungsmittel leicht zersetzt und gelöst werden können, so namentlich Kreide und Gips, während der schwefelsaure Baryt durch jene Lösungsmittel nicht gelöst wird, sondern unzersetzt zurückbleibt. Sch wefelsaures Bleioxyd, welches etwa dem Schwerspath beigemengt ist, wird durch seine Braunfärbung mittels Schwefelammoniums leicht er kannt und kann, obgleich selbst schwer löslich, doch durch längeres, wiederholtes Erhitzen mit konzentrirter Chlorwasser stoffsäure, sowie wiederholtes Auswaschen des gebildeten Chlor- bleies, mit viel heissem Wasser in Lösung gebracht und so von dem Schwerspath getrennt werden. Ist der schwefelsaure Baryt aber mit Thon gemengt, so lässt sich der letztere durch Schmelzen des Gemisches mit saurem, schwefelsaurem Kali in Säuren löslich machen, während auch hier der schwefelsaure Baryt ungelöst bleibt. Unter Blancfixe, Permanentweiss usw. versteht man den künst lichen schwefelsauren Baryt, welcher aus dem im Mineralreiche vorkommenden Witherit dargestellt wird. Der Witherit ist nichts anderes als kohlensaurer Baryt, der in England in grosser Menge bergmännisch gewonnen wird. Eine Zeitlang wurde der künstliche schwefelsaure Baryt nur aus mineralischem Schwerspath hergestellt, da der Witherit oder kohlensaure Baryt noch nicht im Handel vorkam. Dieser natürlich vorkommende kohlensaure Baryt bildet nicht nur zur Darstellung des künstlichen schwofeisauren Baryts, sondern auch für die Gewinnung aller anderen Barytsalze den bequemsten Rohstoff, und sein Preis ist so niedrig, dass er mit grösstem Vortheile angewendet werden kann. Die Darstellung des künstlichen schwefelsauren Baryts aus Schwerspath beruht darauf, dass fein gepulverter Schwerspath durch Glühen mit Kohle oder kohlenstoffhaltigen Körpern zu Schwefelbaryum reduzirt wird: SO 3 , BaO + 4C=^ BaS + CO, indem dem Schwerspath durch Kohle C sämmtlicher Sauerstoff O unter Bildung von gasförmigem Kohlenoxyd CO entzogen wird. Dieses Schwefelbaryum löst sich nun in Chlorwasserstoffsäure zu Chlorbaryum auf, das in dem mit dieser Salzsäure angewen deten Wasser löslich ist: Ba S + HCl — Ba CI + H S. Das Baryumsulfat löst sich auch an und für sich, jedoch unter theilweiser Zersetzung, in Wasser zu einer gelben, sehr veränder lichen Flüssigkeit auf. Die erwähnte Auflösung des Schwefelbaryums in Salzsäure HCl erfolgt unter Entwickelung von Schwefelwasserstoffgas Hs, das natürlich auf passende Weise fortzuschaffen ist. Zu der er haltenen Auflösung von Chlorbaryum wird nun so lange verdünnte Schwefelsäure gesetzt, bis noch ein Niederschlag erfolgt, und dieser weisse, schwere Niederschlag bildet den künstlichen, schwefelsauren Baryt. Zugleich wird bei dieser durch die Gleichung: Ba CI + SO,, HO = SO- } Ba O + H CI versinnlichten Fällung die zur Lösung des Schwefelbaryums verwendete Salz säure wieder frei und kann daher bis auf den durch die Arbeit selbst unvermeidlich verloren gehenden Antheil aufs Neue zur Lösung von Schwefelbaryum Anwendung finden. Der durch Absetzen und darauf folgendes Abziehen der über stehenden Flüssigkeit erhaltene Niederschlag lässt sich von der anhängenden und verloren gehenden Salzsäure nur durch Aus waschen befreien, um so das »Blanc fixe en päte«, oder aber ge trocknet die unter oben angeführten Benennungen vorkommenden weissen Farben herzustellen. Wenn auch der Schwerspath andere Metall- und Edelmetallverbindungen als Verunreinigungen enthält, so gehen diese doch nicht mit in das Blanc fixe über, weil diese Metalle oder ihre Oxyde nicht durch die Schwefelsäure aus ihrer salzsauren Lösung gefällt werden, aber die angewandte Salz säure kann doch nur eine Zeit lang wieder gebraucht werden, gerade weil sich jene fremden, durch die Schwefelsäure nicht niedergeschlagenen Körper nach und nach darin anhäufen und das Auswaschen der Niederschläge erschweren. Die Fabrikation des Blanc fixe aus Schwerspath kann im Grossen folgendermaassen geschehen. Man erbaut sich eine Art Töpferofen, Porzellan- oder Ultramarinofen von solcher Einrich tung, dass man darin eine bedeutende Anzahl thönerner Tiegel aufeinander stellen und sie einer sehr starken Rothglühhitze aus setzen kann. Natürlicher Schwerspath wird sehr fein gemahlen oder in Ermangelung der nöthigen Anstalt dazu so angekauft. Dann hat man sehr fein gemahlene Holzkohlen oder besser feingemahlene backende Steinkohlen nöthig und irgend einen wohlfeilen klebrigen Stoff, als Theer, Steinkohlentheer, Leinsamenmehl, Oelkuchen, Kleie usw., welche, mit festen Körpern angemengt, diesen einen gewissen Zusammenhang geben. Doch müssen diese Stoffe organischer Natur sein und bei der Erhitzung verkohlen. Man wägt nun 100 kg trockenen gemahlenen Schwerspath und 25 kg gemahlene Kohle ab, mischt das Ganze gut durcheinander und siebt durch ein feines Haarsieb; hierauf vermischt man es mit Theer usw. und formt daraus einen zähen Teig. Der Teig kommt alsdann in einen Tiegel von guter Töpfermasse, und das Ganze in einen Töpfer-, Porzellan- oder Ultramarinofen mit wenig Zwischen räumen zum Durchzug des Feuers. Hierauf wird die Mischung unter allmäliger Verstärkung des Feuers zur Rothgluth erhitzt und einige Stunden in dieser Temperatur erhalten. Diese Glühöfen werden gut verschlossen und erst nach dem Erkalten erbrochen. Der Luftzutritt noch während des Glühens,nach dem Ausziehen des Feuers wäre aus dem Grunde schädlich, weil das Schwefel-