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1002 PAPIER-ZEITUNG. No. 35. Bald wird die Spindel selbst mit Kummer angethan, daun lässt sich Sorg und Angst um alle Balken schauen. Die Mutter ist der Fluch, der steten Jammer zeugt, Die Wände decken sich mit tausend Hindernissen. Die Büchse zeigt ein Loch, aus dem nur Uebel steigt, Der Tiegel will von nichts als Brand und Schmerzen wissen. Der Karren führet stets beschwertes Ungemach, Des Lebens Fundament muss endlich selbst zerbrechen, Und lasset endlich schon die Jammer-Presse nach, so heisst uns doch der Tod in die Punkturen stechen. Dahero wohl, und aber wohl ist dem geschehn, der hier dem Drucker-Stand der Eitelkeit entgangen! Der darf nicht mehr, wie wir, an Sünder-Kästen stehn, noch die beschmutzte Schrifft aus schwarzen Fächern langen. Der trägt das Jehova auf ein geweihtes Blat, die Littern sind voll Lust, die Zeilen voll Vergnügen; Hier ist nur Farben-Schmuck, dort bildet sich die That, und solchen Freuden-Druck darf nie ein Schmutz besiegen. Die Presse strenger Noth, so unsren Seele drückt, verwandelt sich daselbst in sanftes Wohlgefallen, Dann lässt ein solcher Mund, den Jesus Lust entzückt, zuletzt noch diesen Ruf in aller Sinnen schallen: Zu guter Nacht, ihr Druckereyen, ihr Unglücks-Pressen, gute Nacht! Druckt fort in euren Wüsteneyen, wo Laufbrett, Schinn und Deckel kracht! Ihr feuchtet stets mit heissen Zähren die Bogen eures Lebens an, und last sie einen Stein beschwehren, den nur der Tod erheben kan. Ich bin der Officin entkommen. wo man nur Leichen-Reden setzt. hier wird mein Geist im Reich der Frommen mit lauter Freuden-Schrifft ergötzt. Jetzt hab ich glücklich postuliret, der Höchste selbst will Pate seyn. Der Nähme, so mich künftig zieret, heisst: Jesus ist mein Sonnenschein. Nicht zur Nachahmung, sondern als charakteristisches Beispiel, welch’ schwülstiges Zeug man vor nicht ganz 200 Jahren zu sammenreimte, sei dieser Erguss eines in den Gesellenstand auf genommenen Jüngers der Schwarzen Kunst hier mitgetheilt. H. B. Büchertisch. Mittheilungen und Vorträge aus den Monatsversammlungen des fachtechnischen Klubs der, Beamten und Faktoren der k. k. Hof- und Staatsdruckerei. Wien 1892. Verlag des Klubs (Ob mann: Georg Fritz). Das soeben ausgegebene vierte Heft enthält äusser kurzgefassten Berichten über die Sitzungen des Klubs seit Oktober 1891 zwei inter essante Aufsätze über Antiqua und Fraktur und über das neue Ge bäude der k. k. Hof- und Staatsdruckerei. Der erste Aufsatz, verfasst von dem Oberkorrektor der Wiener Staatsanstalt, Herrn Friedr. Straas, bietet zunächst einen Ueberblick über die Entwicklung einzelner Schrift formen und verweilt dann insbesondere bei den Bestrebungen, die im späte ren Mittelalter eingeführte gebrochene Schrift wieder durch die Antiqua zu ersetzen. Der paläographische Theil dieser Arbeit' ist nicht frei von Irrthümern. So kam z. B. das Uncial-M nicht erst im zehnten Jahrhundert auf, sondern es reicht zurück bis etwa ins vierte: die Kanzleischrift ist nicht nach einer Handschrift des Kaisers Maximilian gebildet (der ritterliche Kaiser war kein Schreibkünstler); an dem Häkchen überm u sind die »Jünger Gutenbergs« unschuldig, und wenn der aus sehr wenig vertrauenswerther Quelle stammenden Behauptung, dass Moses (!) der Erfinder der Buchstabenschrift sei, »nicht viel wider sprochen wurde«, so liegt dies eben daran, dass kein Mensch solche Phantasieen ernst nimmt. Der Verfasser giebt auf vier Seiten eine Anzahl stark' verschnörkelter Kanzlei-Initialen der Nürnberger Schreib- meisterschule als abschreckende Beispiele und führt dann an der Hand von Aeusserungen bekannter Antiqua-Vorkämpfer, wie Soennecken und Burgerstein, die Gründe an, welche für allgemeine Einführung der Antiqua sprechen. Die Beschreibung der technischen Einrichtungen im neuen Gebäude der Staatsdruckerei lehnt sich an einen Vortrag an, welchen Herr In spektor G. Fritz in der Monatsversammlung vom 26. Februar gehalten hat. Zahlreiche beigegebene Pläne und Abbildungen fördern hier das Verständniss der eingehenden und sehr interessanten Schilderungen. I . a. verdienen die Mittheilungen über die Reinigung des Dampfkessel- wassers die Aufmerksamkeit der Fabrikleiter. Die Staatsdruckerei entnimmt ihr Kesselwasser aus drei Brunnen, deren Wasser im natürlichen Zustande für den vorliegenden Zweck viel zu hart wäre. Um die Härte auf 5 bis 6 deutsche Härtegrade herabzudrücken, wurde ein Derveaux’scher Reinigungsapparat von der im Jahrgang 1891, Seite 683 besprochenen Art angebracht, der völlig automatisch arbeitet. Auch die Mittheilungen über Heiz-, Lüftungs-, Telephon- und Beleuchtungsanlagen enthalten viel allgemein Beachtens- werthes. Für diese inhaltreiche und anregende Arbeit ist die Industrie dem Verfasser zu Dank verpflichtet. Pierer’s Konversationslexikon. Herausgegeben von Joseph Kürschner. Verlag der Union. Deutsche Verlagsgesel Isehaft in Stuttgart. Jedes Heft 35 Pf. Das während seines Erscheinens von uns mehrfach besprochne Unternehmen ist jetzt bis zum 181. Heft vorgeschritten, und von den zwölf Bänden, welche es umfassen soll, ist der zehnte erreicht. Das letzte Stichwort ist »Presse«, welches zu einem kurzen Abriss einer Geschichte des Zeitungswesens Anlass giebt. Das bekannte zwölf sprachige Wörterbuch, welches dem Rande entlang läuft, ist bis Torse (franz.) vorgeschritten, wird also voraussichtlich früher schliessen als das eigentliche Konversationslexikon. Ausstattung und Druck sind gleich mässig gut geblieben: die beigegebenen Tafeln zeichnen sich durch besonders sorgfältigen Druck auf steifem Papier aus. In den letzten zehn Heften finden sich solche Tafeln für die Stichwörter Neumen und Noten, ( hr, (feie und Fette aus Pflanzen, Orden (eine ungemein reich haltige, acht Seiten umfassende Sammlung), Orchideen, Palmen, Pferde, Palästina, Pilze, Papier und Polarisation. Der die Papierfabrikation erläuternde Aufsatz giebt eine dem Laienbedürfniss vielleicht genügende Erläuterung dieser Technik. Bei Aufzählung der Papier-Rohstoffe ist indess der Zellstoff garnicht erwähnt, und der Unterschied zwischen mechanischer und chemischer Gewinnung von Holzstoff ist nirgends er läutert. Meyer’s kleines Konversationslexikon. Verlag des Biblio graphischen Instituts zu Leipzig. Jede Lieferung 30 Pf. Das bekannte Nachschlagebuch fängt soeben an. in fünfter Auflage zu erscheinen. Gegenüber der letzten Ausgabe soll der Inhalt um etwa 7000 Artikel vermehrt sein. Bis jetzt liegen 5 von den im Ganzen in Aussicht genommenen 66 Lieferungen vor. Die Bearbeitung des Stoffes erfolgte derartig, dass fast alle Stichwörter, welche in grossen Kon versations-Wörterbüchern enthalten sind, ebenfalls Aufnahme fanden, nur dass die zugehörigen Erläuterungen knapper gefasst sind. Irgend eine Auskunft dürfte man stets finden: sollte sie dem Suchenden nicht ausführlich genug erscheinen, so wird demselben jedenfalls durch Auf zählung von Quellenschriften der W eg gewiesen, auf welchem er zu aus führlicherer Belehrung gelangen kann. Einen wichtigen Bestandtheil des Werkes bilden die beigegebenen, zum Theil farbig ausgeführten Tafeln. Erwähnenswertl ist eine vortreffliche Zusammenstellung der wichtigsten Edelsteine in ihren natürlichen KristaIIformen, eine Karte von Süddeutschland, vergleichende politische Karten von Europa aus dem II., IX., NII. Jahrhundert und aus der Zeit der Napoleonischen ‘ Kriege, ferner eine Karte der australischen Inseln und eine Zusammen stellung der wichtigsten Hühnerracen. Weltgeschichte von M. Reymond. 2 Bände mit etwa 1000 , Abbildungen im Text und 10 Karten im Farbendruck. Berlin, W . Pauli’s Nacht: (H. Jarosch). Jedes lieft 30 Pf. Das volksthümliche Werk ist bis zur 8. Lieferung vorgeschritten, in welcher nach Erledigung der Geschichte orientalischer Völker die griechische Geschichte beginnt. Fesselnder Erzählerton zeichnet die knapp gehaltenen Darstellungen aus Die Zinkogravüre oder das Aetzen in Zink. Von Julius Krüger. Mit 11 Abbildungen und 7 Tafeln. Wien. Pest, Leipzig. A. Hartlebens Verlag. Preis 3 Mark. Der Verfasser mag ein tüchtiger Fachmann sein und genau wissen, wie man ein gutes Zinkklischee erzeugt. die Tafeln beweisen dies, — . aber er verfügt nur in unzureichendem Maasse über die Kunst, Anderen sein W issen beizubringen. Der Arbeit fehlt klare Disposition und jenes ' Absehen von allen Voraussetzungen, jenes Sieh hineinversetzen in den Zustand des noch völlig ununterrichteten Lernenden, welches man von guten Lehrbüchern verlangen muss. Der Verfasser, Welchem es ersichtlich an logischer Schulung mangelt, geräth, wie man so zu sagen pflegt, »vom Hundertsten ins Tausendste« i und bietet stellenweise, namentlich bei Beschreibung der Eigenschaften der zum und beim Aetzen verwendeten Stoffe, mehr Angaben, als man zum vorliegenden Zwecke braucht. Am ausführlichsten ist der chemi- | graphische Umdruck auf Zink und diePhototypie mittels des Chromgelatine- verfahrens behandelt: das Asphaltverfahren wird nur gestreift und die Autotypie auf anderthalb Seiten abgethan. Vorgeschrittene werden ans dem Buche Manches lernen können, zumal Rezepte in ziemlichem Umfange geboten sind, für Anfänger aber erscheint das Buch nicht geeignet. Kleine Mittheilungen. Urheberschutz in Amerika. Das Abkommen zwischen dem Deutschen Reich und den Vereinigten Staaten von Nordamerika, betreffend den gegenseitigen Schutz der literarischen und künst lerischen Urheberrechte, vom 15. Januar 1892, das am 14. März die Zustimmung des Reichstages gefunden hat, ist am 15. April in Washington ratifizirt worden. Mit Ablauf von drei W ochen, von diesem Tage an gerechnet, also Freitag, 6. Mai d. J., tritt das Abkommen in Kraft.