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1406 PAPIER-ZEITUNG. No. 49. Daraufhin richteten wir eine Abtheilung der im Bau begriffenen dritten Anlage zur Erzeugung dieses Stoffes ein. Nach deren Voll endung in etwa 3/1 Jahren besuchte ich die gedachten Fabriken per sönlich, um ihnen mitzutheilen, dass wir nun in der Lage seien, regel mässig zu liefern. Der Preis stelle sich auf 151/ M. anstatt 161/2 M. Zu meinem Erstaunen erhielt ich die eben so einstimmige Antwort, dass sich die Verhältnisse inzwischen der art geändert hätten — Schrenz lumpen und altes Papier kosten jetzt fast garnichts mehr — dass dieser Stoff kein Interesse mehr biete. Zu dieser Zeit wurden wir von mehreren Seiten aufgefordert, uns an der Gründung einer grossen, neben Waldhof gelegenen Papierfabrik zu betheiligen, um nicht nur diesen Abfallstoff, sondern alle andern sich ergebenden minder werthigen Sorten direkt zu verarbeiten. Der Stoff sollte aus unseren Holländern direkt in die der Papierfabrik gepumpt werden, um alle Trocknungs-, Verpackungs- und Transport kosten usw. zu ersparen. Aus naheliegenden Gründen wiesen wir diese Anträge kurzer Hand ab, stellten aber eine unserer Zellstoffmaschinen lediglich zur Verarbei tung dieses geringen Packstoffes zur Verfügung. Nun bekamen wir einen Antrag aus dem Auslande, einen Vertrag zur Lieferung grösserer Mengen geringer Packpapiere, welche seither ans Schweden bezogen wurden, auf mehrere Jahre abzuschliessen. Um den deutschen Markt zu entlasten, nahmen wir den Antrag an und stellen nun, da auch Papiere unter 100 g verlangt werden, welche wir auf der Zellstoffmaschine nicht machen können, eine Papiermaschine auf, auf der sich jede Stärke arbeiten lässt, denn wir bedürfen die seither hierzu benutzte Trocken maschine zur richtigen Ausnützung unserer Zellstoffanlage, so dass wir für die Folge wieder prompt liefern können. Dies ist und bleibt die ganze projektirte Papiermacherei Waldhofs, welche nach der jüngsten anonymen Anzeige in der Papier-Zeitung nicht nur sämmtlichen deutschen Packpapierfabrikanten das Geschäft unmöglich machen, sondern die ganze deutsche Papierindustrie ge fährden soll. Schluss der Versammlung’ 5 Uhr. I * # TT * Unmittelbar an die Versammlung schloss sich das Festmahl in dem prachtvollen Speisesaal des Europäischen Hofes, wo Herr Gastwirth Rudolf Sendig, der einer alten Papiermacher-Familie entstammt, die Fachgenossen begrüsste. Äusser den Theilnehmern an der Versammlung hatten sich noch mehrere Damen, sowie die Herren Maschinenfabrikanten Wagner-Coethen, Füllner - Warmbrunn, Herren G. Grollmann- Düsseldorf, Dr. Müller-Altdamm, Haas-Waldhof, Brune-Nestersitz, Bierbrauer-Loehnberger Hütte, Wolff-Schwarza, Seume-Dresden dazu eingefunden. Von den Tischreden wollen wir nur die jenigen erwähnen, welche die österreichischen Gäste des Vereins feierten und die warme Erwiderung seitens des Vorsitzenden des österr.-ungar. Vereins, Herrn Ritter von Kink. Nach diesen Aus sprachen erscheint es zweifellos, dass der Besuch weitere gemein same Thätigkeit zur Folge haben und gegenseitigen Nutzen stiften wird. Die österreichisch-ungarischen Genossen dürfen stets der sympathischsten Aufnahme bei uns sicher sein. Der Abend vereinigte die Fachgenossen in der Wirthschaft zu den drei Raben. Viele derselben unternahmen am Mittwoch einen Ausflug in die sächsische Schweiz, während andere, wie Schreiber Dieses, an diesem Tage der Versammlung der Holz zellstoff-Fabrikanten beiwohnten. Metalltücher. Der Artikel »Metalltücher« in Nr. 45 der Papier-Zeitung enthält so viele Unrichtigkeiten und entspricht so wenig dem wirklichen Sach- verhältniss, dass ich mich veranlasst sehe, darauf Folgendes zu er widern : Zunächst ist die Behauptung des Verfassers, dass die Siebe nicht mehr so lange hielten wie früher, entschieden zu bestreiten. Ich habe in Nr. 34 der Papier-Zeitung unter der Aufschrift»Grosse Siebleistungen «, Zeugnisse verschiedener Papierfabriken veröffentlicht, welche das gerade Gegentheil bewiesen, und bin gern bereit, Interessenten auf Wunsch mit weiteren Angaben und Zeugnissen erster Häuser an die Hand zu gehen. Wenn mitunter weniger gute Ergebnisse erzielt werden, so giebt es dafür viele Ursachen, die dem Siebe nicht zur Last gelegt werden dürfen, wie jedem Fachmanne bekannt ist. Was speziell die Ausführungen des englischen Siebfabrikanten über Qualität und Herstellung der Siebdrähte anbetrifft, so sind solche in keiner Weise zutreffend; sie beweisen eine völlige Unkenntniss der Drahtfabrikation und Verkennung der einfachsten Grundsätze derselben. Es ist zunächst vollkommen unrichtig, (wenigstens für uns in Deutschland}, dass früher der Draht zwischen jedem Zuge geglüht worden sei, denn damals wusste man so gut wie heute, dass der Draht durch häufiges Glühen nicht verbessert, sondern verschlechtert wird. Durch das Ziehen werden dem Drahte, um bei dem Bilde des Ver fassers zu bleiben, die Muskeln nicht zerrissen, sie werden ihm vielmehr gestählt und gehärtet. Wenn man Draht, der nach Angabe des Artikels nach jedem Zuge geglüht ist, mit solchem, der möglichst hart gezogen | wurde, vergleicht, so wird man finden, dass der letztere eine viel feinere I Struktur und grössere Festigkeit besitzt, als der erstere. Durch das Glühen nach dem Fertigzuge kann dem Drahte in ausreichendem Maasse die benöthigte Weiche und Biegsamkeit wiedergegeben werden. Die Hauptsache an einem guten Webedrahte ist, richtige Verarbeitung als selbstverständlich vorausgesetzt, das verwendete Material und dessen Behandlung beim Giessen. Es werden in Westfalen seit einer Reihe von Jahren sogenannte »Phosphorbroncedrähte« hergestellt, welche die früher verwendeten Messingdrähte bedeutend übertreffen und allen Anforderungen, die man an einen guten Siebdraht stellen darf, möglichst entsprechen. Dieser Draht besitzt eine Festigkeit, die derjenigen des Stahldrahtes gleich kommt, und hat dabei eine Dehnbarkeit, dass man ihn um 50 bis 60 pCt. seiner Länge strecken kann, ehe er reisst. Ein daraus hergestelltes Sieb wird also nicht so schnell abnutzen und kann, wenn es auf der Maschine durch irgendwelche Störung schief gelaufen ist oder Beulen erhalten hat, wieder gerade gestreckt werden, ohne dass dieses seiner weiteren Verwendbarkeit wesentlichen Eintrag thut. Andreas Kufferath, Metalltuch- und Egoutteur-Fabrik zu Mariaweiler bei Düren. Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaaren-Faches. welche Neues oder Bemerkens- werthes bieten, kostenfrei besprochen. Leder-Phantasiepapiere. Unter diesem Namen fertigt und liefert Armin Krah, Berlin S., Alte Jakobstrasse 78, feine Kalb lederpapiere, die mit Flächenmustern bedruckt, zum Theil ausser dem auch noch gepresst sind. Die Druckmuster zeigen Holz maserung, Marmorirung, Äderung, Gitterung und pantherfellartig vertheilte Flecken usw. Sie sind mit Farben get I ruckt, welche mit den Anstrichfarben des Kalblederpapiers harmoniren und schon durch abwechselnde Anwendung auf verschiedenfarbigen Flächen die Herstellung sehr mannigfaltiger und interessanter Muster ermög lichen. Einigemale sind auch mit gutem Erfolge mehrere Muster in verschiedenen Farben übereinandergedruckt. Noch grössere Mannigfaltigkeit wurde erzielt, indem einige der so hergestellten Muster nachträglich mit Pressung versehen wurden. Dieselbe gab den Papieren theils Leder-Narbung, theils schräge Schraffirung, und wirkt namentlich bei den einfacher ge haltenen Mustern sehr günstig. Durch Aufdruck der unregel mässigen Ader- oder Fleckenmuster in Goldbronce und nach herige Pressung wurde eine Reihe höchst prächtiger, für feine Kartonnagen, Vorsätze usw. geeigneter Papiere geschaffen. Die Papierverarbeitungsindustrie in ihrem ganzen Umfange ist durch diese neue Ausnutzung der Kalblederpapiere um eine Reihe schöner, vielseitig verwendbarer Stoffe bereichert. Kronenschmuckrosen. Es ist ein wohlbegründeter Brauch, im Sommer an den untersten Enden der Kronleuchter, Hänge lampen und Ampeln Papierblumen in bauschiger Form und auf fallender Farbe anzubringen. Dies geschieht nicht bloss aus Schönheitsrücksichten, sondern vorwiegend im Interesse des zu dringlichsten und frechsten aller Insekten — unserer unvermeid lichen Stubenfliege. Diese liebt es nämlich, sich an solchen, in mitten des Zimmers frei schwebenden Blumenbüscheln oder Papier quasten aufzuhalten, — warum, ist unseres Wissens noch von keinem Naturforscher ergründet worden, — und da dieser Aufenthalt gewöhnlich in ihre Verdauungsruhepausen zu fällen pflegt, wird durch Anbringung solcher Büschel verhindert, dass sie sich anderwärts in einer den Spiegeln, Bilderrahmen, Tapeten und Zierblumen unzuträglichen Weise lästig macht. Wenn die Firma W. Bosse in Berlin NW. in den An kündigungen ihrer Kronenschmuckrosen« diesen Hauptzweck nicht erwähnt, so geschieht dies wohl, weil sie ihn als allgemein bekannt voraussetzt. Sie kann sich aber auch mit Recht auf rein ästhetische Gesichtspunkte stützen, denn ihre etwa 12 cm im Durchmesser haltenden Rosen sind von so grosser Schönheit, dass sie schon deswegen allein Verwendung als unterer dekorativer Abschluss hängender tektonischer Formen verdienen. Die Rosen sind üppig, voll und frisch, und von einer selbst bei feineren Stoffblumen selten erreichten Naturwahrheit. Jedes Stück besteht aus 120 Seidenpapier-Blättchen, die einzeln geformt und zu sammengeklebt wurden. Als Stiel dient ein um Draht gelegter grüner Gummischlauch. Geliefert werden folgende Farben „Rosa, Hellgelb (Marschall Niel), Chamois (Theerose) und dunkelroth. Erwähnenswerth ist auch die sehr zweckmässige Verpackung. Die Rosen sind am Deckel einer Pappschachtel derart befestigt, dass ihr Stiel durch ein Loch in der Mitte erst von innen nach aussen und durch ein anderes wieder von aussen nach innen geführt wurde. Infolgedessen hängen sie in die Schachtel herab und können bei der Beförderung nicht gedrückt werden.