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818 No. 28. PAPIER-ZEITUNG. Briefkasten. 71b. Wir erhielten zu Frage 71 in Nr. 22 noch folgende Zu schrift eines Papierfabrikanten: Die Antwort in Nr. 24 giebt die ganz richtige Lösung über die Klassifikation von Papier, nur konnte der Ausdruck »Holzstoffpapier« zu Irrthum Anlass geben. Zeitungsdruckpapier in Formaten und Rollen, überhaupt Druckpapier mit nur dem geringsten Zusatz von Zellstoff oder Hadern darf nicht als Holzstoffpapier nach Spezialtarif I. deklarirt werden, sondern zahlt den hohem Tarif der »Allgem. Wagenladungsklassen AI & B. Dies ist vielleicht eine Härte der Vorschriften, da oft sehr viel theureres Packpapier den billigeren Frachtsatz geniesst, doch kann eine andere Klassifikation für Zeitungsdruckpapier nur durch eine Aenderung der Tarifvorschriften an maassgebender Stelle erreicht werden. Wir wissen allerdings, dass sehr viele Druckpapierfabriken ihr Druck- papier als Holzstoffpapier deklariren; sei es, um den billigeren Frachtsatz zu geniessen, oder aus Unkenntniss; ebenso dürften die betreffenden Verladestationen diese Klassifikation aus Unkeimtniss nicht beanstanden. Wir möchten jedoch nicht verfehlen, darauf hinzuweisen, dass eine solche falsche Deklaration als Betrug angesehen und strafrechtlich ver folgt wird. Ein derartiger Fall lag im vorigen Jahre in einer grösseren Stadt Schlesiens vor und endete leider für den Betreffenden in höchst trauriger Weise. 87. Frage: Ich bitte, mir mitzutheilen, welches der wesentliche Unterschied zwischen der italienischen doppelten und amerikanischen Buchführung ist, und welche Buchführung Sie für die vortheil- haftere halten? Antwort: Das wesentliche Merkmal der amerikanischen Buchführung besteht in der eigenartigen Anordnung des Haupt buchs und dem gänzlichen Fortfall des Journals der doppelten italienischen Buchführung. In dem Hauptbuch ist nicht jedem Konto ein Blatt oder zwei nebeneinanderliegende Seiten ein geräumt, sondern auf zwei sich gegenüberliegenden Seiten sind alle Konten des Betriebes derartig vereinigt, dass jedem Konto eine senkrechte Spalte angewiesen ist. Auf diesem Blatt er folgen die Buchungen laufend, und zwar wird auf demselben beispiel weise der Ausgang der Waare, wie der Empfang der Zahlung eingetragen, die leistenden Konten also kreditirt und die empfangenen debitirt. Ohne die monatliche Fertigstellung des Journals abwarten zu müssen, kann man sich jederzeit von dem Stand eines Kontos überzeugen; das ist der Hauptvorzug dieses Systems. Die Hilfsbücher werden wie bei dem doppelten italienischen Verfahren geführt. So praktisch die amerikanische Buchführung nach Vorstehendem erscheint, wird sie doch nur da mit Vortheil angewandt, wo der Betrieb nicht verwickelt ist, d. h. nur wenige Konten erfordert, weil sonst ein allzu breites Hauptbuch nöthig wird. 88. Frage: Ich hatte im Vorjahr Holzstoff nicht ver schlossen und daher aufgestapelt; derselbe hat sich sehr gut gehalten, nur die Kopfenden sind blau, wie die Probe zeigt. Wenn man nun den Stoff aufarbeitet, so machen diese blauen Stellen den ganzen Stoff grau. Was ist wohl da zu thun? Antwort: Die Blaufärbung der Oberfläche der Holzschliff- Masse besteht aus einer Pilzbildung, die sich nicht beseitigen lässt. Auch bei Zusatz von Säure verschwindet die von Ihnen erwähnte graue Farbe des Stoffes nicht. Sollte ein Leser Mittel zur Beseitigung der Pilze oder der grauen Stoff-Färbung kennen, so bitten wir um freundliche Mittheilung. 89. Frage: Wäre es möglich, einen ausführlichen Artikel über Fabrikation von » Eisenbahn-Fahrkarten« in der Papier-Zeitung erscheinen zu lassen? Diese Angelegenheit wäre für mich von grossem Interesse, insbesondere möchte ich erfahren, in welcher Weise das Färben, bezw. Drucken der farbigen Theile beigefügter Muster, und auch in welchem Theil des Verfahrens dasselbe vor sich gellt. Sollte ein diesbezüglicher Aufsatz schon in einer älteren Nummer der Papier-Zeitung erschienen sein, so bitte ich um ge fällige Zusendung derselben. Ist Urnen ausserdem eine Fabrik bekannt, die in Papeterieen mit 25—100 Blatt feinen Briefpapiers recht leistungsfähig ist? Antwort: Wir werden sehr gern eine Arbeit über Herstel lung von Eisenbahn-Fahrkarten bringen und angemessen bezahlen, wenn uns eine solche von sachverständiger Seite geliefert wird. Bisher ist uns nichts darüber zugegangen. Adressen von Fabriken hübscher Papier-Ausstattungen finden Sie in den Spalten unseres Blattes. Wenn dieselben nicht ge nügen, empfiehlt es sich, dass Sie durch ein Kaufgesuch um An gebote oder Adressen ersuchen. Wir theilen aus oft wiederholten Gründen keine Bezugsquellen mit und vermitteln auch durch den Briefkasten keine Geschäfte. 90. Frage: Da es ab und zu vorkommt, dass die Papier- fabrikanten sich über zu grossen Gehalt an Harz im Holzzellstof beschweren, möchte ich ein einfaches Verfahren wissen, womit die inkrustirenden Substanzen quantitativ bestimmt werden können. Giebt es ein solches? Antwort: Sie wissen, da Sie Chemiker sind, wie man das in Holzzellstoff befindliche Wasser, die mineralischen Theile als Asche und den Zellstoff bestimmt. Wenn Sie alle diese Bestand theile ermittelt haben, so brauchen Sie deren Gewicht oder Pro zentgehalt nur vom Ganzen abzuziehen, um die Inkrusten zu erhal ten, da alle neben den genannten Stoffen im Holz vorkommenden Bestandtheile zu den Inkrusten gerechnet werden. 91. Frage: Welche vortheilhafteste Verwendung finden IStoff- pappen von 10 bis 20 mm Dicke? Antwort: Wir nehmen an, dass Sie mit Stoffpappen solche aus Zellstoff meinen, da jede Pappe aus Stoff bestehen muss. Für solche Zellstoffpappe von 1 bis 2 cm Dicke wissen wir keine andere Verwendung, als Wiederauflösen und Verarbeiten. Falls Pappe aus Lumpenstoff gemeint sein sollte, so können wir auch für solche keine Verwendung nennen, da Sie nicht an gegeben haben, wie dieselbe beschaffen ist. Sogenannte Stanz pappe, die manchmal solche Dicke hat, muss besonders fest und hart gearbeitet und gepresst sein. 92. Frage: Weiche Preise gelten jetzt für Chlorkalk und kaustische Soda in grösseren Partieen? Ich bitte auch, mich zu benachrichtigen, welche Preise man jetzt in Deutschland für ge wöhnlichen Roggenhalm notirt, wenn grosse Partieen bezogen werden? Antwort: Nach den letzten uns vorliegenden Notirungen kostete 35prozentiger Chlorkalk ab Newcastle Lstr. 7/10/0 an Bord in Liverpool, in Hartholz-Fässern Lstr. 7/15/0 für die Tonne von 20 Gentnern. Kaustische Soda 7) 70 Sie haben, da Sie in Schweden wohnen und wahrscheinlich am 77 » von 77 pCt. frei Bahn Newcastle Lstr. 11/7/0/, auf der Tyne , 11/0/0/die Tonne von , „ an Bord in Hull „ 10/5/0 )2240 Pfd. engl Wir nehmen an. dass nur die englischen Preise Interesse für vortheilhaftesten aus England beziehen. Preise für Roggenstroh können wir Ihnen nicht angeben, da dieselben in den verschiedenen Landestheilen weit auseinander gehen. Auf dem Berliner Markt und in anderen dicht bevölkerten Gegenden, wo Stroh für den Stall usw. gebraucht wird, ist es sehr theuer, weit weg auf dem Lande aber viel billiger, je nach dem Ertrag der letzten Ernte. 93. Frage: Wir bitten Sie, uns freundlichst bekannt zu geben, ob Sie ein Mittel besitzen, durch welches sich auf einfache mechanische Weise feststellen lässt, ob ein Rohpapier Eisen ent hält oder nicht. Antwort: Aus Ihrer Frage scheint hervorzugehen, dass Sie ermitteln wollen, ob sich mechanisch beigemengtes metallisches Eisen im Papier befindet. Wenn dies der Fall ist, müssen Sie das Papier wieder auflösen und die Masse mit einem sehr kräftigen Magneten in Berührung bringen. Dieser wird die Eisentheilchen so anziehen, dass sie daran hängen bleiben und nachher abgelöst werden können. Wenn Sie ermitteln wollen, ob das Papier in der Fasermasse, den Farben usw., Eisen in nicht metallischer Form enthält, so kann dies nur auf chemischem Wege geschehen, indem Sie alles Eisen durch Säuren lösen und ausziehen und dasselbe in der Lösung bestimmen. 94. Frage: Als Abonnenten der Papier-Zeitung erbitten wir uns gefälligst Aufklärung darüber, ob die Zollermässigung auf »Druck-, Schreib-, Löschpapier« von 10 M. auf 6 M. die 100 kg auch dem Pergamentpapier zu Gute kommt, welches bisher, ohne besonders benannt zu sein, unter obige Tarifposition fiel. Antwort: Vegetabilisches Pergament oder Pergamentpapier unterliegt nach einer aus dem Berliner Haupt-Zollamt uns zu gegangenen Auskunft nicht dem (seit 1. Februar gütigen) er mässigten Satze von 6 M., sondern wird nach wie vor mit 10 M. die 100 kg verzollt. Die Auffassung des Berliner Hauptamtes gilt als Norm für alle, auch die süddeutschen Aemter. 95. Frage: Ich bitte um Auskunft darüber, ob die Bestim mung in § 2 der Vorschriften für Lieferung und Prüfung von Papier zu amtlichen Zwecken wörtlich zu verstehen ist, d. h. ob ich als Händler berechtigt bin, meine Firma als Wasserzeichen in das Papier machen zu lassen und dieselbe bei der Versuchsanstalt in Charlottenburg zu diesem Behuf anzumelden. Zugleich bitte ich, mir freundlichst sagen zu wollen, was aus der Vorschrift nicht klar hervorgeht, ob die Firma durch eine handelsgerichtlich ein getragene Schutzmarke ersetzt werden darf. Antwort: Der Zweck des § 2 ist, wie darin gesagt, »dass man ohne Zweifel und ohne weiteres auf den Inhaber der Firma des Erzeugers zurückgreifen kann«. Damit sind Händler-Firmen und Marken ausgeschlossen.