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2430 PAPIER-ZEITUNG. No. 85. Meinungs-Austausch über Schreibmaschinen. Breslau, 17. Oktober 1892. Auch die Firma, bei welcher ich angestellt bin, betrachtet die von Ihnen jüngst gebrachten Abhandlungen über Schreibmaschinen als sehr zeitgemäss und dankenswert!), und da ich hier seit über zwei Jahren mit einer Remington arbeite, möchte ich Ihnen zu dem in Nr. 83 Ihres geschätzten Blattes enthaltenen diesbezüglichen Artikel einiges Er- wähnenswerthe bemerken. (Folgen zunächst vergleichende Urtheile über die Leistungen einiger Maschinen ersten Ranges. Wir geben dieselben nicht wieder, weil Anschauungen und Erfahrungen auf diesem Gebiete sehr verschieden sind, und weil wir keinen Interessenkampf her aufbeschwören wollen.) An schlechten Kopieen von Maschinenschrift sind erfahrungsgemäss nicht nur Farbe und Papier, sondern meist auch ungenügendes Kopir- Verfahren schuld. Maschinenbriefe usw. erfordern wegen der Zähigkeit der Farbe bedeutend nässere Behandlung als Tintenbriefe; ein Maschinen brief liefert z. B. bei zweitmaligem Kopiren, nachdem die Farbe durch das erstmalige etwas erweicht ist, gewöhnlich einen besseren Abdruck, als bei erstmaligem. Wilh. Baumann, Stenograph u. Masch.-Korrespondent i. H. Gebr. Kolker. * ♦ Köln, 17. Oktober 1892. Ich habe gefunden, dass die Excelsior-Kopirvorrichtung sich zum Kopiren von Maschinenschrift weniger gut eignet als zum Kopiren von Federschrift. Bei Maschinenschrift sind gut-feuchte Lappen erforder lich, z. B. Korth’s Patent-Leinen-Kopirblätter. Man muss Maschinen schrift-Briefe 1—21/, Minuten, da die Farbe nicht so leicht löslich ist wie Tinte, unter der Presse lassen. Da zu Maschinenbriefen stark ge feuchtete Lappen verwendet werden müssen, so ist eine reichliche Anzahl derselben vorräthig zu halten, und die Presse darf nicht, wie es in sehr vielen Fällen zu Unrecht geschieht, allzu fest zugedreht werden. Wer dies befolgt, wird immer befriedigende Kopieen erhalten. * . . H. Tolck. Leipzig, 18. Oktober 1892. An einer Beurtheilung der verschiedenen Systeme möchte ich mich nicht betheiligen, weil ich selbst eins derselben vertreibe; aber der Artikel der Herren Berger & Wirth enthält einiges Andere, was mich interessirt, besonders die Klage über schlechtes Kopiren. Zunächst ist hervorzuheben, dass Maschinenschrift unbedingt stärkeres Anfeuchten erfordert als Tintenschrift; kommt es daher vor, dass Beides zusammen bezw. hintereinander kopirt werden soll, so ist die grösste Achtsamkeit seitens des Kopisten nöthig, geschieht das noch dazu auf einer Shannon- Excelsior-Kopirmaschine, so wird es doppelt schwierig, weil die grössere oder geringere Feuchtigkeit des Papieres hier von der Walzenstellung abhängt, durch die das feuchte Papier vorgeht; dieselbe für jeden Brief einzeln zu reguliren, ist kaum ausführbar. Ist das Papier für Maschinenschrift entsprechend feucht, so läuft Tinte stark aus; ist es für letztere angemessen, so ist es zu trocken für Maschinenschrift; das könnte der Mangel sein. Leider ist es nicht angegeben, inwiefern die Kopieen ungenügend sind. Sind sie zu blass oder verwischt? Vielfach wird überhaupt dem Kopiren nicht die genügende Sorgfalt gewidmet. Es kommen auch bei Tintenschrift viele Klagen, das Papier kopire schlecht, trinke usw., was allemal ein Beweis zu grosser Nässe ist. Aber das wird nicht zugegeben, sondern man hört stets: Wir haben immer so kopirt! Einen ähnlichen (Jebeistand habe ich bei Kopirdruck gefunden, wo man darüber klagte, dass der Kopirdruck gut kopire, die Tintenschrift aber von dem schlechten Papiere zum Auslaufen veranlasst werde. In solchem Falle ist natürlich zu nass kopirt worden, und da sich Kopirdruck ebenso wie Maschinenschrift verhält und viel Nässe fordert, die Tinte dagegen wenig, so ist diesem Uebelstand kaum abzuhelfen; man kann nicht zweien Herren oder zwei entgegengesetzten Zielen zu gleich dienen. P. H. W asserkraft-Pacht. Wir haben verschiedentlich über den Tunnel berichtet, der bei Niagara Falls von oberhalb der Fälle bis nach unterhalb ge bohrt wird und aus dem durch in Schächte gesetzte Turbinen etwa 100 000 Pferdestärken verfügbar werden sollen. Die mittlere Station mit 3 Turbinen von je 5000 Pferdestärken soll zur Er zeugung von Licht dienen, die übrige Kraft wird vermiethet. Die Kraft-Miethspreise sind nach dem jetzt angegebenen Tarif folgendermaassen festgesetzt: Bei Entnahme von 5000Pf.-St., 24 Stunden täglich, für jede Pf.-St. 10 Dollar jährlich, 4500 » 24 4000 » 24 300 „ 24 Eine Kraft » » » » » 10,50 „ » » » » » »11 ■ » » usw. 91 7 ” n n »,.2 » von 600 Pferden wird hiernach etwa 10 000 Dollar — 42 000 M. jährlich kosten. Die Preise sind so bemessen, weil Dampfkraft für nur 10 Stunden täglich von 25 bis 40 Dollar jährlich kostet. Welligwerden brauner Holzpappen. Auf die Frage 222 in Nr. 80 sind folgende Antworten ein gegangen : Sogenannte Hüglige oder wellige Pappen kommen bei Cylinder- oder Lufttrocknerei nach dem Satiniren nicht vor. Nur solche Pappen werden wellig, die in Trockenstuben künstlich getrocknet wurden und aus Holz bestehen, welches vor dem Kochen noch zu grün war. Wird aber zum Kochen gut abgestandenes Holz verwendet, so fällt auch das Welligwerden der Pappen in der Trockenstube fort. Die Pappen aus der Trockenstube, welche wellig sind, stellt man am .besten in einen luftigen Raum, aber aufrecht, und setzt sie nach vielleicht einem 'tage in Stössen zusammen, bis man es für gut erachtet, dass dieselben satinirt werden können. Die Wellen in den Pappen entstehen aber auch durch das An klammern derselben in den Trockenstuben, wenn schmale und breite Pappen nicht richtig geklammert werden, d. h. wenn zwischen diesen Sorten beim Aufhängen kein Unterschied gemacht wird. Schmälere Pappen sind z. B. nur mit 1 Klammer, breitere dagegen mit 2 Klammern aufzuhängen, und auch darin muss der Arbeiter, welcher die Pappen aufhängt, geübt sein, damit der Abstand der Klammern bei grossen Formaten nicht zu weit genommen wird. Die sehr schwachen Pappen werden überhaupt nicht geklammert, sondern nur auf runde Hänge stäbe umgeschlagen, bei vielem Vorrath doppelt übereinander. Auch muss darauf gesehen werden, dass aus der Trockenstube nur gut trockene Waare herausgeschafft wird, aber keine Pappen, welche in der Mitte noch feucht sind, denn in diesem Falle nehmen dieselben beim Satiniren eine schwärzliche Färbung an und fangen an, an den Rändern zu brechen. Geschieht es, dass Pappen zu trocken aus der Stube ge nommen werden, so sind sie in luftige Räume zu bringen; sie werden dann nach kurzer Zeit wieder weich und geschmeidig. r. * * Sachsen. Gegen das Welligwerden der braunen Holzpappen beim Trocknen lässt sich nicht viel thun. Nur die von der Maschine weg gutgepresste Pappe verzieht sich nicht so sehr. Dagegen lassen sich die welligen Biegungen am besten dadurch entfernen, wenn man die trockene Pappe einsprengt und nachher tüchtig beschwert. Allerdings darf man eine derartige Pappe nicht sofort satiniren, sondern muss sie eine Zeit lang im beschwerten Zustande stehen lassen; je länger, desto besser! Zum Einsprengen hat man jetzt in den meisten Fabriken ein ent sprechendes eisernes oder kupfernes Spritzrohr angeschafft, und die Arbeit geht damit sehr gut von statten. B. Eine ausführliche Abhandlung über diesen Gegenstand ist uns von einem erfahrenen Fachmann zugegangen und wird erscheinen, sobald von den zugehörigen Zeichnungen Holzschnitte ange fertigt sind. Vorsicht! Von einer deutschen Papierfabrik wird uns folgender Fall mitgetheilt: Mitte August verlangte die Firma W. & W. in London auf Grund unserer Anzeige in der Papier-Zeitung Muster und Preise von Zellstoff papier, welchem Wunsche wir entsprachen. Acht Tage darauf fragten W. & W. an, in welcher kürzesten Zeit wir 4500 kg davon liefern könnten. Wir gaben eine kurze Lieferfrist an und baten gleichzeitig um Aufgabe von Referenzen. Darauf erhielten wir Bestätigung des Auftrags, vorausgesetzt, dass wir die Waare innerhalb 14 Tagen in London anlieferten, und als Referenzen wurden uns zwei uns unbekannte Londoner Firmen aufgegeben, welche wir dann ersuchten, uns telegraphische Auskunft über W. & W. zu geben. Zuvor hatten wir bereits bei einem grösseren Auskunftsbureau wegen der Firma W. & W. angefragt und erhielten folgende Auskunft: »Diese Firma befindet sich in der angegebenen Wohnung seit Jimi d. J. und hat ein kleines Kontor im zweiten Stockwerk inne. Der Eindruck, welchen die Leute machten, war wenig vertrauenerweckend, und es erscheint nicht rathsam, ihnen irgendwelchen Kredit zu gewähren, es sei denn, dass sie ihre finanziell gute Lage durch gute Referenzen nach wiesen. Sollten Sie in der Lage sein, solche zu erhalten, und sie mir zu übermitteln, so würde ich weitere Nachforschungen anstellen.« Mit Bezug auf die beiden als Referenzen aufgegebenen Firmen telegraphirte uns das Auskunftsbureau: W. und F. nicht glaubwürdig! Wir schrieben an W. & W., dass uns die aufgegebenen Referenzen unbekannt seien und baten um andere, möglichst deutsche Papier fabriken, oder, falls solche nicht aufgegeben werden könnten, um Ein sendung eines Cheks vor Anfertigung der Waare. Inzwischen kamen auch die telegraphischen Antworten der beiden Londoner Firmen an. Die eine lautete: »150 Lstr. ganz gefahrlos«, und in dem nachfolgenden Briefe schilderte die Firma die Herren W. & W • als durchaus respektable Leute, die immer pünktlich bezahlten. Die andere Auskunftsfirma telegraphirte die Worte: »Ganz sicher« und schrieb, sie würde keinen Anstand nehmen, der Firma den betreffenden Kredit einzuräumen. Wir aber liessen uns trotz dieser vortrefflichen Auskünfte nicht verleiten, die Waare zu liefern, erklärten vielmehr nochmals, dass wir den Auftrag nur gegen vorherige Einsendung eines Cheks ausführen würden. Es kam keine Antwort, und die Lieferung unterblieb.