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No. 27. Neue amerikanische Papierfabrik. In dem Thal des Fox river, Wis., ist, wie »The Paper Mill« mit- theilt, der Bau einer neuen, der Shattuck and Babcock Company gehörigen Papierfabrik fertig geworden, welche feine Schreibpapiere aus Lumpen erzeugen soll. Wenn eine solche neue Fabrik von sachverständigen Fachleuten errichtet ist, zeigt sich durch ihre Einrichtungen am deutlichsten, was sich bis dahin auf diesem Ge- biete bewährt hat. Es ist deshalb stets von Interesse, einen Blick auf dieselbe zu werfen. Die Lumpen kommen an einem Ende des nachstehend skizzirten langgestreckten Baues in ein vier Stock hohes Gebäude, wo sie ganz oben gestäubt, sortirt und geschnitten, und in den untern Stockwerken gelagert werden. An dieses Gebäude schliesst sich ein Raum, in welchem 3 Drehkocher von je 5000 kg Stoffgehalt stehen. In dem darauf folgenden Gebäude stehen 6 gusseiserne Waschholländer von je 500 kg Stoffgehalt und 8 mit Kupfer aus gekleidete Ganzholländer von gleichfalls 500 kg. Unter diesen Holländern befinden sich 26 Abtropfkästen von je 5000 kg Stoff inhalt. Die 2 Papiermaschinen von 78 und 86 Zoll Breite stehen auf gleicher Höhe mit den Holländern, also eine Treppe hoch. Das anstossende Gebäude hat über dem Raum zu ebener Erde wieder 4 Stockwerke, deren 3 obere zum Trocknen geleimten und in Bogen geschnittenen Papiere dienen. Eine Treppe hoch stehen 11 Kalander, 2 Satinirmaschinen, 2 hydraulische Pressen und 2 Schneidemaschinen. Das nächstfolgende Gebäude ist eben so hoch, und dessen beide obersten Stock werke dienen gleichfalls zum Trocknen thierisch geleimter Bogen. 2 Treppen hoch stehen 5 Liniir- maschinen, eine Treppe hoch eine hydraulische und eine Stempelpresse, Falzmaschinen und Schneide maschinen. In einem 8 Stockwerke hohen Thurm neben 763 terpentinhaltig. Schon im Jahre 1550 behandelte Pare Schuss- Verletzungen mit einer aus Rosenöl und Terpentin bestehenden Salbe und erreichte damit selbstverständlich bessere Ergebnisse, als mit der früheren wahrhaft kannibalischen Methode, nach welcher man die für vergiftet gehaltenen Schusswunden mit siedendem Oel (!) vollgoss. Zorn sagt im Jahre 1714, das Terpentin reinige und heile die Wunden, und es widerstehe wegen seiner balsamischen Natur der Fäulniss. Man benutzt daher das Terpentin heute noch zur Behandlung brandiger, besonders aber hospitalbrandiger Wunden und verwendet insbesondere das durch Destillation des Terpentins gewonnene Terpentinöl zu diesem Zwecke. Zur Reinigung und Desinfektion von Wunden und Geschwüren und ihrer Umgebung giebt es nach Dr. Ernst Fischer, Handbuch der allgemeinen Verbandlehre (Stuttgart, 1884, Verlag von Ferdinand Enke), kein besseres Mittel als Terpentinöl, welches ebenso wie das Terpentin und das Tereben eine grosse anti septische Kraft besitzt, und welches auch noch die von der Oberhaut abgesonderten fettigen und anderen Substanzen löst. Erst bei dauernder Berührung mit der Oberhaut löst es dieselbe, reizt und zerstört sie; man muss daher bei seiner Anwendung einen Ueberschuss vermeiden. Das Terpentin ist also sehr stark antibakteriell, und da es gegen Wund bakterien sehr kräftig auftritt, so ist auch anzunehmen, dass es den Tuberkel- Bazillen gegenüber sehr schädlich sein kann. Bekannt ist es ja, dass die Lungenkranken von den Aerzten mit Vorliebe in hochgelegene, waldreiche Gegenden, sogenannte Luft-Kurorte geschickt werden, wo sie nicht allein sehr reine und ozonreiche Luft ge- PAPIER-ZEITUNG der thierisch Kessel- Haus Papier- Maschine Dresel len Lumpen Stäuber Kocher Holländer Was serthurm Kalander Zurichten dem Papiermaschinen-Gebäude befinden sich an höchster Stelle 2 Wasserbehälter von 600001 Inhalt, von denen aus 2300Spritzröhren gespeist werden, welche sich durch alle Räume erstrecken und zum sofortigen Löschen jeden Feuers dienen sollen. Zur Ver minderung der Feuersgefahr ist das Hauptgebäude ausserdem in 8 durch feuersichere Wände geschiedene Theile getrennt. Der Schornstein ist 160 Fuss hoch und steht, wie die ganze Fabrik, auf felsigem Grund. Der Raum für die Turbinen, welche die ganze Fabrik treiben, ist aus dem Felsen gesprengt, und eine dieser Turbinen von 100 Pferdestärken dient zum Antrieb von 2 Edison- Dynamo-Maschinen, welche mittels 400 Lampen alles beleuchten. Die Frontseite der Fabrik (in der Skizze unten) ist einem vom Fox river abgeleiteten schiffbaren Kanal zugewendet; an der Rückseite (oben) geht ein Strang der Chicago and North Western Railway vorüber, von welchem zwei Nebengeleise dicht an der Fabrik münden. Die Verkehrsverhältnisse sind demnach überaus günstig. --x.. Zellstoff-Dämpfe als Mittel gegen Schwindsucht. Schon wiederholt hat die »Papier-Zeitung« sehr interessante Berichte über diesen Gegenstand gebracht. Sehr richtig weist Herr Knösel in Nr. 16, Seite 439, darauf hin, dass Terpentin, (ebenso wie Tereben = C 90 H,6, ein Zersetzungsprodukt des Terpentinöls) beim Verdunsten Ozon entwickelt. Das Tereben ist eine angenehm, gewürzig riechende ölige Flüssigkeit von brauner Farbe, in Alkohol, Aether und Wasser wenig löslich, mit Oelen aber in jedem Verhältnisse mischbar. Es wird in England seit neuerer Zeit vielfach beim Wundverbande in Anwendung gebracht. Im reinen Zustande wird es zum Desinfiziren jauchiger, brandiger und schlecht aussehender Wunden, mit Oel vermischt zum Durchtränken der Verbandstoffe, mit Wasser im Verhältniss von 30:550 zusammengeschüttelt zum Waschen der Wunden und ihrer Umgebung, zum Eintauchen der Binden usw. benutzt. Das Terpentin selbst ist ein uraltes Wundverbandmittel. Es wurde besonders gern den Wundsalben zugesetzt, welchen man ausserdem noch balsamische Stoffe zumischte. Auch die meisten Pflaster, so auch unser gewöhnliches Heftpflaster, sind messen, wo sie auch im gewürzig duftenden Walde sich ergehen, und wo sie sich viel Bewegung in frischer Luft machen müssen, wodurch die Ernährung des Körpers im all gemeinen gehoben wird, was zur Folge hat, dass der ganze Organismus sich bedeutend kräftigt und den schädlichen Ein flüssen der verschiedenen mikroskopisch kleinen Krankheits- Erreger um so leichter widerstehen kann. (Wir möchten daran erinnern, dass unser Mitarbeiter M ... im Jahrgang 1890, Seite 952, die Zerstäubung einer durchgeschüttelten Mischung von 1 Liter Wasser und 1 Esslöffel Terpentinöl als Erfrischungsmittel für Fabrikräume an heissen Sommertagen empfahl. D. Red.) Obwohl ich noch nicht Gelegenheit hatte, in Natronzellstoff- Fabriken thätig zu sein, so halte ich es im Hinblicke auf die chemischen Eigenschaften des Holzes doch für sehr wahrschein lich, dass in denselben sich terpentinhaltige Dämpfe entwickeln können. In Sulfitzellstoff-Fabriken, besonders in denjenigen nach System Mitscherlich, in welchen das Holz bekanntermaassen vor dem Kochen gedämpft wird, zeigen sich derartige Dämpfe beson ders stark beim Dämpfen des Holzes. Der dabei dem Kocher entströmende Wasserdampf hat einen stark gewürzigen, an Waldes duft erinnernden Geruch, welcher jedenfalls auch Terpentin mit sicli führt. Kondensirt man diesen Wasserdampf, so erhält man eine gelbliche, harzig riechende Lösung, welche aus dem Holze einige organische Bestandtheile und auch einige Aschensalze aufgenommen hat. Eine Bestimmung dieser letzteren habe ich bereits in meiner vorjährigen Abhandlung »Chemie des Sulfit verfahrens« in der Papier-Zeitung veröffentlicht. Auch beim Kochen des Holzes mit Sulfitlauge, besonders gegen das Ende der Kochung und beim nachherigen Offnen des Kochers, kann man einen sehr gewürzhaften, von der schwefligen Säure zwar etwas scharfen aber bei gut gelungener Kochung trotzdem nicht unangenehmen Geruch verspüren. Einmal rochen die Dämpfe beim Abgasen eines Kochers, wie ich mich erinnere, sogar sehr deutlich und angenehm nach Vanillin, welches bekannter maassen ein Derivat des Coniferin’s ist. Ob diese Dämpfe Ozon zu entwickeln imstande sind, wie reines Terpentin beim Verdunsten, kommt mir fraglich vor, nach-