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No. 33. PAPIER-ZEITUNG. 947 Heerde kleiner Löcher auf der Oberfläche aus der Form steigt. Man kann diese Löcher schliessen, indem man die Walze an der schadhaften Stelle, das Loch nach oben, erwärmt, bis die Masse fliesst, und etwas frische Masse mit einschmilzt, die voraussichtlich hinreicht, die Löcher zu füllen. Darauf legt man eine breite Binde aus gut geöltem, steifem Karton um die Flickstelle und befestigt diese durch Ueberkleben mit einem gummirten Streifen. Nach dem Erkalten werden die Löcher geschlossen sein. N. Schriftkasten für Buchbinder. Die Firma Geo Royle and Son, London EC., Lovells-court 6, liefert Buchbinder-Schriftkästen mit nachstehend veranschaulichter Einrichtung: u9 Der Schriftkasten gestattet gleichzeitige Einfügung mehrerer Zeilen, welche sowohl in der Zeilenrichtung als auch senkrecht zu derselben durch geschickt vertheilte Schrauben festgehalten werden. Er wird in verschiedenen Grössen für drei bis vier zehn Zeilen geliefert. Hintertreppen - Romane. Schon mehrmals ist mir die entschiedene Stellung aufgefallen, welche die Papier-Zeitung gegen die Kolportage-Romane (»die schlechten Kol portage-Romane« ; d. Red.) einnimmt. Die Artikel, welche ihr hierüber in letzter Zeit zugegangen sind und veröffentlicht wurden, scheinen mir jedoch weit über das Ziel hinauszuschiessen und ihrem Inhalte nach geeignet, bei den Papierfabriken und -Handlungen, zumal den sächsischen, welche an die Kolportage-Verleger Papier liefern, Bedenken zu erregen. Eine in einer früheren Nummer der Papier-Zeitung befindliche Berechnung gelangt zu dem Ergebniss, dass die Kolportage in ihren geringwerthigerenErzeugnissen, (nämlich »Hintertreppen-Romane«; andere Kolportageschriften, wie illustrirte Zeitungen usw., sind hier nicht inbe griffen) ständig mit, einem in Bewegung befindlichen Kapital von einer und einer halben Million Mark vertreten ist. Wenn diese Angaben nur annähernd richtig sind, so hat meines Erachtens die Papierfabrikation und der Papierhandel das grösste Interesse daran, dass ihm, zumal in gegenwärtiger schwerer Zeit, diese Absatzquelle erhalten bleibt und nicht durch künstliche Mittel unterbunden wird. Da ich selbst hierdurch geschäftlich sehr in Mitleidenschaft gezogen würde und durch mehrjährige Geschäftsverbindungen im Laufe der Zeit genügenden Einblick in den Kolportagebuchhandel erhielt, so ist mir wohl gestattet, auf den Artikel des Herrn Amerikaners J. E. S. in Nr. 28 Einiges zu erwidern, bezw. richtigzustellen. Vor allen Dingen finde ich es merkwürdig, dass es den Kolportage- Verlegern so sehr zum Vorwurf gemacht wird, dass sie über »König Ludwig« und »Kronprinz Rudolf« haben Romane erscheinen lassen. Die Tagespresse hatte sich dieser Stoffe, zumal des letzteren, in einer Weise bemächtigt, die z. B. der »Neuen freien Presse« in Wien einige Konfis kationen eintrug. Wochenlang füllten die Zeitungen ihre Spalten mit immer neuen Lesarten und Ausschmückungen dieser Vorkommnisse, so dass in weite Volkskreise Beunruhigung und Irrthümer getragen wurden. Ich hatte Gelegenheit, dagegen die Anfangshefte der Romane »König Ludwig« und »Kronprinz Rudolf« aus einer hiesigen Verlagshandlung zu lesen und kann versichern und nachweisen, dass beide Romane ganz patriotische und sittliche Tendenzen enthielten. Dass es unter den Lieferungsromanen viel Schund giebt, wissen wir alle, da aber das Schimpfen auf die Romane zur Mode geworden ist, so wissen die meisten gebildeten Leute nicht, dass es auch jetzt schon unter den Lieferungsromanen Erzeugnisse giebt, die sich in Bezug auf Stilistik und logischen Gang der Handlung mit den in den Tagesblättern im Feuilleton enthaltenen Romanen zum mindesten gleichstellen dürfen, und dass diese auch die gleichen Schriftsteller zu Verfassern haben. Dass, wie gesagt, viele Kolportage-Lieferungs-Romane literarischer Schund sind, ist mir bekannt, aber dass dieselben »entsittlichend und verrohend« wirken sollen, kann meines Erachtens weder nachgewiesen noch im Ernste behauptet werden. Die Behörde würde gegen dieselben sofort auf Grund der allgemeinen Pressgesetze einschreiten. Selbst der Verfasser des Artikels sagt: »unser (der deutsche) Volks charakter ist noch kerngesund, der Giftbaum hat noch keine Blätter und Blüthen getrieben.« Nun, dann ist all der schreckliche Lärm über die Romane, die seit 30 Jahren kolportirt werden, unnöthig. Es ist immer besser, die Leute unterhalten sich zu Hause mit Romanlesen, als dass sie ihr Geld in die Kneipen tragen, was doch unzweifelhaft geschehen wird, wenn der ein fache Mann nicht die von ihm beliebte Lektüre erhalten kann. Der amerikanische Verfasser sagt dann weiter, »dass er die Schliche und Kniffe des Kolportagebuchhandels kenne; er könne Bücher darüber schreiben, wie er an Betrug und Verdummung der Massen habe mit arbeiten müssen.« Dies ist ein Bekenntniss, welches der Herr Verfasser wohl in seinem eigenen Interesse besser unterlassen hätte; kein Mensch muss sich an betrügerischen Manipulationen betheiligen. Worin diese Manipulationen bestanden haben, wird nicht gesagt; mit aller Entschiedenheit muss ich jedoch geltend machen, dass diejenigen Kolportage-Verleger und Buch händler, welche ich zu meinen Kunden zähle, keine betrügerischen Manipulationen unternehmen, sondern ihre Geschäfte in reellster Weise betreiben. Es ist darunter eine grosse Firma, deren geschäftlicher Ruf vorzüglich und deren Reellität auch in weiteren Kreisen bekannt ist. Ich kann meine Verwunderung nicht verhehlen, dass die Papier- Zeitung so ohne Weiteres einen Passus aufgenommen hat, der seinem Inhalte nach eine schwere Beleidigung eines ganzen Standes enthält. Wenn hier etwas dem Herrn Verfasser zur Entschuldigung dienen kann, so ist es der Umstand, dass er von den deutschen gegenwärtigen Ver hältnissen — über welche er seine Urtheile abgiebt — so schlecht unter richtet ist, dass er noch nicht einmal weiss, dass es seit 10 Jahren verboten ist, Prämien zu Büchern usw. zu geben; selbst Bilderprämien sind nicht mehr gestattet. Von einer »packenden Prämie« und einem »gut erfundenen Titel«, welcher nach seiner Ansicht allein das Geschäft macht, kann schon längst keine Rede mehr sein. Wer von Amerika aus deutsche Verhältnisse kritisiren und Vor schlägen will, wie dieselben gebessert werden können, der sollte sich doch erst genügend darüber unterrichten. üm meinen Artikel nicht zu lang werden zu lassen, will ich nur noch Folgendes bemerken: Die Schriftsteller, von welchen der Herr Einsender eine so geringe Meinung hat, wollen auch leben! Es ist nur anzuerkennen, dass die Kolportage-Verleger nicht die nachdrucksfreien Werke von Ruppius, der Carlen und der Mühlbach (die übrigens viele historische Romane ä la »König Ludwig« geschrieben haben) nachdrucken, sondern den lebenden Schriftstellern Verdienste zuwenden. Die gegenwärtigen Pressgesetze reichen vollständig aus zur Unter drückung unsittlicher und schädlicher Schriften. Ausnahmegesetze ver stossen gegen den Grundsatz: »Gleiches Recht für Alle«. Ich rathe dem Herrn Einsender, seine Vorschläge seinen jetzigen Landsleuten zu unterbreiten, — was diese wohl dazu sagen würden? Dresden, 12. April 1892. Otto Wittgenstein. Inhaber der Firma Klickermann & Co. Es liegt nicht in unserer Absicht, gegen den Kolportagebuch handel, dessen Bedeutung in den Spalten der Papier-Zeitung oft genug gewürdigt ist, einseitig Stellung zu nehmen. Wir hielten es aber für unsere Pflicht, die uns zugegangenen Hinweise aut Schäden dieses Gewerbszweiges zum Abdruck zu bringen. Ebenso bereitwillig geben wir vorstehender Zuschrift Raum, überzeugt, dass Darlegung der verschiedenen Anschauungen dem Unbefangenen am besten ein Urtheil ermöglicht. D. Red. Büchertisch. Export-Hand-Adressbuch von Deutschland. Dritter Jahr gang. 1892. Berlin NW., Export-Hand-Adressbuch-Verlag, W. J. Schmidt & Gelbrecht. Preis 15 Mark. Das Adressbuch zerfällt in drei grosse Abtheilungen. Die erste enthält statistische Mittheilungen über deutsche und österreichische Konsulate, Grösse und Bevölkerungszahl, Gewichte, Maasse, Münzen, Staatsbilanzen, Ausfuhr und Einfuhr der fremden Staaten, ferner allerlei Wissens werthes für Ausfuhrgeschäfte, wie: Angaben über Banken, Industrie papiere, Aktien und Versicherungsgesellschaften, Rechtsanwälte, Buch händler, Zeitungen, Auskunftsbureaux, Schiffsagenten und Spediteure, Agentur- und Kommissionsgeschäfte, sowie Einfuhrfirmen nebst Angabe der Waaren, welche dieselben führen. Diesen Angaben reihen sich viel fach kurze, hübsch geschriebene Aufsätze über Geschäftslage, Export aussichten, Bedürfnisse der Einwohner usw. an. Dieselben enthalten viel Interessantes und scheinen meist auf eigener Anschauung oder sachkundigen Berichten zu beruhen. Für Ausfuhrgeschäfte ergeben sich daraus werthvolle Winke. Der zweite Theil bringt sehr ausführliche Tarife, betreffend die Post-, Eil- und Frachtsendungen für alle Ausfuhrgebiete: sodann als Hauptbestandtheil einen übersichtlich ausgearbeiteten „General-Zolltarif", welcher hinter der Bezeichnung der Waare in tabellarischer Form die Zölle angiebt, welche dieselbe in den einzelnen Ländern zu zahlen hat. Diese Tabelle geht über je zwei einander gegenüberliegende Seiten hinweg und umfasst im Ganzen 234 Seiten. Das Waarenregister geht so weit ins Einzelne, dass man selten die Gruppe, welcher ein Gegen stand angehört, vergebens nachschlagen wird. Umfangreiche Anmer- 'kungen geben Aufschluss über Eigenthümlichkeiten der Zollbehandlung. Der dritte Theil enthält ein anscheinend ziemlich vollständiges Ver- zeichniss der Ausfuhrfirmen Deutschlands, geordnet nach den Waaren-