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2432 PAPIER-ZEITUNG. No. 85. Schreibmaschinen. Von Albert Hoffmann und, Ernst Wentscher. Fortsetzung zu Nr. 84. 2. Typenhebel in gerader Linie, mit Tasten. Die Maschinen dieser Gruppe sind bei Weitem nicht so zahl reich vertreten wie die der Gruppe 1. Sie haben den letzteren gegenüber gewisse konstruktive Vorzüge, aus denen sich indessen zum Theil auch wieder Schwierigkeiten ergeben, die in der vor aufgegangenen Gruppe nicht eintreten. Die Hauptschwierigkeit der Typenhebelmaschinen in konstruktiver Hinsicht und die Ursache ihres immerhin hohen Preises (selten unter 400 M.) liegt in der Anordnung der Typenhebel. Diese muss nämlich so getroffen werden, dass die auf einen grösseren Raum vertheilten Typen hebel beim Anschlag mit ihren die Typen tragenden Enden alle auf einen und denselben Punkt treffen. Wenn nun auch von diesem Gesichtspunkte aus die Lagerung der Typenhebel im Kreise, oder, genauer ausgedrückt, in einer Kegel- oder Cylinderfläche sich so zu sagen von selbst darbietet, so ist doch in konstruktiver Hin sicht diese Anordnung an und für sich und namentlich mit Rück sicht auf die Tasten nicht die einfachste und daher auch nicht die billigste. Denn mit Rücksicht auf die Lage der Arme und den Bau der menschlichen Hand ist es — wie bereits erwähnt — nicht zweckmässig, auch die Tasten im Kreise, also den Hebeln entsprechend, anzuordnen. Für die Tasten muss vielmehr die be währte Anordnung der Klaviertasten in einer geraden Linie bei behalten werden. Liegen aber die Typenhebel im Kreise, die zu gehörigen Tasten dagegen in gerader Linie, so werden natur gemäss ihre Längen, Drehpunkte und Verbindungen mit den Hebeln ungleichartig und für jede Taste einer und derselben Klaviaturhälfte verschieden ausfallen. Geht man also von der einmal gegebenen zweckmässigsten Tastenanordnung aus, so erscheint die kreisförmige Lagerung der Typenhebel nicht mehr als die konstruktiv vollkommenste; es liegt vielmehr der Gedanke nahe, auch die Typenhebel in eine gerade Linie bezw. in eine Ebene zu bringen. Dann ist die gegenseitige Lage von Taste und Hebel die denkbar einfachste und für alle Tasten bezw. Hebel dieselbe, sodass nun alle Tasten, Typenhebel und Verbindungstheile untereinander gleichartig gestaltet sein können. Bei dieser Anlage würden aber die Typen nicht ohne weiteres auf einen und denselben Punkt aufschlagen, sondern zunächst nur in einer über die ganze Ausdehnung der Maschine sich erstrecken den geraden Linie neben einander liegende Abdrücke erzeugen. Es sind demnach noch Einrichtungen erforderlich — und darin liegt die neue Schwierigkeit, — welche die Typenhebel zum Aufschlagen auf einen und, denselben Punkt veranlassen. In welcher Weise dies geschieht, soll bei der Besprechung der hierher ge- hörenden Maschine angegeben werden. Fitch. Typenhebelmaschine mit Typenhämmern in Reihenstellung und 27 Tasten. 3 Typen auf jedem Hammer; daher Umschalttasten für Grossbuchstaben und Zeichen. Schlag von oben nach unten, von hinten nach vorn. Un mittelbare Typen-Einfärbung durch ein farbgetränktes Filzröllchen. Gewicht: 5 kg. Maasse: Breite 25 cm, Höhe 23 cm, Tiefe 30 cm. D.R. P. 39 977, 44 230; 50 724. Generaldepot bei Mahl & Blankenhagen, Berlin SW., Lindenstrasse 12. Die »Fitch« ist ein sehr leicht gebautes Maschinchen, bei welchem vermöge der aus Fig. 33 ersichtlichen Hammer- und Hebel-Anordnung die Schreibthätigkeit vor den Augen des Arbeitenden ausgeübt wird. Die Hämmer und Tasten stehen in Reih’ und Glied und schwingen um gemeinsame Axen. Der Hebel- und Hammer-Mechanismus ist in der durch Fig. 34 veranschaulichten Weise angeordnet: Der zweiarmige Tastenhebel a hat in b seine Stütze. An seinem hinteren Ende c ist er mit einer Drahtstange e beweglich verbunden, welche anderseits an dem Ansatz f des Hammerhalters g ansetzt. Wenn man nun auf die Taste t drückt, so wird die Stange e emporgestossen und der um die feste Axe i schwingende Typenhammer d mit Typen h herabgeschnellt. Beim Niedergange der Hämmer streichen die Typen an einer kleinen mit Filz überzogenen und mit Farbe getränkten Rolle vorbei und empfangen von derselben die zum Abdruck nöthige Farbe. Jeder Hammer trägt drei Typen, und die Umschaltung für Grossbuchstaben und Zeichen erfolgt in der mehrfach er wähnten Weise durch Umschalt-Tasten. Das Typenhammergestell bewegt sich dann um den erforderlichen Betrag vor oder zurück. Die Grossbuchstaben haben 11/2 fache Breite der Gemeinbuchstaben, so dass sich die Schrift schon etwas mehr der Druckschrift nähert. Das beim Arbeiten verursachte Geräusch ist verhältnissmässig gering. Das Aufschlagen der Typenhebel auf einen und denselben Punkt wird bei dieser Maschine dadurch erreicht, dass jeder Hebel nahe an seinem Drehpunkt ein Scharnier trägt, also eigentlich aus zwei gelenkig mit einander verbundenen Theilen besteht’ Der untere kürzere Theil schwingt beim Anschlägen der zuge hörigen Taste in einfacher Weise, während der obere beim Herab schwingen vermöge des Scharniers gleichzeitig seitlich nach dem Druckpunkte hinschwingt. Hierzu wird er durch die die Farb ¬ rolle tragenden konvergirenden Führungsarme veranlasst, an denen er beim”Niedergang entlang streift. Infolgedessen stellen sich die Typenhebel beim Abdruck so ein, dass ihre schräg abge bogenen oberen Enden alle in die Mittellinie der Maschine fallen, in welcher die Druckstelle belegen ist. Die Scharniere sind federnd eingerichtet, so dass die Typenhebel beim Hochschwingen wieder ihre Normalform annehmen. Die Führungsarme sind mit Filz oder dergl. bekleidet, um Geräusch beim Auftreffen und Entlanggleiten der Typenhebel zu vermeiden. Die Anordnung der Buchstaben ist aus Fig. 33 ersichtlich. Konstrukteur der Maschine ist Eugene Fitch in Des Meines, Jowa, V. St. A. Slocum. Aehnlich der Fitch, aber einfacher, ist die Maschine von W. H. Slocum in Buffalo (D. R. P. 36 362). Bei dieser bestehen die Tastenhebel C und Typenhebel D aus einem Stück (Fig. 35), welches bei f so verseh wacht ist, dass es an dieser Stelle federt, und dadurch für den Theil D, der die Type E trägt, neben der aufwärts schwingenden Bewegung gleichzeitig die erforderliche seitliche Schwingung zulässt. Die Theile D gleiten in der Nähe von f in Führungsschlitzen zwischen den Zungen h an einer Leiste F des Maschinengestells A (Fig. 36) derart, dass alle Typen E in die gemeinsame, konische Oeffnung g unterhalb der Druckstelle eintreten,