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1042 PAPIER-ZEITUNG. No. 36. Neue Geschäfte und Geschäfts Veränderungen. Wir bitten unsere geschätzten Bezieher, uns von jeder Veränderung Kenntniss zu geben, die für unsern Leserkreis von Interesse ist; wir werden dieselbe kostenfrei unter dieser Ueberschrift veröffentlichen. In der am 30. April abgehaltenen Generalversammlung der Aktiengesellschaft für Buntpapier- und Leimfabrikation zu Aschaffenburg waren 10 Aktionäre mit 984 Stimmen ver treten, welche die vorgeschlagene Verwendung des Reingewinnes genehmigten. Es kommt demnach für 1891 eine Dividende von 5 pCt. zur Vertheilung. (Vergl. Nr. 29.) Nach einem Ergänzungs bericht der Direktion ist im ersten Quartale 1892 ein Mehr versandt von über 50 000 M. gegenüber dem I. Quartal 1891 erzielt. In der am 30. April abgehaltenen Generalversammlung der Aktiengesellschaft für Maschinenpapierfabrikation zu Aschaffenburg waren 11 Aktionäre mit 1292 Stimmen ver treten, welche die vorgeschlagene Verwendung des Reingewinns zu Abschreibungen einstimmig genehmigten. Ein zum Vortrag gelangter Ergänzungsbericht der Direktion gab Kenntniss davon, dass im I. Vierteljahr 1892 etwa 25 000 Gentner Sulfitzellstoff und 7300 Gentner Papier im Gesammtwerthe von etwa 430 000 M. und mit einem Verbrauch von rund 287 000 M. an Rohstoffen, Kohlen und Löhnen erzeugt worden seien, zu welch’ letzterer Summe noch etwa 78 000 M. für Spesen, Lasten und Verzinsungen im I. Quartal zu rechnen seien, so dass in 1892, wo eine Zubusse für die aufgegebene Natronzellstofffabrikation ausgeschlossen und wesentliche Ersparniss an Spesen eingetreten sei, günstigere Resultate erzielt werden dürften. Für die Firma Paul Schoeller, Papiergrosshandlung in Düren, ist Herrn Otto Briel Prokura ertheilt. Herr H. C. Kurz in Nürnberg hat seine Söhne und bis herigen Mitarbeiter Franz, Joseph und Albert Kurz als Theil- haber in seine Bleistiftfabrik aufgenommen. In die Buchhandlung Johs. Boysen in Hamburg-Eims büttel ist Herr F. Bonardel aus Berlin als Theilhaber eingetreten. Die Firma ist verändert in Boysen & Bonardel. Herr Juls. R. Israel hat unter seinem Namen in Berlin, Alte Jakobstrasse 52 I., ein Papier- und Pappen-Agenturgeschäft errichtet. Die Aktiengesellschaft für Maschinenpapier-Fabri kation zu Aschaffenburg beabsichtigt nach der Aschaffen burger Zeitung ihre Natronzellstoff-Fabrik am Glattbacher Weg in eine Sulfitstoff-Fabrik umzuwandeln. Papierfabrik Schlöglmühl, Aktiengesellschaft. Dem Geschäftsbericht entnehmen wir Folgendes: Der Papiermarkt leidet im Inlande im allgemeinen an Ueber- Produktion, und trotzdem wird durch Aufstellung neuer Maschinen dieselbe noch immer, vermehrt. Das Gebereinkommen der grösseren Papierfabriken Oesterreichs, die Ufa (Ausschuss) einzumahlen, hat die Lage, so weit man dies erwarten konnte, gebessert, da sonst das neue Angebot der gesteigerten Produktion die Marktpreise noch mehr gedrückt hätte. Die Einführung der Sonntagsruhe wäre der nächst zu empfehlende Schritt gegen die Ueberproduktion. Die Folgen des neuen Zollvertrages mit Deutschland lassen sich in der kurzen Zeit seines Bestandes noch nicht klar übersehen und beurtheilen. Das Ausland macht der österreichischen Papier-Industrie den Export nicht leicht, namentlich Deutschland, und in neuester Zeit Skandinavien offeriren in ordinären Druckpapieren Preise, die man vor kurzer Zeit noch für unmöglich gehalten hätte. Ein Land überbietet das andere durch Auf stellung neuer Papiermaschinen. Wir haben auch dieses Jahr gegen das Vorjahr eine Mehrproduktion von 300 000 Kilo Papier und somit den Beweis, dass unsere Rekonstruktionen den angestrebten Zweck voll erfüllen. Das Vorjahr mit einer Mehrproduktion von 500 000 Kilo um fasste nur 8 Monate seit den durchgeführten Rekonstruktionen. Die Karton-Fabrikation, welche wir durch eine in diesem Jahre in Betrieb gesetzte Karton-Maschine vergrösserten, ist ein neuer Zweig unserer Thätigkeit, der sich einer guten Entwicklung erfreut. Unsere Zellstoff fabrik hat auch in diesem Jahre eine bedeutende Mehrproduktion er zielt. Die Preise für dieses Produkt sind fortwährend im Niedergange, was allerdings unseren Papierfabriken zu Gute kam, da wir den er zeugten Zellstoff nur für unseren eignen Bedarf verwenden. Die In betriebsetzung der grossen Zellstofffabrik in Hailein wird auf den Preis dieses Artikels noch weiter ungünstig einwirken. Die Wasserver hältnisse in dem abgelaufenen Jahre waren sehr ungünstig, wodurch die Produktion unserer Schleifereien sehr gelitten hat. Wir waren sogar genöthigt, fremden Holzstoff zu kaufen, was seit vielen Jahren nicht mehr vorkam. Der anhaltende Setzerstrike hat längere Zeit einen lähmenden Einfluss auf das Papier-Geschäft ausgeübt. Unsere sämmt- lichen Werke haben wieder ein befriedigendes Resultat geliefert, und unser Waldbesitz Prein und Rax hat sich ebenfalls, wie bisher, diesem Ergebnisse angeschlossen. Die Erzeugung unserer Papierfabriken hat die Höhe von 7 336 632 Kilo erreicht, um 310 855 Kilo mehr als im Vorjahre, und die ganze Produktion wurde wieder in fester Rechnung verkauft. An Steuern und Gebühren hatten wir für 1891 47 536 Gulden 17 Kreuzer zu bezahlen, was 18 1/5 pCt. des erzielten Gewinnes, 3 Gulden 17 Kreuzer auf die Aktie und 135 pCt. auf das Aktien-Kapital ergiebt. Auf jeden Tag des Jahres entfallen 130 Gulden 24 Kreuzer an Steuern. An Verlusten haben wir in dem abgelaufenen Jahre 2705 Gulden 29 Kreuzer zu verzeichnen. Das Reinerträgniss für das Jahr 1891 stellt sich nach der Abschreibung unein bringlicher Forderungen in Höhe von 2705 Gulden 29 Kreuzer, ferner der Ab schreibungen von den Fabriksgebäuden und Maschinen im Betrage von 36 520 Guld. 17 Kr. auf 174 702 Guld. 93 Kr. Hiervon ab 5 pCt. Zinsen des Aktien- Kapitals 150 000 „ — „ Ergiebt sich ein Ueberschuss von ... 24 702 Guld. 93 Kr. Der Verwaltungsrath beantragt nach § 46 der Statuten hiervon 10 pCt. in die Reserve zu stellen mit 2 470 Guld. 29 Kr. lOpCt. als Tantieme für den Verwaltungsrath mit 2 470 Guld. 29 Kr. 8 pCt. als Tantieme für die Angestellten und das Exekutivkomitee mit 1 976 Guld. 23 Kr. zusammen mit 6 916 „ 81 „ Es verbleiben demnach 17 786 Guld. 12 Kr. Nach Hinzurechnung des Gewinn-Saldos vom Jahre 1890 mit 4 458 Guld. 87 Kr. und der obigen 5 pCt. Zinsen mit . . . 150 000 „ — „ beziffert sich der auf 15 000 Stück Aktien entfallende Gewinn auf 172 244 Guld. 99 Kr. Nachdem zur Einlösung des Januar-Ku pons bereits 8 Gulden auf die Aktie mit . 120 000 » — » verwendet wurden, bleibt ein verfügbarer Saldo zu Gunsten der P. T. Aktionäre von 52 244 » 99 » Der Verwaltungsrath stellt auf Grund dieser Nachweisung den Antrag, den Juli- Kupon mit 3 Gulden auf die Aktie im Gesammtwerthe von. . 45 000Guld.— Kr. einzulösen, ferner als Re serve für einen zu grün denden Pensionsfonds für die Angestellten der Ge sellschaft zu verwenden 2 000Guld.— Kr. zusammen 47 000 Guld. — Kr. und den verbleibenden Rest von .... 5 244 Guld. 99 Kr. als Gewinn-Saldo auf das Jahr 1892 vor zutragen. Das Gesammt-Erträgniss für 1891 stellt sich somit für jede Aktie auf 11 Gulden oder 51/2 pCt. Konkursaufhebungen. Karl Schwab, Buchhändler in Schwetzingen. — Carl Struve, Buchbinder in Aschers leben. Verschwundene Mauer. Die Dages Nyheter vom 27. u. 28. April theilen mit, dass am Samstag, 23. April, nachts die östliche Seitenwand der Munksjö Papier-Fabrik in Schweden (9 Papiermaschinen und Zellstoff- Fabrik) umfiel und in dem vorbeifliessenden Sjön spurlos verschwand. Die Mauer war massiv aus Backsteinen aufgeführt, das Dach mit Pappen gedeckt, der Raum gehörte zur Zellstoff-Fabrik. Per sonen sind nicht zu Schaden gekommen, da die Arbeiter zeitig Risse in der Mauer bemerkten und sich in Sicherheit bringen konnten. Die Katastrophe kam jedoch so plötzlich, dass Gegen- maassregeln unmöglich waren. Die Fundamente der Mauer ruhten auf Holzrost und dieser auf 50 Fuss langen Pfählen, welche in den Grund getrieben waren. Diese Pfähle sind zum Theil ganz, zum Theil bruchstückweise aus der Tiefe emporgekommen, und mit ihnen dicke Eisblöcke. Man nimmt daher an, dass dieses Eis die Decke eines tieferliegenden Sees war(?), und dass die Spitzen der Pfähle darauf ruhten, denn früher hatte bei der Fabrik die Sjön nur eine Tiefe von 9 Fuss, jetzt, nach der Katastrophe, nach Verschwinden der Mauer und einer grossen Menge Erdreich, ist das Wasser 17 Fuss tief. Der hierdurch erwachsene Schaden soll sehr gross sein.