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2528 PAPIER-ZEITUNG. No. 88. Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- uud Schreibwaaren-Faches, welche Neues oder Bemerkens- werthes bieten, kostenfrei besprochen. Briefordner »Merkur«. Die Firma Hermann Herdegen in Stuttgart fertigt einen als Mappe ausgebildeten Briefordner mit dem nachstehend abgebildeten und beschriebenen Verschluss. Figg. 1 und la zeigen den Mechanismus im Zustande des Verschlusses, Figg. 2 und 2a geöffnet. Figg. 1 und 2 stellen Fig. 1. Fig. 2. denselben entblösst und von unten gesehen dar, Figg. la und 2a von der Seite gesehen. A und A t sind die von ähnlichen Formungen her bekannten Bügeltheile, von welchen A am Ende eine kleine Höhlung, A t einen kurzen Dorn aufweist, der in die Höhlung hineinpasst. Beide sind in der Kapsel K eingenietet, und zwar A unbeweglich im Boden der Kapsel, A, in dem beweglichen, mit Zapfen Z in Lagern der Kapsel-Schmalseiten ruhenden Stück B. Blattfeder D, welche mit zwei Nieten im Obertheil der Kapsel befestigt ist, hat das Bestreben, dadurch, dass sie einen der beiden Fig- 3. zungenförmigen Ausläufer des Stückes B fortgesetzt emporzu drücken sucht, den Bügeltheil A x von A abzudrängen. Dieses Bestreben wird bei erfolgtem Zusammenschluss dieser beiden Theile verhindert durch die Feder E, welche über den zweiten zungenförmigen Ausläufer von B einschnappt, sobald man die beiden Bügeltheile aneinandergedrückt hat. Das freie Ende der Feder E ragt aus einer Oeffnung der Kapsel heraus, und wenn man dasselbe in der in Fig. 2 durch Pfeil e angedeuteten Richtung nach A hindrückt, hört der von Feder E bisher gebotene Widerstand gegen den Druck der Blattfeder D auf, Bügeltheil A x springt zurück, und die Vorrichtung ist behufs Einführung vor gelochter Blätter geöffnet. Die verhältnissmässig einfache Vorrichtung macht einen soliden Eindruck, arbeitet zuverlässig und ist durch eine Anzahl kräftiger Nieten mit dem Rückdeckel verbunden. Am steifen und flachen Rücken ist eine federnde Klemmbügel-Vorrichtung befestigt, welche es ermöglicht, den Briefordner beim Blättern in der für diese Hantirung bequemsten Lage, mit senkrecht auf dem Rückdeckel stehendem Rücken zu erhalten. (Fig. 3.) Der Vertrieb des Briefordners für Berlin ist der Firma Otto Günther & Carl Meyer, Berlin S., Stallschreiber Strasse 6, übertragen. Holzbrandtechnik. Das Verfahren, auf glatten Holz- und Lederflächen Zeichnungen in unvergänglichen Brandstrichen her zustellen, ist sehr alt, wurde aber bis vor wenigen Jahren wegen seiner Umständlichkeit und der Unzuverlässigkeit der früher dazu verwendeten einfachen Werkzeuge nur sehr wenig geübt. Man benutzte meist in Holzgriffe gefasste Metallstifte, die über einer Spiritusflamme oder einer anderen Wärmequelle glühend gemacht wurden. Die grösste Schwierigkeit war, den für gleich mässige Brandstriche erforderlichen unveränderten Hitzegrad der Stifte auf der geeigneten Höhe zu halten. Erst die Erfindung einer Vorrichtung, welche den Brandstift während des Arbeitens fortwährend glühend erhält, ermöglichte es, die Holzbrandtechnik derart zu vervollkommnen, dass sie heutigen Tages als eine der beliebtesten Dilettantenbeschäftigungen, sowie auch als gewerbliche Kunsttechnik gilt. Eine Beschreibung der Vorrichtung wurde schon im Jahrgang 1887, Seite 460 gebracht. Sie fand rasche Verbreitung und wird jetzt vielfach zur Flächen Verzierung an grossen und kleinen Gegenständen, z. B. Wandbrettern, Füllungen von Kästen, Schränken, Truhen und anderem Haus- und Küchen- geräth, dann auf Rahmen, Tischplatten, Konsolen, Wandtellern, Schalen, Lampen, Glasuntersätzen, Büchsen, usw. verwendet. Die Brandzeichnungen, welche je nach dem Aufdrücken und dem Hitzegrad des Stiftes Abtönungen vom zartesten Lichtbraun bis zum kräftigdunkeln Rothbraun aufweisen, vereinigen in sich den Charakter einer kräftigen Federzeichnung oder Radirung mit den weichen Tönen der Kreidemanier. Eine sehr zweckmässige und leistungsfähige Ausführung eines solchen Holz- und Leder-Platin-Brennapparats zum Einbrennen von Zeichnungen und Malereien auf Holz- und Leder liefert die Firma Heinr. Evers, Köln-Neustadt, Venloerstr. 6. Die Vorrichtung besteht, wie nebenstehende Abbildung zeigt, aus einem schwarz gebeizten Kästchen, in welchem sich 1) ein Doppel - Birngebläse, 2) eine Flasche mit eingeschliffenem Stöpsel, 3) ein mit zwei Röhrchen verbundener Gummi stöpsel, 4) der hohle Brennstift befinden. Vor Gebrauch fülle man das im Apparat befind liche Fläschchen genau halb voll mit ge reinigtem Benzin und setze darauf das Kork- Mundstück, welches man vorher mit Wasser angefeuchtet hat, luftdicht auf. Hierauf vollende man die Zu sammenstellung des Apparates in der durch obige Abbildung veranschaulichten Weise. Der freieren Bewegung halber kann man beim Brennen das Benzinfläschchen auch irgendwo ausserhalb des Kastens aufstellen. Nachdem dies geschehen, giesse man Spiritus in den im Kasten eingefügten Spiritusbrenner, zünde an und erhitze alsdann die Platinspitze in der Flamme. Erst nachdem der ganze Stift bis zum Holzgriff erwärmt ist, nehme man das Gebläse zur Hand und setze dasselbe durch leichtes Drücken in Bewegung, bis die Spitze anfängt roth zu glühen. Dann kann das Brennen beginnen. Die Spirituslampe ist jetzt überflüssig, da der Brenner mittels des Gebläses rothglühend erhalten wird. Diese Gluth darf indess nie durch zu schnelles und starkes Drücken der Birne bis zum Weissglühen gesteigert werden, da hierdurch der im Brenner enthaltene Platinschwamm schmelzen, und der Brenner somit un tauglich würde. Indem man nach Belieben das Gebläse etwas stärker oder schwächer bewegt, kann man mit dem Platinstift kräftige oder zarte Zeichnungen in das Holz oder Leder einbrennen. Sobald das Brennen beendet ist, setzt man den Glasstöpsel luft dicht wieder auf, damit das im Benzin enthaltene Kohlenwasser stoffgas sich nicht verflüchtigt. Die Handhabung ist, wie wir uns überzeugen konnten, einfach, leicht und ungefährlich.