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944 PAPIER-ZEITUNG. Bei der ungeheuren Weitläufigkeit Chicagos würde ich für mein Theil vorziehen, ein Zimmer im Hotel oder privat zu miethen und die Mahlzeiten einzunehmen, wo es gerade passt. Denn wenn schon die Hotels dutzendweise emporschiessen, so werden die Speiselokale grossweise nachfolgen. In letzterer Be ziehung ist schon gar jede Uebervortheilung undenkbar, so weit der Ausstellungsbesucher mit dem Geschäftsmann identisch ist. Als Sportliebhaber freilich möchte er unangenehme Erfahrungen machen. Indessen lässt sich aus den mir bis jetzt vorliegenden Briefen schliessen, dass es sich für die Fragesteller lediglich darum handelt, aus der Ausstellung und der damit verbundenen Anwesenheit in New York und Chicago den denkbar grössten Nutzen zu ziehen. Alle deutschen Gesang-, Turn- oder Schützenvereine, ebenso die Landsmannschaften treffen jetzt schon Vorbereitungen, ihren Landsleuten unter den Ausstellungsbesuchern nicht nur einen herzlichen Empfang zu bereiten, sondern durch besondere Em pfangs-Ausschüsse ihnen mit Rath und That an die Hand zu gehen. Die mit Recht gerühmte amerikanische Gastfreundschaft wird sich dabei von ihrer schönsten Seite zeigen. Da unter den Fragestellern auch ein Arbeiter sich befindet, der wissen möchte, wie viel ein vierzehntägiger Aufenthalt auf dem amerikanischen Kontinent kosten möchte, so lasse ich liier einen Voranschlag folgen, nach welchem Bessergestellte durch entsprechenden Zuschlag ebenfalls zu einem ziemlich genauen Ergebniss der voraussichtlichen Kosten gelangen können. DoFar Cents New-York-Chicago und zurück 25 — 2 Wochen Boardinghouse: Zimmerbezw.Bettund 3 Mahl ¬ zeiten, in der Woche (Minimal - Preis 4 Dollar) zu 5 Dollar angenommen 10 — Eintrittspreis zum Ausstellungspark ist noch nicht fest gestellt (?) (?) Fahrt nach dem Ausstellungspark oder nach anderen Plätzen, 7 Fahrten auf den Tag, während 10 Tagen = 70 Fahrten zu 5 Cents 3 50 Theater, numerirte Sitze zu 50 Cents, 2 Vorstellungen 1 — Ausflug nach Pullman, Ills., zur Besichtigung der Pullman Schlafwagen - Fabriken und Allen’s Papier ¬ räder - Fabrik. (Eiserne Räder mit Pappe - Füllung. D. Red.) 1 — Ausflug nach den Schlachthäusern 1 00 „ „ Rogers Park, zur Besichtigung der Thomas’schen Papierflaschenfabrik — 50 42 Doll. Erfrischungen, Wein, Lagerbier, Whisky, Obstwein, Soda wasser, Limonade, Cigarren kosten alle gleich viel und zwar entweder 5 oder 10 oder 15 Cents, je nach den Ansprüchen. Da nun anzunehmen ist, dass die Ozeanfahrt im Zwischen deck 38 Dollar für die Hin- und Herfahrt betragen wird, so stellen sich die Gesammtkosten ohne Eintritt und Erfrischungen auf 80 Dollar oder etwa 320 Mark. Diese Rechnung würde sich auch nicht wesentlich ändern, wenn die eine Woche in New York zu gebracht würde. Ein strebsamer Arbeiter, der über die Summe von 400 Mark verfügt, würde sich durch das, was er sehen, hören und lernen könnte, reichlich entschädigt sehen, dagegen kann man nicht genug davor warnen, dass junge Leute in der Hoffnung herüberkommen, irgend eine Anstellung finden und so das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden zu können. Die Zahl der Beschäftigungslosen ist hier bereits so gross, dass der Mayor (Bürgermeister) der Ausstellungsstadt unter dem Drucke der Arbeiterorganisationen sich zu der gewiss nicht angenehmen Pflicht hergeben musste, ein von den Arbeiterführern verfasstes Manifest gegenzuzeichnen, in welchem vor Zuzug nach Chicago gewarnt wird. Es wird sich für mich im Laufe des .Jahres noch öfter Ge legenheit bieten, zahlenmässige Angaben betreffs der Ausstellung zu machen, und da ich von jetzt in einem Jahre meine Mission im Westen erfüllt haben und nach Chicago zurückgekehrt sein werde, so werden die Leser in den der Eröffnung unmittelbar vorangehenden Monaten Februar, März und April, um welche Zeit erst genaue Angaben gemacht werden können, die denkbar zuverlässigsten Nachrichten vom Schauplatz der Ausstellung lesen können. Wie gross aber auch die Dinge im Jackson Park sich gestalten mögen: — das interessanteste und grösste Schaustück wirb doch Chicago selbst sein, und zwar vornehmlich auf dem selben Platz, der vor wenig mehr als zwanzig Jahren ein Schutt- und Trümmerhaufen war. G. Kraft. Schutz der Fabrikgeheimnisse. Hamburg-Eppendorf, 20. April 1892. Unter obiger Ueberschrift brachte Nr. 21 einen Artikel des Herrn C. Riefenstahl in Firma Riefenstahl, Zumpe & Co., Berlin, der den von mir jetzt gebauten Selbsteinleger betrifft. Da ich gerade kein Freund von Zeitungspolemiken bin, und der In halt besagten Artikels mich weiter nicht alterirte, indem ich mich von der mir möglicher Weise zugedachten Beschuldigung, Liniirer zur Spio nage nach obiger Firma gesandt zu haben, vollständig frei wusste, liess ich die Sache unberücksichtigt. Ich hätte mich auch noch nicht einmal zu gegenwärtiger Aeusse- rung veranlasst gefühlt, wenn nicht mehrere meiner Geschäftsfreunde mich dazu aufgefordert und um eine Erwiderung meinerseits ersucht hätten. Im Februar 1888 lieferte ich allerdings nach eingesandter Zeich nung ein Gestell und diverse Zahnräder an die Herren Riefenstahl, Zumpe & Co., und ich hatte damals durchaus keine Absicht, Selbstein leger zu bauen. Herr Kühnel ging dann später, wie er ja selbst in Nr. 24 aussagte, nach Berlin, und zwar jedenfalls aus eigenem Antriebe, wenigstens muss Herr Kühnel selbst eingestehen, dass er dazu von mir in keiner Weise inspirirt worden war. Herr Kühnel baute die Einleger dann zuerst in Halle, und die Aeusserung, dass die Einleger in Hamburg bald nach Abgang des Herrn Kühnel nachgebaut wurden, ist durch Herrn Kühnel’s Erwide rung widerlegt worden. Herr Kühnel trug mir dann den Vertrieb der von ihm gebauten Einleger an, und da ich mich mit dem Bau derselben nicht befassen wollte, willigte ich nach längerem Zögern in der Weise ein, dass ich nur den Vertrieb übernehmen wollte. Nachdem mir auch Aufträge darauf zu Theil geworden waren, zog Herr Kühnel es im entscheidenden Augenblicke jedoch vor, mir nicht zu liefern, trotzdem ich ihm eine Anzahlung eingesandt hatte, die er längere Zeit behielt. Ich sah mich deshalb gezwungen, selbst Einleger zu bauen, denen allerdings diese schräglaufende Bänderbahn zu Grunde lag, die im übrigen aber nach meinen eigenen Anschauungen und Erfahrungen bedeutend von mir verändert und verbessert wurden. Ich habe auch den Herren Riefenstahl, Zumpe & Co. stets bei vor kommender Gelegenheit stellenlose Liniirer nachgewiesen; jedoch lag es mir fern, dieselben zu veranlassen, mir hinsichtlich des Selbsteinlegers Mittheilungen oder gar Zeichnungen von dort einzusenden. Es wird auch kein Liniirer imstande sein, dies zu widerlegen. E. C. 11. Will. Feuchtigkeit im Papierstoff. Herr Griffin in Holyoke stellte von 1884 an Versuche an, in dem er Stoffe bei 100° C trocknete und ermittelte, wie viel Feuch tigkeit der so getrocknete Stoff aus der Luft aufnahm. Er fand, dass 100 Gewichtstheile lufttrockenen Stoffs auf 85 eintrockneten, aber später durch Aufnahme von Wasser aus der Luft wieder auf 90,42 anwuchsen. Hieraus ergab sich, dass 100 Theile absolut trockenen Stoffs durchschnittlich 6,38 Theile Wasser aufnehmen, dass also 6,38 Prozent dem Gewicht des bei 100° C getrockneten Stoffs zugerechnet werden müssen. In feuchteren Jahren fand er jedoch, dass bis zu 7,40 Prozent aufgenommen wurden. Aus dieser letzten Erfahrung geht hervor, dass das Klima von grossem Einfluss auf den Feuchtigkeitsgehalt des Papierstoffs ist, und daraus erklärt sich auch, dass in den Ländern des von vielen Meeren umgebenen Europa’s erheblich mehr Feuchtigkeit aufgenommen wird als auf dem grossen, verhältnissmässig trocke nen nordamerikanischen Festland. Arsenikhaltiges Löschpapier. Die Göteborger Handels- und Schifffahrts-Zeitung richtet an das Publikum eine eindringliche Warnung vor dem Gebrauch von Schreibunterlagen aus arsenikhaltigem Löschpapier, und die kgl. med. Akademie der Wissenschaften zu Stockholm hat die mit diesem Papier durchschossenen Kalender und Bücher verboten. Die Göteborger amtliche Chemische Untersuchungs-Anstalt hat in einzelnen Löschpapiersorten so viel Arsenik gefunden, dass sie die Papiere unter das Giftgesetz vom 10. April 1885 stellte. Auch in Apotheken hat man Löschpapiere untersucht und Arsenik da rin gefunden. Es ist uns unverständlich, wie das Arsenik in das Löschpapier gekommen sein kann, da wir nicht annehmen, dass es mit Schwein furter Grün gefärbt ist. Eine Aufklärung darüber wäre sehr erwünscht. Der Fabrikant, welcher arsenikhaltiges Löschpapier in den Handel bringt, schädigt damit nicht nur seinen eigenen, sondern den Ruf aller Fabriken seines Landes, die Löschpapier herstellen. Schwedische Lösch- und Filtrirpapiere bilden einen Ausfuhr- Artikel, und der Verkauf kann durch ein einziges solches Vor kommniss sehr beeinträchtigt, sogar unmöglich werden.