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No. 43. PAPIER-ZEITUNG. 1237 Jahresbericht der Königlich Sächsischen Gewerbe- Aufsichtsbeamten für 1891. Geschäftsgang. Aufsichts-Bezirk Dresden. FDie Papierfabriken hatten unter den allgemeinen ungünstigen Verhältnissen wohl am meisten zu leiden, da der Export immer mehr erschwert worden ist, und infolge des grossen Vorrathes die Preise für fertige Waare auf ein Minimum des Werthes reduzirt worden sind; es ist kaum glaublich, zu welchen geringen Preisen namentlich gewöhnliche Druckpapiere geliefert werden müssen. Hierunter leiden aber auch alle anderen Betriebe, welche die Rohstoffe zur Papier herstellung liefern, namentlich die Holzschleifereien, Strohstoff und Zellstoff-Fabriken. Viele derartige Anlagen haben den Betrieb entweder ganz eingestellt oder erheblich eingeschränkt. Soweit diese Kalamität auf eine frühere Ueberproduktion zurückzuführen ist, kann auf baldige Besserung der Betriebsverhältnisse gehofft werden; so lange aber der Export nach Nordamerika durch die Mc Kinley - Bill, sowie nach Südamerika durch die dortigen politischen Verhältnisse erschwert bleibt, wird eine wesentliche Besserung kaum zu erwarten sein. Aufsichts-Bezirk Zwickau. Obgleich wegen des anhaltend günstigen Wasserstandes der Flüsse die Holzschleifereien in die Lage kamen, viel Holzstoff erzeugen zu können, und infolge dieses Umstandes die Preise desselben nicht stiegen, sondern eher zurück gingen, entstanden doch noch mehr solcher Anlagen. Auch wurden in dem Berichtsjahre wieder mehrere Papiermaschinen aufgestellt, trotzdem die Preise der Papiere und Pappen unbefriedigend waren. Aufsichts-Bezirk Leipzig. Die Holzschleifereien, Papier- und Pappen-Fabriken hatten ein ungünstiges Geschäftsjahr. Mangel an Bedarf in Verbindung mit dem von der Konkurrenz hervor gerufenen Preisdruck wurden als Ursachen für die unbefriedigende Lage bezeichnet. Nur eine Papier-Fabrik vermehrte die Zahl der vorhandenen Dampfkessel um einen solchen von 228 qm Heiz fläche. Die Buchbindereien und verwandten Betriebe hatten meist ausreichende Beschäftigung; in einzelnen Fällen, und zwar vor Jahresschluss, wurde sogar mit Ueberstunden gearbeitet. Der In haber einer Kartonnagen-Fabrik gab die gemietheten Räume auf und siedelte in eine neu errichtete, mit einem Dampfkessel von 20 qm Heizfläche und einer 16pferdigen Dampfmaschine aus gerüstete Fabrik über. Aufsichts-Bezirk Bautzen. Bei den Papier-Fabriken war der Geschäftsgang unter Berücksichtigung der im allgemeinen schwierigen Geschäftslage ein minder ungünstiger. Die Holzstoff und Pappen-Fabriken, letztere namentlich soweit sie Jacquard- pappen herstellen, haben infolge der während des ganzen Jahres aushaltenden Wasserkräfte eine Ueberproduktion erzielt, die in Verbindung mit dem flauen Geschäftsgang bei der Weberei schlechte Betriebsergebnisse herbeiführte. Unfälle. In einer Holzschleiferei wurde ein daselbst allein beschäftigter Arbeiter abends mit zertrümmertem Schädel und mit Verletzungen am Rückgrat sowie an den Armen aufgefunden, ohne dass an zugeben gewesen wäre, wie sich der Unfall zugetragen hatte. Ver- muthlich war der Mann durch einen Treibriemen erfasst und um die Transmissionswelle geschleudert worden. Gleiches Schicksal hatte in einer Papier-Fabrik ein Maschinen gehilfe, welcher bei Stillstand seiner Maschine ein über derselben befindliches Rohr reinigen wollte und auf unerklärliche Weise von einer etwa 1 m entfernt liegenden, im Gange befindlichen Trans missionswelle erfasst und mit herumgenommen wurde. Der Maschinengehilfe einer anderen Papier-Fabrik wollte während des Betriebes einen schmalen Treibriemen des Schöpf rades seiner Maschine kürzer machen. Der abgeworfene Riemen blieb aber an einem vorstehenden Schraubenknopf der Scheibe hängen und wickelte sich, die Hand des Arbeiters mitnehmend, auf, wodurch der Körper um die Welle geschleudert wurde, was den sofortigen Tod des Mannes zur Folge hatte. In einer Papier-Fabrik wurde ein Arbeiter durch Aufwickeln auf eine Welle getödtet. Auf welche Weise der Verunglückte an die abgesperrte Welle gekommen ist, konnte, da Augenzeugen fehlten, nicht festgestellt werden. In einer anderen Papier-Fabrik verunglückte ein Handarbeiter dadurch, dass er aus dem Fenster eines Niederlagsraumes stürzte und ertrank. Eine 15jährige Arbeiterin einer Papier-Fabrik stellte sich in einem unbewachten Augenblicke, und zwar kurz vor Beendigung der Ruhepause, in die vom Kollergang und der Umfassungs wand des Fabrikgebäudes gebildete Ecke, als der Kollergang von einer Seite aus in Bewegung gesetzt wurde, von welcher das Mädchen nicht gesehen werden konnte. Letzteres wurde von einem Ver bindungsstück des den Läuferstein umgebenden Rahmens erfasst und dergestalt an die Wand gedrückt, dass der Tod des Mädchens sofort eintrat. Als Ursache dieses Unfalles war insbesondere der zu geringe Abstand des seit kurzer Zeit erst zur Aufstellung ge kommenen Kollerganges von der Umfassungswand des Fabrik gebäudes zu bezeichnen, weshalb die sofortige angemessene Freilegung der Maschine verlangt wurde. In einer andern Papier-Fabrik war ein Sattler während des Ganges der Papiermaschine mit dem Zusammennähen eines Riemens beschäftigt und legte, trotz einer hierauf bezüglichen Anordnung, bei dieser Arbeit sein Schurzfell nicht ab, wurde an demselben von einer Büttenrührwelle erfasst, und ehe Hilfe gebracht werden konnte, so schwer verletzt, dass er bald verstarb. Erwähnenswerth erscheint der an einer Papiermaschine vor gekommene Fall, bei welchem ein Arbeiter die daselbst befind lichen Fäden in Ordnung bringen wollte, hierbei von der Maschine gefasst wurde und auf etwa 1 m Länge denselben Weg mitmachte, den die Papierbahn nach der Trockenpartie hin einschlägt. Der Arbeiter wurde hierbei zwischen zwei Filzbahnen, geführt von 4 Walzen, die etwa 10 cm von einander abstehen, hindurchgezogen, und verdankt die Erhaltung seines Lebens allein seiner dem jugendlichen Alter entsprechenden Körperschmächtigkeit. Anordnungen zur Verhütung von Unfällen. In den neuerdings im Aufsichtsbezirke Bautzen entstandenen Holzwolle-Fabriken, bei deren Maschineneinrichtungen Selbstent zündungen nicht ausgeschlossen sind, wurde die Bereithaltung von nassen Hadern zur sofortigen Erstickung eines beginnenden Brandes angeordnet. Als besonders nennenswerthe Schutzvorrichtung wurde an Papiermaschinen der sogen. »Gautschknecht« eingeführt, welcher mittels einer einfachen, aber sehr sinnreichen Vorrichtung die ge fahrlosere Einführung des Papieres in die Trockenpartie der Maschine ermöglicht. Eine vor Jahren geforderte, damals mit Widerstrebenausgeführte massive Ueberwölbung des Strohschneide-Maschinenraumes einer Strohstoff-Fabrik hat dem Besitzer, wie derselbe nunmehr dankend anerkannte, die Erhaltung seiner Fabrikanlage insofern gesichert, als bei einem bedeutenden Brande des im Freien und in der Strohschneiderei vorräthig lagernden Strohes die gewölbte Decke die Weiterverbreitung des Brandes hinderte. Schutz der Nachbarn genehmigungspflichtiger Anlagen. Mehrfach sind Verbesserungen in der Behandlung der Ab wässer eingeführt worden. So wurde beispielsweise in einer Papier-Fabrik ein Stofffänger aufgestellt und in einer Strohstoff- Fabrik die Eindampfung der Strohkocherlaugen eingeführt, welche in 3 Vacuum-Apparaten nach Art der in den Zucker-Fabriken üblichen Verdickung der Zuckersäfte erfolgt, wobei die vom Ein dampfofen abziehenden Gase zur Feuerung eines Dampfkessels Verwendung finden. W ohlf ahrtseinrichtungen. Für die Maschinenarbeiter der Papier-Fabrik von R. Lorenz in Stein ist eine Fabrikationsprämie in Höhe von 25 Pf. für den Gentner festgesetzt; einzelnen Arbeitern konnte am Jahresschluss der Höchstbetrag von 150 Mark verabfolgt werden. In einer Strohpapierstoff-Fabrik erhielten zwei Arbeiter die auf je 400 Mark festgesetzte, einer zwanzigjährigen Thätigkeit ent sprechende Dienstprämie. Die Patentpapier-Fabrik zu Penig hat die für ihre Arbeiter ins Leben gerufenen Unterstützungskassen dadurch weiter gekräftigt, dass sie der Pensionskasse 2500 Mark, der Wittwen- und Waisen kasse 1000 Mark und dem Schulgeldfonds 305 Mark überwies. {°w." Die Filztueh-Fabrik ° ; Thom. Jos. Heimbach ; ] [ in Düren (Rheinpreussen) j [ i! empfiehlt ihre Fabrikate in [56701 ] > 2 Maschinen- und Büttenfilzen ; für alle Papiersorten, sowie Filze für ] [ 2, : Cellulose-Holzstoff-Fabrikation etc. etc. 11 ~ ( o o —————————————————