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Buchgewerbe. Druckindustrie, Buchbinderei, Buchhandel. Sachliche Mittheilungen finde» kostenfreie Aufnahme; Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Eingesandte Werke finden Besprechung. Druck von Autotypieen. Der Druck von Autotypieen gehört zu den schwierigsten Aufgaben der Buchdrucktechnik. Alle die auf Abstufung der Töne bezüglichen Aufgaben, welche den Maschinenmeistern beim Holzschnittdruck gestellt werden, treten auch beim Autotypie druck an sie heran und werden vergrössert durch die Seichtheit der Vertiefungen, die Uebelstände des Verschmierens unter dem Einfluss ungeeigneten Aufzugs, ungeeigneter Farbe und unge eigneten Papiers. Nur wenige Druckereien leisten in der Kunst des Autotypie drucks Hervorragendes. Sie erreichen dies durch sorgfältigste Wahl der Walzen, eine den besonderen Anforderungen der auto typischen Klischees angepasste Zurichtung, peinlichste Reinhaltung des Farbwerks und die Benutzung einer Druckfarbe von höchster Feinheit und Theilbarkeit. Man ist zu der Ueberzeugung gelangt, dass beim Autotypie druck mit gewissen überkommenen Anschauungen gebrochen werden und für diese volksthümlichste Art der Vervielfältigungs- Technik in gewissem Sinne ein eigner neuer Zweig der Druck- Technik ausgebildet werden muss. Während die im autotypischen Fach geübten Drucker ihr Wissen möglichst für sich behalten, haben die autotypischen Anstalten naturgemäss das höchste Interesse daran, die beim Autotypiedruck gewonnenen Erfahrungen zu ver allgemeinern. Die Vertreter der führenden Anstalten haben es auch an solchen Belehrungen nicht fehlen lassen. Insbesondere waren es Carl Angerer, Mitinhaber der Firma Angerer & Göschl in Wien, und Josef Ritter von Schmaedel, Mitinhaber der Meisen bach-Gesellschaft in München, welche mehrfach mit ihren Er fahrungen an die Oeffentlichkeit traten. Von dem Letztgenannten enthält Eders »Jahrbuch für Photographie und Reproduktions- Technik« einen lesenswerthen Aufsatz, welcher durch den in demselben Werk enthaltenen Beitrag eines tüchtigen Buchdruckers, Friedrich Jasper in "Wien, werthvolle Ergänzung findet. Wir geben aus beiden Arbeiten das Wesentliche wieder. J. Ritter von Schmaedel sagt: Was den Druck resp. die Vorbereitungen zu demselben an belangt, so muss in erster Linie hervorgehoben werden, dass nur gute Druckmaschinen befriedigende Resultate zu Tage fördern können. Insbesondere müssen die Walzen von bester Beschaffenheit, ohne Poren und Löcher, und vor allem »zugkräftig« sein. Die Walzen müssen genau auf Schrifthöhe gestellt werden, damit sie das Klichee leicht einschwärzen, denn steht die Walze zu tief, so hat dies zwar bei Holzschnitten und anderen Druckformen nicht viel zu sagen, wohl aber bei Autotypieen, bei welchen dadurch insbesondere die Halbschatten leicht zugeschmiert werden, was bei richtiger Walzenstellung vollständig vermieden wird. Auch die Druckcylinder-Bekleidung ist von grösster Wichtigkeit. Am besten hat sich nachstehender Aufzug bewährt: Ueber einen satinirten Kartonbogen werden 4—5 Bogen satinirtes gewöhnliches Papier gespannt, worauf man mit dem selben als Druckcylinder-Bekleidung vom Klichee auf ein Blatt Papier einen Abdruck in richtiger, mässiger Stärke macht, d. h. so, dass alles deutlich sichtbar ist, nicht aber so stark, dass die Ränder sich pressen. Auf diesem Abzug werden vorsichtig mit Seidenpapier alle etwaigen Unebenheiten ausgeglichen und zwar derart, dass sie allmälig verlaufen. Nun rollt man die 4—5 über dem Karton befindlichen Bogen zurück unter die »Greifer« der Maschine und lässt über den Kartonbogen »leer laufen«, um auf demselben einen schwachen Abdruck des Bildes zu erhalten. Nach diesem schwachen Abdruck wird die gemachte »Aus gleichung« genau passend auf den Karton aufgeklebt, und die unter den »Greifern« befindlichen Bogen werden wieder darüber gedeckt, so dass sich also die Zurichtung auf dem Karton befindet und die 4—5 dünnen, satinirten Bogen dieselbe bedecken. Sind alle etwaigen Unebenheiten ausgeglichen, so macht man auf dünnes Schreib- oder Briefpapier einige Abzüge und stellt eine genaue Zurichtung her, wie man solche zum Drucke von Holz schnitten und anderen Illustrationen benöthigt. Diese Zurichtung wird auf die vorher besorgte Ausgleichung, also ebenfalls unter den 4—5 satinirten dünnen Bogen, auf den Karton aufgeklebt, worauf selbstverständlich die Bogen wieder darüber gedeckt werden. Die Zurichtung kommt deshalb auf den Kartonbogen, damit kein Strecken oder Verziehen vorkommen kann. Die dünnen, satinirten Bogen aber werden darüber ge spannt, damit die aus Seidenpapier geschnittenen oder gerissenen Ton- oder Schatten-Abstufungen sich nicht schroff im Abdrucke markiren. Durch die satinirten Bogen werden nämlich natur gemäss die Uebergänge gemildert. Ein nun folgender Abdruck wird, wenn die Zurichtung ent sprechend gemacht wurde, das Bild richtig, klar und deutlich zeigen, bis auf einige allenfallsige kleine Mängel, die wieder in derselben Weise wie das erste Mal mit Seidenpapier auszu gleichen sind. Auch die zu verwendende Druckfarbe spielt bei der Erzeugung des Bildes eine grosse Rolle. Mit schlechter grober Farbe ist ein reines Abheben der Struktur des Bildes unmöglich. Man muss daher eine gute, fein geriebene, nicht zu schwache Illustrations farbe, ähnlich wie bei tonigen Holzschnitten, verwenden. Dass bei grossen Auflagen hie und da »gewaschen« werden muss, ist selbstverständlich. Ein wesentlicher Faktor bei der Erzeugung des Bildes durch den Buchdruck ist aber insbesondere auch die Beschaffenheit des abhebenden Materiales, d. h. des Papieres, welches zum Druck verwendet wird. Und zwar ist es weniger die Qualität des Papier stoffes, als vielmehr die Qualität der Papierfläche, welche aus schlaggebend ist. Der Druck von Autotypieen verlangt eine mög lichst geschlossene, glatte und gleichmässig ebene Papierfläche. Diese aber kann je nach Beschaffenheit des Materiales, welches zur Papiererzeugung verwendet wurde, auch bei minder werth iger Qualität des Stoffes erzeugt werden, wenn es nur gut satinirbar ist. Auf unsatinirtes Papier sollen keine Autotypieen gedruckt werden, wenn tadellose Bilder verlangt werden. Es liegt nicht nur im Interesse der Anstalten, welche sich mit photochemischen Reproduktionsmethoden befassen, sondern ganz besonders auch im Interesse der Papierfabrikanten und Buchdrucker, dass von ihrer Seite alles aufgeboten wird, den er rungenen Fortschritten zu entsprechen. Das ganze Streben der modernen Reproduktions-Technik geht darauf hin, die Erzeugung des Bildes bei höchster Vollendung rasch und billig zu gestalten, so dass es der grossen Masse fast eben so leicht zugänglich ge macht werden kann, wie das geschriebene Wort. Die Papierfabrikation soll deshalb trachten, auch billigere Sorten des Papieres so zu produziren, dass dieselben mit entsprechender Satinage versehen werden können, während der Buchdrucker als letzter Mitarbeiter an der technischen Erzeugung des Bildes alles aufbieten muss, die neuen Errungenschaften zu fördern und das gemeinsame Ziel, das Bild der Massenbildung zur Verfügung zu stellen, mehr und mehr verwirklichen zu helfen. Auch ihm ist durch die Fortschritte der modernen Reproduktions-Technik ein weites Gebiet geschäftlicher Thätigkeit erschlossen worden. Herr Friedrich Jasper äussert sich wie folgt: Seit Erfindung der Autotypie geht das Bestreben jener Anstalten, welche sich mit der Herstellung solcher Klichees befassen, dahin, durch Verfeinerung des Rasters oder Kornes, bei thunlichster Tiefe der Aetzung, Druckplatten zu erzeugen, welche nicht nur wirkungs voll im Bilde sind, sondern auch dem Drucker möglichst wenig Schwierigkeiten bei seiner Arbeit machen. Die Erreichung dieses Zieles ist deshalb ungemein schwer, weil diese zwei Anforderungen sich nicht decken, sondern im Gegentheile nahezu ausschliessen. Je feiner das Korn oder der Raster ist, desto schmäler werden auch die Zwischenräume der Punkte oder Linien, und desto seichter wird auch die Aetzung. Da nun beim Drucke zum Aufträgen der Farbe auf das Klichee elastische Walzen verwendet werden, die mit einiger Spannung angedrückt werden, so lagert sich die Farbe nicht nur auf dem Relief der Klichees, sondern auch in den erwähnten seichten Zwischenräumen ab, und da beim Abdruck die Farbe nur vom Bilde des Klichees an den Papierbogen ab gegeben wird, so häuft sich dieselbe in den Zwischenräumen immer mehr an, bis der Moment eingetreten ist, dass diese mit Farbe ganz gefüllt sind, beim Drucke gleichfalls Farbe ab geben und im Bilde nicht mehr weiss erscheinen. Wir nennen diese Erscheinung »Schmieren« und können dieselbe nur dadurch beseitigen, dass wir das Klichee mittels Terpentins oder Benzins waschen, ehe der Moment des Schmierens eingetreten ist. Dies erfolgt je nach der Tiefe der Aetzung, meist nach hunderten von Drucken, kann aber oft schon nach zehn oder zwanzig Drucken eintreten. Dadurch entsteht für den Drucker nicht nur ein grosser Zeitverlust, sondern auch eine wesentliche Auslage für Wasch mittel, und sein Verlangen nach offenen, das heisst tiefgeätzten Autotypieen ist gewiss berechtigt. Der erwähnte Uebelstand wird allerdings in etwas durch die »Kraftzurichtung« des Buchdruckers gemildert, die darin besteht, dass derselbe auf dem Druckcylinder durch sehr sorgfältig